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Omas Krebs

Natürlich will ich mich nicht darüber amüsieren, aber es nimmt tatsächlich kein Ende mit dem "Nebensichstehen" meines Onkels seit dem Tod meiner Oma (seiner Mutter).

Seitdem meine Oma am 17. August 2005 gestorben ist, ist er nicht mehr der, der er war. Es hat viele unschöne Situationen gegeben: einen Tag, an dem er meine Mutter geschlagen hat. Seit diesem Tag ist er für mich – trotz allen Verständnisses, das ich für ihn aufzubringen versuchte - unten durch. Eine Phase, in der er gerichtlich gegen mich vorgehen wollte , eine andere, in der er mir drohte, mich umzubringen und unzählige Male, in denen er mich anrief und sich immer und immer wieder über meine Familie beklagte, weil wir das Grab seiner Mutter nicht gut genug pflegen. Dass er diesbezüglich einen Spleen hat, lasse ich an dieser Stelle mal außer Acht. Jeder leidet anders, geht auch anders mit dem Thema Tod um, doch das, was er gemacht hat, ist einfach nicht mehr tragbar gewesen, weshalb ich mich bei ihm ausgeklinkt habe.

Vorhin habe ich ein Telefonat mit meiner Mutter geführt und dabei erfahren, dass mein Onkel schon seit zwei Wochen krank geschrieben sei, schwere Medikamente bekommt, weil er kurz davor sei, einfach das Fenster aufzumachen und rauszuspringen. Von Medikamenten halte ich - abgesehen von Schmerzmitteln oder Schlaftabletten, die man in Notzeiten mal zu sich nimmt - nicht so viel. Wichtiger ist für ihn meines Erachtens eine Therapie, was ich aber schon seit langer Zeit so empfinde. Am Montag würde er eine solche beginnen, meinte meine Ma. Ich hoffe, sie behält recht und er ist in der Lage, sich dort zu öffnen, dort über seinen Schmerz, seine Wut und seinen Kummer zu reden, damit er mit seinen 49 Jahren doch noch einen Weg zurück ins Leben findet und selbigem vielleicht auch wieder einen Sinn abgewinnen kann.

Jetzt ist er tot. Luciano Pavarotti. Der Bauchspeicheldrüsenkrebs hat ihn – genauso wie meine Oma – aufgefressen, was für mich, man verzeihe mir das Anmaßende, aufgrund der schrecklichen Erfahrungen, nur eine Frage der Zeit war. Bereits gestern hatten italienische Medien berichtet, die Nieren des 71-Jährigen hätten versagt, er sei nicht mehr bei Bewusstsein. Als ich das las, hatte ich die Bilder meiner Oma, bei der es genauso war, aus der zu diesem Zeitpunkt das Leben aber schon längst gewichen war, vor Augen. Der erfolgreiche Tenor hatte am Ende sicherlich auch keine Ähnlichkeit mehr mit dem, was ihn einst charakterisierte, obwohl die Erinnerung daran, so war es bei meiner geliebten Oma, das im Bett von Medikamenten geprägte und fragile Wesen doch so weich und liebenswert, ja einfach nur ganzheitlich beseelte.

Natürlich ist keine Diagnose, die auf Krebs lautet, erfreulich, doch wenn man bei mir jemals ein Pankreaskarzinom feststellen sollte, wird mein Glaube auf eine mögliche Genesung rasch versiegen, obwohl ich weiß, dass es Menschen gibt, die den grausamen Kampf gewonnen haben und diese Krebsart für Frauen zudem nicht die gefährlichste ist, sondern – laut statistischem Bundesamt - nach wie vor Brustkrebs.

