Heute hat meine Oma ihre erste Chemo. Mein Onkel, ihr Sohn, der im 150 Kilometer entfernten Wiesbaden wohnt, hat sich diesbezüglich die kommenden drei Tage frei genommen. Ich frage mich, wie sie sich fühlt, ob sie Angst hat, ob sie – trotz allem – noch Hoffnung aus dieser Aktion schöpft, getraue mich aber nicht sie anzurufen und nachzufragen.
Wenn sie mit meinem Opa alleine ist, isst sie zudem so gut wie gar nichts. Ja, sie trinkt leider noch nicht einmal genügend. Die Folgen einer Dehydrierung, das weiß ich noch aus meiner Schulzeit, im Alter ist wesentlich gravierender als die bei jüngeren Menschen.
Doch sollen wir sie zwingen? Am Samstag hat mein Onkel meine Oma auf soziale Weise genötigt, etwas zu essen, was meinen Opa, der mit der ganzen Situation selbst überfordert ist, aber unter der Woche – dann, wenn die beiden fast ausschließlich Zeit ohne andere verbringen - nicht gelingt. Zugegeben, meine Oma macht es den anderen vielleicht auch nicht unbedingt einfach, sich helfen zu lassen, was ich aus ihrer Äußerung entnahm, dass sie es nervend fände, wenn jeder, der sie besucht, fragen würde, ob sie denn schon etwas gegessen habe. Andererseits finde ich diese Frage in Anbetracht des Umstandes, dass meine Oma rein optisch nicht mehr viel von dem zeigt, was sie einmal war, legitim, weil wir, die Familie, sich natürlich um sie und ihre Gesundheit sorgt, wenn dieses eingefallene Häuflein Mensch vor einem sitzt.
Ich hoffe, sie verträgt die Dosis.
Vorgesehen ist, dass sie künftig einmal pro Woche eine Spritze erhält, was ambulant erfolgt.
Wie viel Wochen werden ihr und uns bleiben?
Wenn sie mit meinem Opa alleine ist, isst sie zudem so gut wie gar nichts. Ja, sie trinkt leider noch nicht einmal genügend. Die Folgen einer Dehydrierung, das weiß ich noch aus meiner Schulzeit, im Alter ist wesentlich gravierender als die bei jüngeren Menschen.
Doch sollen wir sie zwingen? Am Samstag hat mein Onkel meine Oma auf soziale Weise genötigt, etwas zu essen, was meinen Opa, der mit der ganzen Situation selbst überfordert ist, aber unter der Woche – dann, wenn die beiden fast ausschließlich Zeit ohne andere verbringen - nicht gelingt. Zugegeben, meine Oma macht es den anderen vielleicht auch nicht unbedingt einfach, sich helfen zu lassen, was ich aus ihrer Äußerung entnahm, dass sie es nervend fände, wenn jeder, der sie besucht, fragen würde, ob sie denn schon etwas gegessen habe. Andererseits finde ich diese Frage in Anbetracht des Umstandes, dass meine Oma rein optisch nicht mehr viel von dem zeigt, was sie einmal war, legitim, weil wir, die Familie, sich natürlich um sie und ihre Gesundheit sorgt, wenn dieses eingefallene Häuflein Mensch vor einem sitzt.
Ich hoffe, sie verträgt die Dosis.
Vorgesehen ist, dass sie künftig einmal pro Woche eine Spritze erhält, was ambulant erfolgt.
Wie viel Wochen werden ihr und uns bleiben?
pattyv - am Dienstag, 14. Juni 2005, 08:48 - Rubrik: Omas Krebs
Morgen habe ich Geburtstag. Für mich war dieser Tag noch nie bedeutsam. Ich maß ihm einzig darin einen Wert zu, in dem ich mich davon überraschen ließ, wer sich überhaupt daran - und damit auch an mich – erinnert.
Ohne es böse zu meinen, ich bin gespannt, ob sich meine Mutter morgen meldet. Als ich 20 wurde, hat sie mir zwei Tage nach meinem Geburtstag zum 18. gratuliert. So ganz genau weiß sie eben nicht, wann ich geboren bin. Den Monat schon, vielleicht auch noch eine Zuordnung zur ersten Hälfte des Monats, aber mehr dann eben auch nicht – und das obwohl ihr Bruder, mein Onkel, bereits heute, also genau einen Tag vor mir, Geburtstag hat, insofern leicht zu merken werde. Mein Vater und meine Geschwister hingegen wissen sehr wohl um das Datum, um den möglicherweise seltsam entstandenen Eindruck der Familie wieder ein bisschen zu rehabilitieren. Soweit ich mich zurückerinnern kann, habe ich in meinem bisherigen Dasein auch nur zweimal Geburtstag gefeiert. Einmal bei meinen Eltern, als ich noch jünger war und dann mit zwei Freundinnen bei einem Picknick im Wald.
Die vergangenen, anstrengenden Tage (Montag und Dienstag Urlaubsvertretung, Mittwoch eine ganztägig lange Wertewandeldiskussion, die sicherlich spannend und ergiebig, aber auch Kräfte zehrend war, ja und gestern die Fahrt – nach vier Stunden Schlaf - nach Bonn zum Presserechtsseminar) lasten bleiern in meinem Körper, verursachen eine mich durchdringende Gesamtmüdigkeit, der ich mich zur Zeit nicht erwehren kann. Vielleicht deprimiert mich aber zudem auch der Gedanke, morgen schon wieder ein Jahr älter zu werden und mich damit immer weiter von meinem Idealalter 25 zu entfernen. Zeit für meine Oma blieb kaum, obwohl ich zwischendurch immer wieder mal etwas über sie und ihr Befinden in Erfahrung zu bringen versuchte, indem ich spät nachts mit meiner Mom telefonierte oder sie am Mittwoch mal persönlich in der Mittagspause zu erreichen versuchte, dieses Vorhaben aber ein dümmliches war, weil ich nicht die Muse, die sie benötigt hätte, hatte.
Gestern Nacht rief mich mein Onkel an, bestätigte mir nur das, was ich am Mittwoch selbst schon wahrnahm: die Verwirrung meiner Oma, wobei er meinte, dass das von den Tabletten, die Morphium enthalten, käme.
Ich erwiderte, dass ich das nicht wüsste, es so sein könnte, aber dafür natürlich erst den Namen der fünf verschiedenen Medikamente, die sie einnimmt, in Erfahrung bringen müsste, um darüber dann gesicherte Rückschlüsse ziehen zu können.
Morgen werde ich meine Oma besuchen. Ehrlich gesagt habe ich Angst davor, sie wieder zu sehen, weil ich nicht weiß, was mich erwartet. Sie hat in den vergangenen Tagen auch so gut wie nichts gegessen, wird noch dünner sein ...
Mittlerweile habe ich sogar Angst sie anzurufen. Einerseits weil sie so wirr spricht, sie sich von der Oma, die ich über Jahrzehnte kannte, entfernt hat, und mich dieses Verhalten befremdet, was auch nicht ansatzweise heißen soll, dass sie mir deshalb auch nur in irgendeinem Punkt weniger liebenswert erschien, und andererseits, weil ich sie mit dem Telefonat als solchem nicht überfordern möchte, weil sie eben ihre Ruhe braucht.
