Aeltere Beitraege von blogger de
Aergerlich
Angst
Aus der Welt der Nachrichten
Des Lebens muede
Ein neuer Tag
einsam & verlassen
Familie
Freizeit
Freude
Job
Kaum zu glauben
Kino
Kurioses
Nicht von dieser Welt
Omas Krebs
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 

Des Lebens muede

Eigentlich wollten wir, der Pan und ich, von heute bis Samstag nach Österreich in den Kaiserwinkl fahren, um dort neben Canyoning und Rafting meinen Geburtstag zu erleben. Feiern kann ich ja nicht sagen, weil ich ihn tatsächlich nicht feiere, am liebsten sogar aus meiner Erinnerung löschen würde, weil dieser Tag mir jedes Jahr nur noch mehr von dem Unerwünschten überstülpt, was ich nicht haben möchte: eine Zunahme an Jahren und damit einhergehend das Altern im Allgemeinen.

Die schlechte Wetterprognose für die Urlaubsregion schon seit Tagen besorgt im Blick habend, bestätigte uns auch heute Morgen nichts anderes als Regen für die kommenden Tage, weshalb ich - als stets nach Licht und Wärme sehnsüchtelnde Sonnenblume, für die eine Reise mit dem Wetter steht oder fällt - betrübt den Kopf hängen ließ und nach einer wie auch immer gearteten Alternative Ausschau hielt. Nach diversen Recherchen im Internet und Telefonaten hinsichtlich Superlastminute-Angeboten, die aber allesamt an einem angemessenem Preis-Leistungs-Verhältnis scheiterten, werden wir nun doch den Kampf mit dem Regen im Nachbarlande aufnehmen, wobei für Deutschland die kommenden Tage auch nicht wesentlich besseres Wetter vorhergesagt wird.

Die Stimmung ist aufgrund der fortgeschrittenen Zeit sowieso auf dem ABSOLUTEN Nullpunkt angelangt. Mittlerweile bin ich eingeschüchtert, habe Angst vor der Konversation, weil ich weiß, dass sie mich verletzen wird. Vielleicht werden wir uns auf einem nonverbalen und unhandgreiflichen Niveau die Köpfe einschlagen. Darin sind wir geübt.

Auf in den Urlaub!

Wie viel Dämpfer verkraftet ein Mensch? Wie viel Niederlagen kann man schlucken, bevor man selbst von ihnen verschluckt wird? Säße ich nicht im Büro, würde ich meinen Tränen freien Lauf lassen, um mit dem Rinnsaal des Regens fortgeschwemmt zu werden und endlich weg zu sein von der Bildfläche namens Leben.

Dass mir andere Menschen überhaupt noch etwas Könnendes zuschreiben, verwundert mich. Ich weiß auch nicht, wie sie auf den Gedanken kommen, zumal ich mir selbst diese Attribute niemals zusprechen würde.

Ein Beispiel?

Eben rief mich ein alter Bekannter auf meinem Handy an. Ich sah nur die Vorwahl und dachte es sei ein Kollege von der benachbarten Stadt. Weit gefehlt.

„Du bist meine letzte Rettung“, tönte es aus dem kleinen Lautsprecher.

Was für eine absurde Behauptung, dachte ich.

Ich könne doch italienisch, er habe gerade einen Italiener neben sich stehen, der kein Wort Deutsch spricht.

Gut, ich kann ein wenig in der Landessprache fluchen, bis 89 zählen und weiß auch sonst noch ein paar wenige Vokabeln, aber das war’s.

Noch bevor ich mich irgendwie rettend aus der Situation ziehen konnte, hatte ich den Italiener am Ohr, was mich schon genau nach 1 Sekunde dermaßen überforderte, dass ich den Hörer auflegte und mein Handy ausmachte. Seitdem fühle ich mich einmal mehr wie ein Idiot, zumal ich schon kurz vorher eine absolut niederschmetternde Erfahrung gemacht habe, die mir meine aus allen Poren quellende Dummheit nur bestätigte.

