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Habe eben 1,5 Std. mit einer wirklich treuen Seele, Thomas (aus Regensburg), in dem ich mehr den geistig-verbundenen Bruder statt den Freund sehe, gesprochen. Immer dann, wenn ich mit ihm, der mir altersbedingt drei Jahre voraus ist, telefoniere, was wir vielleicht alle 2-3 Monate realisieren, fällt mir auf, wie sehr ich das Gespräch mit ihm schätze. Er verfügt über eine vortreffliche Eloquenz, die ich in dem Maße nur noch von einem ehemaligen Philosophieprofessor her kenne. Das Skurrile an unserer Verbindung ist das, dass wir beide eher ein negatives und pessimistisches Weltbild haben, es Zeiten gibt, in denen wir beide wetteifern, wem mehr Lebenspech widerfährt, was hin und wieder soweit geht, dass wir in schallendem Gelächter enden, obwohl es eigentlich doch traurig ist.

Ja, Thomas fühlt in vielen Situationen ähnlich wie ich. Er ist auch einer der wenigen, der versteht (auch weil er es selbst so praktiziert), dass ich, wenn ich mich niedergeschlagen und nicht daseinsberechtigt fühle, nicht ans Telefon gehe, was manch andere – sicherlich zu Recht aus Sorge heraus – schon an den Rand ihrer Kräfte gebracht hat, wobei mein Pan im Wiederwahlversuch sicherlich jede Fingerkuppen-Hornhaut-Meisterschaft gewonnen hätte.

Kennengelernt haben wir uns vor, ich weiß gar nicht wie vielen Jahren, auf einer Busreise nach Paris. Schon damals beeindruckte mich sein sprachliches Ausdrucksvermögen sowie seine Belesenheit. Er ist auch der einzige, den ich kenne, der bewusst seinen Fernseher aus seinem Haushalt verbannt hat – und das schon etliche Jahre bevor ich ihn kannte. Weltfremd ist er deswegen aber keineswegs. Ganz im Gegenteil, vielleicht noch sehr viel aufmerksamer als gewöhnliche Zeitgenossen, weil ihm das Mittel der Ablenkung und Zerstreuung fehlt, wobei das nicht heißen soll, dass a) der Fernseher alleinig diesen Zweck erfüllt und es b) nicht andere Möglichkeiten der Zerstreuung gäbe.
Thomas ist ... einfach Thomas. Man muss ihn kennen, um diese Aussage nachvollziehen zu können. Ein Lebenshaderer könnte ich in Kürze formulieren, aber das würde nur eine winzige Facette seines Seins widerspiegeln.

Thema des heutigen Gesprächs war der Tod. Nicht nur, aber doch vornehmlich. Sein Vater starb vor einem halben Jahr und dieses Ereignis hat er noch immer nicht verarbeitet, was ich auch verständlich finde. Ich erzählte ihm, dass Karls (er kennt ihn von meinen Erzählungen) Vater vor knapp zwei Wochen auch verstorben sei. Auch der derzeitig besiegte Krebs meiner Mutter und meine Furcht vor einem Rezidiv, den ich vielleicht durch ein unbedachtes Verhalten ihr gegenüber wieder auslösen könnte, da der Krebs ja bekanntermaßen von innen kommt, war Gegenstand unserer Unterhaltung.

Thomas hat so etwas – für sich selbst gar nicht Wahrnehmendes – Liebenswertes wie Wilbur aus „Wilbur wants to kill himself“, den Film, den die meisten Leser – bis auf den Pan – wohl kaum kennen werden, obwohl er so unglaublich nachfühlbar, zum Lachen und Weinen zugleich, zum Entdecken des Gefühls in sich, ist.


Und wen es doch interessiert:

http://www.wilbur-derfilm.de/

http://www.phlow.net/nu_archives/000596.html
 

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