Aeltere Beitraege von blogger de
Aergerlich
Angst
Aus der Welt der Nachrichten
Des Lebens muede
Ein neuer Tag
einsam & verlassen
Familie
Freizeit
Freude
Job
Kaum zu glauben
Kino
Kurioses
Nicht von dieser Welt
Omas Krebs
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 
Eben erreichte mich folgende SMS: „Hatte ganz vergessen, wie süß der Kuss meines Taschenmessers schmeckt. Hab mir den ganzen Unterarm versaut, aber ich fürchte das reicht heute noch nicht ...“

Nein, heute bin nicht ich es, heute ist es K., den ich vor gut zwei Wochen im Schwimmbad per Zufall (Wespenattacke) kennengelernt habe. Er lag recht nah, so dass ich nicht umhin kam, seinen Arm zu sehen, der von zahllosen striemenartigen Narben zerfurcht war – und das in ganzer Länge. Eine Tatsache, die mich schon gleich zu vertrauten Vermutungen veranlasste, welche sich, wie sich später im Gespräch herausstellte, als richtig erwiesen, wobei ich gar nicht weiter auf Details eingehen möchte.

Ich weiß nur eines. Ich mag ihn und genau deshalb macht es mich jetzt auch so traurig, zu wissen, was er tut. Nicht weil seine Schnitte so viel tiefer als die meinigen sind, sondern weil ich ihn nicht aufhalten kann. Zu groß ist die Verzweiflung, zu klein die Hoffnung, um einen anderen Weg der Lösung zu suchen, dabei war er so tapfer. Seit Januar hatte er es nicht mehr getan. Und jetzt das. Ich fühle mich selbst so hilflos, weiß nicht, was ich tun kann, weil ich mich in dieser Situation, in der ich mich von nichts und niemanden aufhalten lasse, selbst kenne. Ich habe ihm zurückgeschrieben, doch meine Worte scheinen an seinem Selbsthass zerschellt zu sein. Ich darf mir das blutige Szenario gar nicht vorstellen. Was kann ich tun? Anrufen? Hinfahren? Ich gehe in diesen Phasen weder ans Telefon noch öffne ich die Türen.

Was ist das Richtige? Wie unterstütze ich jemanden, den ich mag? Was kann ich überhaupt tun, um sein Leid zu mindern? Ich habe Angst vor einem Telefonat, fürchte, die falschen Worte zu wählen, die ihn möglicherweise noch weiter quälen und möchte doch einfach nur da sein, weil ich weiß, wie grausam Einsamkeit ist.
das.koernchen meinte am 18. Aug, 16:00:
Ich halte deine Angst, nicht die richtigen Worte zu finden, für unbegründet. In manchen Situationen kommt es weniger auf dir richtinge Worte, als vielmehr auf die richtigen Gesten an. Und überhaupt: Dein Eintrag macht den Eindruck, als würdet ihr trotz eurer erst kurzen Bekanntschaft einander recht gut verstehen - weshalb hättest du sonst eine SMS bekommen? Ist nicht allein das schon ein Zeichen dafür, dass K. in dir einen Unterstützer sieht? 
pattyv antwortete am 19. Aug, 23:52:
Ja, wir verstehen uns gut,
vielleicht zu gut, weil viele Problematiken ähnlich sind und wir aufgrund dessen gar nicht so viel miteinander sprechen müssen, um zu wissen, was in dem anderen vorgeht.

Andererseits finde ich die Angst aus einer Tatsache heraus, die ich hier nicht mitteilen möchte, dennoch berechtigt.

Kennst Du das Beispiel mit dem Schmetterling, der hier einen Flügelschlag macht und aufgrund dessen anderswo einen Sack Reis umfallen lässt? Vielleicht klingt es ja extrem, manchmal ist es aber bei K. aufgrund seiner Empfindsamkeit genauso heikel.

Was sage ich wie, um nicht diesen Effekt zu erwirken? 
das.koernchen antwortete am 23. Aug, 12:13:
Wenn du nicht weißt, was richtig ist, kannst du nur das tun, was du für richtig hältst. Ob der Reis dann fällt, ist gewissermaßen das Risiko, auf das du keinen Einfluss hast. 
pattyv antwortete am 28. Aug, 09:22:
Sachlich betrachtet
klingen deine Worte aufbauend, denn besser man tut etwas, als aus einer angstvollen Starre heraus nur zuzuschauen.

Und doch: rein emotional habe ich genau damit die größten Schwierigkeiten, denn es macht doch einen Unterschied, ob irgendwo ein sinnbildlicher Sack Reis umfällt oder die Gefühle oder gar die Seele eines Menschen verletzt wird. K. ist erschreckender Weise voller Hass und selbigen mag ich nicht auf mich ziehen. 
das.koernchen antwortete am 28. Aug, 12:38:
Das hört sich so an, als wäre es nicht die Angst um K., sondern die Angst vor K.(s Reaktion). Sonderbar. 
pattyv antwortete am 30. Aug, 09:39:
Ich kann nicht sagen,
ob ich Angst VOR K. habe. Eigentlich (NOCH) nicht. Wenn ich ihn aber aus der Vergangenheit, auch aus der jüngsten, erzählen höre, gibt es niemandem, der ihm näher stand (und damit meine ich nicht zwangsläufig Partnerschaften), an dem er ein gutes Haar ließe.

Und genau das finde ich besonders beängstigend. 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma