Der gestrige Abend war – schon aufgrund der reduzierten Personenzahl - so trübselig, wie ich es im Vorfeld bereits befürchtet hatte. Als der Pan und ich kamen, war meine Schwester gerade im Aufbruch. Bedingt durch den Umstand, dass ihr knapp 2-jähriger Sohn krank ist, wie leider schon sehr oft in all der zurückliegenden Zeit seines jungen Daseins, kam sie ohne meinen Schwager und – natürlich – ohne Fabio, ihren Sohn.
Wie ich später erfuhr, ist sie seinetwegen in größter Sorge, weil er trotz Medikamente noch nie so leblos im Bett gelegen habe. Selbst zu den Zeiten, als er mit einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus lag, wäre er agiler gewesen. Meine Mutter erzählte auch, dass sie deswegen geweint habe. Verständlich, wenn man die Hintergründ bedenkt:
Ein Kind war ihr großes Ziel. Sie hatte es mit meinem Schwager über mehrere Jahre zu realisieren versucht, was auf natürlichem Wege aber nicht möglich war. Selbst mit medizinischen Mitteln zog sich das Unterfangen sehr lange hin. Als sie dann endlich schwanger wurde, in diesem Zustand auf einer Wolke des Glücks schwebte, verlor sie das Kind. Und diese Tragödie ereignete sich gleich zweimal!
Die Schwangerschaft mit Fabio gestaltete sich auch nicht einfach und erforderte zudem ein mehrwöchiges Liegen im Krankenhaus, was sie aber gerne in Kauf nahm, schließlich war ihr Wunsch nach einem Kind so groß, dass keine Hürde unüberwindbar schien. Bedauerlicherweise haben ihre Sorgen seit seiner Geburt aber kein Ende, da er von Beginn an immer wieder kränkelte, was auch dazu geführt hat, dass sie sich seitdem ein wenig von der Familie zurückgezogen hat, um all ihre Kraft in das Wachsen und Gedeihen ihrer jungen Familie zu stecken, was schon meine Oma bedauerlich fand, da sie gerne mehr an dem Aufwachsen des Kleinen partizipiert hätte, ...
Wie bereits gesagt, meine Schwester war gerade am Gehen. Ich konnte ihr gerade noch zum Geburtstag gratulieren und ihr das Geschenk für Fabio geben.
Mein Opa, der sich für den Abend nun doch angekündigt hatte, war auch nicht mehr da – und es war gerade erst mal 17.30 Uhr! Auch zu diesem Umstand erfuhr ich die Details erst aus Erzählungen der Anwesenden. Mein Onkel, der, der seit dem Tod meiner Oma, seiner Mutter, nicht mehr er selbst ist, sei mit meinem Opa (seinem Vater) da gewesen, hätte aber schnell, noch vor dem Essen, die Lust am Bleiben verloren, weshalb er gesagt habe, dass die beiden nun gehen würden, worauf mein Opa gesagt habe, dass er gerne noch ein bisschen bleiben wolle, was man ihm, der sonst - des lieben Frieden willens - einfach alles mit sich machen lässt, schon hoch anrechnen muss. Er käme dann aber bald nach.
Also zog mein Onkel alleine ab.
Nach 45 Minuten klingelte es an der Tür meiner Eltern. Wenn ich den Worten meines Vaters glauben darf, hatte mein Onkel Schaum vor Mund, als er wutentbrannt in die Wohnung stürzte und zu schreien begann, dass das eine Unverschämtheit sei, was meinem Opa denn einfiele, ihn so lange im Auto warten zu lassen, er solle jetzt gefälligst aufstehen und mitkommen, wobei ich an dieser Stelle erwähnen muss, dass mein Onkel einen eigenen Haustürschlüssel für die Wohnung seines Vaters hat, den er diesmal aber wohl dort liegengelassen hat, was natürlich keiner ahnen konnte. Also zog mein Opa mit ihm, noch bevor gegessen wurde und bevor wir, der Pan und ich, ihn überhaupt zu Gesicht bekamen. Ich war schockiert! Wenn mein Onkel keine Lust auf Gesellschaft hat, hat er natürlich das Recht aufzustehen und zu gehen, aber das gibt ihm doch noch lange nicht das Recht, so meinen Opa zu tyrannisieren.
