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Angst

Heute in einer Woche, sieben Wochen bevor mein Volontariat endet, werde ich endlich erfahren, was meine berufliche Zukunft betrifft. Am kommenden Donnerstag steht um 11 Uhr morgens das Gespräch mit meinem Chef an.

Heute in zwei Wochen, zwei Wochen bevor mein Mietvertrag endet, werde ich umziehen, wobei ich mir heute und jetzt noch nicht vorstellen kann, wie das alles funktionieren soll. Für den Umzug habe ich mir zwar zwei Tage Urlaub genommen, aber ich kann und will irgendwie auch nicht daran glauben, dass ich meine vertraute Umgebung aufgeben muss. Bei meinem letzten Umzug habe ich, obwohl jener sich nur über zehn Meter Luftlinie vollzog, mindestens einen Monat gebraucht, bis ich wieder ruhig schlafen konnte, auch weil zum Beispiel die nächtlichen Geräusche innerhalb der Wohnung so gänzlich anders waren. Tja und jetzt werde ich mein geliebtes Stadtviertel, in welchem ich seit 1993 gewohnt habe, verlassen und damit auch die Menschen, Wiesen, Bäume und Gebäude, selbst die Treppe vorm Haus, auf der ich im Sommer so gerne saß oder auch das kleine Vordach, auf dem ich etliche Male die letzten Sonnenstrahlen eingefangen habe, allesamt Bekannte, die mir über die Jahre – ähnlich einer neuen Wohnzimmereinrichtung – immer vertrauter wurden.

Den gestrigen Tag habe ich einmal mehr damit verbracht, mich durch den Tag zu quälen, um am Abend im Kino für den Hauch eines Moments in einer realitätsfernen Illusion abzutauchen, bloß um nicht zu spüren, dass ich doch noch da bin. Am liebsten wäre ich im Anschluss gleich in den nächsten Film, fast schon egal, was läuft (außer Horror), nur um mich selbst nicht spüren zu müssen.

Tagsüber, während meiner Arbeit, versuche ich mir nichts anmerken zu lassen, funktioniere soweit es geht, wobei ich nicht sagen kann, ob und inwieweit meine Leistung in den vergangenen Wochen abgefallen ist. Ab und zu gelingt es mir sogar, unserer Praktikantin ein Lächeln zu entlocken.

Im Moment ängstigt mich am meisten der Gedanke an den 9. März, von dem ich eines schon ganz gewiss weiß: ich darf – beruflich gesehen – nicht in Würzburg bleiben.

Noch gut zwei Stunden, dann wird mein Bruder mit Frau und Kind, der siebenjährigen Alina, deren Patentante ich bin, hier eintrudeln. Ich muss zugeben, dass ich nervös bin.

Warum? Zum einen war mein Bruder schon über zehn Jahre lang nicht mehr in Würzburg, was für sich genommen nicht ansatzweise verängstigend ist, zumal er in den 80er Jahren oft hierher gefahren ist, um mit Freunden in Plattenläden zu stöbern; jene, die es zuhause im ca. 45 Kilometer entfernten Wertheim, nicht gab oder auch um in Discotheken abzutanzen. Das ist inzwischen aber alles sehr lange her. In der hiesigen Wohnung war er, Birgit, seine Frau, und auch Alina noch nie.

Den Termin hatten wir eher zufällig vor ca. vier Wochen ausgemacht, als ich mit Alina telefonierte und sie mich fragte, wann ich denn mal wieder zum Spielen vorbeikäme, wobei ich kurzerhand antwortete, dass sie mich noch nie besucht habe und ob sie das nicht einmal in Angriff nehmen wolle, sie könne dann auch hier schlafen. Gesagt, getan. Sie fragte recht unmittelbar ihren Vater, der nichts dagegen hatte, wobei ich dann mit ihm diesen heutigen Termin ausgemacht habe.

