Inzwischen habe ich mit Ralfs Mutter telefoniert. Die Frau von der Gymnastik käme gleich, deswegen sei sie leider kurz angebunden. „Es ist wirklich superlieb von Ihnen, aber ich brauche wirklich nichts“, meinte sie. Ich sagte ihr, dass sie sich unbedingt melden sollte, ich absolut gar kein Problem damit hätte, etwas zu besorgen, da ich ja selbst für mich auch einkaufen ginge.
Trotzdem hatte ich noch ein schlechtes Gewissen Ralf gegenüber, Ich wusste, dass er sich auf mich verließ. Ich teilte ihm also per SMS mit, wie es sich zugetragen hat und fragte ihn, ob er denn böse oder enttäuscht sei. Ich sandte 3 SMS, doch es erfolgte keine Rückmeldung, was mich noch mehr annehmen ließ, dass er verärgert sei, denn in der Regel antwortet er doch recht unmittelbar. Der Kosten wegen (selbst, wenn ich ihn anrufe, kostet ihn das über Deutschland hinausgehende Gebühren, sich im fernen Bangkok befindend natürlich horende), die ich ihm aufgebürdet hätte, getraute ich mich auch nicht anzurufen und verblieb weiter in Ungewissheit. Zwei Stunden später schickte ich eine weitere SMS auf die Reise und äußerte mich dahingehend, dass er mir, wenn er unzufrieden oder enttäuscht von mir sei, es doch mitteilen könne. Kurze Zeit später läutete mein Handy. Im Display stand „Ralf“. Blitze an Gedanken durchjagten meinen Kopf: Warum ruft er an und schreibt nicht? SMSe sind doch für ihn sehr viel günstiger? Ist irgendwas passiert? Habe ich mit meinen SMS Panik verbreitet und er fühlt sich jetzt genötigt anzurufen – und das zu diesen teuren Konditionen?
Mit einem beklemmten, fast schuldhaften Gefühl nahm ich das Gespräch an. „Hallo Kind (wir nennen einander so), scheinbar erhältst Du meine SMS nicht; mach Dir doch keine Sorgen, es ist alles in Ordnung. Und weiter: „Weißt Du was Du machen könntest, was total lieb wäre - besorge ihr (seiner Mutter) doch morgen ein paar frische Bananen, ein paar Äpfel, ein Kartoffelbrot und zwei Stück Käsekuchen und bringe diese ihr einfach vorbei“.
Wenn das der Weg ist, um diese schüchterne Frau mit frischen Nahrungsmitteln zu versorgen, so werde ich diesen Weg natürlich wählen.
Die Angelegenheit mit der Genehmigung des Promotionsausschusses wird eine größere Aktion, drängt aber, da der nächste Ausschuss bereits am Donnerstag tagt und dann erst wieder im Sommer, was für das hiesige Erfordernis zu spät ist.
Ich muss ein Schreiben an die Dekanin, die Vorsitzende des Ausschusses, verfassen, darin diverse Papiere, die ich hier nicht alle aufführen möchte, beilegen; unter anderem auch ein Schriftstück, aus dem hervorgeht, dass der Prof. einerseits meine Anerkennung befürwortet und er andererseits darum bittet, das Promotionsvorhaben von mir zu unterstützen.
Ich finde das alles ehrlich gesagt sehr peinlich, weil ich mich wie eine Bürde für den Prof. fühle. Morgen werde ich also zum dritten Mal in Folge in seiner Sprechstunde erscheinen und wieder etwas von ihm wollen, ohne ihm etwas dafür geben zu können. An seiner Stelle empfände ich dieses Aufeinandertreffen doch sehr einseitig, zudem nervig, weil es immer wieder neue Hürden zu erklimmen gilt und er bestimmt andere Sorgen als diese der Bürokratie sein eigen nennt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Themensuche für die Promotion noch nicht abgeschlossen ist. Ich schlug ihm grobflächig das Thema „Segen und Fluch von Kontaktbörsen im Internet“ vor, wobei ihm in diesem Belang noch der pädagogische Bezug fehlte, den ich seit letzten Mittwoch bis heute aber auch noch nicht herstellen konnte. Insofern werde ich morgen also mit „leeren Händen“ erscheinen.
