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Magensonde oder nicht - das ist eine vieler Fragen, die sich die unmittelbaren Verwandten meiner Oma, ihr Mann, ihre zwei Söhne und meine Mutter, zu stellen haben. Dass diese Frage so viel Unstimmigkeiten aufwirft, dass sich - ob der Entscheidungslosigkeit - selbst das Krankenhauspersonal darüber wundert, finde ich abscheulich.
Fakt ist, meine Oma isst seit einigen Tagen gar nichts mehr, was wohl daran liegt, dass sie so gut wie gar nicht mehr bei Bewusstsein ist. Die Augen sind zumindest immer geschlossen, der Sprache ist sie auch nicht mehr mächtig, wobei wir, die Familie, vermuten, dass sie gelegentlich doch wahrnimmt, dass jemand da ist. Sie wird derzeit mit Medikamenten und Flüssigkeit versorgt, vom Krankenhauspersonal alle zwei Stunden – nach Plan – gewendet. Bedingt durch die fehlende Nahrung nimmt sie natürlich immer weiter ab, was auch die Knochen immer weiter zum Vorschein kommen lässt, so dass das permanente Liegen auf immer weniger Fleisch auch immer schmerzlicher wird. Von meinem Bruder erfuhr ich vorhin, dass die Ärzte meinten, dass eine Magensonde, diese würde zumindest ihr bisheriges Gewicht halten, wenig Sinn macht, da die Metastasen schon so weit in den Magen gestreut hätten, dass sie die zugeführte Nahrung nicht bei sich behalten würde und sie es insofern aus ethischen Gründen ablehnen, um ihr Leid nicht zusätzlich durch Erbrechen zu erschweren. In drei bis vier Wochen wäre sie dann verhungert ...

Mehr Zeit haben ihr die Ärzte aber generell nicht gegeben. Nun haben sie zu entscheiden. Mein einer Onkel ist dafür, meiner Oma eine Magensonde zu verabreichen, damit ihr das Liegen nicht so viel Schmerz bereitet, mein anderer Onkel will die Magensonde nicht, auch weil man meine Oma dann zusätzlich anschnallen müsste, damit sie ruhig liegt, was er seiner Mutter verständlicherweise nicht antun will.

Aber nicht nur das: Der eine Onkel will meine Oma in ein Hospiz (Hospizarbeit ist Sterbebegleitung durch befähigte ehrenamtliche Hospizhelfer, die gemeinsam mit Medizinern, Pflegekräften, Sozialarbeitern und Theologen sterbenskranken Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt zur Seite stehen, wobei die Verwandten jederzeit und so lange sie wollten zu Besuch kommen könnten) geben, der andere Onkel will sie zuhause bei meinem Opa betreuen, sich dafür auch unbezahlten Urlaub nehmen. Beide Onkel, das erfuhr ich zudem von meinem Bruder, erpressen meinen Großvater. Jeder damit, ihn, den 78-jährigen, im tiefsten Leid stehenden Mann, der gerade selbst damit zu tun hat, seine Frau, mit der er 50 Jahre verheiratet war, zu verlieren, in Zukunft alleine zu lassen, wenn deren Wunsch – Pflege zuhause oder im Hospiz - nicht durchgesetzt wird. Ehrlich gesagt fehlen mir die Worte. Wenn das meine Oma, die immer darum bedacht war, dass alle MITEINANDER und nicht gegeneinander agieren, dass Harmonie und nicht Missklang Raum im Leben aller Beteiligen Platz findet, wüsste, würde sie aus Rücksichtnahme wahrscheinlich gleich sterben, das aber zutiefst betroffen.

Die Differenzen gehen aber noch weiter. Geld lautet das Thema, was die Gemüter zusätzlich entfacht. 1500 Euro müssten die oben genannten Beteiligten (Opa, beide Onkel und meine Mutter) zusätzlich monatlich bezahlen, um meine Oma im Hospiz unterzubringen. Ich will da jetzt aber nicht ins Detail gehen ...

Meine Geschwister und ich haben in diesem Belang aber nicht viel mitzureden, sind erst das nächste Glied in der Verwandtschaftskette und sind deshalb gezwungen, uns dieses familiäre Leiden mitanzusehen, obgleich wir nach allen Seiten schlichtend einzuwirken versuchen.
SternchenJG meinte am 16. Aug, 06:35:
Liebe Patty!

Ich bin immer wieder fassungslos, was aus Menschen werden kann, wenn sie nicht einer Meinung sind. Aber Deinen Opa auch noch zu erpressen und da eine regelrechte Schlammschlacht zu veranstalten - das ist unter aller Würde. Das ist unmenschlich. Ich weiß nicht, ob das einfach nur ein Zeichen ihrer eigenen Hilflosigkeit und Unzulänglichkeit ist. Deine Großeltern tun mir in jeglicher Hinsicht leid, genauso wie Du, die nur kopfschüttelnd zusehen kann, wie sich die harmonische Familie in eine Streitarena verwandelt.

