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Endlich bin ich nicht mehr alleine in dieser für mich noch ungewohnt großen Wohnung. Freitag - und damit Pan-Zeit. Seitdem ich Dienstag vom Jasmins Tod erfahren habe, war er – der Tod – allgegenwärtig. Tagsüber bedingte mein derzeit sehr stressiger Job zwar eine Ablenkung, doch spätestens dann, wenn ich zuhause war, wo mich Jasmins Todesanzeige mit Bild, die ich auch nicht von meinem Schreibtisch weglegen wollte, erwartete, überkamen mich diese bangen Gedanken. So sehr wie die letzten Tage habe ich mich in dieser Wohnung noch nie gefürchtet. Irgendwie ist heute – an dem Tag der Beerdigung - auch wieder ein Stück von mir gegangen. So allmählich zerfalle ich.

Denke ich genau ein Jahr zurück, eigentlich reichen ja schon acht Monate, lebt meine Oma, Sandra und natürlich auch Jasmin noch.

Die Beerdigung. Klar, es waren viele Italiener da. Insgesamt vielleicht 150 Personen. Ehrlich gesagt kann ich das alles noch immer nicht fassen. Ich spürte mich, nahm wahr, dass ich und diese Situation real war und doch schien es mir wie im Film. 1989 haben wir (Jasmin und ich) auf diesem Friedhof unsere gemeinsame große Liebe zu Grabe getragen. Er war damals 18, starb an den Folgen eines Verkehrunfalls. Jetzt liegt Jasmin in Blickweite meiner Oma. Vier Jahre habe sie mit der Krankheit gekämpft, sagte der Pfarrer. Toni, ihr Cousin, der sie zuletzt vor einem Monat sah, meinte, dass sie dann auch nicht mehr gewollt habe. Ihre Eltern saßen schweigend neben dem Grab, während sich die Einzelnen an der Ruhestätte persönlich von Jasmin verabschiedeten. Ihre beide älteren Geschwister standen regungslos und Fassung wahrend daneben. Beerdigungen sind einfach nicht von dieser Welt. Möglicherweise, aber das entzieht sich meiner Kenntnis, sind Menschen nur noch bei einer Geburt so nah an ihrem Gefühl dran, beruflich daran Mitwirkende – für sie ist es ja Routine - natürlich ausgeschlossen.

Meine Schwester meinte, dass sie noch nie einer so schönen Beerdigung beigewohnt habe, was sie vor allen Dingen der Handhabe des Pfarrers, der Jasmins Leben liebevoll nachzeichnete, zuschrieb. Wir, meine Mutter, meine Schwester und ich, waren so ziemlich die letzten, die ans Grab gingen, das heißt, dass wir auf dem Weg dorthin, einen Zwischenstopp einlegten, den Donatella, ihre Tante, dazu nutzte, mich namentlich zu sich zu rufen, um mich zu fragen, ob ich sie denn nicht mehr kennen würde. Toni hatte sie Halt gebend im Arm, weil der Kummer ihre jegliche Kraft nahm. Ich ging auf sie zu, umarmte sie, streichelte ihre Wange, bis es urplötzlich auch aus mir herausbrach, mein Körper zu zittern begann und ich mich nicht mehr halten konnte. Toni und Donatella umarmten mich beide. Donatella sagte „basta“ und Toni meinte, dass ich mich doch an die schönen Erlebnisse mit ihr erinnern solle. Und doch tat es einfach nur noch weh. Unbeschreiblich dieses Gefühl der Ohnmacht, das sich in Tränen reinzuwaschen versuchte. Damals war Toni immer nur „der kleine Toni“, der inzwischen natürlich längst zu einem ausgewachsenen Mann (33 Jahre) heranreifte. Und heute? Heute war er mein Held, in dem er mich an der Hand fasste und mich zum Grab begleitete, um Jasmin „Tschüß“ zu sagen. Ich kann nicht sagen, wie sehr mich diese Geste und zuvor auch die Umarmung von Donatella und Toni rührten. Da steckte so viel Liebe und Fürsorge darin – und das obwohl wir gar keinen Kontakt mehr miteinander haben.
 

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