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Des Lebens muede

Es gibt Tage, an denen ich mir selbst gar nicht so wehtun kann, dass ich mich danach wieder besser fühle. Es ist grausam, wenn der größte Feind in einem selbst steckt und man weder die Mittel noch die Kraft hat, gegen sich selbst anzugehen. Ich kann mir willentlich noch nicht einmal aus dem Weg gehen, bürde mich mir selbst auf. Immer und überall. Ich werde nie ein Teil vom Ganzen sein, kann auch nicht so tun, als ob es so wäre. Ich bin ein gefühlter Kreis und ecke trotzdem an, spüre den Flügelschlag eines Schmetterlings, der mir wie ein Erdbeben erscheint und den Boden unter den Füßen wegzieht. Ich werde wohl nie dazugehören, weiß auch nicht, ob ich das wollte, aber vielleicht wäre allein die Möglichkeitsform eine tröstliche Idee.

Irgendwann wird es keine Zukunft mehr geben, denn irgendwann werden selbst die letzten Gedanken zu Grabe getragen, die außer einer öden und lebensfeindlichen Wüste nichts zurücklassen. Ja, irgendwann wird alles bedeutungslos und damit in letzter Konsequenz letztlich auch leichter …

Astronomische UhrEndlich habe ich, was das Thema Zeit betrifft, einen Vergleich gefunden, der mir passend erscheint, um zu beschreiben, wie es mir mit diesem Phänomen steter Zeitknappheit geht. Bedingt durch die Tatsache, dass ich existiere, kann ich mich dem Einfluss des zeitlichen Voranschreitens natürlich nicht entziehen – wie jeder andere auch nicht. In diesem Punkt unterliegen wir objektiv betrachtet also alle der gleichen Einwirkung.

Der Sachverhalt des unmittelbaren Vergehens von Zeit rafft mich zwar nicht dahin, auch wenn ich massive Probleme mit dem Älterwerden habe, fühlt sich aber dauerhaft doch so an, als ob ich stets mit zu wenig Sauerstoff im Blut mein Dasein fristen müsste. Die nötige Luft zum Atmen reicht gerade noch zum Überleben, ist aber qualitativ von so minderwertiger Natur, dass von gesunder Güte nicht die Rede sein kann. Die Phasen, in denen ich mich nicht gehetzt sehe, sind so rar, dass Zufriedenheit sich nur SEHR selten an meine Seite gesellt und ich mir insofern die Frage nach einem lebenswerten Leben kaum bejahen kann.

Nachrichten kennen keinen StillstandInzwischen ist mein Tag von so vielen selbst auferlegten Pflichten gesäumt, dass es mich nicht verwundert, dass Zeit zur Mangelware wird, wobei das Nachrichtenlesen dabei den größten Brocken einnimmt. Nachrichten kennen keine Auszeit, kein Tag und keine Nacht, kein Wochenende, kein nichts. Es gibt auch keinen Zeitpunkt im Jahr, an dem Nachrichtenstillstand herrscht, weil sich immer irgendwo etwas Berichtenswertes ereignet. Und in diesem Belang am Ball zu bleiben, habe ich mir zur Aufgabe gemacht. Ich kann Nachrichtenlesen nicht sein lassen, weil ich dann wegen schlechten Gewissens nicht einschlafen könnte, mir darüber hinaus dumm vorkäme, wenn jemand anders etwas wüsste, was ich noch nicht gelesen habe – das bezieht sich rein auf die Nachrichten, ansonsten ist mir natürlich bewusst, dass es Milliarden Menschen auf diesem Planeten gibt, die mehr wissen als ich. Morgens, so wie jetzt, lese ich den Nachrichtenticker bis zu dem Punkt zurück, an dem ich in der Nacht geendet habe. Abends lese ich bereits die lokale Tageszeitung, die am nächsten Tag erscheint, vor, nur damit ich schon frühzeitig informiert bin. Ich will das an dieser Stelle auch nicht weiter ausführen, nur noch mitteilen, dass mich früher, noch bis vor drei Jahren, Nachrichten NULL, aber auch so etwas von gar nicht interessiert haben, ich in diesem Punkt aber auch TOTAL planlos war und mir dieses lebenslange Defizit noch bis heute nachhängt, einfach weil mir Basiswissen fehlt, das ich, je nach Nachrichtenlage, dann durch weiteres Anlesen zu einem bestimmten Thema nachzuholen versuche. Es ist ein steter und stressiger Wettkampf mit der Zeit, der dauerhaft einfach nur erschöpft. Fatal ist zudem die Tatsache, dass ich mir nicht lange etwas merken kann und ich insofern zum wiederholten Lesen gezwungen bin, was einen weiteren Zeitverlust mit sich bringt.

