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„Grausamer Unfall forderte Menschenleben – Drei weitere Personen wurden lebensgefährlich verletzt

Ein Bild des Grauens bot sich den Rettungssanitätern des Wertheimer Roten Kreuzes, die am gestrigen (12.05.1989) frühen Nachmittag zu einem Unfall zwischen Kreuzwertheim und Röttbach gerufen wurden. Ein jeep-ähnliches Fahrzeug mit vier Personen aus Richtung Röttbach war auf der Gefällstrecke nach Kreuzwertheim aus bisher noch ungeklärten Gründen ins Schleudern geraten. Den Spuren zufolge prallte das Auto zuerst gegen die linke und dann gegen die rechte Baumreihe, dazwischen überschlug es sich mehrfach. Die hintensitzenden Personen wurden während des Unglücks herausgeschleudert und dabei lebensgefährlich verletzt. Von den beiden jungen Menschen, die angeschnallt waren, konnte noch einer, ebenfalls schwer verletzt, geborgen werden. Für den anderen kam jede Hilfe zu spät.“

Der Unfall, er liegt schon so viele Jahre zurück, jährt sich dieses Jahr zum 15.ten Male und doch: ich kann ihn nicht vergessen, fühle es wie damals, obwohl ich selbst nie im Wagen saß.

Was aus dem Zeitungsartikel nicht hervorgeht: Die vier waren gerade unterwegs zu ihrer Abschlussfeier (Wirtschaftsschule), hätten in Bälde ihre Lehrstellen – und damit auch einen neuen Lebensabschnitt – angetreten. Was aus den anderen drei geworden ist, weiß ich nicht. Ich weiß lediglich, dass Thomas B., der Fahrer des Wagens, zunächst sein Bein, das man ihm aber wieder annähen konnte, bei dem Unfall verloren hatte.

Der Verstorbene, Patrick, er war meine erste große (Jugend-)Liebe. Heute hätte er Geburtstag, wäre 33 Jahre alt geworden, wenn, ja wenn NICHT passiert wäre, was passiert ist.

Es gibt kein Jahr, an dem ich mich nicht an seinen Geburtstag erinnern würde! Damals, als er starb, waren wir schon 6 Jahre nicht mehr zusammen, aber ich sah ihn immer in der Schule, wobei wir leider nie mehr als ein „Hallo“ miteinander austauschten, obgleich ich es mir immer anders gewünscht habe (und er zudem keinen wirklich guten Ruf hatte, was die Treue betrifft).

Wahrscheinlich klingt es irrsinnig, wenn ich erzähle, dass uns – ich 14-, er 12-jährig – eine Schwimmbadsaison miteinander verband, in welcher der Austausch von Küssen die größte Intimität zwischen uns war. Und doch: So intensiv habe ich nie wieder geliebt!

Ich hatte im (nicht unmittelbaren) Anschluss daran eine knapp 10-jährige Beziehung zu einem Mann, von dem ich emotional abhängig war. Im Rückblick, sprich im Abstand dazu, kann ich auf jeden Fall behaupten, auch ihn aufrichtig geliebt zu haben, doch es war anders, ganz anders - UND Patrick, er ging mir auch in diesem Durchleben dieser Partnerschaft NIE aus dem Kopf, obwohl ich wusste, dass wir nie wieder zusammenkommen würden.

Seit dieser einen, „UNSERER“ Saison war jeder Besuch im Freibad – die Betonung liegt auf JEDER – davon geprägt, dass ich hoffte, ihn auch mal wieder zu sehen, obwohl wir uns ja nur „zuHALLOten“. Wahnsinn! Ich glaube nicht, dass ich jemanden dieses Gefühl beschreiben kann, dieses sich umsehende, ihn erhoffende, vielleicht schon im Schwimmbad vorfindende oder vielleicht doch noch ankommende und erflehende Gefühl und dann die Enttäuschung, wenn er wieder mal nicht da war. In diesen ganz sechs Jahren sah ich ihn nicht wirklich oft im Schwimmbad, doch es gab wirklich keinen Tag, an dem ich mir nichts sehnlicher gewünscht hätte.

Als ich dann von dem Verkehrsunfall erfuhr, puhhh, ... selbst im jetzigen Erinnern daran kommen mir die Tränen, weil es so endgültig ist, weil es doch so nah ist, weil das Gefühl die Jahre überdauerte, obwohl ich annehme, dass ich Vieles verkläre, was ich aber hier nicht weiter ausführen möchte.

1989 wurde ich das erste Mal mit einem Tod, der mich im Gefühl berührte, getroffen. Ich fragte mich, wie das wohl zukünftig aussehen würde. Die personelle Anteilnahme an Patricks Beerdigung war überwältigend. Wie lange würden sich all jene – außer die unmittelbar Verwandten – die so viele Tränen vergossen, auch in der Zukunft an ihn erinnern? Ich war innerlich zu gelähmt, um weinen zu können. In mir steckte das blanke Entsetzen! Es dauerte einige Wochen, bis sich diese Blockade löste und ich anfangen konnte, Trauerarbeit zu leisten. Ich schwor mir, dass ich ihn in all meiner Zukunft nie vergessen würde, trage seitdem ein Bild, auf dem er nie weiter altern wird, während die Jahre mein Gesicht zunehmend zeichnen, von ihm in meinem Portemonnaie. Mein Erinnern an ihn ist so jung wie sein Bild von einst, auf dem die Zukunft keine Spuren mehr hinterlassen kann.

Und die Schwimmbadbesuche: Ich musste sie in einem langen Prozess erst wieder mit neuen Inhalten füllen. Ich weiß nicht, wie lange ich gebraucht habe, bis ich wieder einen für mich eigenen Grund, den des Gefallens, gefunden habe, diesen einen bestimmten Ort aufzusuchen.

Inzwischen wohne ich schon seit zehn, bald elf, Jahren in Würzburg, wobei diese sich hier befindlichen Schwimmbäder von diesen einstigen Gedanken unberührt sind, da der Verbund geographisch sehr viel weit westlicher anzuordnen ist und ich im Laufe der Jahre loszulassen (aber nie vergessen!) gelernt habe.

In diesem Sinne: Alles Gute zum Geburtstag, Du mir noch im Herzen wohnender Patrick
 

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