Es wird mein letzter Geburtstag mit meiner Oma sein. Morgen in einem Jahr werde ich mich nur noch daran erinnern können, ...
Ob sie den ihrigen am 26. August noch erleben wird – und falls ja, unter welchen Umständen - bleibt fraglich.
Ohne es böse zu meinen, ich bin gespannt, ob sich meine Mutter morgen meldet. Als ich 20 wurde, hat sie mir zwei Tage nach meinem Geburtstag zum 18. gratuliert. So ganz genau weiß sie eben nicht, wann ich geboren bin. Den Monat schon, vielleicht auch noch eine Zuordnung zur ersten Hälfte des Monats, aber mehr dann eben auch nicht – und das obwohl ihr Bruder, mein Onkel, bereits heute, also genau einen Tag vor mir, Geburtstag hat, insofern leicht zu merken werde. Mein Vater und meine Geschwister hingegen wissen sehr wohl um das Datum, um den möglicherweise seltsam entstandenen Eindruck der Familie wieder ein bisschen zu rehabilitieren. Soweit ich mich zurückerinnern kann, habe ich in meinem bisherigen Dasein auch nur zweimal Geburtstag gefeiert. Einmal bei meinen Eltern, als ich noch jünger war und dann mit zwei Freundinnen bei einem Picknick im Wald.
Die vergangenen, anstrengenden Tage (Montag und Dienstag Urlaubsvertretung, Mittwoch eine ganztägig lange Wertewandeldiskussion, die sicherlich spannend und ergiebig, aber auch Kräfte zehrend war, ja und gestern die Fahrt – nach vier Stunden Schlaf - nach Bonn zum Presserechtsseminar) lasten bleiern in meinem Körper, verursachen eine mich durchdringende Gesamtmüdigkeit, der ich mich zur Zeit nicht erwehren kann. Vielleicht deprimiert mich aber zudem auch der Gedanke, morgen schon wieder ein Jahr älter zu werden und mich damit immer weiter von meinem Idealalter 25 zu entfernen. Zeit für meine Oma blieb kaum, obwohl ich zwischendurch immer wieder mal etwas über sie und ihr Befinden in Erfahrung zu bringen versuchte, indem ich spät nachts mit meiner Mom telefonierte oder sie am Mittwoch mal persönlich in der Mittagspause zu erreichen versuchte, dieses Vorhaben aber ein dümmliches war, weil ich nicht die Muse, die sie benötigt hätte, hatte.
Gestern Nacht rief mich mein Onkel an, bestätigte mir nur das, was ich am Mittwoch selbst schon wahrnahm: die Verwirrung meiner Oma, wobei er meinte, dass das von den Tabletten, die Morphium enthalten, käme.
Ich erwiderte, dass ich das nicht wüsste, es so sein könnte, aber dafür natürlich erst den Namen der fünf verschiedenen Medikamente, die sie einnimmt, in Erfahrung bringen müsste, um darüber dann gesicherte Rückschlüsse ziehen zu können.
Morgen werde ich meine Oma besuchen. Ehrlich gesagt habe ich Angst davor, sie wieder zu sehen, weil ich nicht weiß, was mich erwartet. Sie hat in den vergangenen Tagen auch so gut wie nichts gegessen, wird noch dünner sein ...
Mittlerweile habe ich sogar Angst sie anzurufen. Einerseits weil sie so wirr spricht, sie sich von der Oma, die ich über Jahrzehnte kannte, entfernt hat, und mich dieses Verhalten befremdet, was auch nicht ansatzweise heißen soll, dass sie mir deshalb auch nur in irgendeinem Punkt weniger liebenswert erschien, und andererseits, weil ich sie mit dem Telefonat als solchem nicht überfordern möchte, weil sie eben ihre Ruhe braucht.
Es wird mein letzter Geburtstag mit meiner Oma sein. Morgen in einem Jahr werde ich mich nur noch daran erinnern können, ...
Ob sie den ihrigen am 26. August noch erleben wird – und falls ja, unter welchen Umständen - bleibt fraglich.
Ich kann nicht mehr klar denken. Meine Oma ist inzwischen aus dem Krankenhaus. Viel tun können sie vor Ort ja auch nicht mehr. Die Chemo, die lediglich noch zur Beschwerdelinderung eingesetzt wird, soll ambulant durchgeführt werden. Wann damit begonnen wird, wird sich zeigen. Seit Dienstag ist sie zu Hause. Sie schläft fast nur noch. Ist recht zugedröhnt von den Medikamenten. Ißt kaum mehr.
Der Vortrag „Selbstheilung aktivieren“ am Mittwoch hat mir die letzte Hoffnung geraubt. Obwohl viel mehr Menschen als erwartet – ich vermute gute 100 – kamen, ist es mir gelungen, mit dem Arzt, der selbst zum Patienten wurde, zu sprechen. Ich konnte ihm, der die gleiche Diagnose wie meine Oma gestellt bekam, sogar ihren Befund zeigen. Wir, die Familie, sollen ihr die verbleibende Zeit so schön wie möglich gestalten ... der Tumor sei sehr groß, meine Oma sehr alt, multiple Metastasen in der Leber, ... ihr Problem mit dem Herz ...
Vorhin dann das Telefonat mit meiner Oma, ... ich wusste, dass gerade beide Onkel (ihre Söhne) da sind, bin deshalb auch nicht hingefahren, ... wollte nicht zusätzlich belasten, ... sie war schwach, benommen, sprach zum Teil fragwürdig, ... obwohl sie zu Hause wesentlich besser schlafen könne, sei die Situation zu Hause sehr anstrengend, ... im Krankenhaus hatte sie mehr Ruhe, ...
Und meine Schwester? Sie schätzt meine Oma über alle Maßen, das im voraus. Sie, meine Schwester, hat über Jahre hinweg - mit allen medizinischen Mitteln - ein Kind zu bekommen versucht, erlitt dabei zwei Fehlgeburten, bis es dann schließlich doch gelang und Fabio, ihr Sohn und Heiligtum, vor 1,5 Jahren zur Welt kam. Meine Oma ist ganz entzückt von dem Kleinen, bedauerte es aber schon von jeher, dass meine Schwester mit Fabio viel zu selten käme (vor allen Dingen auch weil sie den direkten Vergleich zu meinem Bruder hat, der mit seiner Tochter meine Oma jeden Sonntag besucht). Für meine Schwester war der Besuch mit Fabio bei meiner Oma aber mit Stress verbunden, weil sie so „wild“ auf ihn sei. Vor ca. acht Wochen erkrankte Fabio auch noch sehr schwer an Lungenentzündung, was einen strapaziösen Krankenhausaufenthalt für die ganze junge Familie (sie, mein Schwager und auch Fabio) nach sich zog. Nach dem Krankenhausaufenthalt erlitt er zweimal einen Rückfall. Als dann meine Oma ins Krankenhaus kam, wollte meine Schwester auch nicht mit Fabio meine Oma besuchen, weil sie fürchtete, dass dort vielleicht noch Bakterien, Viren oder ähnliches umherschwirren könnte, was ihn vielleicht erneut erkranken ließ.
