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einsam & verlassen

Alles nur Fassade, Glitzerwelt der schönen Worte ohne Inhalt oder Bedeutung, deren Teil ich aber doch mit gestalte und selbst bin: Facebook. Nachdem ich so gut wie keinen Kontakt zu realen Außenwelt wahre, spiele ich mir dort selbst zumindest ein Stück soziale Integrität vor, so als wäre ich einer von ihnen, während tief in mir drinnen eine schmerzliche Leere bleibt und die Sehnsucht, vorbehaltlos ohne Wenn und Aber angenommen zu werden. Ja, man muss sich zeigen, um gesehen zu werden, aber ich mag nicht der Pfau mit den bunten Federn sein, der zwanghaft um Aufmerksamkeit bemüht ist.

Wenn es ihn nur gäbe, diesen Menschen, dem ich alles sagen könnte, ohne dass es ihn selbst betroffen macht, er sich angegriffen oder involviert fühlt; diesen Menschen, der interessiert zuhört und nachfragt, der teilhaben möchte an meinem Leben als solches und an mir als Mensch. Leider verhakt sich ab einem gewissen Punkt aber scheinbar immer alles und das Thema Vertrauen wird mit den Jahren der Erfahrung eher wesentlich schwieriger als leichter ...

Irgendwie ist alles weggebrochen: Zuversicht, Freunde, Rückhalt. Ich lebe isolierter denn je und habe vermutlich auch genau deshalb gar kein Vertrauen mehr in irgendwas. Warum auch? Ich schleppe mich durch mein Leben, das keines ist, versuche zudem einmal mehr, mir nach Außen hin nichts anmerken zu lassen, um doch nur wie ein kaum wahrnehmbarer Schatten meinen Alltag zu durchstreifen. Bedingt durch die Tatsache, dass ich nicht weiß, wie ich mich anderen gegenüber verhalten soll, beziehungsweise wegen meiner Unkenntnis, was angemessen und der Norm entsprechend ist, fürchte und meide ich andere. Wenn der Pan nicht wäre, könnte ich vermutlich verrotten, ohne dass es jemanden überhaupt auffiele. Tja, und wenn Leichen nicht zu stinken begännen, würde wohl ausnahmslos die Zeit und damit mein Zerfall Notiz an mir nehmen. Die Welt da draußen braucht mich nicht. Das habe ich jetzt verstanden. Eigentlich auch verständlich, weil ich nichts zu geben habe. Unterm Strich bin ich eine (vermutlich) bald ihren Arbeitsplatz verlierende und auf Fingerschnipp leicht zu ersetzende sowie auf der Woge des Versagens schwimmende Lachnummer mit unechten Kindern, über die sich andere amüsieren.

Manchmal bringen mich meine Gedanken auf einen Horrortrip, von dem ich nicht weiß, was an ihnen wahr und was ersonnen ist, zumal sich die Grundgegebenheiten - jüngste wie generelle Erfahrungen, aus denen ich dann Mutmaßungen ableite - für diesen mentalen Ausflug ausnahmslos aus meinem realen Leben nähren. Ich habe keine Ahnung, ob es eher selbst zerstörend oder auf lange Sicht doch eher schützend ist, wenn sich in meiner Phantasie diese Szenarien abspielen. Verhängnisvoll daran ist die Tatsache, dass ich diese Gedanken in mir trage und auch meine Stimmung davon beeinflussen lasse, sie, die Gedanken, aber nicht verifizieren kann, weil ich mit diesem Geistesgut niemandem vor den Kopf stoßen möchte. Hypothetisch ist alles möglich, was ich da an Puzzleteilen zusammensetze.

Wenn es sich aber tatsächlich so bewahrheiten würde, obwohl ich in den seltensten Fällen einen Beweis antreten könnte, sondern immer nur dem Wort Glauben schenken müsste, hätte ich allen Grund, dem Leben Adieu zu sagen, weil mir meine Umwelt dann weder Respekt noch Achtung entgegenbrächte und Vertrauen ein Wort längst vergessener Tage wäre, an das sich die Menschen nur noch wehmütig erinnern könnten. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich wieder einmal irgendwo in der Mitte zwischen‚ die Menschen sind längst nicht so vertrauensunwürdig wie ich mir das ausmale und gleichermaßen nicht so ehrenvoll wie sie selbst zu glauben scheinen.