Vorgestern habe ich gelesen, dass der italienische Opernstar Luciano Pavarotti am Dienstag in seiner Geburtsstadt Modena in Norditalien wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus gebracht worden sei. Gestern, dass er bald wieder aus der Klinik kommen soll. Da beides nur Kurzmeldungen waren, erfuhr ich auch nur aus einem Nebensatz, dass Pavarotti im Juli 2006 wegen eines Tumors an der Bauchspeicheldrüse operiert worden war, wobei genau jene Aussage sofort meine Erinnerung an meine geliebte Oma wachrief, deren Tod sich am kommenden Freitag, 17. August, zum zweiten Mal jährt. Ihre Diagnose lautete damals ebenfalls Bauchspeicheldrüsenkrebs. Als jene ihr gestellt wurde - drei Monate und einen Tag vor ihrem Tod - stand sie trotz ihrer 83 Jahre mitten im blühenden Leben. Gut, sie war körperlich nicht mehr ganz so agil, dass sie an Marathonläufen hätte teilnehmen können, aber geistig war sie der sprichwörtliche Turnschuh. Der einzige Anlass, der sie zum Arzt hat gehen lassen, war die Tatsache, dass sie seit einigen Wochen Bauchweh hatte, nicht wirklich dramatisch, aber doch stetig, so dass sie es einmal untersuchen lassen wollte. Die Diagnose war erschütternd. Die Ärzte gaben ihr noch drei, maximal sechs Monate, sagten, dass eine Operation aufgrund des Fortgeschrittenheit und der Größe des Tumors nichts brächte, was wir ihr, die das Leben so liebte, in dieser Dramatik bis zum Schluss nicht sagten.

Seltsam, dass sie mir gerade jetzt beim Schreiben wieder so nah ist, als könnte ich sie greifen. Nein, sie wollte nicht gehen! Sie war so unendlich familienverbunden, mehr als jedes andere Mitglied unserer Sippe.

Dass meine Oma in dieser Kürze der Zeit sterben sollte, konnte ich anfangs überhaupt nicht glauben. Es schien mir so unvorstellbar, dass diese starke Persönlichkeit mit all ihrer Herzlichkeit, die zwar auch an Herzproblemen litt, in der Hinsicht aber medikamentös eingestellt war, von uns weichen sollte – und das auf so rasante Weise. Das erste Einlesen über das Thema Bauchspeicheldrüsenkrebs war bestürzend, vornehmlich auch die Tatsache, wie schnell ich durch die Berichte die Aussagen der Ärzte hinsichtlich der Überlebensdauer bestätigt sah.

Ich will das hier an dieser Stelle auch gar nicht wieder aufwärmen. Die, die es interessiert, können es im Detail auch unter der Rubrik „Omas Krebs“ nachlesen. Nur eins: der Zerfall des Körpers durch den Einfluss dieses Krebses war grausam. Er hat es tatsächlich vermocht, sie von innen aufzufressen und sie - durch den Einfluss der palliativen Medikamente - ihrer Würde zu berauben, was aber keinesfalls damit gleichzusetzen ist, dass wir auch nur eine Sekunde aufgehört hätten, sie zu lieben. Nein! An der Intensität unserer unerschütterlichen Liebe war und ist zu keinem Zeitpunkt auch nur der Bruchteil eines Zweifelns gewesen.

Was den 71-jährigen Star-Tenor betrifft, der sich derzeit schon der fünften Chemotherapie unterziehen soll, wundere ich mich ehrlich gesagt, dass er – bitte nicht falsch verstehen – so lange durchhält. Natürlich soll er, so lange er sein Leben für lebenswürdig erachtet, wie möglich leben, mir selbst erscheint die Diagnose seit der gemachten Erfahrung mit meiner Oma jedoch fast zwangsläufig wie ein Todesurteil auf (sehr kurze) Zeit, obwohl ich auch weiß, dass manche einige Jahre damit leben können und es natürlich auch andere Krebspatienten gab, die diesen brutalen Kampf gewannen - und das sogar ohne Chemo!

Exakt ein Jahr ist es nun her, dass die weltbeste Oma – gezeichnet und kaum mehr wieder zu erkennen vom Krebs – den Boden der Realität verlassen hat, während ihr der feste Platz in meinem Herzen von niemand streitig gemacht werden kann.

"Ich will verbrannt werden, ohne Todesanzeige und an der Seite meiner Mutter beerdigt werden. Das habe ich auch schon beim Bestattungsinstitut geäußert“, sagte gestern Abend mein Onkel zu mir, der seit dem Tod seiner Mutter (meiner Oma) am 17. August nach wie vor noch immer völlig neben sich steht, seitdem auch keinen Lebenswillen mehr aufweist, das Leben hasst, wie er meint.

„Wenn das nicht in Erfüllung geht, bringe ich Dich um“, ergänzte er unter Tränen, die unser ganzes knapp einstündiges Telefonat fortwährend begleiteten.