Dafür hatte ich ehrlich gesagt noch Verständnis, obwohl mir meine Oma leid tat, weil ich wusste, wie gerne sie ihn noch einmal gesehen hätte, wir zudem nicht wussten, ob sie noch einmal aus dem Krankenhaus kommt.
Nun, jetzt da sie zu Hause ist, spräche eigentlich nichts mehr dagegen, ihr noch einmal Fabio, der gerade zu sprechen beginnt, zu zeigen. Meine Schwester könnte einfach bei meiner Oma vorbeikommen, ... und doch, ... NICHT mit Fabio. Krankenschwestern haben ihr mitgeteilt, dass Krebs ansteckend sei, daran glaubt sie jetzt, ... ist das nicht alles absurd?
Meine Oma ist doch keine Aussätzige! Ich versuche ja auch in diesem Fall zu verstehen, dass meine Schwester ihr Kind schützen möchte, aber Krebs ist doch nicht ansteckend?! Bisher dachte ich das zumindest immer ... und dann fand ich folgende Zeilen im Netz
Krebs ist keine ansteckende Krankheit. Aber es wurden eine Reihe von Krankheitserregern - vor allem Viren - entdeckt, welche die Entstehung von bestimmten Krebserkrankungen begünstigen oder sie sogar verursachen. Die Wissenschaftler bezeichnen diese Viren als "onkogene" - also krebsauslösende Viren oder "Tumorviren". Diese Krankheitserreger können von einem Menschen auf den anderen übertragen werden. Viele Menschen aber kommen mit ihnen in Kontakt, ohne jemals an Krebs zu erkranken ... Der Zusammenhang zwischen einer Virusinfektion und einer Krebserkrankung ist schwierig zu beweisen. Denn: Viele Menschen stecken sich mit Viren an, aber nur wenige entwickeln einen Krebs. Außerdem liegen viele Jahre zwischen der Ansteckung mit einem Virus und der Entstehung eines Tumors. Nach Schätzungen von Experten könnte jede fünfte Krebserkrankung auf das Konto von ansteckenden Viren gehen. Als mögliche Auslöser von Krebserkrankungen gelten Hepatitis-, Papillom-, besondere Herpes- und Retroviren. Auch Bakterien wie das Magenbakterium Helicobacter pylori werden als Krebsauslöser verdächtigt.
Ist es das, wovor sie, meine Schwester, Angst hat? Weil der Kleine in sich schon so geschwächt ist.
Das Leben hat manchmal so grauenvoll auswegslose Facetten!
Der Vortrag „Selbstheilung aktivieren“ am Mittwoch hat mir die letzte Hoffnung geraubt. Obwohl viel mehr Menschen als erwartet – ich vermute gute 100 – kamen, ist es mir gelungen, mit dem Arzt, der selbst zum Patienten wurde, zu sprechen. Ich konnte ihm, der die gleiche Diagnose wie meine Oma gestellt bekam, sogar ihren Befund zeigen. Wir, die Familie, sollen ihr die verbleibende Zeit so schön wie möglich gestalten ... der Tumor sei sehr groß, meine Oma sehr alt, multiple Metastasen in der Leber, ... ihr Problem mit dem Herz ...
Vorhin dann das Telefonat mit meiner Oma, ... ich wusste, dass gerade beide Onkel (ihre Söhne) da sind, bin deshalb auch nicht hingefahren, ... wollte nicht zusätzlich belasten, ... sie war schwach, benommen, sprach zum Teil fragwürdig, ... obwohl sie zu Hause wesentlich besser schlafen könne, sei die Situation zu Hause sehr anstrengend, ... im Krankenhaus hatte sie mehr Ruhe, ...
Und meine Schwester? Sie schätzt meine Oma über alle Maßen, das im voraus. Sie, meine Schwester, hat über Jahre hinweg - mit allen medizinischen Mitteln - ein Kind zu bekommen versucht, erlitt dabei zwei Fehlgeburten, bis es dann schließlich doch gelang und Fabio, ihr Sohn und Heiligtum, vor 1,5 Jahren zur Welt kam. Meine Oma ist ganz entzückt von dem Kleinen, bedauerte es aber schon von jeher, dass meine Schwester mit Fabio viel zu selten käme (vor allen Dingen auch weil sie den direkten Vergleich zu meinem Bruder hat, der mit seiner Tochter meine Oma jeden Sonntag besucht). Für meine Schwester war der Besuch mit Fabio bei meiner Oma aber mit Stress verbunden, weil sie so „wild“ auf ihn sei. Vor ca. acht Wochen erkrankte Fabio auch noch sehr schwer an Lungenentzündung, was einen strapaziösen Krankenhausaufenthalt für die ganze junge Familie (sie, mein Schwager und auch Fabio) nach sich zog. Nach dem Krankenhausaufenthalt erlitt er zweimal einen Rückfall. Als dann meine Oma ins Krankenhaus kam, wollte meine Schwester auch nicht mit Fabio meine Oma besuchen, weil sie fürchtete, dass dort vielleicht noch Bakterien, Viren oder ähnliches umherschwirren könnte, was ihn vielleicht erneut erkranken ließ.
Dafür hatte ich ehrlich gesagt noch Verständnis, obwohl mir meine Oma leid tat, weil ich wusste, wie gerne sie ihn noch einmal gesehen hätte, wir zudem nicht wussten, ob sie noch einmal aus dem Krankenhaus kommt.
Nun, jetzt da sie zu Hause ist, spräche eigentlich nichts mehr dagegen, ihr noch einmal Fabio, der gerade zu sprechen beginnt, zu zeigen. Meine Schwester könnte einfach bei meiner Oma vorbeikommen, ... und doch, ... NICHT mit Fabio. Krankenschwestern haben ihr mitgeteilt, dass Krebs ansteckend sei, daran glaubt sie jetzt, ... ist das nicht alles absurd?
Meine Oma ist doch keine Aussätzige! Ich versuche ja auch in diesem Fall zu verstehen, dass meine Schwester ihr Kind schützen möchte, aber Krebs ist doch nicht ansteckend?! Bisher dachte ich das zumindest immer ... und dann fand ich folgende Zeilen im Netz
Krebs ist keine ansteckende Krankheit. Aber es wurden eine Reihe von Krankheitserregern - vor allem Viren - entdeckt, welche die Entstehung von bestimmten Krebserkrankungen begünstigen oder sie sogar verursachen. Die Wissenschaftler bezeichnen diese Viren als "onkogene" - also krebsauslösende Viren oder "Tumorviren". Diese Krankheitserreger können von einem Menschen auf den anderen übertragen werden. Viele Menschen aber kommen mit ihnen in Kontakt, ohne jemals an Krebs zu erkranken ... Der Zusammenhang zwischen einer Virusinfektion und einer Krebserkrankung ist schwierig zu beweisen. Denn: Viele Menschen stecken sich mit Viren an, aber nur wenige entwickeln einen Krebs. Außerdem liegen viele Jahre zwischen der Ansteckung mit einem Virus und der Entstehung eines Tumors. Nach Schätzungen von Experten könnte jede fünfte Krebserkrankung auf das Konto von ansteckenden Viren gehen. Als mögliche Auslöser von Krebserkrankungen gelten Hepatitis-, Papillom-, besondere Herpes- und Retroviren. Auch Bakterien wie das Magenbakterium Helicobacter pylori werden als Krebsauslöser verdächtigt.