Und nun ängstige ich mich davor, weil ich fürchte, mein Ansehen als „Supertante“ - jenes genieße ich laut Auskünften meines Bruders und Birgit bei Alina - zu verlieren. Diesen Statuts konnte ich (ungewollt) dadurch erreichen, dass ich mich nur relativ selten bei meinem Bruder und damit auch bei Alina habe blicken lassen, in diesen Momenten aber immer voll und ganz für Alina da war, mit ihr auch diesen Blödsinn und Phantastereien auslebte, die sie mit ihren erwachsenen Eltern, nicht realisieren konnte. Dass ich nach zwei, drei Stunden völlig erschöpft und ausgepowert war, fiel insofern nicht ins Gewicht, als dass das auch die Zeit war, die ich vor Ort verbrachte, sprich ich im Anschluss wieder Zeit zum „runterkommen“ und Kräfte tanken hatte. Deshalb jetzt auch meine Bedenken, wenn Alina hier schläft. Klar kann ich mit ihr zwei, drei Stunden spielen, aber was dann? Was – und das wird gewiss so kommen -, wenn ich Ruhe und damit Zeit für mich brauche? Sie wird enttäuscht sein!

Noch ist nicht sicher, ob sie hier schläft. Gestern Abend telefonierte ich noch einmal mit Birgit, die mir mitteilte, dass Alina wegen heute – und in diesem Punkt scheint es ihr ähnlich wie mir zu gehen - ziemlich aufgeregt sei. Wegen der Fremde und der Ferne könne es möglich sein, das Alina sich nicht hierzubleiben getraut. Tja, was soll ich sagen? Dass es mir selbst lieber ist, wenn Alina wieder mit ihren Eltern nach Hause fährt, weil ich Angst davor habe zu versagen? Was, wenn sie anfängt zu weinen? Länger als drei Stunden haben wir noch nie miteinander verbracht.

Vorhin war ich ein paar Sachen für Alina einkaufen – für alle Fälle. Ein bisschen Schokolade, Orangensaft, Apfelsaftschorle, Brötchen zum Aufbacken, Marmelade, Kalbsleberwurst, alles Sachen, die sie gerne isst und trinkt. Das Glitzerhaarspray fiel mir eher zufällig in die Finger, aber das wird ihr sicherlich gefallen.

Einen Kuchen habe ich auch noch schnell gebacken. Jenen aber eher zum Kaffeetrinken für alle. Geplant ist, dass mein Bruder und Birgit auf Kaffee und Kuchen bleiben, im Anschluss wieder nach Hause fahren – ohne Alina. Die würden wir, Pan und ich, morgen wieder nach Hause fahren, vorausgesetzt sie hält es so lange aus.

Die Frage, die sich mir stellt, ist die, wie ich Alina beschäftige, ohne dass sie sich langweilt. Was macht man mit einer Achtjährigen? Heute Abend (laut Auskünften von Birgit wäre das für sie das Highlight) wollte ich mit ihr ins Kino und morgen evtl. auf den Großen Würzburger Faschingsumzug, wobei ich selbst nichts für Fasching übrig habe, aber ihr zuliebe täte ich es gerne. Es wäre zumindest auch etwas „langeweileüberbrückendes“.

Davon abgesehen nimmt Alina auch ihre Roller Skates mit, die sie zu Weihnachten von mir geschenkt bekam. Ich hatte ihr nämlich versprochen, ihr das Fahren beizubringen, wobei heute – trotz aller eisigen Kälte – auch das Wetter dafür spräche, welches sich am Würzburger Himmel so wunderbar sonnig gebärt.

Die Zeit schreitet zunehmend dahin und meine Angst wächst stetig ...

Ich weiß, dass ich das überleben werde, die Frage ist nur wie und mit welchen Konsequenzen. Vielleicht mit einer Degradierung von der Supertante zur öden Gesellin?

Ich fühle mich so unwohl in meiner Haut. Ich könnte fast die ganze Zeit weinen. Ich kann mich wegen Allem nicht beruhigen. Ich möchte meine Sinne betäuben, um nichts mehr wahrnehmen zu müssen. Ich warte vergebens auf etwas, dass mich einmal wieder fröhlich stimmen könnte. Selbst das Denken, das ich ja sowieso nicht abstellen kann, macht mir Angst. Ja, ich habe auch Angst, mich schlafen zu legen, weil mich dann die Stille beherrscht und ich mich nicht mehr ablenken kann, die Gedanken die Macht über mich bekommen. Manchmal habe ich mich schon gefragt, bis wohin das noch geht, bis wohin dieses schlechte Empfinden noch steigerbar ist. Warum kann ich nicht einfach wieder ICH sein, mich fühlen? Warum kann ich mich nicht selbst achten? Warum beklemmt mich dieses Gefühl im Magen? Was muss ich tun, damit es mir wieder besser geht? Ich will mich geborgen fühlen, fallen lassen, aufgefangen werden.Ich möchte umarmt und nicht mehr losgelassen werden. Ich will mein Misstrauen und alle eingebildeten Ängste,die damit zusätzlich einhergehen, nicht mehr spüren, will unbeschwert sein, ein bisschen Norm leben.

