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10 Uhr: Pressekonferenz (PK). Ich kam gerade noch rechtzeitig, erhaschte den letzten Platz. Den, den verständlicherweise niemand haben wollte, da der Platz neben der Vorstandsvorsitzenden immer auch im Blickfeld der Kameras war.

10.53 Uhr: Anruf. Ich solle nach der PK, nachdem ich in einem Lokal in der Stadtmitte die Photos für das Tourismusmagazin gemacht habe, noch zu einer weiteren lukullischen Stätte am Hafen fahren, um dort aus gleichem Grunde einzukehren. Wie lange ich denn noch vor Ort benötigen würde. „Eine Stunde“. „Gut, eine Stunde“. Wenn ich nichts mehr hören würde, sei alles klar, mein Erscheinen angemeldet.

10.54 Uhr: Ende der PK, bin am Aufbrechen zum nächsten Termin.

10.55 Uhr: Plötzlich spricht mich unerwartet jemand (wie ich später erfahre eine freie Mitarbeiterin einer anderen Zeitung) an: „Hast Du eine Kamera dabei?“, worauf ich wahrheitsgetreu und ahnungslos „Ja“ antworte. „Ich hab um elf hier gleich um die Ecke einen Termin, muss ein Bild machen, habe aber meine Kamera vergessen. Könntest Du vielleicht? Nur ganz kurz“ ...

Ich lasse mich darauf ein. Erkläre kurz die Kamera.

Leider nimmt dieser Termin aufgrund der Unzufriedenheit der Ladenbesitzerin auch mehr Zeit in Anspruch als ich dachte. Ich werde ungeduldig.

Noch ein Versuch. Nein, das Bild gefällt wieder nicht. Man sähe die abgebrochenen Nägel ...

Dann komme ich endlich doch noch los.

Ankunft Lokal Innenstadt: Der Chef sei kurz weg, käme aber gleich wieder. Warten. Minuten dehnen sich. Wieso habe ich nichts zum Lesen mitgenommen?

Als ich ihm mein Anliegen verkünde, ist er gar nicht entzückt. Photos? Nein, keine Photos. Das sei doch schon alles geklärt. Man nähme die Photos vom letzten Jahr. Bin verwirrt. Führe, um Klärung zu finden, auf eigene Kosten ein langes Telefonat mit dem Verlag, reiche des Verständnisses wegen auch mein Handy weiter, wo sich ein Diskussionsgerangel entfacht, das schließlich darin endet, dass ich doch Photos machen darf, allerdings ohne den Chef oder seine Angestellten, obwohl das die PR für seinen Laden personifizieren würde. Gut, er ist Kunde - und damit König.

Auf dem Weg zum Parkhaus komme ich am Kaufhof, dem einzigen Geschäft, in dem es noch meinen Lieblingscappuccino gibt, vorbei. Da am Wochenende die Reserven ausgegangen sind, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um wieder einen Vorrat zu schaffen, dachte ich zumindest. Das Sortiment ist breit gefächert, von meinen Vanillecappu allerdings weit und breit keine Spur. Hoffe, dass diese Knappheit nur ein temporäres Phänomen ist.

Nun gut, auf zum Parkhaus. Habe um drei Minuten die volle Stunde überschritten, so dass mir gleich eine weitere Stunde in Rechnung gestellt wird. Etwas zähneknirschend zahle ich die geforderten 4,50 Euro, entnehme die Quittung, ... „Zahlung nicht erfolgreich beendet“ leuchtet mir kurz darauf in kleinen, roten Lettern entgegen. Wo bleibt mein Parkschein?

PIEP, PIEP, PIEP quitscht es alarmierend aus dem Automaten. Ich drücke den Notruf. Nach einigem Hin und Her gelingt es mir schließlich doch noch, die Tante am anderen Ende davon zu überzeugen, dass ich bezahlt habe. Ich müsse beim Ausfahren wieder den Notrufknopf drücken, dann würde sie mir die Schranke aufmachen. Gesagt, getan, aber der Automat ist erstmal defekt. Und die sich hinter mir gebildete Schlange musste sich meinetwegen dann auch noch auf einer anderen Etage einen anderen „Geldverschlinger“ suchen.

Nur mal nebenbei bemerkt. Es war schon 12.15 Uhr: Ich hätte schon längst 20 Kilometer weiter sein sollen. Wie gut, dass in der Stadt nicht so viel Verkehr war. Ich kam gut voran. Fand das Lokal am Bootshafen auch ohne Umschweife. Herr M., der Besitzer, war nicht minder angetan ob meiner Erscheinung, wobei seine Entzückung sich aus der Überraschung meines für ihn unerwarteten Kommens nährte. Ich fragte mich, ob ich etwas falsch gemacht habe. „Sie sind doch Herr M., Chef vom Restaurant „soundso“? Da er mir das bejahte, fragte ich ihn (diesmal schlauer), ob ich denn einmal sein Telefon benutzen könne, was er mit erlaubte.
Er wusste nichts von einem Anruf, auch nicht, dass ich heute kommen sollte. Auch er wollte keine Photos. Nicht heute. Nicht so. Ich solle am Samstag kommen, da habe er frischen Fisch, den wolle er auf den Bildern haben. Wie unvorteilhaft, dachte ich mir, da die Ausgabe doch schon Mitte der Woche gedruckt wird. Ehrlich gesagt hatte ich keine Lust mehr. Ich klärte meine Ungereimtheiten am Telefon ab und überließ ihm dann das verbale Gefecht am Apparat, was darin endete, dass er den Auftrag gänzlich stornierte. Danach war ich für diesen Tag erstmal bedient. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle noch erwähnen, dass ich bereits am Freitag mit Herr M. erstmalig telefoniert habe, er mir aber schon zu jenem Zeitpunkt etwas merkwürdig erschien (ich fragte ihn, wann ich denn ggf. für ein Photo vorbeikommen könnte, was ihn so gereizt hatte, dass er zunächst anfing zu schreien und dann das Telefonat abrupt beendete), was er heute nur noch bekräftigen konnte.

Als ich schließlich um 13.20 Uhr ins Büro kam, begegneten mir meine zwei Arbeitskollegen, die telefonisch an den Fiaskos Teil hatten, sehr freundlich. Ich äußerte mich aber doch noch einmal kurz darauf hinweisend, dass es besser wäre, mich heute erstmal nicht mehr anzusprechen.

Inzwischen sind zum Glück schon etliche Stunden vergangen. Wenn ich den Tag in Gedanken Revue passieren und ihn zeitlich im Eiltempo vorübergleiten lasse, kann ich auch jetzt nur noch mit dem Kopf schütteln. Wie kann es sein, dass sich jemand so anstellt?
 

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