Solche Streitereien (Magensonde, Hospiz etc.) sind uns zwar damals erspart geblieben (meine Oma ist am Esstisch aus gutem Befinden heraus einfach umgekippt und mehreren schweren Herzanfällen erlegen) aber hinterher gab es auch riesigen Ärger - wegen dem Erbe. Seitdem sprechen meine Mama und ihr großer Bruder garnicht mehr miteinander. Die Familie von meinem Onkel bringt nicht mal eine einzige Blume ans Grab meiner Oma, sei es zum Geburtstag, zum Todestag oder einfach mal so.
Ich kenne also das Gezerre und hoffe, dass sich die Wogen bei euch endlich wieder glätten. Als wären die ganzen Umstände nicht schon schlimm genug... :`-(

Ich fühle mit Dir. Bleib tapfer! (Du scheinst die wirklich Starke in der Familie zu sein, auch wenn Du Dich so klein und schwach fühlst!) Fühl Dich umarmt... 
pattyv antwortete am 16. Aug, 20:33:
Als ich heute nach Hause kam ...
hatten mir meine beiden Onkel auf Band (AB) gesprochen und mich um Rückruf gebeten. Bisher habe ich mich noch immer nicht zurückgemeldet.

Warum?

Ehrlich gesagt wird mir das Ganze mittlerweile auch zuviel. Ich will kein Spielball derer Emotionen sein, wo einer gegen den anderen schimpft.

Mich interessiert meine Oma und mein Opa! Ich werde wohl einzig meine Mutter anrufen, um mich nach dem Befinden meiner Oma zu erkundigen. Wenn ich meinen Opa anrufe, wird sicherlich einer der beiden Onkel, die derzeit abwechselnd bei meinem Opa schlafen, ans Telefon gehen, weil mein Opa sehr redescheu ist (war er schon immer).

Mittlerweile wünsche ich mir sogar schon manchmal, dass meine Oma stirbt, was sicherlich absurd klingt, weil ich sie andererseits natürlich immer leibhaftig bei mir wissen möchte.

Aber ich will mich nicht wiederholen: Die Oma, die ich hatte, die gibt es jetzt nicht mehr. Eine magere, nahezu leblose Hülle erinnert noch an diese unglaublich herzliche und aufopfernde Frau, die einmal darin wohnte. Ihr Leben scheint bis auf wenige Grundfunktionen ausgehaucht ...

Die Angst vor dem Anruf, dass sie nun tatsächlich "eingeschlafen" ist, habe ich aber dennoch fortwährend.

Das, was Du bezüglich Deiner Oma geschrieben hast, finde ich nicht minder traurig. Wie können Menschen nur so sein? Meine Oma hat schon vor einiger Zeit, damals, als sie noch daran glaubte, ggf. wieder gesund werden zu können, gesagt, wie sehr sie sich darüber freuen würde, wenn wir ihr, ein Blümlein - auch ein selbst gepflücktes - ans Grab brächten.

In deine Umarmung dankbar eintauchend ... 
SternchenJG antwortete am 17. Aug, 06:55:
Liebe Patty!

Ich finde Du tust das einzig richtige. Lass Dich nicht zum Spielball deiner Onkel machen! Sonst zerreißt es Dich irgendwann und das darf nicht passieren.

Deinen "Wunsch", dass Deine Oma endlich Erlösung findet kann ich nachvollziehen. Du siehst, wie sie leidet und von Tag zu Tag abbaut. Dass man so etwas keinem Menschen zumuten möchte ist nur natürlich. Wie Du selbst sagst, ist sie nur noch ein Schatten ihrer selbst, nicht mehr die, die sie einmal war. Wenn sie die Streitereien Deiner Onkel mitbekommen würde, würde sie schon von allein gehen wollen, da sie ja eine friedliebende Seele war und ist.

Die Angst ist wiederum genauso verständlich, weil sie dann einfach weg ist und Du sie nicht mehr sehen kannst. Nicht mehr umarmen. Und das tut einfach weh, und das tut auch lange Zeit weh - mir tut es nach über 2 Jahren nach wie vor schrecklich weh, dass meine Oma nicht mehr da ist. Man gewöhnt sich lediglich an die Umstände (abfinden kann ich mich damit bis heute nicht)... Erst recht, wenn jemand so lieb und aufopferungsvoll war.

Voriges Jahr im November ist meine Großmutter väterlicherseits gestorben - ich hatte ein Leben lang überhaupt keine Beziehung zu ihr, fand sie einfach furchtbar, laut, kreischend, (Alkoholikerin, die es nicht zugibt). Sie ist nicht mehr da, das habe ich registriert und das wars.
Meine Oma Nanny, die Mutter meiner Mama, war ganz anders. Das war eine Oma wie sie im Buche steht. Und wird sie für mich immer bleiben. Ich kann leider nur noch von den Erinnerungen zehren. Aber dass mein Onkel selbst zu stolz ist, mal Blumen auf ihr Grab zu schaffen, das finde ich einfach gemein. Sie war ein Leben lang für alle da. Hat immer gegeben und nie nehmen wollen...

Das was Dein Bruder gestern über zerstrittene Geschwister gesagt hat ist leider wahr. Wenn die Fronten erst einmal geteilt sind, gibt es meistens keinen Weg zurück.