Eben habe ich mit meiner Mutter telefoniert, gefragt, wie es meiner Oma geht. Gestern sagte sie, dass meine Oma wie ein Fleischklumpen daliege. Ist das nicht furchtbar? Sie sei lebendig tot. Heute sei der Zustand unverändert. Mein Bruder, der sich gerade in Italien im Urlaub befindet, habe angerufen und gemeint, dass er schon dreimal davon geträumt habe, dass meine Oma gestorben sei. Er hoffe, dass sie am Samstag, wenn er wiederkäme, noch lebe. Meine Schwester, die heute meine Oma besucht hat, sei mir tränverquollenen Augen bei meinen Eltern aufgetaucht. Wo führt das alles hin?

Vorgestern habe ich mir Bilder von Weihnachten angesehen. Auf einmal schien mir meine Oma auf diesen Bildern so fremd und dabei ist das ja noch nicht mal ein Jahr her. Nahezu alle (bis auf eines) Kissen, die der Pan auf seiner Couch liegen hat, haben wir von meiner Oma geschenkt bekommen. Es mag seltsam klingen, aber ich hatte heute eines in der Hand, habe es umarmt und meine Oma darin gesucht.

Ich vermisse sie so unendlich.

Morgen habe ich Geburtstag. Für mich war dieser Tag noch nie bedeutsam. Ich maß ihm einzig darin einen Wert zu, in dem ich mich davon überraschen ließ, wer sich überhaupt daran - und damit auch an mich – erinnert.
Ohne es böse zu meinen, ich bin gespannt, ob sich meine Mutter morgen meldet. Als ich 20 wurde, hat sie mir zwei Tage nach meinem Geburtstag zum 18. gratuliert. So ganz genau weiß sie eben nicht, wann ich geboren bin. Den Monat schon, vielleicht auch noch eine Zuordnung zur ersten Hälfte des Monats, aber mehr dann eben auch nicht – und das obwohl ihr Bruder, mein Onkel, bereits heute, also genau einen Tag vor mir, Geburtstag hat, insofern leicht zu merken werde. Mein Vater und meine Geschwister hingegen wissen sehr wohl um das Datum, um den möglicherweise seltsam entstandenen Eindruck der Familie wieder ein bisschen zu rehabilitieren. Soweit ich mich zurückerinnern kann, habe ich in meinem bisherigen Dasein auch nur zweimal Geburtstag gefeiert. Einmal bei meinen Eltern, als ich noch jünger war und dann mit zwei Freundinnen bei einem Picknick im Wald.

Die vergangenen, anstrengenden Tage (Montag und Dienstag Urlaubsvertretung, Mittwoch eine ganztägig lange Wertewandeldiskussion, die sicherlich spannend und ergiebig, aber auch Kräfte zehrend war, ja und gestern die Fahrt – nach vier Stunden Schlaf - nach Bonn zum Presserechtsseminar) lasten bleiern in meinem Körper, verursachen eine mich durchdringende Gesamtmüdigkeit, der ich mich zur Zeit nicht erwehren kann. Vielleicht deprimiert mich aber zudem auch der Gedanke, morgen schon wieder ein Jahr älter zu werden und mich damit immer weiter von meinem Idealalter 25 zu entfernen. Zeit für meine Oma blieb kaum, obwohl ich zwischendurch immer wieder mal etwas über sie und ihr Befinden in Erfahrung zu bringen versuchte, indem ich spät nachts mit meiner Mom telefonierte oder sie am Mittwoch mal persönlich in der Mittagspause zu erreichen versuchte, dieses Vorhaben aber ein dümmliches war, weil ich nicht die Muse, die sie benötigt hätte, hatte.

