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Die schlimmste Armut ist die Einsamkeit, doch selbst davon haben wir in unserer Überflussgesellschaft genug davon. Ich übrigens auch – in doppelter Hinsicht. Einerseits in der Erfahrung als solcher in meiner mich umgebenden Umwelt, andererseits, weil ich es nicht mehr zu ertragen bereit bin und innerlich allmählich immer weiter immigriere, um in den Tiefen meines Ichs einen Zufluchtsort zu suchen. Jenen Ort, dessen Hecken zur Außenwelt immer weiter zuwuchern ...

Inzwischen prallt das Desinteresse an mir schon ab wie nasser Regen, der auf eine gewachste Oberfläche perlt. Ja, mittlerweile habe ich auch aufgehört daran zu glauben, dass ein tiefer gehendes Interesse - außer jenem an einer glanzvollen Fassade – existiert. Es gibt einen fatalen Unterschied zwischen dem Bekunden von Interesse und jenes auch zu leben, also umzusetzen, in dem man Zeit, Muße und Geduld für jemanden aufbringt, der einem das auch Wert ist, wobei Zeit in diesem Belang wohl mit die kostbarste Komponente ist, die es für ein soziales Wir zu „opfern“ gilt, was mir aus eigener Erfahrung nur allzu bekannt ist.

Muße durchdringt das Kontinuum Zeit gleichermaßen, allerdings auf anderer Ebene. Ich würde sie als die Eigenzeit der Freizeit bezeichnen, in der man sich einem Menschen oder einem Thema widmet und zuwendet und jenem mit Freude Aufmerksamkeit schenkt, kurzum, etwas, worauf man selbst Einfluss hat oder besser, etwas, das man – unabhängig aller Pflichten und Erwartungen - selbst entscheiden kann, weil Muße ohne Zwang gedeiht und willentlich nicht zu erzeugen ist, zumindest nicht meinem Verständnis gemäß.

Geduld hingegen ist eine Tugend. Geduldig ist, wer Schwierigkeiten und Leiden mit Gelassenheit und Standhaftigkeit erträgt, zudem die Fähigkeit besitzt, warten zu können, um seinem Gegenüber – und da sind wir wieder beim Thema Zeit – eben genau jenes Zeitmaß zu schenken, das es braucht, um selbst ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen aufbauen zu können. Und selbst wenn jenes erblüht, benötigt es immer wieder Licht und Wasser im Sinne von Umsicht und Fürsorge, um nicht auszutrocknen oder einzugehen.

Grau ist alle Theorie, bunt die ersonnene Idee, die im armen Deutschland jedoch meist nur vor verbrauchten und leeren Farbkästen steht.
turntable meinte am 27. Mai, 14:20:
laß nicht zu, daß dich die hecken einschließen. durchdringe sie und schreite in die außenwelt. dann wirst du sehen, daß es mehr menschen mit den gleichen gefühlen gibt als du denkst. 
pattyv antwortete am 27. Mai, 14:32:
Es ist schwierig,
darauf zu antworten, aber es kann doch nicht sein, dass die Feuerwehr immer erst dann kommt, wenn das flammende Inferno schon ganze Landstriche verwüstet hat, während sie die Gefahr eines mit Streichhölzer Zündelnden verkennt? 
 

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