Was ich richtig schlimm finde ist, dass Deine Onkel Deine Oma nicht einfach in Würde gehen lassen können.
Der Onkel, der sie daheim pflegen will hat wohl keine wirkliche Ahnung davon, was es heißt, einen sterbenden Menschen zu pflegen. In einem Hospiz wäre sie so und so besser aufgehoben. Und das ist auch kein Abschieben. Ein Laie kann nie so gute "Arbeit" machen, wie jemand, der das schon jahrelang macht. Ich weiß nicht, was Dein Onkel für eine Vorstellung davon hat.
Irgendwie macht mich seine Einstellung wütend. Ich kann das garnicht beschreiben und frage mich ernsthaft, wie Du das alles aushältst.
Sicher sind jetzt schwierige Entscheidungen zu fällen. Aber alles läuft jetzt letztendlich auf das eine hinaus. Das ist unvermeidbar. Warum tun die beiden ihr nicht den größten Gefallen und gehen respektvoll und friedlich miteinander um. Ich bin mir sicher, dann kann Deine Oma auch in Ruhe einschlafen...

Ich wünsch Dir von Herzen alles Gute! 
Perdi meinte am 16. Aug, 06:48:
Es wiederholt sich....
immer wieder! Täglich, stündlich.....der ewige Streit am Sterbebett! Das Traurige daran ist, dass diese Wunden nie mehr heilen werden und die Verletzungen, die sich die Menschen in dieser Situation zufügen, immer bestehen bleiben! Wahrscheinlich, wird der Kampf,nach dem Tot deiner Oma, noch erbitterter werden, mit gegenseitigen Vorwürfen (DU hast,....DU hast nicht,...
hättest DU.....!!!) weiter gehen! Somit wird ein Keil zwischen die Familienmitglieder getrieben, dessen Ausmaß jetzt noch nicht abzusehen ist!
Es gibt, soviel ich weiß Mediatoren, die deinen Verwandten beistehen könnten um zu einer guten Gesprächsbasis zu kommen, nur ist natürlich fraglich, ob sie das (in ihrer momentanen Wut), auch annehmen würden!

Ich wünsche dir trotzdem, dass du den heutigen Tag, mit bestmöglicher Ruhe verbringst und dich nicht auffressen läßt! 
pattyv antwortete am 16. Aug, 21:10:
Dein Rat mit den Mediatoren ...
ist sicherlich sehr löblich, doch mein Bruder erzählte mir gestern, dass er mit den drei Kindern meiner Oma, also unserer Mutter und unseren beiden Onkeln, einzeln sehr ruhige und sachliche Gespräche führen könne. Kämen die drei jedoch zusammen, würde es maximal fünf Minuten dauern, bis das Ganze eskaliert und sie sich wie streitsüchtige Kinder ohne jegliche Einsicht oder Besonnenheit aufführen würden.

Im Moment kenne ich den Stand der heutigen Lage noch nicht. Geplant war, meine Oma morgen aus dem Krankenhaus in das Hospiz zu holen, wobei mein einer Onkel da noch hätte zustimmen müssen. Jener Onkel, der selbst ein sehr verantwortungsvollen Job bei einer renomierten Krankenkasse inne hat.

Mein Bruder meinte gestern, dass er, dieser Onkel, der meine Oma eigentlich zuhause pflegen will, gesagt hätte, dass meine Oma nicht lange im Hospiz bleiben würde, was meinen Bruder vermuten ließ, dass er, sicherlich aus verantwortungsvollem Grund meiner Oma gegenüber, die nicht ins "Heim" abgeschoben werden wollte, mit Tricks Unzulänglichkeiten finden würde, um doch seinen Willen durchzusetzen.

Natürlich will niemand meine Oma abschieben, dafür lieben wir sie alle viel zu sehr - und doch meinen wir, der Großteil der Familie, dass wir diese Betreuung und Pflege,die meine Oma braucht, gar nicht leisten können, auch nicht medizinisch. Was ist, wenn sie sich, unruhig wie sie ist, wieder alle Schläuche rausreißt?

Besagter Onkel traut sich diese Aufgabe - Pflege meiner Oma in der Wohnung meiner Großeltern - zu. Für meinem Opa wäre es eine extreme Streßsituation, weil er meine Oma nicht in betreuter Fürsorge wüsste. Keine Frage, er liebt seine Frau, ist aber selbst so unbeholfen, dass er, wenn auch nur die minimalste Kleinigkeit wäre, total überfordert wäre, was wir ihm nicht zumuten wollen und dürfen. Es war schon damals so, dass er, als meine Oma einfach mal umkippte, nicht wusste, was er tun sollte ...

Mein Bruder meinte gestern auch noch zu mir, dass wenn die Geschwister untereinander erst einmal verstritten wären, irgendwann der Grund für diese Zwistigkeiten in den Hintergrund gerieten und zukünftig einfach dauerhaft erhalten blieben.

Ich weiß nicht, was wird, ich kann nur hoffen ...

Dir einen von Herzen kommenden lieben Gedanken zukommen lassend 
 

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