Ist es das, wovor sie, meine Schwester, Angst hat? Weil der Kleine in sich schon so geschwächt ist.
Das Leben hat manchmal so grauenvoll auswegslose Facetten!
pattyv - am Samstag, 4. Juni 2005, 23:17 - Rubrik: Omas Krebs
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Habe eben mit meinem Onkel, der gestern mit der zuständigen Ärztin gesprochen hat, telefoniert. Zur Vorbeugung eines weiteren Schlaganfalls geben die Ärzte meiner Oma jetzt doch wieder Marcumar, das Blut verdünnende Mittel, welches sie kurz nach ihrer Einlieferung absetzen musste, um das Risiko des innerlichen Verblutens, sollte der Tumor zu bluten beginnen, zu minimieren.
Ich weiß auch nicht, wovor ich jetzt eigentlich mehr Angst haben soll?!
Einerseits könnte ich ja zufrieden sein, denn mit der Hilfe von Marcumar lebte meine Oma die letzten acht Jahre ohne Schlaganfall (davor hatte sie bereits einen, weshalb man ihr damals auch das Medikament verabreichte). Andererseits muss ich jetzt davor bangen, dass der Tumor zu bluten beginnt. Was dann? Der Arzt hat noch am Samstag zu meiner Mutter und mir gesagt, dass sie, die Ärzte, die Blutung des Tumors, wenn sie denn ausbrechen sollte, nicht stoppen könnten.
Inzwischen geht es meiner Oma im übrigen wieder ein wenig besser – natürlich den Umständen entsprechend. Sie kann, wenn auch noch sehr langsam und manchmal ein bisschen nach Worten suchend, sich wieder ganz gut artikulieren. Heute sei sie, erzählte mein Onkel, auch schon ganz alleine wieder mit meiner 6-jährigen Nichte durch den Flur des Krankenhauses gelaufen. Ich wünschte, es bliebe so. Doch der Tumor ist sehr groß. Das bestätigte mein Onkel heute erneut.
Habe in der gestrigen Lokalausgabe einen Artikel gefunden, der einen Vortrag nächste Woche ankündigt:
Selbstheilung aktivieren
Die Diagnose war ein Schock: "Bauchspeicheldrüsenkrebs". Das war Ende 1997. Damals wurde der Allgemeinarzt Dr. Eberhard (Ebo) Rau aus Amberg vom Arzt zum Patienten. Obwohl Arzt, musste Rau selbst im Laufe der Krankheit erst den Weg vom hilflosen zum aktiven Patienten finden. Seine Erfahrungen mit Angst-, Krankheits- und Konfliktbewältigung hat er in mehreren Büchern niedergelegt. Die Selbsthilfegruppe 3 der Bayerischen Krebsgesellschaft in Würzburg hat Dr. Ebo Rau für Mittwoch, den 1. Juni, um 19 Uhr zum Vortrag eingeladen. Das Thema: "Aktivierung der Selbstheilungskräfte nach einer Krebserkrankung". Rau schaffte dies durch natürliche, esoterische, meditative und geistige Therapiearten. Der Vortrag findet statt im Großen Saal des Matthias-Ehrenfried Hauses in der Bahnhofstraße 2-4, Würzburg.
Ist es nicht seltsam, dass ausgerechnet jetzt – quasi in akuter Lage - so ein Vortrag gehalten wird? Es bleibt natürlich jedem selbst überlassen, an esoterische, mediative und geistige Therapienarten zu glauben oder auch nicht. Eigentlich gehöre ich in dieser Hinsicht wohl auch eher zu den Zweiflern, aber was bleibt mir denn anderes übrig, als es mir anzuhören und der Möglichkeit eine Chance zu geben, schließlich stirbt die Hoffnung immer zuletzt.
Wenn jemand gesund wird, ist es doch egal, auf welche Weise das geschieht (natürlich nur unter der Prämisse, dass kein weiterer dadurch geschädigt wird).
Versuche noch an den Befund heranzukommen, dass ich, sollte ich mit dem Arzt am Mittwoch ins Gespräch kommen, etwas Handfestes vorzuweisen habe. Mal sehen, ob mir dieses Vorhaben gelingt?!
Ich weiß auch nicht, wovor ich jetzt eigentlich mehr Angst haben soll?!
Einerseits könnte ich ja zufrieden sein, denn mit der Hilfe von Marcumar lebte meine Oma die letzten acht Jahre ohne Schlaganfall (davor hatte sie bereits einen, weshalb man ihr damals auch das Medikament verabreichte). Andererseits muss ich jetzt davor bangen, dass der Tumor zu bluten beginnt. Was dann? Der Arzt hat noch am Samstag zu meiner Mutter und mir gesagt, dass sie, die Ärzte, die Blutung des Tumors, wenn sie denn ausbrechen sollte, nicht stoppen könnten.
Inzwischen geht es meiner Oma im übrigen wieder ein wenig besser – natürlich den Umständen entsprechend. Sie kann, wenn auch noch sehr langsam und manchmal ein bisschen nach Worten suchend, sich wieder ganz gut artikulieren. Heute sei sie, erzählte mein Onkel, auch schon ganz alleine wieder mit meiner 6-jährigen Nichte durch den Flur des Krankenhauses gelaufen. Ich wünschte, es bliebe so. Doch der Tumor ist sehr groß. Das bestätigte mein Onkel heute erneut.
Habe in der gestrigen Lokalausgabe einen Artikel gefunden, der einen Vortrag nächste Woche ankündigt:
Selbstheilung aktivieren
Die Diagnose war ein Schock: "Bauchspeicheldrüsenkrebs". Das war Ende 1997. Damals wurde der Allgemeinarzt Dr. Eberhard (Ebo) Rau aus Amberg vom Arzt zum Patienten. Obwohl Arzt, musste Rau selbst im Laufe der Krankheit erst den Weg vom hilflosen zum aktiven Patienten finden. Seine Erfahrungen mit Angst-, Krankheits- und Konfliktbewältigung hat er in mehreren Büchern niedergelegt. Die Selbsthilfegruppe 3 der Bayerischen Krebsgesellschaft in Würzburg hat Dr. Ebo Rau für Mittwoch, den 1. Juni, um 19 Uhr zum Vortrag eingeladen. Das Thema: "Aktivierung der Selbstheilungskräfte nach einer Krebserkrankung". Rau schaffte dies durch natürliche, esoterische, meditative und geistige Therapiearten. Der Vortrag findet statt im Großen Saal des Matthias-Ehrenfried Hauses in der Bahnhofstraße 2-4, Würzburg.