Das nicht Orten können der Mitte macht das Leben jedoch nicht leichter, weil der Raum für Spekulationen offen bleibt und damit Ängste schürt, dass vielleicht gerade das, was mir als schmerzlichste potentielle Idee in den Sinn kam, sich doch bewahrheiten könnte.

Was für eine schreckliche Woche! Ich kann mich nicht entsinnen, vielleicht bin ich aber auch einfach schon zu senil, dass mich eine komplette Woche derart Nerven gekostet hat, mich derart in die Knie gezwungen, mich soviel Blut und Tränen gekostet hat. Waaaaaahnsinn! Es war zum Davonlaufen, zum aus der Haut fahren, zum sich entmutigt auf den Boden schmeißen, zum laut schreien und stillen Sterben. Nach außen hin mimte ich weitestgehend die Coole, durfte mir gestern auch noch offiziell anhören „wie gut ich das wegstecke“, während ich aber innerlich Sturzbäche an Tränen schluckte, die das Fassungsvermögen von Weltmeeren hatten. Unglaublich!

Ich war so voller Wut, Kummer und Verzweiflung dass ich glaubte, den Verstand zu verlieren. Und die Hiobsbotschaften wollten einfach nicht abreißen, so als hätten sich gestern alle mit ihren Ereignissen zum Tag der Katastrophen zum großen Showdon verabredet.
Irgendwann glaubte ich vor lauter Entsetzen meinen Körper nicht mehr spüren zu können, während ich andererseits aber doch eines wahrnahm: innerlichen Druck, der stieg und stieg und stieg, unkontrollierbar!

Ich bemitleidete mich selbst, ersehnte einen Freund, weil ich mich so unsagbar alleine gelassen fühlte. Vielleicht hätte er Rat gewusst? Zwischendurch schwappte trotz aller Beherrschung doch immer wieder die eine oder andere Träne aus den Fluten meines Elends und benetzte die glühenden Wangen, was so lange gut ging, bis das Ventil dem Druck, der sich wesentlich rascher aufbaute, als es die tröpfelnden Zähren hätten minimieren können, nicht mehr standhielt.

Schließlich verschaffte ich mir auf meine ganz eigene Art Erleichterung, wobei das auch nur ein klitzekleiner Moment der Befreiung ist, der sich so anfühlt, als ob man aus einem nahezu überlaufenden Fass ein paar Teelöffel Flüssigkeit entnimmt. Für den Bruchteil einer minimalen Ewigkeit hat man dann aber wieder Ruhe.

Heute Nacht habe ich – einmal mehr – jedoch unfreiwillig (!) einen Abschiedsbrief geschrieben, weil ich mir absolut unsicher war, ob ich den nächsten Morgen noch erlebe. Unter diesen Umständen Schlaf finden zu wollen, ist sehr schwierig. Mit meinen „vier Kindern“ (Bild gibt's hier) im Arm weinte ich mich in den vermuteten allerletzten Schlaf meines Lebens.

Die Umstände, die mich glauben lassen, dass es einen realen Anlass gibt, an einem überraschenden Tod nichts Überraschendes zu finden, möchte ich hier nicht näher erläutern, sie sind aber faktisch vorhanden. Im Jahr 2003 hat eine Ärztin mal etwas zu mir gesagt, was mich damals tief erschüttert und sich zudem in meinem Gedächtnis eingebrannt hat, wenngleich sie nicht explizit sagte, dass ich daran sterben würde, aber dass ich später deswegen einmal anderweitig Probleme bekäme, von denen ich glaube, dass sie jetzt möglicherweise eingetreten sind und das insofern der Beginn eines schleichenden Todes wird.

Schon damals, als ich noch klein, das heißt jung, war und noch bei meinen Eltern lebte, mir mit meiner jüngeren Schwester ein Zimmer teilte, fragte ich mich nachts - froh darum, dass sie da war -, wie das denn später einmal sein würde, wenn ich erwachsen bin und ich alleine wohnen würde. Ich fragte mich ferner, ob alleine die Tatsache, erwachsen und damit gereift zu sein, die Angst nehmen würde, was ich aus heutiger Sicht definitiv verneinen kann.

Heute scheint mir die Angst sogar noch größer, weil ich vom Alter her auch sehr viel näher am Tod stehe wie einst als Kind.

