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Das erste, was ich heute gesehen habe, als ich ins Büro kam, war der riesige Abschiedskorb meines Kollegen, der heute seinen letzten Arbeitstag hatte, bevor er sich ab morgen furchtlos und zuversichtlich in die Selbstständigkeit stürzt.

Blick auf meinen SchreibtischDas zweite, was ich wahrnahm, war ein in Folie gewickelter, neuer, wie ich dachte, Schreibtischstuhl, der an meinem Schreibtisch stand. „Fabelhaft“, dachte ich, „endlich bekomme ich einen komfortablere Sitzgelegenheit“. Als ich im Anschluss aber sah, dass auch mein Telefon, mein Roll-Container, meine Maus, meine Tastatur und selbst das sich auf dem Schreibtisch befindende Bild in das ploppende Verpackungsmaterial eingewickelt waren, verwarf ich den schmeichelhaften Ursprungsgedanken wieder, um mich kurzfristig mit der Erklärung zufrieden zu geben, dass die Putzfrauen diesmal mit der chemischen Keule im Büro zugegen waren und diese wichtige Büroutensilien mit der Folie schützten.

Im Bruchteil meiner nächsten Wahrnehmung sah ich jedoch schon eine große, schwarze Schachtel auf meinem Schreibtisch liegen, auf der ein buntes Din A-4-Blatt thronte. In der oberen Hälfte dieses Papiers wirft ein kleiner Bär freudig Blütenblätter in den Himmel, auf der unteren stehen folgende Zeilen:

Liebe Patty-Profikillerin-Maus,

was lange währt, wird endlich gut. Wir haben dich an deinem Profikiller-Purzeltag nicht vergessen. Allerdings unterlagen wir ohne der Führung der Objektleitung einer Kreativblockade.

Das ist nun endlich vorbei.

Wir knuddeln dich noch mal aufs heftigste und wünschen dir mit deinem nachträglichen Profikiller-Purzeltag-Geschenk viel Spaß und viele „Opfer“.


Nachdem ich den mich gänzlich überraschenden Zettel in die Hand nahm, schließlich hatte ich schon am 11. Juni Geburtstag, sah ich erst, dass auf dem Deckel der Schachtel in mühevoller Kleinstarbeit, das heißt Buchstabe für Buchstabe, „Pattys Profikillerbox“ aufgebracht wurde, was mich echt rührte, weil sich die Mädels wirklich mal wieder etwas haben einfallen lassen.

Doch was hat es mit dem Profikiller auf sich? Und warum wurden meine Büroutensilien in Christo-Manier künstlerisch verhüllt?

Das mit der Verpackungsfolie ist ganz leicht zu erläutern: ich liebe es, die Luftpolster platzen zu lassen und je nach deren Größe Krach zu machen. Als ich mit den Mädels noch im großen Büro saß, habe ich manchmal ganze Kartons von diesen Folien gehortet, um sie bei passender Gelegenheit weitflächig auf dem Boden auszubreiten und dann mit ganzem Einsatz knallen zu lassen.

Natalie Portman im Film „Léon – Der Profi“.Für den Profikiller muss ich etwas weiter ausholen. Angefangen hat alles damit, dass mir ein guter Freund Bilder von Natalie Portman in der Rolle der Mathilda im Film „Léon – Der Profi“ schickte. Bilder von denen er meinte, dass mir deren Frisur stehen würde. Vom Filminhalt selbst wusste ich bis dahin gar nichts, doch die Frisur auf den Bildern gefiel mir auf Anhieb, weshalb ich dachte, dass ich mir meine Haare tatsächlich so wachsen lassen könnte, was sich aber mittlerweile als trügerisch erwies, weil ich einerseits keine glatten Haare habe und meine auch dünner sind, weshalb es KOMPLETT anders aussieht, aber das nur mal nebenbei erwähnt. Monate später führte ich mehr oder minder zufällig ein Gespräch über diesen Film, das mich dazu veranließ, mehr über dieses cineastische Highlight zu erfahren und es auch unbedingt sehen zu wollen. Dieses Gespräch, der Film selbst und mein Hang zum Grotesken führten schließlich dazu, dass ich mir Visitenkarten mit der Firmenbezeichnung „Mord und Totschlag“ fertigen ließ und als Beruf „Profikiller und Bauchrednerin“ angab. Seit diesem Zeitpunkt mime ich den Mörder mit Herz.

Was sich in der Schachtel befand? Nichts für zart besaitete Nerven. Nein, kein abgeschnittener Finger. Nein, auch keine Taschen-Guillotine oder eine Mini-Granate für Notfälle. Nein, das ganze war wesentlich durchdachter und feinsinninger: eine echte X-44-Pistole mit scharfer Munition (Gummipfeilen), ein Kompass zum Lokalisieren meiner Opfer sowie ein Fernglas, um sie aus der Ferne beobachten zu können. Für den subtilen Lauschangriff bin ich jetzt um ein Hörspion reicher und für den Akt des Übergriffs haben mir meine Lieben darüber hinaus Handschellen zur Verfügung gestellt. Und sollte ich tatsächlich einmal selbst in Not geraten, habe ich immer noch Stifte, mit denen ich geheime, unsichtbare Botschaften verschicken kann, um all jene zu mobilisieren, die ich bis dahin verschont habe.

Was will ich mehr?
 

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