Ist es nicht seltsam, dass ausgerechnet jetzt – quasi in akuter Lage - so ein Vortrag gehalten wird? Es bleibt natürlich jedem selbst überlassen, an esoterische, mediative und geistige Therapienarten zu glauben oder auch nicht. Eigentlich gehöre ich in dieser Hinsicht wohl auch eher zu den Zweiflern, aber was bleibt mir denn anderes übrig, als es mir anzuhören und der Möglichkeit eine Chance zu geben, schließlich stirbt die Hoffnung immer zuletzt.
Wenn jemand gesund wird, ist es doch egal, auf welche Weise das geschieht (natürlich nur unter der Prämisse, dass kein weiterer dadurch geschädigt wird).
Versuche noch an den Befund heranzukommen, dass ich, sollte ich mit dem Arzt am Mittwoch ins Gespräch kommen, etwas Handfestes vorzuweisen habe. Mal sehen, ob mir dieses Vorhaben gelingt?!
pattyv - am Donnerstag, 26. Mai 2005, 23:03 - Rubrik: Omas Krebs
Mein erster Urlaubsvertretungstag in Bad Neustadt. Ich sollte längst losgefahren sein, schließlich fahre ich 1,25 Stunden dorthin, aber die Angst davor lähmt mich. Ich war vergangen Montag zum ersten Mal in dieser Stadt, um überhaupt zu wissen, wohin ich muss.
Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung von gar nichts. Ich fühle mich überfordert – wie so oft.
Vielleicht ist mein ganzes Leben eine einzige Überforderung?!
Und doch. Was ist diese Angst im Vergleich zu dem Leid meiner Oma? Sie erhält heute, spätestens morgen den Befund, der nur das nach medizinischen Messverfahren beweist, was die Ärzte ihren Erfahrungen gemäß schon längst prognostiziert haben – die Bösartigkeit dessen, was in ihr wuchert.
Die Familie hat sich dazu entschlossen, meinen Opa „reinen Wein“ einzuschenken. Er ist – verständlicherweise – wie vor dem Kopf gestoßen. Mein Onkel aus Wiesbaden hat sich diese Woche zum Glück Urlaub genommen, so dass mein Opa, sein Vater, damit nicht ganz alleine ist.
Mir rennt die Zeit davon, ... aber ich lebe wenigstens.
Was ist Verspätung schon im Vergleich zu einem gewiss bevorstehenden Tod?
Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung von gar nichts. Ich fühle mich überfordert – wie so oft.
Vielleicht ist mein ganzes Leben eine einzige Überforderung?!
Und doch. Was ist diese Angst im Vergleich zu dem Leid meiner Oma? Sie erhält heute, spätestens morgen den Befund, der nur das nach medizinischen Messverfahren beweist, was die Ärzte ihren Erfahrungen gemäß schon längst prognostiziert haben – die Bösartigkeit dessen, was in ihr wuchert.
Die Familie hat sich dazu entschlossen, meinen Opa „reinen Wein“ einzuschenken. Er ist – verständlicherweise – wie vor dem Kopf gestoßen. Mein Onkel aus Wiesbaden hat sich diese Woche zum Glück Urlaub genommen, so dass mein Opa, sein Vater, damit nicht ganz alleine ist.
Mir rennt die Zeit davon, ... aber ich lebe wenigstens.
Was ist Verspätung schon im Vergleich zu einem gewiss bevorstehenden Tod?
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Was für ein Tag! Ich kann ihn selbst noch nicht fassen.
Der Pan und ich haben heute Nachmittag meine Oma besucht. Wir kamen um 14.30 Uhr im ca. 50 Kilometer entfernten Krankenhaus an. Mit uns trudelte auch mein anderer Onkel vom Bodensee, den ich schon einige Jahre nicht mehr gesehen hatte, in Begleitung meines Opas ein. Furchtbar, dass solch traurige Umstände Menschen zueinander führt.
Mein Onkel und mein Großvater verließen das Krankenhaus so gegen 17 Uhr. Sie waren bei meiner Schwägerin zum Essen eingeladen. Um 17.45 Uhr dachte ich, dass wir, der Pan und ich, uns so gegen 18 Uhr auch wieder auf den Nachhauseweg machen könnten. Bis dahin verlief – den Umständen entsprechend – alles fabelhaft. Meine Oma freute sich wie ein Schneekönig über unseren Besuch (in dieser Hinsicht ist sie wirklich bezaubernd).
Geistig ist sie mit ihren 83 Jahren auch noch topfit. Wir erzählten über London, sie plauderte aus der Vergangenheit, aber auch von dem Schock, als sie von ihrem „Geschwür“ - von mehr weiß sie nicht - erfuhr. Trotz Angst, dass es vielleicht Krebs sein könnte (den Befund der Gewebeentnahme erhält sie am Montag), war sie so voller Hoffnung, dass auch ich am liebsten daran geglaubt hätte, weil es sich so gut angehört hatte und diese Vermutung sich so viel leichter glauben und leben lässt.
Sie war mitten im Redefluss, als ich plötzlich spürte, wie schwierig ihr das Weitererzählen fiel. Ich Naivling dachte doch tatsächlich, dass sie mir etwas emotional Aufwühlendes mitteilen wollte, was ihr nur schwer über die Lippen ging, was eine reale, aber seltene Situation aus unserem Alltag hätte sein können. Ich hatte ihr um 17.30 Uhr noch eine Tablette gereicht. Sie stockte, gestikulierte (für mich nach Mut und Worten) ringend, aber nicht bedrohlich, haderte, drückte mich an sich, so dass ich ihr den Rücken streichelte. Ich sagte ihr noch, dass sie keine Furcht haben bräuchte, alles sagen könne. Zwischendurch entfleuchten ihr seltsame Laute, worauf ich dem Pan einen Hilfe suchenden Blick zuwandte, weil ich nicht wusste, was das bedeutete. Eine kurze Zeit lang hatte ich das Gefühl, als hätte sie einen epileptischen Anfall, obwohl ich das fachlich natürlich überhaupt nicht beurteilen kann, weil ich mich nicht damit auskenne, aber es war zumindest so, wie ich es mir in meiner Vorstellung ausgemalt hatte. Andererseits ist sie dafür aber auch nicht anfällig, dachte ich mich selbst beruhigend.
Dann kam meine Mutter zu Besuch, was für einen kurzen Augenblick der Ablenkung die Dringlichkeit des Empfindens nahm, schließlich dachte ich nach wie vor, dass meine Oma mir etwas sehr Vertrauliches mitteilen wollte. Die Zimmergesellin meiner Oma mutmaßte, dass der Besuch meiner Oma wohl zu viel gewesen sei. Meine Oma versuchte zu sprechen und bekam kein Wort heraus. Ansprechbar hingegen war sie, wenngleich auch sehr verzögert.