Klar fuhren der Pan und ich später auch noch mal zu meinem Opa, wo sich auch mein Onkel befand, schließlich wollten wir ihm auch ein Frohes Fest wünschen, auch wenn es das erste Weihnachten ohne seine Frau, meine geliebte Oma, ist. Mein Onkel lag apathisch auf dem Sofa, blickte kaum auf und sprach nichts. Er wirkte, als stünde er unter Drogen. Wir gesellten uns mit meinem Opa in die Küche, der sich, so glaube ich, doch ein bisschen darüber freute (sehr ausdrucksfähig ist er in dieser Hinsicht nicht, aber der Pan meinte es so wahrgenommen zu haben), dass wir ihn aufsuchten. Nach einer nicht allzu lange verbleibenden Weile und dem Versprechen, ihn nächstes Wochenende erneut aufzusuchen, gingen wir wieder zurück zu meinen Eltern, bei denen mittlerweile auch mein Patenkind Alina, die 7-jährige Tochter meines Bruders, mit meiner Schwägerin aufgetaucht ist (im Vorfeld war nur mein Bruder zugegen, da Birgit, seine Frau, natürlich auch mal ihre Eltern, die nur vier Reihenhäuser weiter als meine Eltern wohnen, besuchen wollte).
Alina nahm mich – wie üblich – gänzlich in Beschlag, insofern war dieses Erleben am Weihnachtsabend vertraut, doch es gab kaum Konversationsgemurmel, niemand, der ein Gedicht vorlas und auch keine Weihnachtsmusik, die mein Opa sonst immer aus dem Küchenradio hörte. Das Haus war bisher immer voll, ständig klapperten irgendwelche Türen oder irgendeiner war immer unterwegs und man vernahm Schritte, ein Lachen oder auch sonst etwas, was auf Geselligkeit hindeutete. Mein Vater verkroch sich in den Keller, wo er seinem italienischem Fernsehen frönte. Während ich mich mit Alina in der Küche befand, stritten Birgit und mein Bruder sich in Anwesenheit meiner Mutter und des Pans im gemäßigten Ton darüber, ob mein Bruder sich nun ein Laptop oder Birgit ein neues Schlafzimmer kaufen dürfe, wobei beide kein Verständnis füreinander aufbrachten und meine Mutter und der Pan zu schlichten versuchten. Von friedvoller Stimmung also keine Spur.
Irgendwann verlegte ich dann Alinas und meine Spielstätte ins Wohnzimmer, wo wir gemeinsam Ballett zu tanzen versuchten, was dann zumindest für ein wenig Erheiterung sorgte, wie auch die „Kaugummikau-Führerscheinprüfung“, die ich mit Alina praktizierte.
Festliche Stimmung kam bedrückender Weise nur auf dem Friedhof auf, wo der Pan und ich im Vorfeld – es war bereits dunkel – meine Oma besuchten. Der ganze Friedhof schien ein einziges Lichtermeer zu sein. Teilweise hatten die Hinterbliebenen sogar kleine Weihnachtsbäumchen auf die Gräber mit Lämpchen und Weihnachtskugeln gestellt. Das Grab meiner Oma hatte mein Onkel, dessen einziger Lebensinhalt (und das sage ich nicht vorwurfsvoll, sondern besorgt) nun nur noch in der Grabpflege seiner Mutter zu bestehen scheint, mit Tannenzweigen ausgelegt, auf denen er mehrere Herzen, die die Liebe zu ihr bekunden sollen, platziert. Der Anblick rührte mich zu Tränen, so wie jetzt, wenn meine Gedanken wieder daran zurückgleiten.
