Was wäre, wenn man gleich zu Beginn seines Lebens vor die Wahl gestellt würde, einen kumulierten, einmaligen 1-Sekunden-Schmerz, der alle Qual – psychisch wie physisch -, die man ansonsten über sein ganzes Leben lang verteilt auszuhalten hätte, zu ertragen, oder eben jenen unvorhersehbaren, der immer zu den ungelegensten Zeitpunkten einkehrt und meist unkontrolliert wütet, auf sich zu nehmen?
Wäre dieser 1-Sekunden-Schmerz aufgrund seiner ihm innewohnenden Intensität überhaupt zu überleben?
Wäre dieser 1-Sekunden-Schmerz aufgrund seiner ihm innewohnenden Intensität überhaupt zu überleben?
pattyv - am Freitag, 2. Juni 2006, 06:59 - Rubrik: Ein neuer Tag
Redhead meinte am 2. Jun, 14:35:
ob man ihn überleben würde?
Ich weiss nicht. Rückblickend auf mein bisheriges Leben bin ich geneigt zu sagen, dass ich den bereits erfahren Schmerz, müsste ich ihn auf einmal empfinden, und sei die Dauer noch so kurz, nicht überleben würde. Vielleicht würde ich nicht physisch sterben. Aber wahnsinnig werden wohl schon. Wie wollte man den "Durchschnitts-Schmerz" errechnen? Was wüsste ich zu Beginn meines Lebens überhaupt von Schmerz? Menschen nehmen Schmerz unterschiedlich wahr, was für den einen unerträglich ist, erscheint dem anderen kaum der Klage wert.
Würde das nicht bedeuten, ich müsste zu Beginn meines Lebens etwas erleiden, wovon keiner zu sagen vermag, ob ich es denn tatsächlich erleben würde? Wäre ich dazu bereit?
Nein. Mein Schmerz soll da geschehen, wo er geschieht. Als Teil meines Lebens, als Folge von Geschehnissen, Resultat von Gedanken und Gefühlen, Taten.
Ich würde sonst um mein ganzes Leben betrogen...und um die Möglichkeit des Wachsens. Schmerz ist auch Erfahrung. Und als solche gewissermassen lebensnotwendig.
herzlich Red
pattyv antwortete am 3. Jun, 10:28:
Verworrene Theorie
Man müsste den Durchschnittswert nicht errechnen, weil die Instanz, wer auch immer sie sein mag, ihn, jenen Schmerz, mit deiner individuellen Wahrnehmung, schon wüsste. Meine – sicherlich zu Recht verworrene erscheinende Theorie – ging davon aus, dass jemand (die „Instanz“) dein ganzes zukünftiges Leben schon kennen würde und Dich gleich zu Beginn deines Daseins fragt, ob Du diesen einmaligen Schmerz auf Dich zu nehmen bereit bist, um dann quasi ein schmerzbefreites Leben zu führen, was Dir im Vorfeld auch mitgeteilt wurde.Die Frage mit diesem 1-Sekunden-Schmerz habe ich mir schon oft gestellt, mir auch jegliche bisher erfahrenen vor Augen zu führen versucht (Zahn-, Kopf, Ohr-, Bauchschmerzen, Kränkungen, die Abtreibung, Liebeskummer in allen Variationen und Tiefen, Übelkeit, den „Unfall“, als mich mein damaliger Freund mit dem Auto anfuhr, das Unverstandenfühlen, der Tod meiner Oma und der meiner ersten großen Liebe, destruktive Kritik, Versagenserfahrungen, die dauerhaft verbrannte Hand, die abgehobelte Kuppe meines Daumens, Streit mit Menschen, die einem lieb sind, um nur eine wenige Beispiele zu nennen), um zu ermitteln, ob ich das wirklich überleben würde.
Ich glaube fast, dass ich ihn tatsächlich auf mich nehmen würde, wobei mich bei dieser unrealisierbaren Theorie vor allen Dingen ein Gedanke sorgt, den auch Du schon aufgegriffen hast. Was, wenn ich ihn, diesen Schmerz, zwar physisch überleben würde, er aber aufgrund seiner Intensität so durchdringend und prägend ist, dass Verstand und Seele daran zerbrechen?