Ohne Hilfe bin ich überhaupt nicht lebensfähig! Ein hirnloser Wurm, der auf Erlösung wartet, weil er selbst dazu zu feige ist.

Soll er, der Herrscher über Leben und Tod, die Flamme doch ausblasen, damit es endlich dunkel um mich wird. Die anderen sind so viel bessere Menschen. Ich hab nichts zu geben. Nichts. Einfach gar nichts! Nada. Gähnende Leere. Viel schlimmer noch: ich schade. Ja, ich schade. Kann mir nicht einfach jemand Gewalt antun? Jemand, den ich für einen Mord freisprechen würde. Es soll einfach nur schnell gehen. Das wäre schon alles, was ich mir wünsche. Wahrlich, der heutige Tag sucht seinesgleichen und findet sogar eine Doublette, die knapp 22 Jahre zurückliegt. Damals war es vom Gefühl wie heute. Einen Tag, der alles Bisherige verwarf, im gewissen Sinn eine neue Zeitrechnung mit sich brachte, letztlich auch ein Tag, der sich mit all seiner Sinnlosigkeit bis ins Heute zog, um sich heute mit Trommeln und Trompeten lautstark ins Gedächtnis zu rufen. Ganz ehrlich: ich mag nicht mehr.

Ich hasse mich für meine Feigheit, für mein Unvermögen und für meine soziale Phobie, die mich allesamt so lebensunfähig machen.

Da sind sie wieder, einmal mehr, meine Gedanken, die ich nicht unter Kontrolle bekomme, die den Schlaf trotz Müdigkeit nicht über mich kommen lassen wollen.

Wenn man sich Vertrauen - in sich und andere - nur einfach irgendwie kaufen könnte, meinetwegen auch erzwingen, aber in diesem Punkt schaffe ich es einfach nicht, über meinen eigenen meterlangen Schatten zu springen, vor dem ich mich erst kürzlich selbst erschrak (und froh war, dass dieser Aktion außer dem Schrecken, der bestürzt lächelnd auf meiner Schulter saß, niemand beigewohnt hat).

Wieso kann ich mir selbst nicht wohlgesonnen und Freund sein?

Wieso wütet stattdessen mein größter Feind selbstzerstörend in mir?

Und warum hat sich das leibhaftige Drama in mir eingenistet?

Geht denn immer nur alles in Extremen?

Liebe oder Hass, Himmel hoch jauchzend oder zu Tode betrübt, kurz: Schwarz oder Weiß?

Hat der Malkasten des Lebens denn nicht viel mehr und kraftvollere Farben in petto? Doch, hat er, sagt mein Verstand, während ich aber doch nur mit den zwei altbekannt gehaltlosen male.

Wenn es so kommt, wie ich befürchte, aber nicht hoffe (!), wird die nächste Woche böse enden. Ich kenne mich leider nur zu gut, um zu wissen ahnen, dass ich meine Gedanken nicht in einen sicheren Käfig sperren kann, von dem aus sie keinen Schaden mehr anrichten. Ich fühle mich ihnen ausgeliefert.

Manchmal gewährt man Menschen Boni, die ihnen aufgrund ihres Charakters, den man sich mit jeder Verletzung immer und immer wieder schönredet, nur damit das erhoffte Bild dieser Person keinen Schaden nimmt, nicht zustehen.

Da ist die Ehefrau, die wiederholt von ihrem Mann körperlich gezüchtigt wird, wofür sie immer nach Rechtfertigungen sucht, die ihn nach wie vor in einem guten Licht dastehen lassen. Wie lange das im Einzelnen gut geht, hängt sicherlich auch mit der Disposition des „Opfers“ zusammen. Irgendwann kann sich aber niemand mehr den Fakten entziehen, dann, wenn die Einsicht schon so laut an die Tür pocht, dass das ganze Haus der Erkenntnis zu wackeln beginnt.

