Keine Ahnung, wie ich den gestrigen Tag überlebt habe. Zwischendurch dachte ich schon daran, ins Krankenhaus zu gehen, weil ich einfach nicht mehr weiter wusste, ich diese Gleichgültigkeit für mich und mein Leben empfand, alles Erlebte der vergangenen Tage so unaufhörlich weh tat, wobei sich dieses Leiden darüber zwar schnell liest, der Schmerz selbst aber eindringlich und zeitlos unaufhörend peinigt.
Verzweiflung lesen und Verzweiflung fühlen sind zweierlei Welten.
Ich habe einen favorisierten Blog (leftalone), den ich mit aller Anteilnahme täglich lese, obwohl ich erst einmal darin kommentierte. Ich kann natürlich nur aus meiner Empfindung heraus sprechen, aber die Zeilen des Mannes, der vor wenigen Monaten von seiner Frau und den beiden Kindern verlassen wurde, sprechen mir so nachempfindbar aus der Seele, als ob ich es selbst fühlen würde. Und doch bin ich soweit davon entfernt, sein Leid auch nur ähnlich zu fühlen. Das erkenne ich erst jetzt, wo ich mich ihm, aber ich will in diesem Belang nicht auf Details eingehen, so viel näher als jemals zuvor fühle.
Die bereits gelesenen Worte (bei ihm) von einst erhalten im eigenen Durchleben eine neue, viel leidvollere Qualität. Und ich dachte schon Wochen zuvor, dass ich verstehen oder nachempfinden könne, was in diesem Menschen vorgeht. Weit gefehlt! Ich las und lese den Blog – aus meiner Frauensicht heraus – auch deshalb so gerne, weil es mich berührt, dass ein Mann derart tief empfinden kann. Dass ein Mann, auch wenn das jetzt sehr stereotyp klingt, eine Frau derart intensiv lieben kann. Im Geheimen wünschte ich mir, dass auch ich so sehr geliebt würde. Mein bisheriges, wenn auch nur literarisches, Vorbild (Held will ich nicht sagen, weil das so plakativ und fast abgedroschen klingt) in dieser Hinsicht war bisher Goethes Werther, der mich mit seiner aufrichtigen, selbstlosen und reinen Liebe zu Lotte zumindest träumend daran glauben ließ, dass es real so etwas geben könnte. Bei leftalone spüre ich die Intensität seines Liebens – und das aus der Sicht eines Mannes heraus, also das, was ich mir immer für mich selbst gewünscht habe.
Nein, ich will damit nicht unterstellen, dass andere Männer nicht ebenso intensiv lieben können, aber davon bekomme ich – weder lesend noch selbst fühlend – etwas mit, insofern projeziere ich meine Sehnsucht nach Liebe im Moment gerade dahin, wo ich sie zu fühlen glaube.
Meine derzeitige(?) eigene Ausweglosigkeit erinnert mich an die einstige Butterfahrt, die ich mit meinem Onkel und meiner Oma in den 80er Jahren von Hamburg aus gemeinsam unternahm. Wir waren mitten auf dem Meer, weit abgeschnitten von irgendeinem Festland, als plötzlich Sturm aufkam und unser Schiff zu wogen begann. Es kämpfte mit den Wellen, ritt auf den Fluten der bäumenden Wassermassen. Keine Ahnung, wie stark der Seegang war, aber er war enorm, so enorm, dass nahezu sämtliche Teller, das Besteck und die Gläser von den Tischen fielen. Dass das etlichen auf den Magen schlug, ist mehr als nur nachvollziehbar. Um es mal ein wenig drastisch zu formulieren: Die Reling stand voll von speienden Menschen. Einen Ausweg gab es für sie nicht. Der Magen rebellierte, doch was hätten sie tun können? Der Auslöser des Übels, das Tanzen des Kahns auf den Wellen, war nicht zu eliminieren, insofern mussten sie die qualvollen Stunden ertragen.
