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Ich fühle mich krank, ausgelaugt, innerlich so leer, geradezu verbraucht.

Gestern Abend habe ich erfahren, dass ein 15-Jährige Bekannte in der Nacht zuvor nach einem Unfall im Krankenhaus verstarb. Was war geschehen? Sie fuhr mit ihrem Fahrrad die Straße entlang, die Tasche, die sich auf dem Gepäckträger befand, verhedderte sich in den Speichen, sie stürzte und ein Auto überrollte sie.

Ich weiß auch nicht, warum mich dieses tragische Unglück jetzt so zu Boden reißt, zumal sie „nur“ eine weitläufige Bekannte war.

Während meines Studiums - und auch danach - habe ich über zehn Jahre lang auf einem Schiff im Service gearbeitet. Klar, dass es dann nicht ausblieb, dass man die Menschen, die einen festen Job inne hatten (die Servicekräfte fluktuierten zum größten Teil saisonal), zunehmend näher kennenlernt. Sei es der Kapitän, die Matrosen oder auch der Boardchef. Sandra war die Tochter des Boardchefs, die ich über Jahre habe aufwachsen sehen. Er selbst war geschieden, doch Sandra kam jede Sommerferien für sechs Wochen auf das Schiff, um ihren Vater zu besuchen - insofern blieb auch hier ein vertrauteres Kennenlernen nicht aus. Gleichwohl wir 250 Kilometer auseinanderwohnen, brach der Kontakt auch nach meinem Weggang nie ab. Wir hielten relativ lose Verbindung via SMS. Vergangenes Jahr besuchte mich Sandra mit Ina, ihrer 16-Jährigen Cousine, die ihre sechs Wochen Sommerferien meistens ebenfalls auf dem Schiff verbrachte. Soviel mal als Hintergrundinfo ...

Gestern Abend erreichte mich dann eine SMS von einem Matrosen, zu dem ich den Kontakt bis heute pflege: „Hast Du das von Sandra schon gehört?“

Als ich die Zeilen las, überkam mich die Angst. Es wird doch nichts Schlimmes passiert sein, dachte ich mir, was ich sinngemäß auch in die antwortende Kurzmitteilung schrieb. Vielleicht ist sie ja schwanger? Was soll einer 15-Jährigen auch schon passieren, versuchte ich mich selbst mental zu beruhigen. Dann klingelte mein Telefon, im Display erkannte ich den Namen des Matrosen. Ich fürchtete mich, ... er sagte das, was ich nicht hören wollte, ... es sei eben doch etwas Schlimmes passiert. Ich getraute mich aber nicht auszusprechen, was ich nach dieser Aussage von ihm dachte. Seine Stimme war leise, er sprach langsam und bedächtig, erzählte selbst ziemlich mitgenommen von dem Unfall, von dem ihm Ina berichtet hatte.

Ich fragte nach ihrem Vater, dem Boardchef, der nach einem Suizidversuch Ende letzten Jahres gerade erst aus der Psychiatrie entlassen wurde. Und das mit der Auflage, näher zu seiner Familie (Tochter) zu ziehen, was er kürzlich umgesetzt hatte. Und jetzt das! Wie soll er diesen Schlag verkraften? Heute hätte er eigentlich operiert werden sollen – man wollte ihm an seinem gebeuteltem Herzen einen Bypass legen.

Kein Wort dieser Welt kann ihn trösten, keine Umarmung den Schmerz lindern. Er ist herausgerissen aus der Bahn, die sich Leben nennt. Ich fühle mich so ohnmächtig. Was kann ich nur tun? Ich möchte ihm einen Brief schreiben, den er dann lesen kann, wenn er meint, dass er die Kraft dazu hat. Aber was sollte ich schreiben? Wie sehr es mir leid tut? Von meiner Betroffenheit? Wäre nicht alles im Vergleich zu seinem Empfinden schändlich?

Der Gedanke an Sandras Tod hat mich in den unruhigen Schlaf der Nacht begleitet und war der erste, den ich heute Morgen hegte. Das Entsetzen ob dieser Tragödie benebelt meine Sinne.


Übrigens: Der Termin von vergangenem Donnerstag wurde auf heute 12 Uhr verschoben, wobei ich vermute, dass er diesmal wirklich stattfinden wird, gerade auch deshalb, weil ich mich so unvorbereitet und „daneben“ fühle
Perdi meinte am 13. Mär, 08:55:
Guten Morgen Patty!
Manchmal (nein, oft) versteht man den Sinn des Daseins nicht mehr!
Soviel Unglück und Widrigkeiten herrschen auf dieser Welt.
Man denkt, hofft, dass einmal ein Ende damit ist und schon ist Neues da, das uns niederdrückt!

Deine Unsicherheit, bezgl. eines Schreibens an den Vater des Mädchens, verstehe ich sehr gut. Ich kann dir nur schildern, was ich gefühlt habe, als mein Mann verstarb und ich kein persönliches Schreiben bekam (außer den üblichen Parten).
Ich wurde auch nie, auf ihn angesprochen, vermutlich aus der gleichen Unsicherheit, die du empfindest:
Ich war noch mehr unglücklich, da ich dachte alle hätten ihn vergessen! Es war so, als hätte er nie existiert! Kein Mensch erwähnte ihn mehr mir gegenüber und das tat mehr weh, als hätten sie mit mir über ihn gesprochen.
Ein einziger Bekannter von uns (den ich eigentlich nicht besonders mochte) spricht heute noch von ihn und das mit Hochachtung.

Mehr, kann ich dir nicht dazu sagen und du musst jetzt selbst entscheiden, wie du dich verhältst.

Für heute, wünsche ich dir viel Erfolg und damit Balsam, für deine Seele! 
pattyv antwortete am 13. Mär, 21:54:
Liebe Perdi,
als ich heute morgen die Zeilen verfasste, war ich mir schon relativ sicher, dass ich Sandras Vater einen Brief schreiben wollte, ich wusste nur nicht wie.

Deine Worte haben mich aber sehr in meinem Vorhaben unterstützt, denn möglicherweise wäre diese Sicherheit auch wieder einer Unsicherheit gewichen, nämlich jener des "was schreibe ich ihm?".

Ein Freund von mir hat mal das Bild einer Nussschale auf einem tosenden Meer gebraucht, in der er sich sitzen saß. Ohne jetzt Mitleid erheischen zu wollen: Ich fühle mich gerade so ähnlich.
So als ob eine Woge die nächste ablöse, so als ob das Leben immer mit weiteren Widrigkeiten die Grenzen meiner Belastbarkeit auszuloten versucht.

Das Gespräch mit meinem Chef, ... puhhh, ich habe um Contenance gerungen.

Dir einen Sterntaler vom Himmel fangend 
Perdi antwortete am 13. Mär, 22:05:
Ich habe es soeben gelesen.....
und es tut mir furchtbar leid!

Vielleicht, sage ich jetzt etwas Falsches (für dich), aber ich frage mich schon lange, wieso glauben Menschen an Gott??
Wenn es ihn gäbe, würde er doch soetwas nicht zulassen!
Ich meine nicht nur unser Leid, sondern auch das der vielen Kinder, Armen und Kranken! Er müsste ein Sadist sein, könnte er es verhindern und ließe es trotzdem zu.
Aber wie gesagt, das ist meine ganz persönliche, innerste Überzeugung.

Was kann ich dir für Trostworte sagen?
Eigentlich keine!
Sie würden deine Verzweiflung nicht mindern!

Darum: ich denke ganz fest an dich! 
 

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