So sehr die Klarsicht auch schmerzt, birgt sie doch zeitgleich die Chance auf Veränderung. Es gibt keinen Grund dafür, als erwachsener Mensch klein gehalten zu werden. Sicherlich gehören immer zwei dazu: einer, der sich klein halten lässt und einer, der jemanden klein hält. Aber wenn jemand die Kostbarkeit einer Freundschaft nicht zu schätzen weiß, sie mit lügenden und missachtenden Füßen tritt, sollte man einfach das Weite suchen, weil jede Ferne soviel mehr Verlässlichkeit birgt als es die Nähe solch einer Beziehung jemals noch zuließe.

Zu dumm zum Leben, zu feige zum Sterben. Anders kann ich meine derzeitige Situation einfach nicht mehr bezeichnen. Nichts, aber auch gar nichts wünsche ich mir mehr, als endlich eine Entscheidung treffen zu können: entweder die zum Leben hin oder eben die zum Tod. Ich weiß noch nicht einmal, was mich hier hält. Vermutlich die Sorge, dass mein Partner sich nach meinem Dahinscheiden eine andere Frau an seiner Seite sucht und ich das nicht ertragen könnte. Was für ein absurder Grund.
Vielleicht schwingt auch noch so etwas wie die Sorge um meine Ma mit, der ich Kummer ersparen möchte und die Angst, dass wenn ich es wirklich täte, sie sich vielleicht Selbstvorwürfe machen würde und darauf hin wieder ihr Krebs ausbricht. Dieses Herumkrebsen zwischen Leben und Tod ertrage ich nicht mehr.

Die Luft wird dünner und dünner. Die Verhältnisse auch. Ich bin das kleine Häschen vor der Schlange, das einerseits starr vor Angst gelähmt seinen letzten Atemzügen entgegenblickt, während es andererseits weiß, dass nun soviel nicht mehr kommen kann. Es gibt kein vor oder zurück mehr. Die Situation ist wie sie ist: ausweglos. Das Reptil scheint sich seiner Macht bewusst und sie scheint ihm zu gefallen, was daran erkennbar ist, dass es seine Herrschaft über die Nahrungsbeschaffung hinaus zu einem quälenden Spiel zwischen Leben und Tod inszeniert.

Es mag absolut krank klingen, was ich nun sage, aber gerade in den letzten Lebensjahren meiner geliebten Oma hatte ich immer Angst davor, dass sie stirbt, dass mich irgendwann mal ein Anruf ereilt, in dem mir ihr Ableben mitgeteilt wird. Immer und immer wieder war ich erleichtert, wenn der blinkende Anrufbeantworter diese Sorge nicht preisgab und meine Familie mit anderen Anliegen als diesem schrecklich Befürchteten an mich herantrat. Die Angst wich aber nie von meiner Seite. Nachdem ihr Sterben durch die Krankheit irgendwann vorhersehbar wurde, empfand ich - neben der verstandesgemäßen Einsicht, dass ihr Tod unter diesen Umständen für sie das Beste ist - peinlicher Weise sogar so etwas wie Erlösung, als sie tatsächlich von uns ging: Erlösung von der Last des Angsthabenmüssens. Ist das nicht abartig?

Zurück katapultiert ins Jetzt und Heute erscheint mir die Situation ähnlich. Wenn die Schlange nur endlich zubeißen würde, hätte die Angstphase endlich ein Ende.

Schlechte Nachrichten! Heute habe ich etwas erfahren, was ich eigentlich gar nicht wissen darf, etwas, das das Potenzial hat, mein ganzes Leben umzuwerfen, etwas, das mich neu zum Sortieren zwingt, mich zunächst aber erstmal weit zurückwirft und noch viel abhängiger macht, als ich es ohnehin schon bin. Ich bin unfrei, denke daran zu zerbrechen. Das Leben verlangt in jüngster Zeit viel ab, auch Grenzüberschreitendes (nichts Illegales), von dem ich hier aber nicht berichten kann. Wo war noch mal die Notbremse? Manchmal denke ich, dass der Weg zum Suizid gar nicht so unerklärlich ist, wenn sich niederschmetternde Ereignisse wie Perlen auf einer Schnur aneinanderreihen. Irgendwann wird sie im doppelten Wortsinn fertig sein.