Festung Marienberg in WürzburgIch wohne jetzt seit 15 Jahren in dieser Stadt, weiß aber kaum einen Straßennamen oder kann die, die mir vom Hörensagen bekannt erscheinen, nicht mehr geographisch zuordnen, genauso wenig wie ich mir geschichtliche Details über die historischen Sehenswürdigkeiten der Stadt merken kann, was ich, wenn mich, sollte mich tatsächlich mal ein Bekannter aus einer anderen Stadt besuchen, einfach nur unglaublich peinlich finde, obwohl ich in diesem Fall, wenn ich wüsste, dass jemand käme, mich im Vorfeld noch einmal einlesen würde. In der Hinsicht gleicht mein Hirn leider wirklich einem Sieb.

Tragisch finde ich in diesem Zusammenhang übrigens auch, dass das Erfolgserlebnis, etwas geschafft zu haben, so, um mal ein Beispiel aus dem Alltag zu nennen, wie das glänzende Auto, das nach dem Putzen vor einem steht, beim Nachrichtenlesen ausbleibt, weil es hier, wie bereits weiter oben geschrieben, einfach keinen Stillstand gibt.

Wenn ich nur nicht so ein verdammt mieses und feiges Schwein wäre, würde ich mir genau jetzt ein Kugel durch meinen hirnlosen Kopf jagen, damit endlich Ruhe ist und der Kreislauf des Blutes mit seiner in mir sinnlosen Zirkulation enden kann. Ein für alle mal!

Wann wird Gott mir die Kraft geben, mich von all dem Leid zu erlösen?

Vielleicht bin ich mit meinem naiven Kindergeist auch einfach zu treuherzig und arglos, um diese Welt zu begreifen, aber dieses unfaire Lügenspiel bin ich nicht länger bereit mitzumachen. Viel zu lange habe ich zugesehen, aus ängstlicher Zurückhaltung nicht aufgemuckt. Leben heißt kämpfen, das habe ich nun unmissverständlich begriffen. Auch kämpfen um aus den Fugen geratene Gleichgewichte wieder herzustellen oder diejenigen, die es betrifft - obwohl sie es natürlich wissen (müssten) - überhaupt erst einmal darauf aufmerksam zu machen.

Worauf ich aber keine Lust mehr habe ist für etwas zu kämpfen, das andere – unabhängig irgendeiner Qualifikation (und diese Rückmeldung habe ich mir eingeholt) - einfach so in den Schoß gelegt bekommen. Wenn ich etwas auf den Tod hasse, ist es Ungerechtigkeit.

Jetzt schmiede ich mir meinen eigenen Plan. Das hat auch etwas mit Selbstwert zu tun.

Ich lasse mich nicht erniedrigen!

Und wenn jemand meint, er müsse mir weder Achtung und Respekt entgegenbringen, auch gut!

Jeder hat ja so seine eigenen Konzepte, um mit Problemen umzugehen. Ich habe lange genug zugesehen.

Im Moment weiß ich einfach nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Mangels Zeit getraue ich mich auch nicht, mir den Schlaf zu gönnen, den mein Körper zur Erholung bräuchte – ungefähr 7 Stunden, kämpfe stattdessen mit fünf bis sechs und Magenbeschwerden, weil ich mir täglich neu die Frage stelle, ob ich den Anforderungen des Tages gerecht werde. Samstag und Sonntag reihen sich nahtlos in Werktage ein, so dass ich manchmal gar nicht mehr weiß, welchen Tag wir haben, wobei Sonntag mangels Verkehr leicht zu identifizieren ist.

Leben ist definitiv etwas anderes.

Ob meine Oma spürt, dass mein Opa bald kommen wird? Es gibt ihn betreffend neue Fakten: das Problem ist nicht die Herzklappe, sondern die Aorta, kurz die Hauptschlagader, die massive Probleme bereitet. Wenn er nicht operiert wird, hat er maximal noch 1 Jahr zu leben. Wenn er operiert wird, das heißt überhaupt operiert werden kann, was aufgrund seines derzeit schlechten Allgemeinzustandes in Frage steht, hat er eine 70%-ige Überlebenschance, was sich vielleicht noch einigermaßen hoffnungsvoll liest. Versetzt man sich allerdings selbst in die Lage, heißt es doch auch, dass drei von zehn Patienten bei einer solchen OP, die praktisch im klinisch toten Zustand erfolgt (Patienten werden auf 18 Grad Celsius abgekühlt), sterben.

Heute darf er für einen halben Tag nach Hause. Wie das für ihn ist, kann ich nicht sagen, weil er nicht über seine Gefühle spricht, aber es wird ihm dort sicherlich besser gefallen, als im sterilen Krankenhaus. Ich weiß nicht, ob ich mir an seiner Stelle die Frage stellen würde, ob ich die Wohnung nach der Rückkehr noch mal lebend betreten werde. Ihn darauf ansprechen mag ich natürlich auch nicht. Wie nah fühlt man sich mit 80 Jahren und einer solchen Diagnose dem Tod?

Am Montag wird untersucht, inwieweit er überhaupt operationsfähig ist.

