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Schock schwere Not! Eben habe ich erfahren, dass sich meine Eltern trennen. Wie lange sie genau schon verheiratet sind, weiß ich gar nicht, aber gewiss schon über 41 Jahre, denn damals kam mein Bruder, das älteste von uns drei Kindern, zur Welt.

Früher, als wir, die Kinder, noch zuhause wohnten, sagte mein Vater wortwörtlich, dass er meine Mutter, wenn sie sich einmal von ihm trennen wird, umbringen wird, was er damals – und dafür würde ich beide Hände ins Feuer legen – auch gemacht hätte. Wie das heute ist, kann ich überhaupt nicht sagen. Meine Mutter meinte, dass es für beide unerträglich sei. Sie klang relativ gefasst, als sie das sagte. Im Moment weiß ich gar nicht, was ich denken oder fühlen soll. Klar hat er sie eingeengt – sie durfte nicht rauchen (inzwischen raucht sie zwar freiwillig nicht mehr, weil ihr 2003 der Krebs im Unterleib einen Schlag vor den Bug gegeben hat, aber wenn sie es einst tatsächlich mal getan hat, was vielleicht zwei oder drei Mal in der Woche vorkam, hat er ihr, wenn er sie erwischt hat, die brennende Zigarette am Körper ausgedrückt oder sie gegen die Heizung geworfen oder ihr das schmutzige Autowaschwasser über den Kopf geschüttet und dgl. mehr), nicht mal ein Handy haben, was sie heimlich aber doch hat, nicht mit anderen ausgehen, obwohl sie das wahrscheinlich, weil sie sowieso keine Freunde hat, ehe nicht täte, außer vielleicht mal zur Weihnachtsfeier mit den Arbeitskollegen, aber schon das war meinem Vater nicht Recht, womit er jetzt bei denen, die diesen Text lesen, bestimmt in einem SEHR schlechten Licht steht, obwohl das gar nicht meine Intention ist.

All meine eben gemachten Ausführungen beziehen sich auf meine familiäre Vergangenheit, deren Erfahrungswerte – bis auf die Geschichte mit dem Handy - über 20 Jahre zurückliegen. Wie die beiden das in den letzten Jahren/Jahrzehnten miteinander aushielten, entzieht sich meinem Kenntnisstand, wobei ich aber dachte oder zumindest glauben wollte, dass es vielleicht besser geworden wäre, auch weil wir Kinder als Stressfaktor nicht mehr zuhause wohnen und sich dadurch Vieles entspannt haben könnte.

Warum es ausgerechnet jetzt zum Ausbruch kam?

Bis zum Sommer hat mein Vater noch gearbeitet, war, weil er eine eigene Pizzeria hatte, fast kaum, bis auf Dienstag, dem Ruhetag, zuhause, so dass das Miteinander doch recht kärglich verlief. Inzwischen hat er den Rentner-Status inne, ist quasi immer zuhause, womit persönliche „Kollisionen“ kaum mehr ausbleiben.

Irgendwie dachte ich, dass das, obwohl es statistisch betrachtet, ja nichts Außergewöhnliches ist, immer nur andere Eltern praktizieren, aber die meinigen? Seit dem Tod meiner Oma 2005 ist sowieso sehr vieles zerrüttet, was an Familienbande noch da war; dieses Jahr hat sich meine Schwester erneut – wie schon vor einigen Jahren, wobei meine Oma das damals wieder kittete – mit meiner Mutter, die ganz gewiss alles andere als leicht ist, überworfen. Meine beiden Geschwister, die sich noch bis im Sommer ein gemeinsames Haus teilten, ebenfalls. Meine Schwester zog aus und kaufte sich ein eigenes Haus.