Das Telefonat war von Sätzen folgender Natur geprägt, die er immer und immer wiederholte:
  • "Ich weiß, meine Mutter holt mich, ich glaube sie ist stark genug, sie will das auch, sie wollte immer, dass die Familie zusammen ist."
  • "sie hat mir schon so viele Zeichen gegeben"
  • „Ich will da hin, wo meine Mutter ist“
  • „Glaub mir, ich bin glücklich, wenn ich zu meiner Mutter kann, erst dann wird es mir wieder gut gehen."
  • „Wenn ich einmal nicht mehr da bin, sei Dir sicher, dass ich glücklich bin, da wo ich bin“
  • „Ich bin krank, ... es wird zwar noch ein wenig dauern, aber dann ist o.k.; sie holt mich, das ist das Schönste, was es gibt.
  • „Ich will es nicht mehr, den ganzen Scheißdreck von Leben, das ist null, nichts, für mich der letzte Scheißdreck“
  • „Ich brauch das Leben nicht, ich will das nicht“
  • „ich könnte genauso gut aufstehen und jetzt aus dem Fenster springen, dann wäre ich genau da, wo ich hin will, aber das gäbe Probleme“ (weiß nicht, was er damit gemeint hat)
  • „Es ist mir alles egal“
  • „Ich will da (zu meiner Mutter) hin“
  • „Mein Wunschtraum ist es zu sterben, das habe ich wirklich, habe ich echt, den lasse ich mir auch nicht nehmen“
  • „Hatte letzten meinen schönsten Traum: jetzt wachst Du nicht mehr auf ... und dann: Scheiße, scheiße, scheiße, ... ne, ... dann muss ich wieder aufwachen“
  • „Das Schönste in meinem Leben ist, bei meiner Mutter zu sein, ... in 5 Minuten, in 4 Minuten, am besten sofort, ... keiner kann mir helfen“
  • „Ich hasse alles!“
Seit dem Tod meiner Oma, seiner Mutter, hat er sich komplett zurückgezogen, isoliert sich von den wenigen Freunden, die er hat, gänzlich. Das einzige, womit er sich überhaupt noch beschäftigt, ist die Grabpflege, die er jedoch nur am Wochenende ausüben kann – das dann aber zwei Stunden täglich, erzählte er mir.

Als ich meinen Opa besuchte – hier schläft mein Onkel am Wochenende – sah ich im Wohnzimmer ein Arsenal an diesen roten Grablichtern, mit denen er ihre Ruhestätte ununterbrochen versorgt. Auch in einem weiteren Zimmer gab es zahllose dieser Kerzen. Für ihn ist das jetzt noch die einzige Verbindung, die er zu seiner Mutter hat.

Ehrlich gesagt wusste ich auch nicht, wie ich mich verhalten soll, zumal ich seit seiner Drohung, gerichtlich gegen mich vorzugehen, keinen Kontakt mehr zu ihm hatte.

Gestern habe ich meine Großeltern besucht. Selbst wenn ich jetzt daran denke, kommen mir wieder die Tränen. Es war das erste Mal seit der Beerdigung. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, zum Friedhof gehen zu müssen, wenn ich meine Oma „sehen“ will. Sie ist einfach unersetzbar. Wer ihre Güte jemals erfuhr, weiß, dass sie mit keinem Wort wiederzugeben ist. Wie ich später erfuhr, wobei ich mir das aber nach Ansicht des Grabes schon dachte, war mein Onkel am Vormittag bereits vor Ort, was daran zu erkennen war, das eine mit Liebe ersonnene, farblich auf den Herbst abgestimmte Komposition aus drei Pflanzen- und zwei Emotionsschalen (ein anderer Begriff fällt mir in diesem Zusammenhang nicht ein), in denen goldene Herzen lagen, die feine schwarze Erde des mit einem Rechen akkurat in Form gebrachte Grab, auf denen auch drei Lichter brannten, schmückte.