Und mein Leben? Das fühlt sich auf andere Art und Weise schon so ausgelebt, tot klänge wohl sehr theatralisch, obwohl ich es fast so empfinde, an. Gestern habe ich versucht, etwas wegen meiner Zukunft in die Wege zu leiten, das heißt, Bewegung in eine festgefahrene Facette meiner jetzigen Unzufriedenheit zu bringen. Nach einem 45-minütigen Gespräch waren aber alle diesbzgl. Hoffnungen dahin. Das, was ich aus diesem Gespräch, das ich auf rein menschlicher Ebene als offen, angenehm und aufmerksam empfand, mitnahm, war, dass ich mit den jetzigen Umständen, die ja auch noch schlechter sein könnten, zufrieden sein soll. Das wurde zwar explizit nicht so geäußert, aber all jene Hoffnungen, die ich als Fragen und Möglichkeiten mit in dieses Gespräch nahm, wurden niedergeschmettert. Nichts von dem, was ich für vorstellbar hielt, war greifbarer Gegenstand. Habe ich mein Leben mit 38 Jahren echt schon ausgelebt? War es das? Ich hätte so gerne ein Ziel, das es anzustreben lohnt, nicht bloß ein verpflichtendes Zurechtkommen mit den gegebenen Umständen.

Vielleicht mache ich mich jetzt echt lächerlich, aber mein ganzes Sein ist von Schmerz durchdrungen - und das wegen meiner Zähne. Ist das zu glauben? Ich sitze im Büro und weine, weil die Spritze langsam nachlässt (habe mich so betäuben lassen, dass zum ersten Mal in meinem Leben auch meine Nase betäubt war, was aber erst bei der zweiten Spritze zur Wirkung kam, die ich dann erhielt, als ich mich dahingehend äußerte, dass ich tatsächlich noch etwas spüre), kann mich auf nichts konzentrieren und wünschte, mir eine Handvoll Schlaftabletten einschmeißen zu können, um bloß nichts mehr spüren zu müssen.

Das ist mit Abstand der schlimmste Dauerzahnschmerz, den ich je hatte.

Und ich weiß noch nicht mal, warum es so schmerzt. Weil die Zahnärztin heute den Zahn, wegen dem ich vor zwei Wochen eigentlich ursprünglich zum Zahnarzt bin, gemacht hat oder wegen des direkt daneben liegenden "Problemkindes", den sie auch heute wieder bearbeitete und mit Medikamenten versorgt hat.

Habe jetzt zwei Paracetamol genommen. Was soll ich sonst auch tun?

Fühle mich wie durch den Fleischwolf gedreht und kann den Fluss der Tränen nicht stoppen, was fatal ist, weil unsere Bürotur aus Glas ist und jeder, der vorbeiläuft, sehen kann, was er nicht sehen soll.

Sch... Zähne!

Nächster Termin ist am 10. März, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, meinte die Zahnärztin.

Möge sie verdammt noch mal Recht behalten.

O.k., ich hab mir den Zahnschmerz nicht eingebildet. Hatte den ganzen Tag Probleme, was mich eben zu einer weiteren eigenen „Untersuchung“ veranlasst hat – und Tatsache, ich habe etwas gefunden, einen dunklen Fleck auf hellen Füllung, was den Anruf beim Zahnarzt morgen doch wesentlich erleichtert. Vorteilhaft ist zudem die Tatsache, dass ich nach dem Zahnarztbesuch keine Schmerztabletten mehr benötige, obwohl ich die heutigen – wie so oft – zunächst einmal wegen Kopfschmerzen nahm (zeitgleich aber hoffte, dass auch der Schmerz in der Mundhöhle nachlässt).

Bin jetzt ein wenig erleichtert, weil ich für heute weiß, dass ich noch nicht wahnsinnig geworden bin. Noch nicht …

Der Punkt der Selbstaufgabe – ich glaube er rückt näher. Unaufhaltsam. Ich suche nach einer Lösung, die allen Beteiligten gerecht wird, aber ich finde keine. Ich glaube, dass sich das Ganze in einem lauten Knall entladen wird; es muss krachen, weil es so nicht weiter gehen kann. Es wird unschön enden und GENAU davor habe ich Angst, weil ich das nicht möchte.

Ich weiß nicht mehr, wem ich trauen kann und was ich mir nur einbilde. Heute Nacht konnte ich wegen Zahnschmerzen nicht schlafen. Auch jetzt bilde ich mir ein, welche zu haben, getraue mich aber nicht zum Zahnarzt zu gehen, weil der möglicherweise sagt, ich hätte nichts. Hierzu sei gesagt, dass ich den betreffenden Zahn heute Morgen selbst untersuchte und dabei nichts feststellen konnte, zumindest nichts, was optisch erkennbar ist. Wenn ich sonst mal Beschwerden hatte, konnte ich das auch immer sehen, zum Beispiel mit einem schwarzen Punkt auf dem Zahn.

Was ist noch real? Ist der Schmerz echt?

 

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