Worüber ich mir jetzt Sorgen mache, ist folgendes: Ich bin mir sicher, SEHR sicher, dass meine Mutter, über die ich definitiv nicht schimpfen möchte, mit ihrer wirklich äußerst seltsamen Art, niemals mehr einen Mann an ihrer Seite finden wird. Kurzfristig vielleicht schon, aber nicht dauerhaft, denn das ist, die Gründe hierfür möchte ich nicht näher erläutern, tatsächlich unerträglich. Insofern wird sie, abgesehen von dem verbliebenen familiären Bund, einen einsamen Tod sterben. Und ihr fällt ja schon jetzt oft die Decke auf den Kopf. Bis zum März kommenden Jahres wird sie noch arbeiten, dann geht sie selbst in Rente. Ab diesem Zeitpunkt wird sich alles, selbst wenn meine Eltern wider Erwarten doch noch zusammenbleiben sollten, verschlimmern. Meine Mutter hat dann nämlich gar keine Abwechslung und Ansprache mehr. Es ist sogar so, dass sie nach, eigentlich auch schon während ihres Urlaubs, froh war, endlich wieder arbeiten zu können, weil ihr das harmonische Arbeitsklima vor Ort sehr gut tat.

Davon abgesehen weiß ich nicht, wie das mein Vater, der eine Trennung wohl selbst gutheißt, heute mit seinem Spruch hält, dass er sie umbringen wird, wenn sie sich von ihm trennt.

Lässt es sein italienischer Stolz zu, dass sich meiner Mutter, wenn vielleicht auch nur kurzfristig, denn langfristig, aber das schrieb ich ja bereits weiter oben, wird es unter den derzeitigen Umständen kein Mensch mit ihr aushalten, ein anderer Mann an ihre Seite gesellt?
Und was ist mit ihrem Krebs? Wird er leichter wiederkehren, wenn sie noch mehr alleine ist?

Vorhin sagte sie, dass es ihren Tod bedeuten würde, wenn sie bei ihm bliebe, andererseits ist Einsamkeit auch ein sehr schmerzliches Gefühl. Meine Mutter meinte, dass sie sich jetzt mehrere Tage angeschwiegen hätten, was ja auch einer zweisamen Einsamkeit gleicht. Ich mache mir einfach Sorgen. Klar möchte ich, dass es beiden gut geht, aber sind sie in der Lage, die Trennung so zu bewerkstelligen, dass keiner mit größeren Verletzungen, um sinnbildlich mal eine sehr geschonte Ausdrucksweise zu gebrauchen, davonkommt?

Inzwischen habe ich meine Schwester angerufen, sie gefragt, ob sie „es“ schon wisse. „Eigentlich“, meinte sie, die diese Tatsache für gutheißt, „hätten die beiden das schon damals tun sollen, als wir noch klein waren“. Sie könne meinen Vater, zu dem sie regelmäßigen Kontakt hält, verstehen. „Früher war er das Schreckgespenst, jetzt ist es Mama“, fügte sie hinzu.

Meine Schwester meinte auch, dass sie sich sicher sei, dass wenn meine Eltern weiter zusammen blieben, es im wahrsten Sinne des Wortes zu Mord und Todschlag komme, spätestens dann, wenn meine Mutter auch Rentnerin ist. Sie erwähnte auch, dass mein Vater ihr gegenüber schon vier Mal von Trennung gesprochen habe, er heute wesentlich ruhiger sei als damals, er sich für damals auch entschuldigt habe und er, wenn er über meine Mutter spricht, sagt, dass er es einfach nicht mehr aushalte, dabei aber nicht bösartig über sie herziehe oder lästere und darüber hinaus auch sagt, dass sie gute Seiten hätte. Ich selbst kann dazu nichts sagen, da mein Vater für mich die Person ist, mit der ich, ohne dass es einen konkreten Anlass dazu gibt, am schlechtesten reden kann. Wir sind nicht verstritten, nein, gar nicht, ich kann einfach nur nicht mit ihm reden, weshalb ich über ihn auch kaum etwas weiß, was seine Gefühls- und Denkwelt betrifft, und meiner Schwester insofern einfach Glauben schenke.

Seltsam, habe das Gefühl, mich im freien Fall zu befinden – keiner da, der mich auffängt. Wird wohl ziemlich knallen, wenn ich auf der harten Boden der Realität lande. Klänge es nicht so dramatisch, würde ich sogar behaupten, dass es sich ein bisschen wie Sterben anfühlt, obwohl ich dazu ja eigentlich nichts sagen kann.
 

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