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Sie wird sterben! Mein letzter Gedanke zur Nacht, mein erster beim Aufstehen.

Die wachsenden Tumore werden alle Organe erdrücken. Im fortgeschrittenen Stadium werden durch das Tumorwachstum Gallengänge, Magenausgang und Zwölffingerdarm verstopft sein, so dass es zu Magenentleerungsstörungen, die sehr unangenehm sind (Übelkeit, Erbrechen, Gelbsucht, Völlegefühl und Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum), kommen wird. Zur Linderung dieser Beschwerden wird in den meisten Fällen ein so genannter Stent gelegt. Ein schmales Röhrchen, das die verengten Gänge wieder durchlässig macht, damit die Verdauungssäfte abfließen können.

Und doch: "Die Todesursache beim Bauchspeicheldrüsenkrebs ist in den überwiegenden Fällen ein multiples Organversagen durch tumorbedingte Verstopfung der Verdauungsgänge und Abklemmen lebensnotwendiger Blutgefäße", lautet es sachlich auf irgendeiner Beratungsseite im Internet.

Am Ende wird sie höchstwahrscheinlich Morphium erhalten. Meine Oma wird also langsam vom Krebs zerfressen und von nun an sichtbar rasant abbauen. Darauf müssen wir, die Familie, sich einstellen.
Perdi meinte am 20. Mai, 08:47:
Liebe pattyv!
Ich habe diese furchtbaren Sachen 2x durchlebt:
Bauchspeicheldrüsenkrebs, bei meiner Schwiegermutter,
Darmkrebs bei meinem Mann!
Bei meinem Mann, waren es *nur* 2 Monate in denen er leiden musste und ich bin heute noch dankbar dafür, dass die Ärzte keinerlei *Experimente* mit ihn durchführten ( er hatte 1 Block Chemotherapie ) und er, verhältnismäßig,schmerzfrei und friedlich starb!
Ich weiß, es ist schwer loszulassen, aber wünsche deiner Oma einen schnellen, gnädigen Tod!
Der Mensch muss IMMER etwas zurücklassen, ob Kinder, Enkel und, und, und.....!

Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft! 
pattyv antwortete am 20. Mai, 10:30:
Ich kann im Moment an nichts anderes denken,
geschweige denn mich auf etwas anderes konzentrieren.

Habe das Gefühl, mich zudröhnen zu müssen, um nichts mehr wahrzunehmen. Aber wie macht man das, wenn man weder Drogen konsumiert noch Alkohol trinkt?

Am liebsten möchte ich es jedem erzählen, weil es mich so beschäftigt, weil ich es so furchtbar finde und glaube, andere müssten aufgrund der Schwere dieses bevorstehenden Umstandes einfach Anteil nehmen, ... so als ob mir jemand helfen könnte.

Ich weiß, dass das absurd ist. Und doch möchte ich es in die Welt hinausschreien. 
Perdi antwortete am 20. Mai, 12:42:
Ich verstehe dich!!
Ich bin mit meinen Enkelkindern auch sehr stark verbunden und ihnen würde es genau so gehen wie dir, wenn ich so krank wäre (vielleicht möchtest du meinen Beitrag "Umarmungen" lesen)!

Ich weiß auch, dass du das Bedürfnis hast, aller Welt deinen Kummer zu erzählen, hier hast du die Möglichkeit dazu und es sind viel mehr Menschen bei dir, als du ahnst!
Manche sind eben sprachlos über deinen Schmerz und können daher keinen Kommentar hinterlassen!

Mein Mann ist nun schon 7 Jahre tot und ich kann noch immer nicht loslassen ( auch kein Therapeut hat es geschafft)!

Deine Oma sieht und spürt deinen Schmerz, aber mache es ihr nicht schwer, denn sie ist hilflos gegenüber dem Schicksal!

Liebe Grüße und ich bin in Gedanken bei dir! 
pattyv antwortete am 21. Mai, 08:20:
Seit ich aus London zurück bin,
und von der Diagnose erfahren habe, habe ich noch nicht mit meiner Oma gesprochen.