Manchmal glaube ich, dass mich meine Gedanken auffressen, die sich leider nur allzu oft wie eine große, schwere Regenwolke am blauen Himmel bleiern über mich legen und mein Daseins dauerhaft verschatten, weil mich diese Wolke auf Schritt und Tritt begleitet. Gelegentlich gelingt es mir, sie für einen Moment zu überlisten, dann renne ich raus ins geliebte Licht, das mir sonnig mein Gemüt erhellt, doch diese Phasen sind bedauerlicherweise immer nur sehr kurz, da der Feind in mir selbst steckt und ich nicht vor mir, dem Selbstzerstörer, flüchten kann. Ich müsste mich lieben lernen, doch ich weiß nicht warum ich das verdient hätte, und selbst wenn ich einen Grund dafür fände, wüsste ich noch immer nicht, wie ich das real umsetzen könnte.

Dauerhaft immer alles zu geben und doch nie genug oder gut zu sein, zehrt an den (ohnehin nicht vorhandenen) Kräften. Ich fühle mich so falsch, so unrichtig, so deplatziert, so als ob man etwas anderes für mich geplant hätte, ich vielleicht Fisch oder Vogel hätte werden sollen oder auch ganz einfach nur ein Kieselstein, aber definitiv nicht Mensch. Alles, aber eben nicht Mensch, da diese Rolle so unendlich mit Leid und existentiellen Zweifeln einhergeht, die in dieser Vehemenz und Kontinuität einfach nicht im „Plan Mensch“ vorhergesehen sein können.

Selbst dem, was ich fühle, kann ich nicht trauen, weil das damit zusammenhängende Feedback meiner Außenwelt nahezu immer konträr ist, weswegen ich meine Emotionen nicht mehr als verlässliche Ratgeber betrachte beziehungsweise sie nicht mehr kundtue, um nicht anzuecken, zumindest nicht offensichtlich. Die Frage, ob man falsch fühlen kann, beantworte ich mir inzwischen mit Ja, wobei ich diese Annahme aber ausnahmslos auf mich, das Etwas im Menschenkostüm, anwende und niemals von anderen auch nur denken könnte. Inzwischen ist es sogar so schlimm, dass ich mich nicht mehr zu sagen getraue, was ich wirklich denke und fühle, weil das sowieso trügerisch ist und nicht im Bereich des geistigen und empfindsamen Möglichen der Erdengeschöpfe liegt.

Das, was ich fühle, scheint die Bandbreite dessen, was die hiesigen Individuen fühlen und denken, zu sprengen. Nein, ich glaube, das trifft nicht wirklich den Punkt, klingt stattdessen, wenn man den Lichtkegel des Missverstehens nur weit genug dreht, auch einfach nur arrogant und erhebt mich Winzling zu etwas, was ich definitiv nicht bin. Vielleicht ist es eher so, dass meine Gedanken und Gefühle auf anderen Spuren laufen, Spuren abseits der Norm, so als führe ich als Geisterfahrer - verfolgt von der Gefühlspolizei, die mich gesetzbrechendes Subjekt aus dem Verkehr ziehen möchte - auf der Emotions-Autobahn.

Ich führe ein viel zu einsames Leben in meiner eigenen Gedankenwelt, als dass ich Freude am Hiersein haben könnte. Heute Morgen, ja schon die ganzen vergangenen zwei Wochen, kam einmal mehr der Gedanke an das Ende hoch. Ich würde niemandem mehr zur Last fallen, wäre nicht länger Außenseiter, Egoist, Lügner und Falsch-Fühler. Wenn ich nur wüsste, was danach kommt. Werden sich meine selbstzerstörenden Gedanken in Luft auflösen, ich nichts mehr fühlen müssen? Wird alles Sein, das mich einmal ausmachte, wie eine Seifenblase zerplatzen? Oder wird etwas übrig bleiben, das den vorzeitigen Tod sinnlos macht, weil keine Erleichterung damit einhergeht?

 

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this topic

powered by Antville powered by Helma