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Ein neuer Tag

Lebkuchenherz Etwas Süßes für den Süßen

die ich während meines Nachmittagsspaziergangs (eigentlich war ich für den Artikel des Kulturmagazins unterwegs, doch vor Ort traf ich leider niemanden an und da ich die Kamera sowieso dabei hatte, das Wetter zudem mehr als vortrefflich war, ergab sich dieser wunderbare Umstand) "einfing".

Tulpe Garagenfenster

Fachwerkdetail Kirschblüte

Blaue Blume Helle Blume

Kontrastreiche Mauer Tannenzapfen

Blatt

Ich glaube nicht, dass ich bereit bin, den entsagenden, ja verzichtenden Weg noch weiter zu gehen.

„Irgendwann, ja irgendwann fängt dein Leben auch mal an“, sage ich mir schon seit Jahren, doch es plätschert - von einigen Ausnahmewogen abgesehen - so dahin.

Habe eben (nachdem ich es seit Stunden hinausgezögert habe) mit allem Mut, den ich für diese heikle Frage benötigte, das Arbeitsamt in einer anderen Stadt (hier in Wü hätte ich mich zu sehr geschämt) angerufen, um zu erfragen, ob sie mir nicht, wenn ich die Stelle denn bekäme, einen kleinen Zuschuss gewähren könnten (dachte so an ein Drittel der Arbeitslosenhilfe, womit sie künftig ja noch immer zwei Drittel einsparen würden), doch das sei nicht möglich, hieße es.

515.- Euro für einen Vollzeitjob, ich kann und will davon nicht leben müssen, man kann mich deshalb auch an die Wand stellen und steinigen. Ich will es nicht! Karls Tochter ist in ihrem ersten Ausbildungsjahr als Verkäuferin bei Aldi. Selbst sie bekommt mehr. Der BaFöG-Satz – auch er ist höher!

Vielleicht wäre es anders, wenn ich 16 oder 18 Jahre alt wäre, noch bei meinen Eltern leben würde und das meine erste Ausbildung wäre, aber so?

Ich bin bald 35 Jahre alt, kann noch nichts, außer einen Schreibtisch, ein Bett, ein PC und eine Kamera mein eigen nennen. Mich mittels Heirat finanziell abzusichern ist definitiv nicht das, was ich als gut heißen kann. Ich will mein Leben alleine finanzieren können, will von niemandem abhängig sein, was sicherlich lachhaft erscheinen mag, da ich gerade Arbeitslosenhilfe beziehe.

Wenn dieses „auf-den-eigenen-Füßen-stehen“ gewährleistet ist, spricht auch nichts dagegen, aus Liebe – und nur aus diesem Grund (!) – zu heiraten bzw. „alles-in-einen-Topf-zu-werfen“, aber so?

Vielleicht mangelt es mir auch nur an Bescheidenheit? Einst, als ich mich vom Hauptschulabschluss bis zum Abschluss (im Jahr 2000) meiner beiden Studiengänge durchgehangelt habe, dachte ich immer, dass sich meine Chancen, einen „anständigen“ Job zu finden, verbessern würden, aber diese, ja meine Realität, ist so gänzlich anders!

Wann fängt also mein Leben, mein ganz normales Leben, das ich sicherlich nicht in luxuriösem Reichtum verbringen wollte (ich möchte nur einen Job mit einem „angemessenen“ und lebbaren Gehalt), auf das ich inzwischen aufgrund der ganzen Erfahrungen aber nicht mehr so viel Lust habe, an?

Was habe ich aus dem Wochenende gelernt? Dass Menschen (nicht mein Pan) vorschnell urteilen, mich dieses Verhalten anwidert, ich aber sehr wahrscheinlich nichts daran ändern kann und stattdessen den Ort des Geschehens, der mir bis vor Kurzem noch sehr lieb war, meiden sollte.

Aber was brächte es?

Wenn selbst die reine Anwesenheit schon Zündstoff bietet! Wieso sollte es an anderer Stelle anders sein?

Was lehrt das Leben daraus?

Rückzug - innerer und äußerer!

Manfred, der Regisseur, ein Freund von mir, der schon längere Zeit für Leporello, das Kulturmagazin, schreibt, meinte, als ich ihm erzählte, dass heute ein persönliches Treffen mit der Chefredakteurin anstünde, dass ich mich schick anziehen sollte, da die beiden Verantwortlichen selbst auch immer sehr mondän auftreten würden, was mich im Vorfeld eigentlich nur noch mehr verunsicherte.

Gut, ich kann mich einigermaßen elegant kleiden, doch in meiner Persönlichkeit erscheine ich mir in dieser Kontur doch sehr befremdlich und verliere zudem an Selbstsicherheit, da diese Garderobe definitiv nicht jene ist, in der ich mich wohlfühle. Davon abgesehen erscheint mir dieses Verkleiden wie ein Trugbild der Wirklichkeit – „Kleider machen Leute“ hin oder her!