Meine Mutter äußerte sich dahingehend, dass das wohl ein Ergebnis der vielen Arznei sei, wahrscheinlich die Schlaftablette.
Ich entschied mich dann aber doch dafür, mal kurz zur Schwester zu gehen, um zu fragen, was für eine Tablette die zuletzt eingenommene sei, worauf ich mitgeteilt bekam, dass das für den Blutdruck sei. Darauf hin erläuterte ich dann den seltsamen Zustand meiner Oma. „Wir schauen nachher gleich mal“, bekam ich zur Antwort. O.k., aufdringlich sein wollte ich ja auch nicht. Ich ging wieder zurück. Als eine ganze Zeit lang nichts geschah, suchte ich erneut die Schwester auf, weil mir der „Nichtredenkönnen-“ und der ein wenig wie „Weggetreten-Zustand“ meiner Oma doch merkwürdig erschien. Als die Schwester dann kam, sah sie sich diesem Zustand auch recht hilflos gegenüber. „Ich rufe mal einen Arzt“, meinte sie. Kurze Zeit später kam sie zurück und meinte, dass Dr. Schwab gleich käme, jetzt hätte er aber noch unten zu tun. Es könne ein klein bisschen dauern. Wie lange wir wirklich gewartet haben, kann ich nicht sagen. 20 Minuten aber ganz gewiss, vielleicht auch 30. Als meine Oma dann aber noch mal nach dem Arzt fragte (das einer kommen würde, hatte sie mitbekommen, auch weil wir ihr es einige Male zur Beruhigung sagten, davon abgesehen spürte sie, dass etwas nicht mit ihr in Ordnung war), ging ich erneut nach draußen, worauf mich die vorbeilaufende Schwester fragte, ob denn der Arzt schon da gewesen sei, was ich verneinte. Nach ihrem zweiten Anruf kamen dann gleich zwei Ärzte. Wir mussten – meine Mutter blieb – aus dem Zimmer.
Ich mache es kurz. Meine Oma hat einen Schlaganfall (Blutgerinnsel im Hirn) erlitten – und das während unseres Beiseins! Unglaublich!
In der Regel reagieren Ärzte auf einen Schlaganfall damit, dass sie dem Patienten das Blut verdünnen, was bei meiner Oma aber nicht geht. Fatal! Sie hatte bis zu ihrem Krankenhausaufenthalt noch Marcumar - nach Auskünften des Krankenhausarztes DAS Medikament zur Hemmung der Blutgerinnung -, was sie aufgrund ihrer Herzrhythmusstörungen, die ein Blutgerinnsel im Herzen auslösen können, eingenommen. Gerinnungshemmer sind dazu da, um die Gerinnungsfähigkeit des Blutes zu vermindern und damit die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern. Soviel zur bisherigen Vorbeugungen vor einem Schlaganfall bei meiner Oma.. Nachdem man nun das Medikament abgesetzt hat, absetzen musste, passierte das, was man als Risiko aufgrund dieses Agierens tragen muss.
Um es mal mit meinen Worten zu sagen. Eigentlich benötigt meine Oma aufgrund ihrer Herzrhythmusstörungen dieses blutverdünnende Marcumar, damit sie Schlaganfällen vorbeugt.
Wenn aber ihr Tumor im Bauch einmal zu bluten beginnen sollte, würde sie, weil die Ärzte diese innerliche Blutung nicht stoppen können (das Blut ist ja so dünn), verbluten. Deshalb haben die Ärzte das Medikament abgesetzt.
Genau aus dem gleichen Grund konnten die Ärzte in dieser Hinsicht auch heute Abend nicht reagieren. „Normalerweise spülen wir die Patienten dann mit Blutverdünner aus“, meinte der Arzt, „aber das geht in diesem Fall leider nicht“. Die Blutverdünnung sei eine Gratwanderung: Sie muss stark genug sein, damit es zu keiner Gerinnselbildung kommt, jedoch nicht so stark, dass es zu Blutungen kommt. Wenn Blutgerinnsel an denjenigen Stellen liegen bleiben, an denen sie entstanden sind, sind sie in der Regel harmlos. Auch Gerinnsel innerhalb des Herzens verursachen in aller Regel keine Schäden. Wenn diese Gerinnsel aber durch das vorbei fließende Blut abgerissen werden, gelangen Sie in den Blutkreislauf. Sie schwimmen mit dem Blut weiter und gelangen auf diese Weise in alle möglichen Organe, wobei das „Zielorgan“ mehr oder weniger zufällig getroffen wird. Blutgerinnsel in den Beinvenen können dem Blutstrom folgend in die Lungen gelangen, Blutgerinnsel aus dem Herzen in jedes beliebige Organ oder Körperteil, Nieren, Arme oder Gehirn. Erst hier, im Zielorgan, verursachen sie den eigentlichen Schaden, indem sie die Blutgefässe des Organs verstopfen. Das hat zur Folge, dass das Organ oder ein Teil davon nicht mehr mit frischem Blut und Sauerstoff versorgt werden und dadurch absterben. Je nachdem, welches Organ betroffen ist, entstehen z.B. eine Lungenembolie (die tödlich sein kann) oder ein Schlaganfall.
Was will ich damit sagen? Meine Oma scheint nach dem Absetzen des Marcumars mit der Bildung von Blutgerinnsel zu reagieren. Insofern könnte der Schlaganfall erst der Anfang gewesen sein.
Und was sagte meine Mom? Es sei für meine Oma besser an einem Schlaganfall zu sterben als an Krebs, weil der in ihrem Fall auch so leidsam sei.
Der Arzt, wirklich ein sehr freundlicher Mensch, zufällig auch noch ein ehemaliger Schulkamerad meiner Schwester, erläuterte auch die Größe des Karzinoms (4 x 5 cm), wobei ich nicht genau zu deuten weiß, was das heißt, obgleich ich im Vorfeld ein Telefonat mitbekam, in dem es über meine Oma ging und er von einem „riesigen Karzinom“ sprach. Sein Kollege erläuterte dann auch noch etliches andere mehr, auch das Thema Chemo, die meiner Oma das verbleibende Leben noch erträglicher machen würde. Er sprach auch von seinem ethischen Gewissen und was er verantworten könne, wenn es zu Komplikationen (hier sprach er dann zum Beispiel von einer Lungenembolie, s.o.) käme.
Aufgrund der Schwere der Ereignisse rief ich meinen Bruder an, wo mein Opa samt Onkel verweilte. Die beiden (Bruder und Onkel) kamen unmittelbar nach dem Telefonat ins Krankenhaus. Mein Opa, der das Ganze bisher noch nicht realisiert hat und nach Angaben meines Onkels, sprich seines Sohnes, auch nie realisieren wird, ließen wir außen vor. Soweit ich das mitbekommen habe, weiß mein Opa bisher nur, dass meine Oma aufgrund ihrer „Bauchschmerzen“ im Krankenhaus ist. Ihn wird ihr Tod brutalst treffen, auch wenn er völlig unfähig ist, Gefühle zu zeigen.