Getrennt habe ich meine Großeltern noch niemals besucht. Ehrlich gesagt hatte ich auch Angst davor, in die Wohnung zu gehen, in der alles an meine Oma erinnert. Der Sessel, auf dem sie immer saß, der das Zimmer mit Leben füllte, er war leer und ich wusste, dass sie nicht mehr wiederkommen wird. Sie war nicht einfach bloß unterwegs oder bei den Nachbarn oder vielleicht gerade mal auf der Toilette, nein, ich wusste, dass sie nicht mehr kommen wird. Nicht gestern. Nie mehr. Ich kann das Gefühl einfach nicht beschreiben. Meine Oma ist tot. Meine geliebte Oma ist einfach tot. Irgendjemand hat sie uns einfach genommen. Und mein armer Opa spricht immer noch von „wir“.

Ich habe ins Schlafzimmer gesehen. Alles sah so normal aus, aber die Bett-Seite meiner Oma wird nie mehr von ihr angewärmt werden. Und sie hat mir so oft erzählt, wie froh ist, dass mein Opa noch da ist, weil sie ihre kalten Füße immer an ihm wärmen konnte. Unglaublich, dass mich das so umgehauen hat. Ich konnte mich phasenweise einfach nicht mehr zusammenreißen. Es schmerzte einfach so sehr. Trotzdem habe ich versucht, die Tränen meinen Opa nicht spüren zu lassen, weil ich nicht wollte, dass er durch meine Reaktion zusätzlich runtergezogen wird. Ich will einfach nicht glauben, dass sie nicht mehr da ist. Kann sie denn nicht irgendjemand einfach wiederbringen? Bitte! Kann sie nicht doch einfach bloß unterwegs gewesen sein und mich jemand tröstend in den Arm nehmen, um mir zu sagen, dass das alles bloß ein böser Scherz war?

... wenn ihr die Bilder nicht herausnehmt“, waren die Worte meines Onkels, der mich vorgestern Abend wutentbrannt anrief.

Das, was ich – mit technischer Unterstützung des Pans - meiner Nichte, besser gesagt meinem Patenkind, zu ihrem siebten Geburtstag am 12. September angedacht habe, ihre eigene Homepage, wirft inzwischen ein sehr trübes Licht auf das meines Erachtens doch recht kinderfreundlich umgesetzte Vorhaben.

Worüber er sich brüskiert?

Es sind genau jene Bilder, die ihm so sauer aufstoßen. Warum? Sie entstanden - bis auf das Unterste - auf der Trauerfeier nach der Beerdigung meiner Oma. Ich hätte mir dabei wohl gar nichts gedacht, meinte er. Es sei nicht in Ordnung, diese Bilder der Welt zur Verfügung zu stellen. Er weiß zwar, dass die wenigsten, außer die, die anwesend waren, wissen, wo die Fotos entstanden sind, aber alleine diese Tatsache sei grausam.

Tja, was soll ich sagen? Bin ich pietätslos? Der Umstand des Todes meiner Oma ist nicht mehr zu ändern. Alina ist noch zu jung, um auf der Trauerfeier in aller Stille dazusitzen, weil sie dieses abstrakte Beieinander anders realisiert, so, als sei es einer der üblichen Familienfeiern, bei denen sie sich bisher immer (außer es waren ihre eigenen Freunde eingeladen) an mich gewandt hatte, um mit ihrer, so ihre Mutter, „Lieblingstante“ zu spielen und Blödsinn zu machen.

Wie hätte ich also reagieren sollen, als sie auch dieses Mal auf mich zukam? Ich will mich in keinster Weise für mein Verhalten entschuldigen, sehe auch keinen Anlass dazu, genauso wenig, wie in der Tatsache, dass ich bei der Beerdigung nicht in „schwarz“ kam. Warum auch? Meine Oma kannte mich in Jeans, die ich nahezu immer trage. Ich wollte von meiner Oma ganz gewöhnlich – und nicht gekünstelt – Abschied nehmen. Ebenso gewöhnlich war auch bisher das Bild bei Familienfeiern, bei dem mich Alina, meine Nichte, stets in Beschlag genommen hat. Meine Oma hatte sich darüber auch gefreut, insofern fand ich es auch nicht verwerflich, dass ich bei dieser Trauerfeier mit Alina gespielt habe, was der Ehrerbietung meiner Oma für mich – und nur für mich kann ich sprechen – auch keinen Abbruch tat. Ich liebe meine Oma nach wie vor und das Vermissgefühl hat sich nicht in geringstem Maße geändert.