Ich bleibe ICH, elegant oder bequem gehüllt! Die intentionsbehaftete „Außenattrappe“ ist meinem Verständnis gemäß lediglich eine eigenschafts- und wesensaussagelose Fassade, die im besten Fall temporären Erkennungsaufschub erwirkt.

Aber nicht, dass jetzt ein falscher Eindruck entsteht und ich engstirnig erscheine!

Wenn sich jemand – aus eigenem Gefallen heraus – geschmackvoll kleidet, ist dagegen überhaupt nichts einzuwenden, ich verabscheue lediglich zielgerichtete Maskeraden, denen jegliche Authentizität fehlt, obwohl ich mich heute ja selbst dieser Clownerie unterworfen habe, indem ich mich der Empfehlung Manfreds beugte.

Bis zu meinem Aufbruch verlief durch meine Nervosität irgendwie alles hektisch, doch ich kam – entgegen meiner so schlechten Eigenschaft – sehr pünktlich aus dem Haus. Den Blick in den Briefkasten hätte ich mir, der Absage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung wegen, vielleicht lieber sparen sollen.

„Keep cool, ruhig Blut, beziehe das jetzt bloß nicht auf Dich persönlich, nicht jetzt!“, soufflierte ich mir in Gedanken.

„Oder ist es vielleicht doch so etwas wie ein Omen?“, machte sich gleich ein anderer stimmungsdrückender Gedanke, den ich aber zwanghaft beiseite zu schieben versuchte, breit.

Ich fuhr, ... was anderes blieb mir ja auch kaum übrig!

Da ich gestern, des Abbaus der heutigen Nervosität wegen, was das Auffinden der frisch umgezogenen Geschäftsräume betrifft, bereits vor Ort war, fuhr ich die vorm geistigen Auge habenden Straßen das Ziel visierend und näherkommend entlang, während die Anspannung mit jedem gefahrenem Meter wuchs.

Die Angst immer wahrnehmungsintensiver spürend drängten sich imaginäre Szenarien wie „so fühlt sich also der Tod an“ und „werde ich mein Zuhause je wieder erblicken?“ in mein Bewusstsein.

Ich entledigte mich des Kaugummis und schellte an der noch recht jungfräulichen Klingel, die bis zu mir läutend darauf hinwies, dass sich die neuen Büros wohl im Erdgeschoss des dreistöckigen Gebäudes befinden müssen.

Die junge Dame, die mir zu den noch kargen und kistenangereicherten Räumen die Tür öffnete, meinte, dass ich mich, da meine mich erwartende Gesprächspartnerin gerade noch telefoniere, noch einen kleinen Augenblick gedulden müsse.

Ein weiterer Augenblick, der mir situationsspezifisch so absurd schien.

Um es zu verkürzen: Ich habe überlebt! Wie sonst sollte ich auch diese Zeilen schreiben?

Unsere Zusammenkunft dauerte eine gute halbe Stunde, wobei mein Redeanteil zum Glück der sehr viel geringere war (ich fragte einfach viel, denn erstens interessierte es mich und zweitens musste ich weniger erzählen). Rein optisch würde ich Frau Jendryssek, so ihr Name, in meiner Altersklasse ansiedeln, doch vom Erzählen her bin ich meilenweit davon entfernt, ihre Stärke zu besitzen. Ja, diese Frau, die ich übrigens mehr fesch und flott als exquisit bekleidet empfand, wobei diese Aussage in keinster Weise negativ zu verstehen ist, ich darüber vielmehr beruhigt war, hat wirklich bewundernswerten Charakter! Witzigerweise stellte sich sogar heraus, dass auch sie Soziologie studiert hat.

Um es auf den Punkt zu bringen: Die Beiträge für die Ausgabe April haben heute Abgabedatum, insofern habe ich in dem kommenden Exemplar leider keine Möglichkeit, einen Artikel zu veröffentlichen. Statt dessen bekam ich aber einen neuen Auftrag für die darauf folgende Ausgabe, in der ich über eine Jugend-Kunst-Initiative, die sich mit künstlerischen Prozessen, die in Workshops, Kursen, Ateliers und Projekten erprobt und experimentiert werden, berichten soll.

Das ihr mir in diesem Belang entgegengebrachte Vertrauen ehrt mich einerseits, andererseits macht es mir auch wieder Angst, weil ich befürchte, ggf. nicht gut genug zu sein, um ihren Ansprüchen gerecht zu werden.

Ich werde mein Bestes geben, doch ob es genug ist, wird sich weisen!

Die widerspenstigen Temperaturen bäumen sich der Jahreszeit trotzend noch einmal drohgebärdend und wintererinnernd auf, wobei das Furchteinflößende aufgrund der monatsbedingten Fortgeschrittenheit einfach nicht mehr zu wirken vermag.