Jetzt bin ich einfach nur ausgelaugt und platt. Es war so Kräfte zehrend, stark zu sein und Ruhe zu bewahren, aber ich bin so froh, dass wir heute meine Oma besucht haben und ich ihr Nähe genießen durfte.
Wenn wir Glück haben, könnten sich die Auswirkungen des Schlaganfalls auch wieder sehr rasch zurückbilden, meinten die Ärzte, aber das gilt es, wie so vieles Anderes, abzuwarten.
Der Pan und ich haben heute Nachmittag meine Oma besucht. Wir kamen um 14.30 Uhr im ca. 50 Kilometer entfernten Krankenhaus an. Mit uns trudelte auch mein anderer Onkel vom Bodensee, den ich schon einige Jahre nicht mehr gesehen hatte, in Begleitung meines Opas ein. Furchtbar, dass solch traurige Umstände Menschen zueinander führt.
Mein Onkel und mein Großvater verließen das Krankenhaus so gegen 17 Uhr. Sie waren bei meiner Schwägerin zum Essen eingeladen. Um 17.45 Uhr dachte ich, dass wir, der Pan und ich, uns so gegen 18 Uhr auch wieder auf den Nachhauseweg machen könnten. Bis dahin verlief – den Umständen entsprechend – alles fabelhaft. Meine Oma freute sich wie ein Schneekönig über unseren Besuch (in dieser Hinsicht ist sie wirklich bezaubernd).
Geistig ist sie mit ihren 83 Jahren auch noch topfit. Wir erzählten über London, sie plauderte aus der Vergangenheit, aber auch von dem Schock, als sie von ihrem „Geschwür“ - von mehr weiß sie nicht - erfuhr. Trotz Angst, dass es vielleicht Krebs sein könnte (den Befund der Gewebeentnahme erhält sie am Montag), war sie so voller Hoffnung, dass auch ich am liebsten daran geglaubt hätte, weil es sich so gut angehört hatte und diese Vermutung sich so viel leichter glauben und leben lässt.
Sie war mitten im Redefluss, als ich plötzlich spürte, wie schwierig ihr das Weitererzählen fiel. Ich Naivling dachte doch tatsächlich, dass sie mir etwas emotional Aufwühlendes mitteilen wollte, was ihr nur schwer über die Lippen ging, was eine reale, aber seltene Situation aus unserem Alltag hätte sein können. Ich hatte ihr um 17.30 Uhr noch eine Tablette gereicht. Sie stockte, gestikulierte (für mich nach Mut und Worten) ringend, aber nicht bedrohlich, haderte, drückte mich an sich, so dass ich ihr den Rücken streichelte. Ich sagte ihr noch, dass sie keine Furcht haben bräuchte, alles sagen könne. Zwischendurch entfleuchten ihr seltsame Laute, worauf ich dem Pan einen Hilfe suchenden Blick zuwandte, weil ich nicht wusste, was das bedeutete. Eine kurze Zeit lang hatte ich das Gefühl, als hätte sie einen epileptischen Anfall, obwohl ich das fachlich natürlich überhaupt nicht beurteilen kann, weil ich mich nicht damit auskenne, aber es war zumindest so, wie ich es mir in meiner Vorstellung ausgemalt hatte. Andererseits ist sie dafür aber auch nicht anfällig, dachte ich mich selbst beruhigend.
Dann kam meine Mutter zu Besuch, was für einen kurzen Augenblick der Ablenkung die Dringlichkeit des Empfindens nahm, schließlich dachte ich nach wie vor, dass meine Oma mir etwas sehr Vertrauliches mitteilen wollte. Die Zimmergesellin meiner Oma mutmaßte, dass der Besuch meiner Oma wohl zu viel gewesen sei. Meine Oma versuchte zu sprechen und bekam kein Wort heraus. Ansprechbar hingegen war sie, wenngleich auch sehr verzögert.
Meine Mutter äußerte sich dahingehend, dass das wohl ein Ergebnis der vielen Arznei sei, wahrscheinlich die Schlaftablette.
Ich entschied mich dann aber doch dafür, mal kurz zur Schwester zu gehen, um zu fragen, was für eine Tablette die zuletzt eingenommene sei, worauf ich mitgeteilt bekam, dass das für den Blutdruck sei. Darauf hin erläuterte ich dann den seltsamen Zustand meiner Oma. „Wir schauen nachher gleich mal“, bekam ich zur Antwort. O.k., aufdringlich sein wollte ich ja auch nicht. Ich ging wieder zurück. Als eine ganze Zeit lang nichts geschah, suchte ich erneut die Schwester auf, weil mir der „Nichtredenkönnen-“ und der ein wenig wie „Weggetreten-Zustand“ meiner Oma doch merkwürdig erschien. Als die Schwester dann kam, sah sie sich diesem Zustand auch recht hilflos gegenüber. „Ich rufe mal einen Arzt“, meinte sie. Kurze Zeit später kam sie zurück und meinte, dass Dr. Schwab gleich käme, jetzt hätte er aber noch unten zu tun. Es könne ein klein bisschen dauern. Wie lange wir wirklich gewartet haben, kann ich nicht sagen. 20 Minuten aber ganz gewiss, vielleicht auch 30. Als meine Oma dann aber noch mal nach dem Arzt fragte (das einer kommen würde, hatte sie mitbekommen, auch weil wir ihr es einige Male zur Beruhigung sagten, davon abgesehen spürte sie, dass etwas nicht mit ihr in Ordnung war), ging ich erneut nach draußen, worauf mich die vorbeilaufende Schwester fragte, ob denn der Arzt schon da gewesen sei, was ich verneinte. Nach ihrem zweiten Anruf kamen dann gleich zwei Ärzte. Wir mussten – meine Mutter blieb – aus dem Zimmer.
Ich mache es kurz. Meine Oma hat einen Schlaganfall (Blutgerinnsel im Hirn) erlitten – und das während unseres Beiseins! Unglaublich!
In der Regel reagieren Ärzte auf einen Schlaganfall damit, dass sie dem Patienten das Blut verdünnen, was bei meiner Oma aber nicht geht. Fatal! Sie hatte bis zu ihrem Krankenhausaufenthalt noch Marcumar - nach Auskünften des Krankenhausarztes DAS Medikament zur Hemmung der Blutgerinnung -, was sie aufgrund ihrer Herzrhythmusstörungen, die ein Blutgerinnsel im Herzen auslösen können, eingenommen. Gerinnungshemmer sind dazu da, um die Gerinnungsfähigkeit des Blutes zu vermindern und damit die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern. Soviel zur bisherigen Vorbeugungen vor einem Schlaganfall bei meiner Oma.. Nachdem man nun das Medikament abgesetzt hat, absetzen musste, passierte das, was man als Risiko aufgrund dieses Agierens tragen muss.
Um es mal mit meinen Worten zu sagen. Eigentlich benötigt meine Oma aufgrund ihrer Herzrhythmusstörungen dieses blutverdünnende Marcumar, damit sie Schlaganfällen vorbeugt.