Mein Onkel, jener, der seit dem Tod meiner Oma sowieso völlig neben sich steht, auch jener, der die Morphiumtabletten geschluckt hat, hingegen fand es abscheulich. Die Grimassen im Allgemeinen und im Besonderen den Umstand, dass diese Bilder auf der Trauerfeier entstanden. Seinen Worten zufolge hätte das meine Oma nie gewollt. Meine Oma hätte es grundsätzlich nie gemocht, wenn Alina Grimassen schneidet. Sie wollte immer bloß, dass Alina lernt und fleißig ist, meinte er. Seltsam, dass ich meine Oma in diesem Punkt ganz anders wahrnahm. Klar wollte meine Oma, dass Alina strebsam und fleißig ist, aber das sicherlich nur als eine Facette ihres Seins. Er ließ nicht mit sich reden, nannte mich gefühl- und herzlos. „Diesmal bist Du weit übers Ziel hinausgeschossen“, sagte er. „Das hätte ich nie von Dir gedacht!“. „Das ist nicht mehr gut zu machen“. Dass er gerichtlich gegen mich vorgehen würde, äußerte er sogar zweimal.

Irgendwie bin ich jetzt total irritiert. Ich dachte wirklich nicht, dass ich etwas Böses gemacht habe, kann es auch jetzt noch nicht so sehen, da ich für meine Oma reinen Herzens bin.Das kann mir auch niemand nehmen! Ich dachte, es sei eine Freude für Alina.
Selbst wenn ich die gleichen Bilder an anderer Stelle, zum Beispiel im Garten, machen würde, um dieses Element in ihrer Seite Aufrecht zu erhalten, fände es mein Onkel nicht in Ordnung, weil er erstens wüsste, dass das meiner Oma nicht gefiele und ich zweitens so dreist sei - trotz der Hintergrundgeschichte, dass die Ursprungsbilder auf der Trauerfeier entstanden sind - das nur deshalb zu tun, um dieses Element „Meine fabelhaften Talente“ nicht auf der Seite zu verlieren.

Nur noch eines zur Erläuterung: Bevor die Seite entstand, hatte ich noch mit meinem Bruder und meiner Schwägerin, den Eltern von Alina, über die Seite gesprochen. Jene fanden die Idee und im Nachhinein auch die Umsetzung sehr gelungen.

Was tun, frage ich mich?

Vorgestern ist mein Opa wieder vom Bodensee zurückgekommen. Wie ich gestern von meiner Mutter erfuhr, ist er dort während des 2-wöchigen Aufenthalts bei meinem Onkel bewusstlos zusammengebrochen, kam dann vor Ort ins Krankenhaus, sei aber jetzt – den Umständen entsprechend – wieder wohl auf.
Während der Abwesenheit meines Großvaters hat mein anderer Onkel die Wohnung seiner Eltern wieder picobello auf Vordermann gebracht. Was bleibt ist aber doch die Lücke, die durch den Tod meiner Oma entstand. Diese ist einfach nicht zu füllen!

Der Onkel, bei und mit dem mein Opa die vergangenen beiden Wochen verbracht hat, wird heute wieder zurück zum Bodensee fahren. Es wird seit vielen Wochen das erste Mal sein, wo mein Opa ganz alleine ist, und das in der Wohnung, in der er Jahrzehnte mit meiner Oma verbracht hat. Klar haben wir, die Familie, uns einen kleinen „Schlachtplan“ ausgedacht, um meinen Opa weiterhin ins Familienleben zu integrieren, wobei er dennoch nicht umhin kommen wird, Zeit mit sich alleine – und das im Bewusstsein, nun Witwer zu sein, wobei ich nicht zu sagen vermag, inwieweit er sich mit dieser Rolle anfreunden kann - verbringen zu müssen. Auch wenn meine beiden Großeltern von ihrer Emotionalität unterschiedlicher nicht hätten sein können, sie waren eine Einheit. Ich hatte mir schon vor langer Zeit einmal Gedanken darüber gemacht und kam zu der Einsicht, dass wenn es einmal soweit sein sollte, dass einer der beiden stirbt, der andere sicherlich auch nicht mehr lange leben wird, was nicht heißen soll, dass ich es mir so wünschen würde, aber sie waren einfach ein Verbund an Mensch, auch wenn das nach Außen hin nicht erkennbar war. Mein Onkel sagte in dieser Beziehung völlig nüchtern, dass er meinen Opa maximal ein Jahr geben würde. Als meine Oma aufgebahrt war, sagte mein Großvater zu ihr: „Tschüss, ... ich komme auch bald nach“

