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Dieses Foto kommt jetzt auf den TitelGestern bin ich mit zwei Arbeitskolleginnen, die sich mir als Modell zur Verfügung gestellt haben, in der Rhön auf der Wasserkuppe gewesen, um ein potentielles Titel-Foto für die Herbst-/Winter-Ausgabe des Rhöner Tourismusmagazins zu schießen. Da ich in diesem Auftrag noch nie unterwegs gewesen bin und ich panische Angst vor Versagen hatte, schließlich bin ich ja auch keine ausgebildete Fotografin, lastete eine riesige Bürde auf mir, die nur noch von meiner Skepsis und den Zweifeln übertroffen wurden. Sage und schreibe 650 Bilder habe ich gestern gemacht – und das alles nur für dieses eine mögliche Titelfoto, von dem wir unserem Kunden, der uns doch tatsächlich bat, ein bereits erschienenes Titelfoto erneut zu verwenden, erst noch überzeugen mussten. Gütiger Himmel, leicht ist wirklich was anderes, dachte ich mir zwischendurch und auch die Mädels kämpften – sei es mit blendender Sonne (und demgemäß leider zugekniffenen Augen), vom Wind ins Gesicht geblasenen Haaren, Ungeziefer, verlorenen Ohrenringen, dem natürlichen Ausdruck, einem zu dicken Bauch (ja wirklich!), Durst und anderen dringenden Bedürfnissen, und und und …

Das war eines der Alternativen, die mir auch gut gefielZwischendurch sahen wir uns die Serien immer wieder mal auf dem kleinen Display der Kamera an und waren irgendwie nie zufrieden. Ich hatte größte Bedenken auf der Rückfahrt, denn enttäuschen wollte ich nicht.

Ich verkürze: Ob Glück oder Können sei nun mal dahingestellt. Gefühlsmäßig würde ich aber doch auch auf ein großes Quantum Glück tippen. Fakt ist, dass ein paar Bilder auf Gefallen stießen. Verlagsintern hatten wir uns gestern auf fünf Vorschläge, die wir dem Kunden unterbreiten wollten, geeinigt, aus denen er sich heute für eines meiner beiden Lieblingsmotive entschied. Was soll ich sagen? Ich bin echt ein bisschen stolz.

Ach wie habe ich ihn, den heutigen Tag, gescheut, der nun gänzlich früher als vorhergesagt kam.

Umzüge sind bei uns im Verlag nichts Besonderes. Ich würde fast behaupten, dass - so vernahm ich es aus Erzählungen von Menschen, die dort schon jahrelang beschäftigt sind – man alle zwei bis drei Jahre die Wirkungsstätte wechselt. Ich selbst bin jetzt fünf Jahre dabei und werde heute zum dritten Mal umziehen: vom lichtdurchfluteten, Arbeitatmosphäre höchst angenehmen 4-Mann-Büro ins riesige Großraumbüro, in dessen letzter lichtloser und gänzlich Fenster fernen Ecke wir nun unser Dasein weilen werden, wobei eine künstlich geschaffene Stellwand, die uns vom nächsten 4-er Grüppchen, das uns fast auf dem Schoß sitzt (oder wir ihnen), zudem Licht schluckt. Erst dann, wenn wir den Blick weit in die Ferne, sprich an den Horizont gleiten lassen, erahnen wir irgendwo ein Fenster.

Als „Das-Wasserglas-ist-halbleer-Seher“ glaube ich auch nicht daran, dass sich künftig, trotz aller bisherigen mehr oder minder regelmäßigen Wechsel, in Zukunft ein Umzug in ein kleineres Büro ergeben wird. Das Arbeiten in diesem großen Büro macht mir echt Angst.

Die letzten beiden Tage wurde meine Geduld ein wenig mehr in Anspruch genommen, was die ausstehende Überraschung betrifft.

Als ich gestern ins Büro kam, lag auf meinem Schreibtisch ein Zettel mit folgender Botschaft:

Der Countdown läuft!
Lass Dich überraschen!
FBI = Dein Freudiger (Über-)Bringer von (Geschenk-)Ideen


Den heutigen Tag verbrachte ich aufgrund einer Schulung kaum im Büro, wobei ich in der Mittagspause meiner Mails wegen mal schnell ins Büro huschte und folgende in großen Lettern geschriebene Nachricht vorfand:

Nur noch 1 Tag – dann wird das Geheimnis gelüftet!
FBI = Dein Freudiger (Über-)Bringer von (Geschenk-)Ideen


Soll heißen, dass morgen mein Tag der Tage ist, wobei ich ja schon eine kleine Vorahnung zu haben glaube. Aber lassen wir das spekulieren! Ich halte mich lieber an das geschriebene Wort, das da heißt: Lass Dich überraschen. Gespannt bin ich allemal.

