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Küste oder Berge? Das war heute die elementare Frage. Wir entschieden uns für die Küste – und es war gut so, wobei mich die Alternative, Crater Lake, auch interessiert hätte, schließlich handelt es sich bei diesem Kratersee des Vulkans Mount Mazama, der sich durch eine ungewöhnlich tiefblaue Farbe auszeichnen soll, um den tiefsten See des Landes, welcher darüber hinaus die beste Wasserqualität in ganz Nordamerika haben soll. Und auf der zweistündigen Route dorthin hätten außerdem diverse sehenswerte Wasserfälle unseren Weg gesäumt, zumindest hat uns dies der nette ältere Herr in der Touristinformation in Roseburg so erzählt.

Der Pan in den Weiten der Dünen der Oregon Dunes National Recreation Area.Da beide Ziele in völlig entgegen gesetzter Richtung lagen, mussten wir uns entscheiden. Laut Wettervorhersage sollte heute der vorerst letzte sonnige Tag sein. Wollten wir diesen in den kühl(er)en Bergen verbringen oder nicht doch an die Küste, die bei Regen viel ihres Flairs einbüßt, fahren? Leicht fiel uns die Entscheidung nicht. Beides hatte seinen Reiz, beides seine Berechtigung, gesehen zu werden. Letztlich entschieden wir uns aber für die Küste, in deren Sanddünen wir mit dem Quad fahren wollten, was wir kurz zuvor in einem Film in der Touristinformation gesehen hatten. O.k., ich gebe zu, dass es mir etwas Angst bereitete und, um es vorweg zu sagen, dann auch viel schlimmer wurde, was meine Angst betrifft, als ich dachte, aber es war soooooo genial. Neben Canyoning und meiner ersten Klettererfahrung mit das Beste, was ich jemals gemacht habe. Einfach atemberaubend. Und was ist schon Angst? Eine warnende Barke, die es sich zu überwinden lohnt, wenn sachliche Fakten ihr widersprechen (Tausende Leute vor uns haben das schon gemacht, Tausende werden es nach uns machen), schließlich kann man sich danach als kleiner Held fühlen, Eroberer des Sandes sozusagen. Und als solche konnten wir uns nach der Tour mit all dem Sand in unseren Schuhen uns unserer Kleidung dann auch wirklich bezeichnen.

Aber zurück zum Anfang.

Und der Pan? Er hatte nicht minder Angst, wäre selbst wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, dieses für uns abenteuerliche Vorhaben umzusetzen. Ganz nach dem Motto, ohne es jedoch explizit auszusprechen, fuhren wir mit den Gedanken „nur sterben ist schlimmer“ gen Westen den Sanddünen entgegen, wobei wir während dieser Fahrt beschlossen, auf unserer Rückreise auf jeden Fall noch einen Abstecher beim Crater Lake zu machen. Schauen wir mal, ob uns das gelingt.