Gestern Nacht rief mich mein Onkel an, bestätigte mir nur das, was ich am Mittwoch selbst schon wahrnahm: die Verwirrung meiner Oma, wobei er meinte, dass das von den Tabletten, die Morphium enthalten, käme.

Ich erwiderte, dass ich das nicht wüsste, es so sein könnte, aber dafür natürlich erst den Namen der fünf verschiedenen Medikamente, die sie einnimmt, in Erfahrung bringen müsste, um darüber dann gesicherte Rückschlüsse ziehen zu können.

Morgen werde ich meine Oma besuchen. Ehrlich gesagt habe ich Angst davor, sie wieder zu sehen, weil ich nicht weiß, was mich erwartet. Sie hat in den vergangenen Tagen auch so gut wie nichts gegessen, wird noch dünner sein ...
Mittlerweile habe ich sogar Angst sie anzurufen. Einerseits weil sie so wirr spricht, sie sich von der Oma, die ich über Jahrzehnte kannte, entfernt hat, und mich dieses Verhalten befremdet, was auch nicht ansatzweise heißen soll, dass sie mir deshalb auch nur in irgendeinem Punkt weniger liebenswert erschien, und andererseits, weil ich sie mit dem Telefonat als solchem nicht überfordern möchte, weil sie eben ihre Ruhe braucht.

Es wird mein letzter Geburtstag mit meiner Oma sein. Morgen in einem Jahr werde ich mich nur noch daran erinnern können, ...

Ob sie den ihrigen am 26. August noch erleben wird – und falls ja, unter welchen Umständen - bleibt fraglich.

Mein erster Urlaubsvertretungstag in Bad Neustadt. Ich sollte längst losgefahren sein, schließlich fahre ich 1,25 Stunden dorthin, aber die Angst davor lähmt mich. Ich war vergangen Montag zum ersten Mal in dieser Stadt, um überhaupt zu wissen, wohin ich muss.
Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung von gar nichts. Ich fühle mich überfordert – wie so oft.
Vielleicht ist mein ganzes Leben eine einzige Überforderung?!

Und doch. Was ist diese Angst im Vergleich zu dem Leid meiner Oma? Sie erhält heute, spätestens morgen den Befund, der nur das nach medizinischen Messverfahren beweist, was die Ärzte ihren Erfahrungen gemäß schon längst prognostiziert haben – die Bösartigkeit dessen, was in ihr wuchert.
Die Familie hat sich dazu entschlossen, meinen Opa „reinen Wein“ einzuschenken. Er ist – verständlicherweise – wie vor dem Kopf gestoßen. Mein Onkel aus Wiesbaden hat sich diese Woche zum Glück Urlaub genommen, so dass mein Opa, sein Vater, damit nicht ganz alleine ist.

Mir rennt die Zeit davon, ... aber ich lebe wenigstens.

Was ist Verspätung schon im Vergleich zu einem gewiss bevorstehenden Tod?

Der Papst ringt mit dem Tod. Laut jüngster Meldung (00:08 Uhr) der Deutschen Presseagentur dementiert der Vatikan den Tod von Johannes Paul II., obwohl italienische Medien bereits am Abend den Hirntod von Johannes Paul II. gemeldet hatten und im Petersdom bereits das rechte Bronzetor geschlossen wurde, was in Rom als Hinweis für den Papsttod gilt. Nach Auskünften Monsignore Angelo Comastris wird „Christus noch diese Nacht die Pforten für den Papst öffnen“.

Ungeachtet aller Dramatik, die damit weltweit einhergeht, frage ich mich, ob der Papst, der meiner Vorstellung gemäß, nehmen wir einen Gott an, Gott näher stehen müsste als jedem anderen, Angst vor dem Tod hat? Fühlt er aufgrund seines Glaubens den Tod anders als „gewöhnlich Sterbende"?

Glaubt der Papst an Himmel und Hölle?

Auf der Verstehensebene ist diese Woche zwischen dem Pan und mir seit langem erstmals wieder alles ganz gut verlaufen. Er realisierte die gewünschte Offenheit mir gegenüber. Ich konnte dadurch wieder etwas Zutrauen und Hoffnung fassen.