Ja, das erste Weihnachten ohne meine Oma, es war schmerzlich, anders, einsamer, einfach herzfröstelnd.
Wie ich später erfuhr, ist sie seinetwegen in größter Sorge, weil er trotz Medikamente noch nie so leblos im Bett gelegen habe. Selbst zu den Zeiten, als er mit einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus lag, wäre er agiler gewesen. Meine Mutter erzählte auch, dass sie deswegen geweint habe. Verständlich, wenn man die Hintergründ bedenkt:
Ein Kind war ihr großes Ziel. Sie hatte es mit meinem Schwager über mehrere Jahre zu realisieren versucht, was auf natürlichem Wege aber nicht möglich war. Selbst mit medizinischen Mitteln zog sich das Unterfangen sehr lange hin. Als sie dann endlich schwanger wurde, in diesem Zustand auf einer Wolke des Glücks schwebte, verlor sie das Kind. Und diese Tragödie ereignete sich gleich zweimal!
Die Schwangerschaft mit Fabio gestaltete sich auch nicht einfach und erforderte zudem ein mehrwöchiges Liegen im Krankenhaus, was sie aber gerne in Kauf nahm, schließlich war ihr Wunsch nach einem Kind so groß, dass keine Hürde unüberwindbar schien. Bedauerlicherweise haben ihre Sorgen seit seiner Geburt aber kein Ende, da er von Beginn an immer wieder kränkelte, was auch dazu geführt hat, dass sie sich seitdem ein wenig von der Familie zurückgezogen hat, um all ihre Kraft in das Wachsen und Gedeihen ihrer jungen Familie zu stecken, was schon meine Oma bedauerlich fand, da sie gerne mehr an dem Aufwachsen des Kleinen partizipiert hätte, ...
Wie bereits gesagt, meine Schwester war gerade am Gehen. Ich konnte ihr gerade noch zum Geburtstag gratulieren und ihr das Geschenk für Fabio geben.
Mein Opa, der sich für den Abend nun doch angekündigt hatte, war auch nicht mehr da – und es war gerade erst mal 17.30 Uhr! Auch zu diesem Umstand erfuhr ich die Details erst aus Erzählungen der Anwesenden. Mein Onkel, der, der seit dem Tod meiner Oma, seiner Mutter, nicht mehr er selbst ist, sei mit meinem Opa (seinem Vater) da gewesen, hätte aber schnell, noch vor dem Essen, die Lust am Bleiben verloren, weshalb er gesagt habe, dass die beiden nun gehen würden, worauf mein Opa gesagt habe, dass er gerne noch ein bisschen bleiben wolle, was man ihm, der sonst - des lieben Frieden willens - einfach alles mit sich machen lässt, schon hoch anrechnen muss. Er käme dann aber bald nach.
Also zog mein Onkel alleine ab.
Nach 45 Minuten klingelte es an der Tür meiner Eltern. Wenn ich den Worten meines Vaters glauben darf, hatte mein Onkel Schaum vor Mund, als er wutentbrannt in die Wohnung stürzte und zu schreien begann, dass das eine Unverschämtheit sei, was meinem Opa denn einfiele, ihn so lange im Auto warten zu lassen, er solle jetzt gefälligst aufstehen und mitkommen, wobei ich an dieser Stelle erwähnen muss, dass mein Onkel einen eigenen Haustürschlüssel für die Wohnung seines Vaters hat, den er diesmal aber wohl dort liegengelassen hat, was natürlich keiner ahnen konnte. Also zog mein Opa mit ihm, noch bevor gegessen wurde und bevor wir, der Pan und ich, ihn überhaupt zu Gesicht bekamen. Ich war schockiert! Wenn mein Onkel keine Lust auf Gesellschaft hat, hat er natürlich das Recht aufzustehen und zu gehen, aber das gibt ihm doch noch lange nicht das Recht, so meinen Opa zu tyrannisieren.