Ich war nur für einen klitzekleinen-langen Moment aus dem Büro, den ein (bisher noch) Unbekannter dazu nutzte, mir einen geheimnisvollen Zettel (siehe Foto) auf meinen Schreibtisch zu platzieren. In größter Verschwiegenheit widerstanden meine mit mir das Büro direkt teilenden drei Arbeitskollegen meiner Wissbegierde, der ich auch mit attackierenden Kitzelattacken nicht zu ihrem Erfolg verhelfen konnte.

Magst Du Überraschungen? Dann halte diese Woche deine Augen offen! FBI = Dein F reudiger (Über-) B ringer von (Geschenk-) Ideen

Es wird sich gewiss um ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk handeln, dessen bin ich mir weitestgehend sicher, aber was haben sie sich diesmal einfallen lassen?

Vergangenes Jahr haben mir meine Büro-Lieben eine Profikillerbox geschenkt, die ich als brutale Maul-Heldin Berufsmörderin natürlich auch gut gebrauchen kann.

Vielleicht, wenn ich den Zettel 1:1 lese, sprich ihn wörtlich nehme, werden sie diesmal auf meine ganz andere leidenschaftlich ermittelnde Profession eingehen, nämlich jene bei der bundespolizeilichen Ermittlungsbehörde des Justizministeriums der Vereinigten Staaten, kurz dem FBI, dem ich in geheimer Mission angehöre und dessen Wahlspruch „Treue, Mut, Integrität“ sich tief in mein Herz gegraben hat.

Noch kann ich nur mutmaßen, doch ich halte Augen und Ohren offen …

Und täglich grüßt das Murmeltier – alles wiederholt sich! Tag für Tag, Woche für Woche. Zu dem, was ich mir täglich vornehme, komme ich unter der Woche immer nur sehr bedingt, es sei denn ich verweile SEHR lange vor Ort, vor allen Dingen dann, wenn alle anderen das Büro schon verlassen haben und die Dunkelheit sich allmählich über die Stadt wirft. Inzwischen bin ich von dem ganzen Pausen nicht kennenden Prozedere so verbraucht wie ein alter Kaugummi, den man schon einige Nächte auf dem Nachttisch deponiert hat, um ihn am nächsten Morgen erneut in den Mund zu stecken, darauf hoffend, ihm die letzten geschmacklichen Reste, die sowieso schon längst verwirkt waren, zu entlocken.

Samstag und Sonntag gibt’s zum Glück ja auch. Andere Leute erholen sich an diesen zumeist beiden freien Tagen, die ich wiederum dazu nutze, endlich in Ruhe arbeiten zu können.

Irgendwo hat alles seine natürliche Grenzen: kein Mensch wird älter als 150 Jahre, Frischmilch, so vermute ich, wird spätestens nach 10 Tagen sauer; ja, selbst die Merkfähigkeit noch so gewiefter Kumpanen ist irgendwo begrenzt. Und genau an diesem Punkt scheine ich nun zu sein. Mag sein, dass mein Level grundsätzlich wesentlich geringer als bei anderen ist und ich insofern im Kampf ums Dasein einfach ein Loser bin oder anders: die Grenze meiner persönlichen Belastbarkeit erreicht habe. Woran ich das erkenne?

Meine Nerven liegen blank. Mich braucht bloß ein symbolischer Windhauch berühren und schon fange ich an zu weinen. Ich – die gedachte Souveränität - kann’s derzeit leider nicht ändern, ersehne stattdessen bessere Zeiten.

Alles eine Frage der Perspektive

Manchmal kommt es anders - anders und unvorhersehbarer als man denkt, was auch zu diesem Foto führte, das gestern bei der Fotosession entstand.

Tjaaaa, und wenn man nicht immer und überall seine Augen und Ohren offen hält, landet man überraschender Weise auch mal selbst im Objektiv der Kamera.

Chaos ohne Ende!

Es kam wieder mal anders. Der Termin wurde - seit Oktober - jetzt zum x-ten Mal verschoben. Vielleicht auf heute Nachmittag, vielleicht auch auf irgendwann ...

Jetzt bin ich echt genervt!

In einem Punkt habe ich wirklich ein großes Talent, für welches, würde ich dafür bezahlt werden, mittlerweile schon vermögend wäre: in dem des „mich verrückt machens“.