Jetzt steht das Wochenende - und damit das persönliche Aufeinandertreffen – vor der Tür. Nachdem bisher alle Wochenenden dieses Jahres zu irgendeinem Zeitpunkt einen katastrophalen Verlauf annahmen, habe ich, vielleicht der „Gesetzmäßigkeit“ wegen, schließlich steht heute schon das sechste Wochenende diesen Jahres an, Angst, dass es wieder im gefühlsmäßigem Chaos endet.

Kann es denn so schwierig sein, Liebe zu leben?

Diese Frage habe ich mir aufgrund der Ereignisse in den vergangenen Wochen - immer wieder darüber sinnierend - wiederholend gestellt.

Was macht Liebe schwierig?

Was macht Liebe leicht?

Warum scheint es bei anderen, die sich auch unter der Woche sehen, die sogar einen Haushalt miteinander teilen, zu funktionieren, während der Pan und ich an den zweieinhalb Tagen des Wochenendes nicht miteinander harmonisieren können?

Es muss doch irgendeinen Grund dafür geben?!

Ja, ich habe Angst davor, dass mich die Gefühlswelle auch an diesem Wochenende wieder aufs offene und tosende Meer hinaustreibt ...

Es wird mit der Zeit einfach immer schwieriger und Kräfte zehrender, ans Land, dort, wo fester Boden unter den Füßen Grund zur Hoffnung ließe, zurück zu schwimmen.

Wir werden ja sehen was kommt ...

Möge die Zuversicht sich Mut machend an unsere Seite gesellen.

Habe eben erfahren, dass mein Blog im Kollegenkreis bekannt ist, was mich total einschüchtert.

Habe ich etwas geschrieben, was meine Stellung gefährden könnte?

Bin verunsichert.

Will mir die Freiheit dieses Raumes aber auch nicht nehmen lassen oder einen neuen, unbekannten Blog eröffnen, weil ich flüchten musste.

Nein, ich habe nicht das Gefühl, dass ich flüchten muss.

Soweit ich mich bewusst entsinne, steht nichts Verwerfliches auf diesen Seiten.

Ich lasse mich aber auch gerne belehren.

Erschreckend, wie real Träume zu sein vermögen. Es war alles so plausibel. Den Namen der Krankheit, den ich bis dato noch nicht hörte, habe ich mir leider nicht merken können, denn sonst hätte ich heute Morgen eruieren können, ob auch nur ansatzweise etwas Wahres daran ist oder mir meine nächtliche Phantasie einfach nur einen beängstigenden Streich gespielt hat.

Man diagnostizierte mir, dass ich nicht mehr lang zu leben habe, wobei der untersuchende Arzt sehr geheimnisvoll tat, was mich nur noch mehr verunsicherte und mich Schlimmstes annehmen ließ. Dass ich sterben würde, sagte er mir auch erst auf mein unaufhörliches Drängen hin. Warum nur, dachte ich? Was ist nur so mysteriös an meiner Krankheit, dass man sie mir verschweigt? Ich verstand es nicht. Wusste auch nicht, wen ich hätte fragen können, fühlte mich alleingelassen und hilflos.

Leider habe ich auch ein paar Geschehnislücken im Traum. Ich entsinne mich bloß noch daran, dass ich mich bei der Untersuchung in einem riesigen Krankenzimmer befand, in dem ca. 25 Betten standen, was mich sehr erschütterte, weil es mir nicht einsichtig schien, dass die Patienten unter diesen Umständen (Lärmpegel, stetes Treiben eines Untersuchungs- und Besuchsraumes) genesen können. Als man mir mitteilte, dass ich mich dort ab Montag einzufinden hätte, kämpfte ich zunächst mit den Tränen, versuchte mir aber nichts anmerken zu lassen. Selbst die Operationen wurden vor den Augen der anderen durchgeführt. Furchtbar!
Nach weiteren Untersuchungen bekam ich dann die Todes-Diagnose, die einen Aufenthalt in diesem Zimmer überflüssig machten, weil es ja nur eine Frage der Zeit sein sollte bis ich das Zeitliche segnen würde. Seltsam, dass ich mich so gesund fühlte. Grob betrachtet, ich kenne die medizinischen Details leider überhaupt nicht mehr, hatte es etwas mit meinem Blut zu tun. Irgendetwas in meinem Bauch (nicht im Magen, daran erinnere ich mich) zerstöre (nicht vergifte) mein Blut. Ein Prozess, der unaufhaltsam sei, der immer rascher wirken würde. Ein Prozess, bei dem anfänglich noch die Selbstheilungskräfte agieren würden, jene aber – nach dem Erkennen, dass ihr Wirken aussichtslos sei – ihre Arbeit einstellen.

