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Dominik, unser KursleiterDass ich mal auf so eine angenehme Art kaputt sein könnte, hätte ich auch nicht gedacht, aber es fühlt sich unglaublich gut an. Woher die ganze Erschöpfung rührt?

Der Pan und ich waren heute Morgen im Kletterzentrum, wo ich uns fürs einen Schnupperkurs angemeldet hatte. Um warm zu werden und die Muskulatur zu lockern, haben wir dort anfänglich erst ein wenig gebouldert (sprich in niedriger Absprunghöhe ohne Seil zu klettern versucht), bevor wir an der ersten, nicht so hohen Wand eine bunte Route mit leichtem Überhang kletterten. Wichtig war zu dem Zeitpunkt einfach mal, ein Gespür für die Griffe, die Höhe und den Weg nach oben zu bekommen, wobei ich zu diesem Zeitpunkt schon vom Bouldern so Angst beladen war (halten die Griffe, habe ich genügend Kraft, um in unserer kleinen Gruppe von sechs Personen nicht als völliger Trottel dazustehen?), dass ich an der ersten 7,50 Meter hohen Wand völlig zu zittern begann, zumal wir an dieser ja auch schon mit Sicherungsgurten aufstiegen und ich diesbezüglich gleichermaßen die Angst in mir trug, ob diese mich halten würden, falls ich fallen würde. Nun gut. Da ich wieder lebend zuhause angekommen bin, erübrigt sich ein weiteres Auslassen zu diesem Thema. Fakt ist, ich hatte Angst und je höher ich kletterte, umso größer wurde meine Angst. Aber ich kam oben an, konnte mich vor zittern aber kaum mehr halten. Selbst als ich wieder unten war, hörten meine Beine und Hände nicht auf zu zittern. Am liebsten hätte ich mich davon geschlichen, wenn es nicht aufgefallen wäre. Was wollte ich dort? Irgendwie hatte ich mir das ganz anders vorgestellt, vor allem ging ich nicht davon aus, dass mich derart meine Angst bestimmen würde. Meine Nerven lagen blank. Im Kampf mit der Angst auf dem Weg nach oben.Während ich mich zu beruhigen versuchte, kletterten die anderen Teilnehmer an dem Kurs bereits an der nächsten Route, diesmal eine gezielt einfarbige, um in einem Schwierigkeitsgrad zu bleiben. Seltsamerweise kam ausnahmslos jeder von dieser Route mit der Aussage „diese war wesentlich leichter als die erste“ zurück. Beruhigt hat mich das nicht, schließlich muss mein Empfinden ja nichts mit dem der anderen zu tun haben. Tröstlich fand ich nur, dass an dieser zweiten Route kein Überhang mit war.

Aber sie behielten recht – diese rote Route war wirklich wesentlich einfacher als die erste. Als ich oben war, fühlte ich mich plötzlich wie der Bezwinger eines Berges. Ich jubelte. Meine Angst war weg.

Im Anschluss daran gingen wir runter in die große Kletterhalle, deren Höhe mir im Vorfeld schon so viel Respekt abverlangt hatte, dass ich alleine beim Betrachten derselben gesagt hatte: „Selbst wenn ich die Kraft hätte, bis ganz nach oben zu kommen, würde ich das alleine schon aufgrund der Höhe niemals machen“. Es kam aber anders.

Dominik, unser Kursleiter, führte uns an eine Wand mit einer grünen und schwarzen Route. Die grüne sei einfacher, als die schwarze, meinte er. Ich war die letzte in der Gruppe. Grün oder schwarz, das war hier für mich die Frage. Bei grün hatte ich die Hoffnung darauf, den ganzen Weg, also den, den ich vorher noch so gefürchtet hatte, bis nach oben zu kommen. Ich wusste ja nicht, wie viel Kraft mir diese hohe Wand abverlangt, aber ich wollte oben ankommen. Andererseits reizte mich auch die Herausforderung der schwarzen Route, die überraschend niemand von den anderen Teilnehmern wählte. Grün oder schwarz? Ich haderte. Vielleicht fange ich schwarz an und klettere dann in grün weiter, wenn es mir zu schwierig ist, dachte ich. Realisieren konnte ich das aber nicht, weil das mit der Sicherung nicht geklappt hätte. Ich entschied mich für schwarz, mein lieber Pan meinte dann aber, dass ich sicherheitshalber doch lieber grün klettern soll. Nun gut. Ich kletterte die grüne Route. Und ich kam oben an. Eigentlich sogar recht zügig, nachdem ich festgestellt hatte, dass man auch gaaaanz viel mit den Beinen arbeiten kann. Erneuter Jubel.

Dafür müssen wir noch ein wenig üben, aber vielleicht schaffen wir auch diese Routen irgendwann ...Nachdem nur noch eine Viertelstunde des gebuchten Kurses übrig war, fragte Dominik, ob wir noch einmal die andere schwarze Route klettern wollten oder raus auf die Slackline. Ich wollte klettern, alle anderen raus. „Nun gut, dann ordne ich mich der Mehrheit natürlich unter“, sagte ich etwas wehmütig. Überraschenderweise kam aber seitens der Teilnehmer, die von meiner Absicht wussten, auch noch die schwarze Route klettern zu wollen, der Vorschlag, dass sie schon mal rausgehen und Dominik mich als Einzige die schwarze Route klettern lässt. Gesagt. Getan. Und ich habe sie bezwungen! Atemberaubend! Und wiederholter Jubel. Ich war begeistert, alles geschafft zu haben, was ich mir vorgenommen zu haben.

Danach sind wir zusammen noch ein wenig zur Slackline, auf der man die Balance, Konzentration und Koordination optimieren kann.

Fazit: ich will mehr!

Unglaublich, dass sich meine Meinung von dem ersten Gefühl heute Morgen, als ich noch wirklich abhauen wollte, so ändern kann.


Im Anschluss ans Kletterzentrum haben wir uns – bei wilden Trommelklängen und mit arabischen Spezialitäten – noch auf dem Africa Festival vergnügt, später ein wenig Tischtennis gespielt und uns dann mit Speedminton die Zeit versüßt. Letztlich haben wir aber erst, als wir nach Hause kamen, gespürt, wie fertig wir wirklich sind. Wenn’s nach mir geht, könnten wir unsere freien Tage durchaus öfter so gestalten.

Für morgen steht Bremen auf dem Programm, wo wir uns die James Rizzi-Ausstellung – ich bin ein großer Anhänger seiner 3D-Grafiken – ansehen werden. Das Leben kann echt schön sein, wenn man Zeit hat, es zu leben.
 

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