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Im Bewusstsein, heute niemandem außer mir selbst genügen zu müssen, fing der Tag so richtig schön an. Hätte ich geahnt, wie er endet, wäre wohl im Vorfeld schon jegliches Wohlgefühl im Keim erstickt gewesen.

„Heute machst Du nur das, worauf DU Lust hast“ war das mich geleitende Motto, das mich schon morgens mit einer beständigen Gemächlichkeit im Bett hat liegen lassen, obwohl ich meinen Reichtum an Zeit bereits am Vorabend mit luxuriösen Möglichkeiten wie Faulenzen, ein Buch lesen, ins Kino gehen, im Bett liegen bleiben, ein langes, ausgiebiges Bad nehmen oder auch einem Hörspiel verplante. Die Welt war mein und das erfüllte mich mit durchdringender Freude, bis ich schließlich am Abend meine weinende Mutter am Telefon hatte.

Zuerst dachte ich, dass mein Opa gestorben sei, aber dieser erfreute sich glücklicherweise bester Gesundheit, obwohl er ungewollt zum Zuschauer einer brutalen Szene wurde.

Meine Mutter weinte so bitterlich und niedergeschmettert, dass es mir wehtat, sie so zu hören. Ich war verzweifelt, weil ich nicht wusste, was ich zum Trost hätte sagen sollen.

Wie soll ich sie auch trösten, wenn der eigene Bruder tätlich gegen sie vorgeht, und so sehr auf sie einprügelt, dass sie dieser Attacke, bei der sie nach eigenen Auskünften Todesangst hatte, nur noch mit blauen und grünen Flecken entkommt?

Und warum verlor er seinen Verstand reagierte er, ihr Bruder, so grausam entmenscht? Weil sie, meine Mutter, ihm - im Guten Glauben - zwei Bücher über das Leben nach dem Tod geschenkt hat.

Er wertete das als Affront gegen meine vor 1,5 Jahren verstorbene Oma, seiner Mutter, mit der er über diese zwei Bücher schon gesprochen haben will.

Dass er meiner Mutter diese Bücher vor die Füße schmeißt, ist das eine, dafür hätte ich im weitesten Sinn ja sogar noch Verständnis, obwohl ich das auch nicht anständig gefunden hätte. Dass er sie aber zudem auch noch schlägt und in der Wohnung gegen ihren Willen festhält und das vor den Augen meines Opas, der zwar geistig topfit, dafür aber körperlich nicht mehr wirklich standfest auf den Beinen ist, schlägt dem Fass den Boden aus. Mein Opa beschrieh meinen Onkel, doch dieser war wie in Trance und ließ meine Mutter nicht los.

"Dass ich das mit meinen 62 Jahren noch erleben muss?", schluchzte sie.

Was ist das für eine Welt?

2003 hatte meine Mutter Krebs, musste sich einer Totaloperation unterziehen, die ihr noch heute Beschwerden verursacht. Seitdem befürchte ich, dass er wieder ausbrechen könnte, wie bei so vielen Menschen, die ich kannte, die in der Vergangenheit als (vorübergehend) "geheilt" galten und dann nach einem Rezidiv doch starben. Vielleicht mag es belächenswert klingen, aber ich bin der Ansicht, dass verletzende Erlebnisse oder solche, die sie sehr aufwühlen, die Rückkehr des Krebses bei meiner Mutter fördern.

Und mit dieser Angst lebe ich seit 2003 und versuche – soweit ich es vermag – meine Mutter vor genau solchen Erfahrungen zu schützen oder sie mit positiven Erlebnissen aufzuwiegen. Dass mein Onkel, ihr Bruder, ihr das bewusst zufügt, also meinem Verständnis gemäß sie diesem Risiko aussetzt oder selbst dazu beiträgt, macht mich sprachlos, einfach nur absolut sprachlos und wütend.
 

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