Genauso empfinde ich jetzt. Ich fühle mich, als stünde ich auf diesem Schiff, das auf offenem Meer einfach keine Ruhe findet, weil der Sturm des Empfindens, der aus Verletzungen resultiert, nicht aufhören will. Kein Land in Sicht!
Inzwischen bin ich mir darüber klar, dass ich eine Therapie brauche. Morgen zwischen 8 und 8.30 Uhr kann ich eine Frau, die über freie Therapieplätze verfügt, anrufen. Zu diesem Zeitpunkt ist sie persönlich da. Das sagte sie zumindest auf Band, auf welches ich ihr auch sprach und sie um Rückruf bat, doch bisher vergebens. Die Krankenkassenärztliche Vereinigung hatte mir zwar auch noch drei weitere Telefonnummern gegeben, an die ich mich hätte zuversichtlich wenden dürfen, aber da jene von männlichen Kollegen waren, unterließ ich dieses Vorhaben. Mein Vertrauen ins männliche Geschlecht ist, obwohl ich weiß, dass ich damit sicherlich einigen Unrecht tue, momentan doch etwas lädiert, so dass ich, wenn ich schon die Wahl habe, Frauen bevorzuge.
Ich hoffe, ich bekomme noch diese Woche einen Termin, bei dem ich persönlich vorsprechen darf. Alleine schaffe ich mein Leben gerade nicht mehr wirklich. Vielleicht komme ich dann auch irgendwann an den Punkt, wo mir einiges einfach nur noch egal ist, ich mich selbst mehr schätze, achte und respektiere. Wünschen darf ich es mir ja ...
Verzweiflung lesen und Verzweiflung fühlen sind zweierlei Welten.
Ich habe einen favorisierten Blog (leftalone), den ich mit aller Anteilnahme täglich lese, obwohl ich erst einmal darin kommentierte. Ich kann natürlich nur aus meiner Empfindung heraus sprechen, aber die Zeilen des Mannes, der vor wenigen Monaten von seiner Frau und den beiden Kindern verlassen wurde, sprechen mir so nachempfindbar aus der Seele, als ob ich es selbst fühlen würde. Und doch bin ich soweit davon entfernt, sein Leid auch nur ähnlich zu fühlen. Das erkenne ich erst jetzt, wo ich mich ihm, aber ich will in diesem Belang nicht auf Details eingehen, so viel näher als jemals zuvor fühle.
Die bereits gelesenen Worte (bei ihm) von einst erhalten im eigenen Durchleben eine neue, viel leidvollere Qualität. Und ich dachte schon Wochen zuvor, dass ich verstehen oder nachempfinden könne, was in diesem Menschen vorgeht. Weit gefehlt! Ich las und lese den Blog – aus meiner Frauensicht heraus – auch deshalb so gerne, weil es mich berührt, dass ein Mann derart tief empfinden kann. Dass ein Mann, auch wenn das jetzt sehr stereotyp klingt, eine Frau derart intensiv lieben kann. Im Geheimen wünschte ich mir, dass auch ich so sehr geliebt würde. Mein bisheriges, wenn auch nur literarisches, Vorbild (Held will ich nicht sagen, weil das so plakativ und fast abgedroschen klingt) in dieser Hinsicht war bisher Goethes Werther, der mich mit seiner aufrichtigen, selbstlosen und reinen Liebe zu Lotte zumindest träumend daran glauben ließ, dass es real so etwas geben könnte. Bei leftalone spüre ich die Intensität seines Liebens – und das aus der Sicht eines Mannes heraus, also das, was ich mir immer für mich selbst gewünscht habe.
Nein, ich will damit nicht unterstellen, dass andere Männer nicht ebenso intensiv lieben können, aber davon bekomme ich – weder lesend noch selbst fühlend – etwas mit, insofern projeziere ich meine Sehnsucht nach Liebe im Moment gerade dahin, wo ich sie zu fühlen glaube.
Meine derzeitige(?) eigene Ausweglosigkeit erinnert mich an die einstige Butterfahrt, die ich mit meinem Onkel und meiner Oma in den 80er Jahren von Hamburg aus gemeinsam unternahm. Wir waren mitten auf dem Meer, weit abgeschnitten von irgendeinem Festland, als plötzlich Sturm aufkam und unser Schiff zu wogen begann. Es kämpfte mit den Wellen, ritt auf den Fluten der bäumenden Wassermassen. Keine Ahnung, wie stark der Seegang war, aber er war enorm, so enorm, dass nahezu sämtliche Teller, das Besteck und die Gläser von den Tischen fielen. Dass das etlichen auf den Magen schlug, ist mehr als nur nachvollziehbar. Um es mal ein wenig drastisch zu formulieren: Die Reling stand voll von speienden Menschen. Einen Ausweg gab es für sie nicht. Der Magen rebellierte, doch was hätten sie tun können? Der Auslöser des Übels, das Tanzen des Kahns auf den Wellen, war nicht zu eliminieren, insofern mussten sie die qualvollen Stunden ertragen.
Genauso empfinde ich jetzt. Ich fühle mich, als stünde ich auf diesem Schiff, das auf offenem Meer einfach keine Ruhe findet, weil der Sturm des Empfindens, der aus Verletzungen resultiert, nicht aufhören will. Kein Land in Sicht!
Inzwischen bin ich mir darüber klar, dass ich eine Therapie brauche. Morgen zwischen 8 und 8.30 Uhr kann ich eine Frau, die über freie Therapieplätze verfügt, anrufen. Zu diesem Zeitpunkt ist sie persönlich da. Das sagte sie zumindest auf Band, auf welches ich ihr auch sprach und sie um Rückruf bat, doch bisher vergebens. Die Krankenkassenärztliche Vereinigung hatte mir zwar auch noch drei weitere Telefonnummern gegeben, an die ich mich hätte zuversichtlich wenden dürfen, aber da jene von männlichen Kollegen waren, unterließ ich dieses Vorhaben. Mein Vertrauen ins männliche Geschlecht ist, obwohl ich weiß, dass ich damit sicherlich einigen Unrecht tue, momentan doch etwas lädiert, so dass ich, wenn ich schon die Wahl habe, Frauen bevorzuge.
Ich hoffe, ich bekomme noch diese Woche einen Termin, bei dem ich persönlich vorsprechen darf. Alleine schaffe ich mein Leben gerade nicht mehr wirklich. Vielleicht komme ich dann auch irgendwann an den Punkt, wo mir einiges einfach nur noch egal ist, ich mich selbst mehr schätze, achte und respektiere. Wünschen darf ich es mir ja ...
pattyv - am Dienstag, 9. August 2005, 09:45 - Rubrik: einsam & verlassen
SternchenJG meinte am 9. Aug, 09:54:
Liebe Patty,
Du tust genau das Richtige! Hab Vertrauen in Dich selbst! Glaub an Dich, ich bin sicher Du schaffst das!!!
Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du eines Tages wieder glücklich sein kannst und mit Dir selbst klarkommst!
Lg, Sternchen
Perdi meinte am 9. Aug, 09:59:
Erstaunlich....
viele, lesen das Blog von leftalone! Ich auch! Trotzdem bekommt er wenige Kommentare, denn den Menschen fehlen ganz einfach die Worte!Als mein Mann verstarb, war ich so entsetzt darüber, dass Niemand mit mir über ihn sprach! Es kam mir vor, als ob er überhaupt nie gelebt hatte, ihn alle schon, nach kurzer Zeit vergessen hätten!
Es war aber nicht so (wie ich später erfuhr), die wenigsten Menschen können mit der Trauer (egal ob Tot oder Scheidung), umgehen! Man sieht es ja schon an uns zwei!!!
Kleine pattyv, du rufst noch einmal an, wenn sich die Psychologin nicht meldet! Ja? Es können irgendwelche Umstände sein, dass sie deine Nachricht nicht erhalten hat! Bitte!
Deine Selbstachtung kommt wieder (die Therapiestunde wird dich weisen)!!!
karlson meinte am 9. Aug, 22:11:
Klar rufst Du an, Patty...
...versprochen ist versprochen.