Der Zufall wollte es, dass in der Geschäftstelle des zuständigen Dekanats Frau Treffer sitzen ließ. Als ich im Jahr 2000 meine Magisterarbeit verfasste, hatte ich mehrfach mit ihr zu tun und war schon einst wirklich sehr angetan von ihrer Hilfsbereitschaft, die ich ab und an mit kleinen Süßigkeiten belohnte (nicht um sie zu bestechen, nein, wirklich nicht, aber aus Dankbarkeit um ihr Freundlichkeit). Sie war es auch, die mich heute mit mehreren Tipps ausstattete, was dieses Schreiben an die Dekanin betrifft. Witzigerweise erinnerte sie sich im Laufe unseres Telefonats wieder an mich, indem sie mich fragte, ob ich denn die Frau mit der extravaganten Haarfrisur, die ich insgesamt über 10 Jahre so trug (heute aber nicht mehr), sei, was ich mit JA erwiderte. In Anbetracht des Umstandes, dass sie mit sehr vielen Studenten zu tun hat und ich vor 4 Jahren meinen Abschluss absolvierte, fand ich dieses Erinnerungsvermögen doch enorm. In irgendeiner Form – und da nehme ich jetzt wirklich mal nichts Negatives an – muss ich ihrem Langzeitgedächtnis wohl nicht entschwunden sein. Das erfüllte mich für einen kleinen Augenblick mit einem großen Glücksgefühl.
Nun ja, ...
Das Dekanat, bei dem ich den Antrag morgen abgeben muss, hat morgen den ganzen Tag geschlossen. Ich wäre fast dazu geneigt, „Verdammt!“ zu sagen, doch Frau Treffer meinte, dass ich ruhig vorbeikommen könnte. Ich sagte ja bereits, die Frau ist ein Goldschatz!!!
Doch ich will nicht nur von Betrübnissen berichten. Vorhin überraschte mich Alina (5 Jahre), die Tochter meines Bruders, mit einem Anruf, was wirklich mehr als selten ist, obwohl ich weiß, dass sie, wenn ich sie denn ein-, maximal zweimal im Jahr besuche (und das obwohl sie nur knapp 50 km von hier entfernt wohnt!), sehr gerne mit mir spielt; ich aber auch hier nicht fähig bin, Grenzen zu setzen und über meine Belastungsgrenze gehe, nur um ihr keinen Kummer zu bereiten.
Letztes Jahr besuchten mein Pan und ich meinen Bruder und damit auch Alina. Es ergab sich im Laufe des Miteinanderspielens, dass ich ihr etwas von meinem Flugteppich erzählte, der sie scheinbar total faszinierte und von dem sie immer mehr wissen wollte, worauf ich mir dann so einige glaubhafte, aber abenteuerliche Geschichten einfallen ließ. Selbst an Weihnachten, als ich sie wieder sah, sprach sie mich darauf an.
Tja und vorhin, ... da rief sie an, diese kleine süße Maus, fragte, wann ich denn mal wieder vorbeikäme, natürlich mit dem Teppich!
Trotzdem hatte ich noch ein schlechtes Gewissen Ralf gegenüber, Ich wusste, dass er sich auf mich verließ. Ich teilte ihm also per SMS mit, wie es sich zugetragen hat und fragte ihn, ob er denn böse oder enttäuscht sei. Ich sandte 3 SMS, doch es erfolgte keine Rückmeldung, was mich noch mehr annehmen ließ, dass er verärgert sei, denn in der Regel antwortet er doch recht unmittelbar. Der Kosten wegen (selbst, wenn ich ihn anrufe, kostet ihn das über Deutschland hinausgehende Gebühren, sich im fernen Bangkok befindend natürlich horende), die ich ihm aufgebürdet hätte, getraute ich mich auch nicht anzurufen und verblieb weiter in Ungewissheit. Zwei Stunden später schickte ich eine weitere SMS auf die Reise und äußerte mich dahingehend, dass er mir, wenn er unzufrieden oder enttäuscht von mir sei, es doch mitteilen könne. Kurze Zeit später läutete mein Handy. Im Display stand „Ralf“. Blitze an Gedanken durchjagten meinen Kopf: Warum ruft er an und schreibt nicht? SMSe sind doch für ihn sehr viel günstiger? Ist irgendwas passiert? Habe ich mit meinen SMS Panik verbreitet und er fühlt sich jetzt genötigt anzurufen – und das zu diesen teuren Konditionen?
Mit einem beklemmten, fast schuldhaften Gefühl nahm ich das Gespräch an. „Hallo Kind (wir nennen einander so), scheinbar erhältst Du meine SMS nicht; mach Dir doch keine Sorgen, es ist alles in Ordnung. Und weiter: „Weißt Du was Du machen könntest, was total lieb wäre - besorge ihr (seiner Mutter) doch morgen ein paar frische Bananen, ein paar Äpfel, ein Kartoffelbrot und zwei Stück Käsekuchen und bringe diese ihr einfach vorbei“.
Wenn das der Weg ist, um diese schüchterne Frau mit frischen Nahrungsmitteln zu versorgen, so werde ich diesen Weg natürlich wählen.