Wenn ich mich zwischen warmen, dafür aber firmament- und depressivgrauen Graden und einem frostigen, ja sonnigen Himmelsblau entscheiden müsste, läge meine Präferenz, trotz meiner Verfrorenheit, eindeutig in dem, was sich mir heute offenbart: Ein strahlender und wunderbar lichtdurchflutender Tag, dessen Kälte die Scheiben der Autos erstarren lässt.

Die ganzen sonnenlosen vergangenen Tage waren so schrecklich stimmungsermüdend, dass ich heute einfach nur erleichtert den Blick ins lebensbejahende Draußen werfe, obwohl ich um 10:00 Uhr beim Kunstvoll Verlag einen Termin habe, bei dem man mich einmal persönlich kennenlernen möchte.

Hintergrund dieses Umstandes ist jener, dass ich im Dezember für ein von ihnen herausgegebenes Kulturmagazin einen Artikel veröffentlichte, das auch zukünftig weiter zu realisieren gedachte und dieses Kennenlernen insofern nur eine verständliche Folge ist, die mir aber nahezu genauso viel Angst wie das Vorstellungsgespräch am Dienstag einflößt.

Kann gerade nicht differenzieren zwischen Freude und Angst.

Eben klingelte mein Handy. Am Display erkannte ich eine Würzburger Nummer, die mir aber nicht bekannt war. Den Identifikationstext meiner Gesprächspartnerin, den sie in Eile von sich gab, konnte ich leider nicht verstehen. Erst als ich die Worte „Sie haben sich bei uns um das Volontariat beworben“ wahrnahm, begriff ich, worum es ging.

Ob ich kurzfristig am 30.03.04 um 13:30 Uhr Zeit für ein Vorstellungsgespräch habe, wollte sie wissen.

„Mit Handkuss“, erwiderte ich perplex und bedankte mich, bevor sie mir mitteilte, dass die schriftliche Einladung noch folgen würde.

Und jetzt?

Jetzt bange ich darum, mich wieder einmal „falsch zu verkaufen“, so wie im Sommer letzten Jahres, als ich mein letztes Vorstellungsgespräch hatte.

Andererseits zittere ich vor Freude!

Eben rief mein Pan an und erzählte mir, was er am heutigen Tag schon alles geleistet hat. Ich freue mich aufrichtig für ihn, dass er so gut vorankommt und vor Ort akzeptiert wird, doch ich wünschte, ich könnte dieses Gefühl, (beruflich) gebraucht und anerkannt zu werden, auch mal mein eigen nennen.

Angesichts der informativen Flut ist ein geistiges Abschalten zum Selbstschutz vielleicht ein lebensrettender Mechanismus, der dem Ausbruch des Wahnsinns vorgeschaltet ist!

Wo sitzen jene, die es interessiert? Oder sind sie nur Wunschbild meiner Gedanken?

Was unterscheidet den flüchtigen Augenblick vom zugewandten Verweilen?

Gibt es die Brücke des Verständnisses?

Wer verleiht dem Jetzt die Dringlichkeit?

Hat Ekel ein Gesicht?

Und wer entmachtet die anderen nebensächlichen Gedanken?

Wenn ich es nur wüsste, könnte ich zu verstehen beginnen, ... aber es wird sich im Nichts verlieren.

Hänge total durch!

Ist es die Schlaftablette, die mich noch immer lähmt?

Wenn ich sonst einen „Schlafstern“ (Name der Tablette) zu mir nehme, portioniere ich mir einen halben zurecht, gestern nahm ich des unbedingten „Wahrnehmunsgbetäubungswunsches“ wegen einen ganzen.

Obwohl ich über 12 Stunden schlief, mich vorhin auch duschte, kam das Gefühl des Erwachtseins heute noch nicht auf.

Meines Pans Vermutung, dass ich ihm gegenüber seines Befindlichkeitszustandes der letzten Nacht wegen, den ich zu verantworten habe, ein sehr schlechtes Gewissen habe, ist völlig richtig. Dieses erscheint mir aber im Vergleich zu dem, was er heute Nacht ertragen musste, wo Minuten, ja vielleicht sogar Sekunden, zu einer dehnenden Ewigkeit wurden, als nichtig.

Meine Gedanken haben trägen und ungeordneten Charakter.

Ich muss an gestern, an das Telefonat mit meiner Mum, denken. Das, was dahinter steckt, ihr stetes Alleinsein und damit zusammenhängend ihre nicht stillbare Einsamkeit, aus der ich keinerlei Ausweg weiß.

Die Geschichte mit meinem Dad ist das Eine, das Andere ist der Blick in ihre geschundene Seele ...

Vielleicht klingt es egoistisch, aber ich kann die Verantwortung für sie und ihr Wohlergehen nicht übernehmen. Ich kann nur einen minimalistischen Beitrag dafür leisten, sie kurzzeitig aus ihrer Isolation zu hebeln, bevor sie wieder in selbige verfällt, doch dieses Einbringen gleicht dem berühmten Tropfen auf einen heißen Stein.

 

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