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Ich frage mich nach wie vor, ob es an mir liegt? Bilde ich es mir ein, dass man mich bei den Volontärstagen schneidet? Begünstigt das vielleicht irgendeine Verhaltensweise von mir? Was mache ich nur falsch?

Bevor ich unser Blatt kannte, habe ich es, dem Augenschein nach, auch für ein miserables gehalten, diese Meinung, was die redaktionellen Belange betrifft, aber inzwischen revidiert. Von der Herkunftsquelle des Mediums bin ich an den Volontärstagen in der Regel ein Außenseiter, da unser Verlag, ein Unternehmen der Mainpost, nur einen Volontär, sprich mich, ausbildet und ich dadurch quasi zwangsläufig zu einem externen Anhängsel der anderen zwölf Mainpost-Volontäre werde.

Ich kann nicht sagen, warum es in dem dieswöchigen Seminar „Justiz und Presse“ anders ist und uns „Mainpostlern“ (obwohl ich vom subjektiven Empfinden nicht sagen kann, dass sie mich zu sich zählen), wenn ich das mal so salopp formulieren darf, auch andere Medienvertreter, soll heißen weitere Außenseiter, beiwohnen. Mir kam dieser Umstand allerdings sehr gelegen, denn so lernte ich heute Cordula von TV Touring kennen, die dort - aus meiner Sicht müsste ich fast leider sagen, da das auch zur Folge hat, dass ich sie auf künftigen Volotagen nicht mehr antreffen werde - vor zwei Wochen ihr Volontariat beendete. Mir war ihr Gesicht völlig fremd, sie hingegen meinte, dass sie mich kennen würde. Nach einiger Zeit der eruierenden Konversation enträtselten wir diese erinnerungsbehaftete Divergenz: Sie kannte mich von der Uni, an der wir beide, wenn auch mit unterschiedlichen Nebenfächern, Soziologie studierten und sogar beide im gleichen Jahr den Abschluss machten. Ich kann das Gefühl der Freude, das mir dieses völlig komplikationslose und offene Geschöpf mit ihrer Ansprache bereitete, gar nicht in Worte kleiden. In der Mittagspause hastete ich mal kurz zu Thomas und Kai hinauf, um ihnen mitzuteilen, dass heute das erste Mal jemand mit mir gesprochen hätte. Andererseits war es auch unglaublich traurig, da mir meine Ratio zweierlei zu verstehen gab: An den gewöhnlichen Volontärstagen nehmen sowieso nur „Mainpostler“ teil und selbst wenn nicht, Cordula würde keinem zukünftigen mehr beiwohnen, da sie ja nun seit zwei Wochen Redakteurin ist.

Als sie verlauten ließ, dass sie morgen sehr wahrscheinlich nicht mit im Gericht dabei sei und ich sie fragte, was sie dazu sagen würde, wenn ich sie vermissen würde, erwiderte sie: „Es würde mich ehren, wenn das der Fall sei“. Ist das nicht lieb?

Zurück zu unserem Blatt und meiner vielleicht irrigen Annahme, dass die zwölf Volontäre der Mainpost unser kostenfreies Produkt, das sich ausschließlich durch Anzeigen finanziert, während ihre Zeitung verkauft wird, belächeln. Vielleicht bilde ich es mir ja wirklich nur ein?! Vom Gefühl – und das ist natürlich immer subjektiv – her würde ich schon behaupten, dass sie sich als etwas Besseres fühlen (ich selbst hatte, wie weiter oben erwähnt, keinen guten Eindruck von unserem Blatt, wie sollen also sie einen anderen, gar besseren Eindruck haben?), was den faden Beigeschmack der Minderwertigen in mir zurückließ. Sobald ich einen Vergleich mit ihnen ziehe, halte ich keinem stand, ziehe immer den kürzeren.

Morgen sollen wir nach den Gerichtsverhandlungen einen Bericht schreiben, was ich noch nie umgesetzt habe, wobei mir all jene, die ich heute willkürlich danach fragend, darauf hin ansprach, schon etwas veröffentlicht haben, was mir nur noch mehr Angst macht. Ich habe weder einen Leitfaden noch den Hauch einer Ahnung, was bedeutsam und erwähnenswert ist. Die Artikel sollen wir mittags schreiben und sie dann einem Richter, der sie auf juristisch-inhaltliche Richtigkeit überprüft, und einer Gerichtsjournalistin per Mail senden, die sie nach anderen Kriterien bewerten wird, wobei das ganze dann am Freitag in der Podiumsdiskussion einzeln erläutert und der Beste prämiert wird. Um der Blamage zu entgehen, würde ich am liebsten gar nichts schicken. Ich glaube, das wird eine extrem peinliche Angelegenheit für mich werden. Im Augenblick bin ich sehr verunsichert und denke, dass ich den qualitativen Ansprüchen in keinster Weise genügen kann.

Inhaltlich gestaltete sich der heutige Tag, bei dem wir einen Vortrag samt Diskussion über Untersuchungshaft, der strafrechtlichen Verfolgung von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz, richterliche Erfahrung zum Opferschutz sowie die Grundsätze des Zivilprozesses hörten bzw. uns daran beteiligten, weitaus kurzweiliger als der gestrige, obwohl wir heute erst eine Stunde später aus den Sitzungsräumen hinauskamen.

Und zwischendurch schweifen meine Gedanken auch immer wieder zum 15. August, der Tag, an dem ich Planlose für drei Wochen nach Bad Kissingen muss, um dort die Urlaubsvertretung samt Zeitung zu machen, obwohl ich auch davon (noch?) nichts verstehe. Ob sie mich, wenn ich versagen sollte, entlassen werden?

Die Müdigkeit, sie lähmt, kann kaum noch klare Gedanken fassen ...
 

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