Puuhhhh, noch rund zwei Stunden, dann erfolgt das Gespräch der Gespräche, wegen welchem ich diese Nacht auch so gut wie gar nicht geschlafen habe. Hoffentlich fange ich nicht an zu stottern, wobei das auch wieder ein ungewolltes Markenzeichen von mir ist. Der Nervosität wegen habe ich mir sogar einen Zettel geschrieben, auf dem ich mir die Themen, die mir wichtig sind, niedergeschrieben habe, zumindest stichpunktartig.

Mein Magen rebelliert. Leider bin ich nicht souverän genug, um mir selbst Mut zuzusprechen. Ich atme flach, versuche krampfhaft tief Luft zu holen, intensiv auszuatmen, doch die Angespanntheit hat mich im Griff. Wenn es doch nur schon vorbei wäre! Es fühlt sich sogar extremer an als vor zwei Jahren, als ich mich im Verlag zum ersten Vorstellungsgespräch einfand. Oder täuscht das, weil die Vergangenheit emotional nicht die Tragweite eines aktuellen Gefühls bemisst? Ich kann es nicht sagen.

Ein ähnliches Gefühl hatte ich damals bei den Abiturprüfungen, vor denen ich mich Woche um Woche mehr ängstigte. Ich war dann wirklich unglaublich erleichtert, als sie endlich anfingen, weil ich wusste, dass es dann auch endlich mal vorbei gehen würde. Insofern bin ich doch auch froh, dass dieses Gespräch heute erfolgt, denn ab diesem Zeitpunkt, der bedrohlich näher rückt, kann ich mich mit Fakten - und nicht mehr mit eigens ersonnenen Gedanken - auseinandersetzen.

Wie kann man nur sooooooo nervös sein?

10 Uhr: Pressekonferenz (PK). Ich kam gerade noch rechtzeitig, erhaschte den letzten Platz. Den, den verständlicherweise niemand haben wollte, da der Platz neben der Vorstandsvorsitzenden immer auch im Blickfeld der Kameras war.

10.53 Uhr: Anruf. Ich solle nach der PK, nachdem ich in einem Lokal in der Stadtmitte die Photos für das Tourismusmagazin gemacht habe, noch zu einer weiteren lukullischen Stätte am Hafen fahren, um dort aus gleichem Grunde einzukehren. Wie lange ich denn noch vor Ort benötigen würde. „Eine Stunde“. „Gut, eine Stunde“. Wenn ich nichts mehr hören würde, sei alles klar, mein Erscheinen angemeldet.

10.54 Uhr: Ende der PK, bin am Aufbrechen zum nächsten Termin.

10.55 Uhr: Plötzlich spricht mich unerwartet jemand (wie ich später erfahre eine freie Mitarbeiterin einer anderen Zeitung) an: „Hast Du eine Kamera dabei?“, worauf ich wahrheitsgetreu und ahnungslos „Ja“ antworte. „Ich hab um elf hier gleich um die Ecke einen Termin, muss ein Bild machen, habe aber meine Kamera vergessen. Könntest Du vielleicht? Nur ganz kurz“ ...

Ich lasse mich darauf ein. Erkläre kurz die Kamera.

Leider nimmt dieser Termin aufgrund der Unzufriedenheit der Ladenbesitzerin auch mehr Zeit in Anspruch als ich dachte. Ich werde ungeduldig.

Noch ein Versuch. Nein, das Bild gefällt wieder nicht. Man sähe die abgebrochenen Nägel ...

Dann komme ich endlich doch noch los.

Ankunft Lokal Innenstadt: Der Chef sei kurz weg, käme aber gleich wieder. Warten. Minuten dehnen sich. Wieso habe ich nichts zum Lesen mitgenommen?

Als ich ihm mein Anliegen verkünde, ist er gar nicht entzückt. Photos? Nein, keine Photos. Das sei doch schon alles geklärt. Man nähme die Photos vom letzten Jahr. Bin verwirrt. Führe, um Klärung zu finden, auf eigene Kosten ein langes Telefonat mit dem Verlag, reiche des Verständnisses wegen auch mein Handy weiter, wo sich ein Diskussionsgerangel entfacht, das schließlich darin endet, dass ich doch Photos machen darf, allerdings ohne den Chef oder seine Angestellten, obwohl das die PR für seinen Laden personifizieren würde. Gut, er ist Kunde - und damit König.

Auf dem Weg zum Parkhaus komme ich am Kaufhof, dem einzigen Geschäft, in dem es noch meinen Lieblingscappuccino gibt, vorbei. Da am Wochenende die Reserven ausgegangen sind, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um wieder einen Vorrat zu schaffen, dachte ich zumindest. Das Sortiment ist breit gefächert, von meinen Vanillecappu allerdings weit und breit keine Spur. Hoffe, dass diese Knappheit nur ein temporäres Phänomen ist.