Ich hatte mich früher immer gefragt, wie sich todesbedingte Trauer wohl für mich anfühlen mag, weiß inzwischen, dass sie in Schüben kommt, es Phasen gibt, in denen man einfach weiterlebt, bis einen plötzlich eine Kleinigkeit an den geliebten Menschen erinnert und jene das Gefühl auslöst, mit der Person in Kontakt treten zu wollen, weil einem bewusst wird, dass man sie vermisst, man aber just in diesem Augenblick vom Gehirn das Signal gesendet bekommt, dass diese Person nicht mehr existiert, weshalb man sich zwangsweise damit zu arrangieren hat, auch wenn das Herz es verzweifelt zu negieren versucht.

Vier Mal ist mein Großvater in den kürzlich zurückliegenden Jahren bewusstlos geworden. Einmal in der Wohnung meiner Großeltern, wobei meine Oma ihn mit einem nassen, kühlenden Handtuch und „kleinen Ohrfeigen“ wieder wach bekommen hat. Einmal im Fahrstuhl, wo ihn die Mitbewohner des Hauses fanden und in Folge den Notarzt riefen, aber auch einmal in der Stadt, als er gerade in den Omnibus des örtlichen Nahverkehrs, der ihn nach Hause hätte bringen sollen, einsteigen wollte, was zum Glück auch wieder öffentlich - und somit lebensrettend – war. Und jetzt bei meinem Onkel wieder ...

Was aber, wenn es das nächste Mal wieder zuhause passiert? Jetzt ist da niemand mehr! „Schlachtplan“ hin oder her, in Gänze können wir die Versorgung nicht abdecken.

Im stillen und herzlichen Gedenken an meine geliebte OmaGerade mal neun Tage ist es jetzt her, dass meine geliebte Oma verstorben ist. Heute hätte sie Geburtstag, würde, wenn sie der Krebs innerhalb von drei Monaten nicht auf die furchtbarste Art von innen zerfressen hätte, den 84. Jahrestag ihrer Geburt zelebrieren. Das heißt eigentlich wir, die Familie, würden ihn mit ihr feiern, weil sie der zentrale Mittelpunkt all unseres familiären Daseins war.

Im stillen und herzlichen Gedenken an meine geliebte OmaIn meinen Gedanken habe ich ihr schon heute Nacht gratuliert, gehofft, dass sie es irgendwie mitbekommt, spürt, dass sie nach wie vor ungemindert – mit all meiner Liebe – in meinem Herzen weilt, und dort auf Lebzeit einen festen Platz inne hat. Immer dann, so wie jetzt, wenn ich die Gedanken ganz gezielt an sie richte, wird mir bewusst, dass ich sie nie mehr umarmen, nie mehr streicheln, ihr nie wieder etwas erzählen kann, was ich derzeit doch recht häufig verdränge, weil ich dieses Gefühl nicht fühlen möchte. Ich kann mir nach wie vor nicht vorstellen, dass sie nicht mehr da ist. Irgendwie lebe ich derzeit mit dem Empfinden, dass sie einfach nur auf Reisen ist, was mich die Tatsache ihres Todes, den ich fortwährend mit dieser eingebildeten Sinnestäuschung verdränge, recht gut ertragen lässt, wenngleich ich mich jetzt beim Schreiben dieser Zeilen der Realität weinend stellen muss.

Im stillen und herzlichen Gedenken an meine geliebte OmaDas Verhalten meines einen Onkels, der mit ihrem Ableben wohl am wenigsten zurechtkommt, wird immer absonderlicher. Gestern habe ich deswegen schon mit der telefonischen Notseelsorge gesprochen.
Er verweilt nach wie vor ganz alleine in der Wohnung meiner Großeltern. Vorgestern erzählte er mir, dass er morgen für meinen Opa und meine Oma frische Bohnen kochen würde. Gestern rief er meine Mutter an und fragte sie, warum sie meine Oma nicht anrufen würde, denn sie, meine Oma, würde auf einen Anruf von ihr warten. Später fragte er sie, ob sie nicht mit meiner Oma sprechen wolle, was meine Mutter dann bejahte. Er bat um einen Augenblick, so als würde er sie holen wollen, dann kam er wieder uns sagte, dass sie, meine Oma, gerade schlafen würde und dass meine Mutter später noch einmal anrufen solle.