Nach knapp zwei Stunden erreichten wir unser Ziel nahe Florence. Wider Erwarten befand sich die Verleihstation nicht direkt am Strand. Nach den ersten, uns viel zu schnell gesprochenen Formalien, die uns daran hinderten, den jungen Mann hinter dem Tresen im Detail zu verstehen, waren genau jene aufgesammelten Bruchstücke das, was mir Angst bereitete. Oregon Dunes National Recreation Area.Sollten wir mit den Quads, die sich vor der Türe befanden, auf der Landstraße fahren, um in die Dünen zu kommen? Ich selbst bin noch niemals auch nur einen einzigen Meter auf amerikanischen Straßen gefahren, habe mich bisher auch kaum um die Verkehrszeichen oder –regeln bemüht. Fünf bis sieben Minuten würde man bis zu den Dünen brauchen, sagte das amerikanische Dieter Thomas Heck-Double. Man würde uns dorthin begleiten. Aber selbst das beruhigte mich nicht. In einer Gruppe dorthin fahren? Demgemäß in einer Geschwindigkeit, die der erste vorgibt und nicht eine, die ich für meine Möglichkeiten für gut heiße?! Und Quad-Kenntnisse hatte ich zudem keine. Die englische kurze Einweisung in das Gefährt, was man tun und was man lassen sollte, was im Falle eines Unfalls, was im Falle eines Verlassens der nur erdachten Begrenzungen (kein Scherz!) usw. zu tun ist bzw. auch die Regeln, an die man sich beim Fahren halten soll, hätten mich in der Kürze der Zeit auch in deutscher Sprache irritiert. Aber so? Aufgrund meiner Nervosität verstand ich fast nur Bahnhof. Und dann ging’s plötzlich doch ganz schnell. Unsere Gruppe bestand aus fünf Personen, vier Männern und mir. Helm auf, Quad an und los ging’s. Zum Glück nicht auf der Landstraße, dafür aber eine umso hügeligere Strecke, die mir schon zu Beginn alles abverlangte, während sich die drei Männer hinter mir wahrscheinlich zu Tode langweilten, weil ich so langsam fuhr. Diesbezüglich hatte ich übrigens recht: an der erstbesten Stelle rauschten sie an mir vorbei, was mir aber egal war. In den Dünen angekommen hatte ich eigentlich schon genug und hätte das Geländefahrzeug am liebsten wieder zurückgegeben. Nach einem kurzer Nachfrage, ob alles o.k. sei, verschwand unser Guide in halsbrecherischer Manier, die ich gerne fotografiert hätte, doch ans Fotografieren konnte ich zu diesem Zeitpunkt kaum denken.

Vor uns erschloss sich eine riesige, für das Auge nahezu begrenzungslose Weite, die mir wie die Wüste schien. Endlos und lang. Irgendwie auch gänzlich orientierungsarm. Würden wir da jemals wieder raus finden? Fast genauso schnell wie unser Guide machten sich unsere drei Mitfahrer aus dem sandigen Staub, während der Pan und ich alleine zurückblieben. Puhhh. Das brachte mir zumindest ein wenig Erleichterung. Ankommen. In meiner Zeit. Ohne Zeugen, vor denen man sich blamieren könnte.

In der Ferne türmten sich große und steile durch Wellen und Wind geformte Hügel auf, in denen wir andere Fahrer sahen. Ein Blick genügte und dem Pan und mir war klar, dass wir dort auf keinen Fall hochfahren würden. Stattdessen krochen wir wie Schildkröten behutsam durch den flachen Sand, um ein Gefühl für das Fahrzeug und das Fahren auf diesem ungriffigen Terrain zu bekommen. Doch die Zeit wurde uns zum Freund und mit ihr gewannen wir dann auch ein Stückchen Sicherheit und ein ganz klein wenig Mut, dass uns in Folge vielleicht wie kleine Igel über die Fläche hat huschen lassen. Und mit der Zeit kam dann auch der Spaß, wenngleich die Angst blieb, sich sogar wieder steigerte, als wir beide im Sand stecken blieben und die Räder einfach nur noch durchdrehten und sich immer tiefer im Sand vergruben. Aufregend. Wahrlich berauschend kann ich jetzt im Rückblick sagen. Vielleicht wiederholen wir irgendwann dieses motorisierte naturnahe Vergnügen. Ich wäre auf jeden Fall dabei. Und dann auch ganz gewiss nicht mehr so ängstlich. Obwohl? Es käme auf einen Versuch an.

Aufgewühlt und mit einem Adrenalinkick im Blut fuhren wir im Anschluss an unseren Kurztrip an die Küste noch rund 200 Kilometer weiter ins Landesinnere, um in einer der fruchtbarsten Regionen der Erde, nämlich Salem, der Hauptstadt des Bundesstaates Oregon, unseren nächtlichen Zwischenstopp auf unserer Reise nach Kanada einzulegen. Ganz wohl war mit dabei aber nicht, wobei sich meine diesbezüglichen Zweifel aus keiner Realität nähren, sondern sich einfach aus der Erinnerung an einen schrecklichen Horrorfilm namens „Brennen muss Salem“, den ich irgendwann Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre einmal gesehen hatte, bedienen. Seltsam, dass einem so etwas über eine solch lange Zeit haften bleibt. Mittlerweile meide ich dieses Genre übrigens, aber das nur mal nebenbei erwähnt.
 

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