Wie man sich einerseits den Tod wünschen und andererseits doch Angst vor ihm hat?

Für mich macht es einen SEHR GROßEN Unterschied, wenn ich mich selbst dazu entschließe und den Zeitpunkt dafür wähle, insofern also entschlossen bin und die Angst vor dem Tod durch die Einsicht, dass er für alle Beteiligten die Beste aller Lösungen ist oder ob sich dieser heimtückische Kerl nachts an mein Bett schleicht und von meinem Leben Besitz ergreift, und mich dabei einsam sterben lässt.

Zwischen Wunsch und Realität kreiert sich die Welt (und auch mein Leben?) doch völlig anders als ich dachte. Eine Aussage, die in sich nicht weiter verwunderlich, eher logisch klingt. Das Ungewöhnliche und Tragische liegt wohl vielmehr darin, dass ich mir mein Leben samt Daseinsberechtigung von Außen zuführe und dadurch in großer Abhängigkeit zu diesem Außen stehe, zumal ich durch eine schier unstillbare Sehnsucht - wie Nummer Fünf in „Nummer 5 lebt - stets mehr Input brauche, zwingend darauf angewiesen bin.

In jüngster Zeit hat sich das diesbezügliche Bedürfnis erhöht, die Zuführung des Inputs jedoch nicht, wodurch ein kaum zu ertragendes Ungleichgewicht entstand. Manchmal fühle ich mich wie ein in der Wüste Verdurstender, der sich – den Tod vor Augen und seiner misslichen Lage bewusst – ein letztes Mal aufbäumt, um Kräfte zu mobilisieren, die sein Überleben sichern sollen. Aber wie oft kann so etwas gut gehen, vor allen Dingen auch vor dem Hintergrund der psychischen Demotivierung, wenn dieses kraftzehrende Aufbäumen nicht von Erfolg gekrönt war?

Wo fängt eine Lüge an, wo hört sie auf?

Wo fängt Vertrauen an, wo hört es auf?

Ist das Verheimlichen einer Tatsache (zum vermeintlichen Schutz), die jemand anders kränkt, nicht auch schon gelogen?

Gibt es legitimes Lügen? Ein Lügen, das rechtfertigt, einfach so zu agieren, als sei nichts gewesen? Ist das die Welt, in der wir leben? Weshalb sollte sich man dann noch jemand anvertrauen, wenn die Gefahr des Missbrauchs dieses Vertrauens so unendlich hoch ist?

Wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich immer die schmerzlichere Variante der Wahrheit wählen, denn kein Schmerz kann so groß sein, wie der einer aufgedeckten Lüge, die zudem Vertrauen zerstört.

Andererseits darf ich mich gar nicht beschweren, weil ich selbst nicht anders verfahre und mich nicht getraue, anderen mit der Wahrheit, so diese denn kummervoll ist, Leid zuzufügen. Ich selbst nehme mir die Freiheit der Feigheit zur Lüge heraus, ohne sie anderen gewähren zu wollen, was in keinster Weise fair ist.

Manchmal denke ich, dass ich den Kontakt zu anderen Menschen einfach abbrechen sollte, um erst gar nicht in solche Bredouillen zu gelangen oder die Kontakte auf einer solch oberflächlichen Ebene belassen sollte, dass weder ich anderen noch andere mir Schmerz zufügen könnten. Andererseits zeigen Forschungen zum Glück, dass es nur ein Merkmal gibt, was direkt damit in Verbindung gebracht werden kann: die Qualität privater Beziehungen. Das sagte - zum Auftakt der Erfurter Psychotherapiewoche (13. bis 17. September) - zumindest der Leipziger Mediziner Michael Geyer.

Aber woran lässt sich die Qualität bemessen, wenn Lügen nicht ausgeschlossen und mangelndes Vertrauen vorherrschend sind? Der Mensch ist ein soziales Wesen, braucht Kontakt. Aber wozu Kontakt, wenn dieser, sollte er die Grenze der Oberflächlichkeit verlassen haben, soweit geht, dass Unaufrichtigkeit – zum angeblichen Schutz – plötzlich eine Notwendigkeit erhält?