Nun gut, auf zum Parkhaus. Habe um drei Minuten die volle Stunde überschritten, so dass mir gleich eine weitere Stunde in Rechnung gestellt wird. Etwas zähneknirschend zahle ich die geforderten 4,50 Euro, entnehme die Quittung, ... „Zahlung nicht erfolgreich beendet“ leuchtet mir kurz darauf in kleinen, roten Lettern entgegen. Wo bleibt mein Parkschein?

PIEP, PIEP, PIEP quitscht es alarmierend aus dem Automaten. Ich drücke den Notruf. Nach einigem Hin und Her gelingt es mir schließlich doch noch, die Tante am anderen Ende davon zu überzeugen, dass ich bezahlt habe. Ich müsse beim Ausfahren wieder den Notrufknopf drücken, dann würde sie mir die Schranke aufmachen. Gesagt, getan, aber der Automat ist erstmal defekt. Und die sich hinter mir gebildete Schlange musste sich meinetwegen dann auch noch auf einer anderen Etage einen anderen „Geldverschlinger“ suchen.

Nur mal nebenbei bemerkt. Es war schon 12.15 Uhr: Ich hätte schon längst 20 Kilometer weiter sein sollen. Wie gut, dass in der Stadt nicht so viel Verkehr war. Ich kam gut voran. Fand das Lokal am Bootshafen auch ohne Umschweife. Herr M., der Besitzer, war nicht minder angetan ob meiner Erscheinung, wobei seine Entzückung sich aus der Überraschung meines für ihn unerwarteten Kommens nährte. Ich fragte mich, ob ich etwas falsch gemacht habe. „Sie sind doch Herr M., Chef vom Restaurant „soundso“? Da er mir das bejahte, fragte ich ihn (diesmal schlauer), ob ich denn einmal sein Telefon benutzen könne, was er mit erlaubte.
Er wusste nichts von einem Anruf, auch nicht, dass ich heute kommen sollte. Auch er wollte keine Photos. Nicht heute. Nicht so. Ich solle am Samstag kommen, da habe er frischen Fisch, den wolle er auf den Bildern haben. Wie unvorteilhaft, dachte ich mir, da die Ausgabe doch schon Mitte der Woche gedruckt wird. Ehrlich gesagt hatte ich keine Lust mehr. Ich klärte meine Ungereimtheiten am Telefon ab und überließ ihm dann das verbale Gefecht am Apparat, was darin endete, dass er den Auftrag gänzlich stornierte. Danach war ich für diesen Tag erstmal bedient. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle noch erwähnen, dass ich bereits am Freitag mit Herr M. erstmalig telefoniert habe, er mir aber schon zu jenem Zeitpunkt etwas merkwürdig erschien (ich fragte ihn, wann ich denn ggf. für ein Photo vorbeikommen könnte, was ihn so gereizt hatte, dass er zunächst anfing zu schreien und dann das Telefonat abrupt beendete), was er heute nur noch bekräftigen konnte.

Als ich schließlich um 13.20 Uhr ins Büro kam, begegneten mir meine zwei Arbeitskollegen, die telefonisch an den Fiaskos Teil hatten, sehr freundlich. Ich äußerte mich aber doch noch einmal kurz darauf hinweisend, dass es besser wäre, mich heute erstmal nicht mehr anzusprechen.

Inzwischen sind zum Glück schon etliche Stunden vergangen. Wenn ich den Tag in Gedanken Revue passieren und ihn zeitlich im Eiltempo vorübergleiten lasse, kann ich auch jetzt nur noch mit dem Kopf schütteln. Wie kann es sein, dass sich jemand so anstellt?

Was ist verwerflich daran, Mensch mit Gefühl zu sein? Mache ich mich angreifbar, wenn Kollegen diese Seiten lesen?

Es gibt keinen Grund, sich zu verstecken, weder gestern noch heute!

Das ist meine Seite, auf der ich mir erlaube ich zu sein, ... auf der ich mir erlaube, Schwäche zu zeigen, ... auf der ich mir auch erlaube, Ängste zu äußern, weil sie zu mir gehören.

Und wenn die, die diese Seite lesen, meiner Schwäche auszuspielen gedenken, so mögen sie es tun. Für mich liegt die Stärke darin, auch Schwäche zu zeigen.

Nein, ich bin kein schlechter Mensch. Ich habe das Recht, hier zu sein.

 

twoday.net AGB

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