Die Angelegenheit mit der Genehmigung des Promotionsausschusses wird eine größere Aktion, drängt aber, da der nächste Ausschuss bereits am Donnerstag tagt und dann erst wieder im Sommer, was für das hiesige Erfordernis zu spät ist.
Ich muss ein Schreiben an die Dekanin, die Vorsitzende des Ausschusses, verfassen, darin diverse Papiere, die ich hier nicht alle aufführen möchte, beilegen; unter anderem auch ein Schriftstück, aus dem hervorgeht, dass der Prof. einerseits meine Anerkennung befürwortet und er andererseits darum bittet, das Promotionsvorhaben von mir zu unterstützen.
Ich finde das alles ehrlich gesagt sehr peinlich, weil ich mich wie eine Bürde für den Prof. fühle. Morgen werde ich also zum dritten Mal in Folge in seiner Sprechstunde erscheinen und wieder etwas von ihm wollen, ohne ihm etwas dafür geben zu können. An seiner Stelle empfände ich dieses Aufeinandertreffen doch sehr einseitig, zudem nervig, weil es immer wieder neue Hürden zu erklimmen gilt und er bestimmt andere Sorgen als diese der Bürokratie sein eigen nennt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Themensuche für die Promotion noch nicht abgeschlossen ist. Ich schlug ihm grobflächig das Thema „Segen und Fluch von Kontaktbörsen im Internet“ vor, wobei ihm in diesem Belang noch der pädagogische Bezug fehlte, den ich seit letzten Mittwoch bis heute aber auch noch nicht herstellen konnte. Insofern werde ich morgen also mit „leeren Händen“ erscheinen.
Der Zufall wollte es, dass in der Geschäftstelle des zuständigen Dekanats Frau Treffer sitzen ließ. Als ich im Jahr 2000 meine Magisterarbeit verfasste, hatte ich mehrfach mit ihr zu tun und war schon einst wirklich sehr angetan von ihrer Hilfsbereitschaft, die ich ab und an mit kleinen Süßigkeiten belohnte (nicht um sie zu bestechen, nein, wirklich nicht, aber aus Dankbarkeit um ihr Freundlichkeit). Sie war es auch, die mich heute mit mehreren Tipps ausstattete, was dieses Schreiben an die Dekanin betrifft. Witzigerweise erinnerte sie sich im Laufe unseres Telefonats wieder an mich, indem sie mich fragte, ob ich denn die Frau mit der extravaganten Haarfrisur, die ich insgesamt über 10 Jahre so trug (heute aber nicht mehr), sei, was ich mit JA erwiderte. In Anbetracht des Umstandes, dass sie mit sehr vielen Studenten zu tun hat und ich vor 4 Jahren meinen Abschluss absolvierte, fand ich dieses Erinnerungsvermögen doch enorm. In irgendeiner Form – und da nehme ich jetzt wirklich mal nichts Negatives an – muss ich ihrem Langzeitgedächtnis wohl nicht entschwunden sein. Das erfüllte mich für einen kleinen Augenblick mit einem großen Glücksgefühl.
Nun ja, ...
Das Dekanat, bei dem ich den Antrag morgen abgeben muss, hat morgen den ganzen Tag geschlossen. Ich wäre fast dazu geneigt, „Verdammt!“ zu sagen, doch Frau Treffer meinte, dass ich ruhig vorbeikommen könnte. Ich sagte ja bereits, die Frau ist ein Goldschatz!!!
Doch ich will nicht nur von Betrübnissen berichten. Vorhin überraschte mich Alina (5 Jahre), die Tochter meines Bruders, mit einem Anruf, was wirklich mehr als selten ist, obwohl ich weiß, dass sie, wenn ich sie denn ein-, maximal zweimal im Jahr besuche (und das obwohl sie nur knapp 50 km von hier entfernt wohnt!), sehr gerne mit mir spielt; ich aber auch hier nicht fähig bin, Grenzen zu setzen und über meine Belastungsgrenze gehe, nur um ihr keinen Kummer zu bereiten.
Letztes Jahr besuchten mein Pan und ich meinen Bruder und damit auch Alina. Es ergab sich im Laufe des Miteinanderspielens, dass ich ihr etwas von meinem Flugteppich erzählte, der sie scheinbar total faszinierte und von dem sie immer mehr wissen wollte, worauf ich mir dann so einige glaubhafte, aber abenteuerliche Geschichten einfallen ließ. Selbst an Weihnachten, als ich sie wieder sah, sprach sie mich darauf an.
Tja und vorhin, ... da rief sie an, diese kleine süße Maus, fragte, wann ich denn mal wieder vorbeikäme, natürlich mit dem Teppich!
pattyv - am Dienstag, 3. Februar 2004, 15:01 - Rubrik: Aeltere Beitraege von blogger de