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Wäre es nicht mein Leben, würde ich es einem anderen möglicherweise nicht glauben. Um 14 Uhr hatte ich eigentlich einen Fototermin. Eigentlich insofern, als dass mir ein Freund zu diesem kleinen Nebenjob verhalf. Ich sollte für einen schnellen 100ter von einer Traditionsgaststätte Bilder machen, die er für deren Webauftritt benötigt. Kamera und Stativ im Gepäck fand ich mich auch pünktlich - wer mich kennt, weiß, was das heißt! - am vereinbarten Ort ein, um dort dann aber lediglich ein sehr langes und für mich auch ernüchterndes Gespräch zu führen.
Ernüchternd deshalb, weil mir der Wirt von seinen sicherlich legitimen Ambitionen und Bestrebungen erzählt hat, was diese Fotos alles ausdrücken sollen: unter anderem Schnittstelle zwischen Historie und verjüngter Gegenwart. Ich erfuhr auch davon, dass ich an zwei verschiedenen Tagen kommen sollte, um die verschiedenen Räumlichkeiten einmal ohne und einmal mit Gästen fotografieren, darüber hinaus auch Bilder während des Hochbetriebs in der Küche anfertigen sollte.

Was mich letztendlich komplett von diesem Job abhielt, war die Äußerung des jungen, ambitionierten Gastronomen, der seit einem halben Jahr in den einstigen Fußstapfen seines Vaters steht, dass bereits ein echtes Profifotografen-Team da gewesen sei, dass sich drei komplette Tage in dem großen Areal (400 Sitzplätze ohne Außengastronomie) aufgehalten hat, selbiges zwar über Stunden alles ausgeleuchtet habe (die einzelnen Räumlichkeiten sind wirklich sehr dunkel), ihm die Bilder aber trotz all dieser Mühe überhaupt nicht zusagen. Den einen Raum hätte überhaupt noch niemals jemand so fotografieren können, dass er ihm gefiele.

Was soll ich als Laie mit meiner, Achtung schlimmes Wort, Popelkamera, denn dazu sagen? Ich habe weder eine Fotografenausbildung, noch kenne ich mich sonderlich gut aus und habe auch kein Equipment, um all diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Ich fotografiere einfach nur gerne.

Trotz alledem kam ich mir nach diesem Treffen wie ein Versager vor, zumal oben genannter Freund, der diesem Gespräch beiwohnte, sagte dass das doch alles gar nicht so schlimm sei, der Wirt, den er auch privat kennt, nur reden würde und selbst doch gar keine Ahnung vom Fotografieren hätte. Außerdem hätte er schon soooo viele Fotos von mir gesehen und die seien alle schön.

Nein, das war nichts für mich. Ich wollte mich nicht einreihen in die Linie derer, die nicht fotografieren können. Und dann aus Mitleid, sprich für den Versuch, pässliche Bilder zu machen, bezahlt werden, wollte ich auch nicht. Ich hätte dem Druck, den ich mir selbst gemacht hätte, gar nicht standgehalten.

Wie auch immer: der Job ist gestorben.

Als ich mich wieder auf den Nachhauseweg machte, sah ich am Straßenrand ein Kind schwere Tüten schleppen. Ich schätzte das Handy telefonierende Mädchen vielleicht auf maximal 16 Jahre. Ich hielt an und fragte, ob ich sie ein Stückchen mitnehmen könne, was sie bejahte. Auf meine Frage, wohin sie denn müsse, erwiderte sie „ins Bordell“, was mich dann aufgrund ihres blutjungen Aussehens doch ein wenig entsetzte. Was mich dann aber noch mehr schockte, war die Tatsache, dass sie mit ihrer Mutter sprach, sprich diese wusste, wohin ich ihre Tochter, die gestern Abend erst aus Kempten in Würzburg ankam und heute ihren ersten Tag in Würzburg hat, fuhr. Wahnsinn!
 

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