Schade, dass man zum Verstehen immer kommunizieren muss. Ich wünschte, jemand könnte ohne Umschweife direkt in mein Herz sehen und die sich darin befindende Sehnsucht nicht nur erkennen, sondern sogar stillen wollen, ohne dass darüber Worte gewechselt werden müssen. Ich würde mich wiederholen, wenn ich schreibe, dass ich mich einsam fühle. Mit dem Alleinsein habe ich keine Probleme, mit der schier unstillbaren Einsamkeit in mir jedoch schon. Ich würde mir gerne selbst helfen, schließlich bin ich nur sehr ungerne auf andere angewiesen, weil dann in mir auch Schuldgefühle aufkeimen, aber weiß nicht wie.

Anders als die andern und nicht von dieser Welt - so fühle ich mich.Ich dachte, ich hätte mich gefühlsmäßig besser im Griff. Habe ich aber nicht. Ich kann es mit dem Verstand auch nicht kontrollieren, zumindest nicht langfristig. Irgendwann brechen die Emotionen und Ängste durch, die alle selbst zugesprochenen und tröstenden Sachlichkeiten niederwalzen und nur noch tiefe Verzweiflung zurücklässt, die für niemanden auf dieser Welt verstehbar ist, weil das, was passiert ist, für andere gewöhnlicher nicht sein könnte, weswegen ich das Thema hier auch nicht ausführen kann, denn ich würde mich damit lächerlich machen, meinen minimalen Rest an Daseinsberechtigung, den ich mir selbst sowieso nicht zugestehe, völlig verlieren.

Gefühlsmäßig fühle ich mich diesbezüglich wie ein Alien, nicht zugehörig zu der Spezies namens Mensch, gleichwohl man mich optisch so ausgestattet hat. Welch trügerischer Schein! Habe ich mich je so einsam gefühlt? Ich kann nicht bei Sinnen sein.

Ich bin Gefangener meiner Gefühle, die mich, geritten von meinen Gedanken, gestern Nacht so fertig gemacht haben, dass ich nicht mehr klar denken konnte, letztendlich Schlaftabletten einwarf, nur um endlich schlafen zu können und nichts mehr fühlen zu müssen, wobei das Fatale an dieser Situation das Aufwachen ist, denn mit ihm kommt der Schmerz wie eine geballte Faust, die den geübten Boxer in einem Moment der Konzentrationslosigkeit überraschend trifft, zurück. Ich weiß nicht, wie ich wach und bei Sinnen diesen Tag überstehen soll. Die nächste Nacht und damit das schlafende Vergessen sind noch so fern. Ich weiß auch nicht, was ich einwerfen könnte, um den Schmerz zu verdrängen. Außer Kopfschmerz- und Schlaftabletten nehme ich nie welche zu mir. Drogen? Nein! Davor habe ich Angst. Ich habe auch noch nie welche genommen, obwohl ich mir schon einmal gewünscht habe, das unter ärztlicher Aufsicht zu tun, nur um zu wissen, wie ich auf selbige reagiere. Im Moment möchte ich einfach nur meine Ruhe, niemanden sehen, sprechen, lesen oder hören, doch es gilt zu funktionieren, zumindest so lange, bis die Nacht wieder ihren Weg zu uns gefunden hat. Hoffentlich ist sie heute in Sportschuhen unterwegs.

Seit Tagen, nein, seit Wochen, quält mich nur diese eine Frage, die in meinem Kopf immer und immer lauter wird, die auch immer mehr Raum in meinen Gedanken einnimmt, fast alles andere zurückdrängt, was wohl auch damit zusammenhängt, dass die verbleibende Zeit sich immer mehr reduziert: was kann ich noch aus meinem Leben machen? Welche Optionen stehen mir grundsätzlich noch zur Verfügung und welche dieser erachte ich als erstrebenswert? Für was bin ich zu alt, für was zu ängstlich, für was gänzlich ungeeignet?

Einen neuen Beruf erlernen?

Heiraten und Kinder bekommen?

Auswandern?

Aufgeben?

Wieso fühlt sich mein ungelebtes Leben bereits so ausgelebt, so inhaltsleer, so unfüllbar an? Und auf was warte ich eigentlich? Was soll denn passieren, dass ich endlich glaube, dass mein Leben tatsächlich schon begonnen hat, die Countdown-Phase schon seit Jahre abgelaufen ist?

Wie spüre ich - von den organischen Grundfunktionen einmal abgesehen – Leben?

 

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