Klar fuhren der Pan und ich später auch noch mal zu meinem Opa, wo sich auch mein Onkel befand, schließlich wollten wir ihm auch ein Frohes Fest wünschen, auch wenn es das erste Weihnachten ohne seine Frau, meine geliebte Oma, ist. Mein Onkel lag apathisch auf dem Sofa, blickte kaum auf und sprach nichts. Er wirkte, als stünde er unter Drogen. Wir gesellten uns mit meinem Opa in die Küche, der sich, so glaube ich, doch ein bisschen darüber freute (sehr ausdrucksfähig ist er in dieser Hinsicht nicht, aber der Pan meinte es so wahrgenommen zu haben), dass wir ihn aufsuchten. Nach einer nicht allzu lange verbleibenden Weile und dem Versprechen, ihn nächstes Wochenende erneut aufzusuchen, gingen wir wieder zurück zu meinen Eltern, bei denen mittlerweile auch mein Patenkind Alina, die 7-jährige Tochter meines Bruders, mit meiner Schwägerin aufgetaucht ist (im Vorfeld war nur mein Bruder zugegen, da Birgit, seine Frau, natürlich auch mal ihre Eltern, die nur vier Reihenhäuser weiter als meine Eltern wohnen, besuchen wollte).
Alina nahm mich – wie üblich – gänzlich in Beschlag, insofern war dieses Erleben am Weihnachtsabend vertraut, doch es gab kaum Konversationsgemurmel, niemand, der ein Gedicht vorlas und auch keine Weihnachtsmusik, die mein Opa sonst immer aus dem Küchenradio hörte. Das Haus war bisher immer voll, ständig klapperten irgendwelche Türen oder irgendeiner war immer unterwegs und man vernahm Schritte, ein Lachen oder auch sonst etwas, was auf Geselligkeit hindeutete. Mein Vater verkroch sich in den Keller, wo er seinem italienischem Fernsehen frönte. Während ich mich mit Alina in der Küche befand, stritten Birgit und mein Bruder sich in Anwesenheit meiner Mutter und des Pans im gemäßigten Ton darüber, ob mein Bruder sich nun ein Laptop oder Birgit ein neues Schlafzimmer kaufen dürfe, wobei beide kein Verständnis füreinander aufbrachten und meine Mutter und der Pan zu schlichten versuchten. Von friedvoller Stimmung also keine Spur.
Irgendwann verlegte ich dann Alinas und meine Spielstätte ins Wohnzimmer, wo wir gemeinsam Ballett zu tanzen versuchten, was dann zumindest für ein wenig Erheiterung sorgte, wie auch die „Kaugummikau-Führerscheinprüfung“, die ich mit Alina praktizierte.
Festliche Stimmung kam bedrückender Weise nur auf dem Friedhof auf, wo der Pan und ich im Vorfeld – es war bereits dunkel – meine Oma besuchten. Der ganze Friedhof schien ein einziges Lichtermeer zu sein. Teilweise hatten die Hinterbliebenen sogar kleine Weihnachtsbäumchen auf die Gräber mit Lämpchen und Weihnachtskugeln gestellt. Das Grab meiner Oma hatte mein Onkel, dessen einziger Lebensinhalt (und das sage ich nicht vorwurfsvoll, sondern besorgt) nun nur noch in der Grabpflege seiner Mutter zu bestehen scheint, mit Tannenzweigen ausgelegt, auf denen er mehrere Herzen, die die Liebe zu ihr bekunden sollen, platziert. Der Anblick rührte mich zu Tränen, so wie jetzt, wenn meine Gedanken wieder daran zurückgleiten.
Ja, das erste Weihnachten ohne meine Oma, es war schmerzlich, anders, einsamer, einfach herzfröstelnd.
pattyv - am Sonntag, 25. Dezember 2005, 13:17 - Rubrik: Ein neuer Tag