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Ich kann mich nicht mehr beruhigen, muss ständig an das nicht mehr lebenswerte Sein meiner Oma, die noch vor drei Monaten eine so starke und liebenswerte Persönlichkeit besaß, denken. Was ist von ihr geblieben? Sie kämpft einen Kampf gegen sich selbst, gegen den wütenden Krebs in ihr, gegen die Medikamente, die ihr Verhalten und ihr Bewusstsein beeinflussen. Keine Frage, ich liebe sie natürlich ungemindert, aber was ist das noch für ein Leben?
Durch meinen Fuß des Gehens relativ beeinträchtigt, aber auch wegen eskalierenden partnerschaftlichen Disharmonien haben wir meine Oma dieses Wochenende nicht besucht. Von meiner Mutter erfuhr ich gestern Abend, dass meine Oma sich inzwischen wund gelegen hätte. Da ich den Begriff nur den Namen nach kannte, mir plastisch aber recht wenig darunter vorstellen konnte, habe ich mich eben noch schnell bei google in der Bildersuche unter „Dekubitus“ eingelesen, besser eingeschaut, um mich dann mit Erschaudern und großem Bedauern darüber, dass diese Pein meiner Oma jetzt leider auch nicht erspart bleibt, davon abzuwenden.

Als Erläuterung zum Dekubitus (Wundliegen) fand ich unter anderem Folgendes:

Ein Dekubitus verursacht dem Patienten permanent starke Schmerzen, die oft nur mit entsprechenden Schmerzmitteln zu stillen sind. Jede Bewegung und Aktivität wird zur Qual. Der in der Regel zwei- bis dreimal täglich stattfindende Verbandswechsel stellt sowohl für den Patienten als auch für die entsprechende Pflegekraft eine enorme Belastung dar. Die Therapie eines Druckgeschwürs nimmt häufig Monate in Anspruch. Neben den Schmerzen bewirkt ein Dekubitus eine starke psychische Belastung. Patienten äußern sich oft in der Form, dass sie sich vorkämen, als verfaulten sie am lebendigen Leibe. Der Kontakt zu anderen Menschen, häufig selbst zu nächsten Angehörigen, wird gemieden. Depressionen sind oft die Folge.

Zumindest die monatelange Heilung ihres Druckgeschwürs wird ihr aufgrund der Schwere ihrer Krankheit erspart bleiben. Mein Vater sagte gestern, dass er ihren Tod spüre. Meine Mutter berichtete von einem schlechten Tag gestern, von Depressionen. Nachdem meine Oma am Freitag aus dem Krankenhaus kam, sie über Nacht mehrfach einnässte, was für die Beteiligten insofern anstrengend war, als dass sie das Bett mehrfach be- und meine Oma mehrfach umziehen mussten, hat sie seit Samstag wieder einen Katheder. Trinken täte sie so gut wie nichts, selbst unter größter Mühsal und diverser Bemühungen der unterschiedlichsten Personen würde sie kaum etwas Flüssiges zu sich nehmen, was meine Mutter heute ihrer Hausärztin vortragen möchte, um zu erwirken, dass meine Oma ggf. zuhause an den Tropf gelegt wird.

Wenn ich sie noch einmal sehen wolle, sollte ich mich beeilen, meinte meine Mutter. Gestern hätte meine Oma alle zu sich gerufen, um Abschied zu nehmen ...

Ich habe Angst, will sie nicht gehen lassen, bange, wenn das Telefon klingelt, weil ich mich davor fürchte, DIE unliebsame Nachricht hören zu müssen, weiß, dass sie kommen wird, will sie aber nicht wahrhaben, obwohl das Fürchten davor dann ein Ende hätte.

Ich habe aber auch Angst vor dem, was danach kommt. Die Veränderungen, die damit einhergehen. Mein Opa möchte dann ins Altersheim, erzählte mir meiner Mutter gestern zudem. Weihnachten wird das erste Mal ohne meine Oma stattfinden. Es wird leer sein. Ich könnte bereits jetzt weinen, wenn ich daran denke. Die ganze Familie wird da sein, nur sie nicht. Wenn ich ihr nur helfen könnte.
AnnaHoefler meinte am 1. Aug, 22:16:
man sieht nur mit dem Herzen gut....
schwere Stunden, eine steile Wegstrecke, einander beistehen, Nähe schenken, Zeit schenken, still eine Bitte nach oben schicken...manchmal kann man vor dem Abschied nehmen nicht mehr tun, aber oft lässt sich noch viel machen...Flüssigkeit eindicken und kleine Löfferln reichen, die Lippen eincremen, Haare ordnen, streicheln, gütige Worte (z.B.Dank, schöne Erinnerungen..)erreichen den Patienten auch dann noch, wenn er kaum darauf reagieren kann, schmerzlindernde Medikamente ausreichend verabreichen lassen, schenken sie vor allem Ruhe und Ausgeglichenheit....Ich wünsche Ihnen viel Mut und Kraft in dieser schweren Zeit.Lieben Gruß Anna Höfler 
pattyv antwortete am 3. Aug, 10:49:
Haben Sie herzlichen Dank
für Ihren anteilnehmenden Worte.

Das Wichtigste und Wertvollste, was man meiner Oma schenken kann, ist Anwesenheit, die sich natürlich nicht darauf beschränken darf, lediglich die physische Existenz im gleichen Zimmer zu teilen. Sie sucht und braucht Nähe, ein warmes Lächeln, ein liebevolles Streicheln durch ihre Haare, das Halten ihrer Hand, einfach authentische Herzlichkeit,die mit Geld nicht zu bekommen ist - und das ist auch gut so.

Ich glaube sagen zu können, dass unsere Familie für sie da ist. 
 

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