In diesem Belang ängstigt mich der heutige Tag, weil ich nicht weiß, wie er, mein Onkel, auf den Geburtstag seiner Mutter reagieren wird. Ich werde ihn nachher mal anrufen, um zu erspüren, wie sein heutiges Befinden ist. Wenn es mir bedrohlich erscheint, werde ich seine Hausärztin, die ich gestern nicht mehr erreichte, anrufen. Das hat mir zumindest die Dame von der Notseelsorge empfohlen. Die Hausärztin wird sicherlich Verständnis haben, schließlich hat sie meine Oma auch bis in den Tod begleitet.

Und für meine Oma, wo auch immer sie derzeit sein mag, wünsche ich mir einfach nur, dass sie sich dort, wo sie gerade ist, geborgen fühlen und unsere weltliche Liebe trotz aller Ferne spüren möge.

Eben hat mich meine Mutter im Büro angerufen. Sie klang beängstigend. Müde. Schlapp. Aber auch so, dass ich sofort wusste, dass etwas vorgefallen sein muss.

"Eigentlich dachte ich, dass unser Sorgenkind der Opa sei", fing sie an. Ich bekam Angst. Was war passiert?

Von meinem Opa wusste ich, dass er gestern mit meinem Onkel zum Bodensee - er wohnt da - fuhr, um in den zwei Wochen, die er dort zu verweilen gedenkt, Abstand von dem furchtbaren Ereignis des vergangenen Mittwochs zu finden.

Ich wusste auch, dass mein anderer Onkel derzeit krank geschrieben ist, er gestern in die Wohnung meiner Großeltern zu fahren gedachte, um das Chaos, das dort vornehmlich durch den Aufenthalt seines Bruders, der mit Hund angereist war, zu säubern.

"Was ist passiert?", fragte ich voller Sorge?

"Alex hat mich gestern mehrfach angerufen und bitterlich geweint. Alles in der Wohnung rieche und erinnere noch an Mama (meine Oma)", habe er gesagt, erläuterte mir meine Mutter.

"Ja, ...?", äußerte ich um Details bittend.

"Ich wollte mich nachts um 2.30 Uhr gerade schlafen legen, da rief er wieder an, klang ganz schwach, leise", erzählte sie weiter.

"Und?", forderte ich weiter.

Er wollte sich vom Balkon (4. Etage) stürzen, hatte bereits drei Morphiumtabletten von Oma intus, sagte, dass er noch mehr schlucken wolle. "Ich zog all meine Register, die mir in Punkto Trost einfielen", ergänzte meine Mutter mir erklärend.

Puhhh ... ??!! Jetzt schluckte ich, allerdings nur den aufgestauten Kloß im Hals.

Meine Mutter rief dann in der Nacht noch meinen anderen Onkel an, der meinte, dass sie und mein Vater gleich rüber (Fußmarsch ca. 6 bis 7 Minuten) zu Alex soll, was sie dann auch taten. Sie rief auch im Krankenhaus an, um nachzufragen, ob diese Dosis bereits gefährlich sei, erreichte dort aber keinen, weshalb sie sich in zweiter Instanz, allerdings anonym, für die Polizei entschied, um dort weitere Infos zu erhalten.

"Ich bin heute Nacht ein ziemlich hohes Risiko eingegangen, in dem ich mich dafür entschied, keine medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, auch weil ich nicht möchte, dass sich das in der Nachbarschaft herumspricht.", fügte meine Mutter, die die Tablettenberge meiner Oma heute Morgen vorsorglich mit nach Hause genommen hatte, erschöpft, aber auch erleichtert hinzu, weil Alex, ihr Bruder, der in dieser Nacht mehrfach nach seiner Mutter bettelte, überstanden hatte.

Doch wie geht es weiter?

 

twoday.net AGB

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