Wenn aber ihr Tumor im Bauch einmal zu bluten beginnen sollte, würde sie, weil die Ärzte diese innerliche Blutung nicht stoppen können (das Blut ist ja so dünn), verbluten. Deshalb haben die Ärzte das Medikament abgesetzt.
Genau aus dem gleichen Grund konnten die Ärzte in dieser Hinsicht auch heute Abend nicht reagieren. „Normalerweise spülen wir die Patienten dann mit Blutverdünner aus“, meinte der Arzt, „aber das geht in diesem Fall leider nicht“. Die Blutverdünnung sei eine Gratwanderung: Sie muss stark genug sein, damit es zu keiner Gerinnselbildung kommt, jedoch nicht so stark, dass es zu Blutungen kommt. Wenn Blutgerinnsel an denjenigen Stellen liegen bleiben, an denen sie entstanden sind, sind sie in der Regel harmlos. Auch Gerinnsel innerhalb des Herzens verursachen in aller Regel keine Schäden. Wenn diese Gerinnsel aber durch das vorbei fließende Blut abgerissen werden, gelangen Sie in den Blutkreislauf. Sie schwimmen mit dem Blut weiter und gelangen auf diese Weise in alle möglichen Organe, wobei das „Zielorgan“ mehr oder weniger zufällig getroffen wird. Blutgerinnsel in den Beinvenen können dem Blutstrom folgend in die Lungen gelangen, Blutgerinnsel aus dem Herzen in jedes beliebige Organ oder Körperteil, Nieren, Arme oder Gehirn. Erst hier, im Zielorgan, verursachen sie den eigentlichen Schaden, indem sie die Blutgefässe des Organs verstopfen. Das hat zur Folge, dass das Organ oder ein Teil davon nicht mehr mit frischem Blut und Sauerstoff versorgt werden und dadurch absterben. Je nachdem, welches Organ betroffen ist, entstehen z.B. eine Lungenembolie (die tödlich sein kann) oder ein Schlaganfall.
Was will ich damit sagen? Meine Oma scheint nach dem Absetzen des Marcumars mit der Bildung von Blutgerinnsel zu reagieren. Insofern könnte der Schlaganfall erst der Anfang gewesen sein.
Und was sagte meine Mom? Es sei für meine Oma besser an einem Schlaganfall zu sterben als an Krebs, weil der in ihrem Fall auch so leidsam sei.
Der Arzt, wirklich ein sehr freundlicher Mensch, zufällig auch noch ein ehemaliger Schulkamerad meiner Schwester, erläuterte auch die Größe des Karzinoms (4 x 5 cm), wobei ich nicht genau zu deuten weiß, was das heißt, obgleich ich im Vorfeld ein Telefonat mitbekam, in dem es über meine Oma ging und er von einem „riesigen Karzinom“ sprach. Sein Kollege erläuterte dann auch noch etliches andere mehr, auch das Thema Chemo, die meiner Oma das verbleibende Leben noch erträglicher machen würde. Er sprach auch von seinem ethischen Gewissen und was er verantworten könne, wenn es zu Komplikationen (hier sprach er dann zum Beispiel von einer Lungenembolie, s.o.) käme.
Aufgrund der Schwere der Ereignisse rief ich meinen Bruder an, wo mein Opa samt Onkel verweilte. Die beiden (Bruder und Onkel) kamen unmittelbar nach dem Telefonat ins Krankenhaus. Mein Opa, der das Ganze bisher noch nicht realisiert hat und nach Angaben meines Onkels, sprich seines Sohnes, auch nie realisieren wird, ließen wir außen vor. Soweit ich das mitbekommen habe, weiß mein Opa bisher nur, dass meine Oma aufgrund ihrer „Bauchschmerzen“ im Krankenhaus ist. Ihn wird ihr Tod brutalst treffen, auch wenn er völlig unfähig ist, Gefühle zu zeigen.
Jetzt bin ich einfach nur ausgelaugt und platt. Es war so Kräfte zehrend, stark zu sein und Ruhe zu bewahren, aber ich bin so froh, dass wir heute meine Oma besucht haben und ich ihr Nähe genießen durfte.
Wenn wir Glück haben, könnten sich die Auswirkungen des Schlaganfalls auch wieder sehr rasch zurückbilden, meinten die Ärzte, aber das gilt es, wie so vieles Anderes, abzuwarten.
pattyv - am Sonntag, 22. Mai 2005, 00:40 - Rubrik: Omas Krebs
Sie wird sterben! Mein letzter Gedanke zur Nacht, mein erster beim Aufstehen.
Die wachsenden Tumore werden alle Organe erdrücken. Im fortgeschrittenen Stadium werden durch das Tumorwachstum Gallengänge, Magenausgang und Zwölffingerdarm verstopft sein, so dass es zu Magenentleerungsstörungen, die sehr unangenehm sind (Übelkeit, Erbrechen, Gelbsucht, Völlegefühl und Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum), kommen wird. Zur Linderung dieser Beschwerden wird in den meisten Fällen ein so genannter Stent gelegt. Ein schmales Röhrchen, das die verengten Gänge wieder durchlässig macht, damit die Verdauungssäfte abfließen können.
Und doch: "Die Todesursache beim Bauchspeicheldrüsenkrebs ist in den überwiegenden Fällen ein multiples Organversagen durch tumorbedingte Verstopfung der Verdauungsgänge und Abklemmen lebensnotwendiger Blutgefäße", lautet es sachlich auf irgendeiner Beratungsseite im Internet.
Am Ende wird sie höchstwahrscheinlich Morphium erhalten. Meine Oma wird also langsam vom Krebs zerfressen und von nun an sichtbar rasant abbauen. Darauf müssen wir, die Familie, sich einstellen.
Die wachsenden Tumore werden alle Organe erdrücken. Im fortgeschrittenen Stadium werden durch das Tumorwachstum Gallengänge, Magenausgang und Zwölffingerdarm verstopft sein, so dass es zu Magenentleerungsstörungen, die sehr unangenehm sind (Übelkeit, Erbrechen, Gelbsucht, Völlegefühl und Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum), kommen wird. Zur Linderung dieser Beschwerden wird in den meisten Fällen ein so genannter Stent gelegt. Ein schmales Röhrchen, das die verengten Gänge wieder durchlässig macht, damit die Verdauungssäfte abfließen können.
Und doch: "Die Todesursache beim Bauchspeicheldrüsenkrebs ist in den überwiegenden Fällen ein multiples Organversagen durch tumorbedingte Verstopfung der Verdauungsgänge und Abklemmen lebensnotwendiger Blutgefäße", lautet es sachlich auf irgendeiner Beratungsseite im Internet.
Am Ende wird sie höchstwahrscheinlich Morphium erhalten. Meine Oma wird also langsam vom Krebs zerfressen und von nun an sichtbar rasant abbauen. Darauf müssen wir, die Familie, sich einstellen.
pattyv - am Freitag, 20. Mai 2005, 08:27 - Rubrik: Omas Krebs