Meiner Oma würde ich am liebsten nur lächelnd begegnen, damit das Sammelsurium der Eindrücke ihrer verbleibenden Zeit ausschließlich positiv ist. Es fällt mir aber so verdammt schwer.

Aber was ist meine Traurigkeit im Vergleich zu dem Schmerz, den sie erdulden müssen wird? NICHTS!

Wie kann das Leben weitergehen, wenn plötzlich ein liebster Mensch, der so viel prägenden Einfluss auf einen hatte, fehlt?

Erlischt mit einem Mal nicht die gesamte Freude am Dasein?

Wie war das Bewusstsein für deinen Mann, sterben zu müssen? Macht nicht jeder neue Tag, der den Tod und damit natürlich auch das Zurücklassen seiner Liebsten unaufhaltsam greifbarer macht, Angst?

Danke für deinen Beistand. 
Perdi antwortete am 21. Mai, 11:05:
Das Bedrückende in unserem Fall war,
dass wir keine Zeit mehr hatten, darüber zu sprechen ( es lagen nur 2 Monate zwischen der Diagnose und seinem Tod) und das traf mich besonders, da es in unserer 31 jährigen Ehe NICHTS gab, worüber wir nicht sprachen!

Ich habe in der kurzen Zeit seiner Krankheit und der Gewissheit, dass er sterben muss ( er hatte es auch gewusst, denn der Onkologe hatte es uns gesagt), einen Fehler nach dem anderen begangen:
Ich hatte einmal, als er nach der Chemo kurze Zeit nach Hause kam, sämtliche Stufen, die zu unserer Wohnung führen, mit Plakaten beklebt ( "bitte verlass mich nicht, ich liebe dich " usw.usw.) und habe es ihn noch schwerer dadurch gemacht!
Ich habe in dieser Zeit zu trinken begonnen und ich weiß bis heute nicht, ob er es bemerkt hatte!
Wir haben uns gegenseitig nicht gefragt, was der Andere denkt und fühlt und wie es weiter gehen sollte, das war für uns ungewöhnlich, aber wir waren so hilflos gegenüber dieser Situation!
Ich glaube, nein ich weiß, dass ER noch mehr gelitten hat wie ich, denn er war auch ein Familien-Mensch ( so wie deine Oma, wahrscheinlich).
Heute, nach so langer Zeit, bin ich noch immer nicht weiter gekommen und bin noch immer alleine, da ER noch immer da ist und ich alle, in Frage kommenden Männer, mit ihn vergleichen würde!

Für dich stellt sich diese Frage gar nicht, denn es gibt halt nur DIESE Omi, aber ich denke mir, sie hat doch in ihrem bisherigem Leben schon viel Liebe von dir gehabt und auch gegeben, dass sie mit dieser Gewissheit leichter geht!
Es ist IMMER zu früh, wenn Jemand sterben muss, aber leider müssen wir damit fertig werden!

Vielleicht hast du doch noch einmal die Gelegenheit mit ihr zu sprechen und zu fühlen, wie es IHR damit geht!
Wenn irgendwie möglich, mache es ihr nicht schwer, denn sie geht nicht freiwillig!

Noch etwas: Sterbende können Gedanken lesen!

Liebe Grüße 
pattyv antwortete am 22. Mai, 11:18:
Ja, meine Oma ist ein Familienmensch.
Wenn sie die Familie um sich hat, ist sie glücklich. Sie war so dankbar und glücklich, als wir gestern zu Besuch kamen.

Die Schwestern kamen zwischendurch ein paar Mal hinein und fragten, ob alles in Ordnung sei (als noch alles in Ordnung war), worauf sie strahlend antwortete, dass ihre Liebsten um sie wären und es ihr von daher nicht besser gehen könne.

Deine Aktion mit den Plakaten auf den Stufen finde ich unglaublich rührend. Was für eine liebevolle und rührende Geste. Ich sehe darin übrigens auch keinen Fehler.

Für mich wäre der Gedanke, mit Liebe erfüllt, die ich von anderen erhalte, zu sterben, der schönste, den ich mir vorstellen kann, obgleich es natürlich schmerzlich ist, genau diese Liebenden zurücklassen zu müssen.

Dir eine liebe Umarmung sendend 
 

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