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Was für ein Licht! Warme Farben, die einen mit ihrem Spektrum wie gute Freunde vertrauensvoll in den Bann ziehen und auf individuelle Weise faszinieren. Ein Licht, mit dem man meines Erachtens grundsätzlich alle Träume ausstaffieren sollte, um ein sorgloses Ambiente für den Träumenden zu schaffen. Ein Licht, das vermutlich nur in skandinavischen Ländern um die Midsommarzeit herrscht. Und noch viel mehr ein Licht, das mich stehenbleiben und staunen lässt.

BootKurzum: Helsinki zu Zeiten des Sonnenuntergangs, also der langen Phase, die die Stadt in ein ganz besonderes Licht taucht, wobei nicht der Sonnenuntergang als solcher das betörende ist, sondern die intensiven Goldtöne, die er der Stadt spendet, so als läge über ihr eine Schicht schimmernden Sternenstaubs.

Fatalerweise wäre uns dieses Licht heute aber fast verwehrt geblieben, weil das Unheil sich ausgerechnet unsere Bahnstrecke als tragische Bühne gesucht hat und dadurch zeitlich im höchsten Maße in Bedrängnis brachte.

Was war passiert? Drei Kinder spielten auf den Gleisen der Schnellstrecke, wo sie von dem vor uns fahrenden Zug überfahren wurden. Ein Drama – für die Eltern und für den Zugführer! Wie es dazu kam, wissen wir natürlich nicht, hat uns ja auch nichts anzugehen. Anfänglich wurden wir wegen eines „Personenschadens“ umgeleitet. Später, nachdem sich wohl einige Fahrgäste beschwert hatten, gab der Zugführer für „die Zweifler“, wie er sagte, die oben erwähnten Informationen bekannt. Fakt ist, dass zunächst von 45 Minuten Zeitverzögerung die Rede war, später von 60. Letztlich schwanden unsere Chancen, den Flieger (um 14.55 Uhr) noch rechtzeitig zu erreichen, aber immer mehr. Aufgrund der Verspätung haben wir Berlin Hauptbahnhof letztendlich erst um 14 Uhr erreicht. Und von hier aus quälten wir uns dann sogar noch einmal knapp 30 Minuten bis zum Flughafen durch. Unsere Nerven lagen blank. Während der Pan seiner das-Glas-ist-halbleer-Theorie frönte, frei nach dem Motto „jetzt ist es ohnehin vorbei“, schwieg ich vor Entsetzen. Ungeachtet dessen wollten wir den letzten Funken Hoffnung natürlich auch nicht aufgeben. Vermutlich war es ohnehin mehr Verzweiflung, die uns in emotionaler Schockstarre wie getriebene Roboter durch die Stadt peitschte. Ankommen lautete das Ziel. Ankommen auf Teufel komm raus. Und koste es unser Leben.

Am Flughafen bekam die ganze Situation noch einmal eine ganz eigene Dynamik. Bei sengender Hitze rannten wir querfeldein, um das etwas abgelegene Terminal C zu erreichen, wo wir sofort jemanden um Hilfe fragten. Eigentlich war das Gate schon geschlossen, aber man telefonierte und bemühte sich. Mir schwanden die Sinne. Sollte es das jetzt gewesen sein? Nein, war es zum Glück nicht! Man deklarierte uns zur ganz besonderen Ausnahme. Ich hätte heulen können vor Glück, doch dafür blieb auch keine Zeit. Wir mussten ja schließlich noch Einchecken und durch die Sicherheitskontrolle. Also rannten wir weiter, … und weiter … und stießen überall auf offene Türen und freundliche Menschen, die es uns ermöglichten, dass wir den heutigen Flug nach Helsinki doch noch geschafft haben. Dafür möchte ich an dieser Stelle auch einmal Danke sagen, auch wenn es die Betreffenden hier niemals zu Gesicht bekommen. Selbstverständlich war deren zuvorkommendes Verhalten auf jeden Fall nicht.

Eine der bekanntesten Bars in Helsinkis Zentrum trägt den Namen Zetor, in deren Räumlichkeiten zahlreiche Traktoren dieser Marke stehen.Nachdem unser Mitkommen gesichert war, war uns beiden eine riesige Last von den Schultern genommen. Ich konnte plötzlich auch wieder lachen und fühlte mich so unendlich entspannt, dass ich glaubte, die ganze Welt befrieden zu können.

Im Flugzeug selbst lernten wir eine nette und aufgeschlossene Finnin kennen, die uns mit ein paar der landestypischen Gepflogenheiten vertraut machte und uns darüber hinaus mit einigen Reise-Tipps versorgte.

Nachdem wir unser Hilton Helsinki Strand-Hotel erreicht hatten, das nur zwei Metro-Stationen vom Bahnhof entfernt liegt, zogen wir noch einmal los, um erste Eindrücke rund um unseren vorübergehenden Wohnort herum zu sammeln und um ein Gefühl für die Stadt zu entwickeln, aber auch um den Strand zu finden, den es seltsamerweise gar nicht gibt. Während dieser Exkursion stießen wir, ohne sie bewusst gesucht zu haben, auch auf Kultkneipe Zetor, in der diverse Traktoren stehen, an denen gegessen und getrunken wird.

Der Midsommar lässt übrigens fast jegliches Zeitgefühl schwinden. 23.30 Uhr. Und draußen ist es hell. Wie müde ich wirklich bin, merke ich erst jetzt, wo ich mich zum ersten Mal seit heute Morgen meiner Schuhe entledige.
 

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