Als ich das erste Mal das große Krankenzimmer betrat, fiel mir gleich ein karger, schmaler, ja fast ausgehungerter Mann mit blutunterlaufenen Augen, die farblich so gänzlich gegensätzlich zu seinem fahlen Gesicht wirkten, in den Blick. Allein das äußere Betrachten dieses Mannes, so nett er auch sein mochte, jagte mir einen beängstigenden Schauder ein. Ich fragte mich, was wohl der Grund seiner Anwesenheit hier sei, vermutete aber etwas Extremes. Später erfuhr ich, dass er die gleiche Krankheit wie ich habe, nur in einem fortgeschrittenerem Stadium. Ich wollte das alles irgendwie nicht glauben, wollte, aber das äußerte ich in diesem Krankenhaus nicht, zu anderen Ärzten, um die Diagnose unabhängig ein weiteres Mal gestellt zu bekommen. Mir erschien, obwohl – wie bereits gesagt – die medizinischen Erläuterungen einsichtig und nachvollziehbar waren, alles sehr suspekt.

Irgendwann - vorhin - wachte ich auf und konnte mich selbst mittels einer träumenden Geschichte belehren, die mir zu meinem Glück das weitere Aufsuchen unabhängiger Ärzte erspart. Dennoch suche ich die Hintergründe, die die Szenen dieses ersonnenen Films kreierten. Ob es wohl daran lag, dass ich heute Nacht mit sehr starken Kopfschmerzen und einer ausgeprägten Übelkeit zu Bett ging, die mich befürchten ließ, mich übergeben zu müssen?

Ich weiß es nicht!? Heute früh geht es mir aber wieder blendend, zumindest physisch.

Zwei Tage noch, dann stehe ich Hänfling alleine in der Verantwortung der Bad Kissinger Ausgabe – ein Gedanke, mit dem ich mich einfach nicht anfreunden will, weil ich mich nach wie vor so unsicher fühle. Das Verfahren der Produktion ist dort ein gänzlich anderes als das, das wir in Würzburg pflegen. Aber nicht nur das. Am meisten erstaunten mich die Qualitätsunterschiede, die in Würzburg weitaus höher sind, was meines Erachtens wohl darin begründet liegt, dass wir uns – mit den Verantwortlichen - im Haupthaus befinden und die dort natürlich einen gesonderten Augenmerk auf das kreierte Produkt haben. Redaktions- und/oder Ausgabenbesprechungen sind in Bad Kissingen ein Fremdwörter.

Wovor ich dann Angst habe?

Es ist die Verantwortung im Allgemeinen, dieses „für-etwas-einstehen“, von dem ich glaube, es nicht zu können, die Kluft zwischen der Theorie und Praxis.

Habe heute einen Deal zu arrangieren versucht: Wenn ich Glück habe, kann ich am kommenden Dienstag, dem Tag der Produktion, meine erste Bad Kissinger Ausgabe, mit in Würzburg erstellen, wo ich zumindest erfahrene Kollegen habe, die ich fragen könnte, wenn sich systembezogene Fehler oder andere Schwierigkeiten ergäben. Hoffe, dass das Satzstudio mir in diesem Belang auch noch wohl gesonnen ist.

Das Bonbon des Herbstes, die Tickets samt Mietauto für die im Oktober anstehende Reise in die USA, habe ich heute Mittag bezahlt, so dass zumindest dieser in naher Zukunft liegende regenerative Gedanke stets ein Licht der Vorfreude in die trüben Ereignisse des derzeitigen angstbehafteten Tages zu werfen vermag.

 

twoday.net AGB

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