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Mein größter Feind hat einen Namen: meinen. Ich bin kurz davor, Alles hinzuschmeißen, weil ich keine Kraft mehr zum Weitermachen habe. Vielleicht sollte ich das nicht schreiben, aber genau so und nicht anders fühlt sich mein Leben an.

Ob ich mich selbst umbringe?

Ich würde es wahrscheinlich gerne, aber Gefahr besteht keine, da ich selbst dazu zu feige bin. Ja, man hat mir mein Leben geschenkt und ja, andere, die schwer krank sind, wären froh, sie könnten mit mir tauschen, aber ich kann einfach nicht mehr. Ich kann auch keinen klaren Gedanken mehr fassen, mich nicht konzentrieren. Wenn ich das, was in meinem Kopf umherschwirrt, zu bündeln versuche, entgleitet mir mein Geistesgut völlig unbeeinflussbar wie ein Bündel mit Helium gefüllten Luftballons, die, weil man versehentlich die Leine losließ, das Weite in der Ferne suchen.

Ich fühle mich mir selbst gegenüber so schwach, bin völlig planlos, wie ich wieder die Kurve bekommen soll, und kann diese Möglichkeit selbst in meinen kühnsten Phantasien nicht nähren, weil mein Leben mittlerweile einfach zu viele Baustellen zeichnet.

In Wolfgang Beckers gleichnamigem Film von 1997 ist der Titel (Das Leben ist eine Baustelle) Programm, denn hier bauen und basteln die Protagonisten noch an ihrem Leben. Alles scheint brüchig, insofern nicht wirklich verheißungsvoll, doch die zentralen Gestalten lassen sich davon nicht abhalten. Sie suchen: Nach sich selbst, nach anderen, nach ein bisschen Glück und großer Liebe, während ich die meinigen zwar registriere, aber doch schon aufgegeben habe, weil das wiederholende Scheitern einfach zu schmerzlich ist.

... und gleich löst sie sich in scheinbares Nichts aufIch hab das Gefühl, mich wie eine Brausetablette im Wasserglas aufzulösen, so als würde ich mich nur noch ganz entfernt spüren, so als entgleite mir mein Ich, so als sei es nur noch eine gehauchte Ahnung.

Ja, ich kann mein konfuses Denken und Fühlen nicht mehr zuordnen. Was hat das Alles zu bedeuten? Hat das überhaupt etwas zu bedeuten, und wenn ja, was ist davon ernst zu nehmen? Das einst Greifbare ist weg, schwimmt gelöst im Wasser. Zu keinem Zeitpunkt, egal wie viel Versuche ich auch wagen würde, würde ich, wenn ich mein Ich mit einem Löffel abzuschöpfen gedenke, zum gleichen Ergebnis gelangen, weil sich immer und immer wieder neue Gedanken- und Gefühlsbataillone in der Mulde des Bestecks formieren würden, das aber auch nur für diesen einen kleinen Moment, in dem der Löffel ins Wasser taucht und das Ich zu greifen versucht. Und wo bin ich?

Was war es, was mich vorher zusammenhielt? Allein die Tatsache, nicht mit dem Element Wasser in Verbindung gekommen zu sein? Und wieso hat es auf einmal so zu regnen begonnen? War ich zu unsensibel, um den feinen, aber gefährlichen Sprühregen wahrzunehmen oder wollte ich ihn einfach nicht bemerken?

Inzwischen ist das Kind längst in den Brunnen gefallen, zappelt wie ein junger Fisch, dem man seine natürliche Umgebung genommen hat, wobei es, das Kind, im Vergleich zum Fisch aber nicht schwimmen kann, einfach nur strampelt und hofft, gesehen und gerettet zu werden, aber diesmal wird kein Schiff kommen, kein Traum erfüllt, keine Sehnsucht gestillt.

Diesmal ist es anders. Schlimmer als je zuvor, auch weil das Strampeln und der Kampf ums Überleben so sehr an den Kräften zehrt, dass das Kind sich allmählich selbst verflüssigt.

StartenorJetzt also auch SIE. Wie ich eben der Klatsch-Presse entnahm, ist auch die Queen dem Virus der WII erlegen – wie so viele in der jüngsten Vergangenheit. In vielen Großstädten sind die Konsolen schon seit Wochen ausverkauft. Auch bei uns in Würzburg herrscht sei einiger Zeit diesbezüglich ein Mangel, wobei wir selbst schon im November das Vergnügen hatten, eine solche zu erwerben – ganz zur Erheiterung im Freundeskreis.

Englischen Medienberichten zufolge soll Königin Elizabeth II. ganz begeistert von der Konsole sein, die Prinz William von seiner Freundin Kate geschenkt bekommen hat. Er, der Enkel, würde aber angeblich gar nicht mehr zum Spielen kommen, denn seit die 81-jährige Monarchin sein neues Spielzeug für sich entdeckt hat, heißt es in dem Onlinemagazin People.co.uk, hat sie es in Beschlag genommen und ist angeblich nicht mehr davon wegzubringen.

Ferner heißt es, dass die 81-jährige Königin sich sofort an Wii Sports versucht und sich erstaunlich talentiert gezeigt haben soll: "Beim Bowling hat sie eine derart gute Hand-Auge-Koordination an den Tag gelegt, wie sie sonst nur bei Menschen zu finden ist, die halb so alt sind. Es war wahnsinnig komisch.“, meinte William, der Lachkrämpfe bekam und darüber hinaus sehr beeindruckt ist, solch eine coole Oma zu haben.Ich geb ALLES!
Lachkrämpfe habe auch ich schon beim WII-Spielen gehabt, zuletzt als wir Karaoke sangen und Ralf sein wirklich köstliches Mambo Nr. 5 zum Besten gab – ich lag am Boden, was zwar fies war, aber es war einfach nur unglaublich komisch, als wir uns die Aufzeichnung angehört hatten. Sorry Ralf! Andererseits ist es DIR damit gelungen, mich für einen Moment aus einer ziemlich traurigen Stimmung herauszuholen. Einen Tag zuvor habe ich mir mit Gerald beim Tanzwettbewerb eine wahre „wer-tanzt-die-besseren-Figuren-Schlacht“ geboten. Auch hier kam ich aus dem Lachen und Schwitzen kaum raus. In diesem Zusammenhang versuche ich mir die Queen gerade singend und tanzend vor dem Bildschirm vorzustellen. Wahrscheinlich ein Bild für Götter.

Nur wer sich einsetzt, punktet!Thema Bowling bei Wii Sports: Das ist um ein Vielfaches leichter als im wahren Leben, vergnüglich ist es aber trotzdem.

Kleiner Spartipp am Rande: Nachdem die Strom- und Gaspreise seit Anfang des Jahres angehoben wurden, ist das Wii-Spielen übrigens eine gute Möglichkeit, Heizkosten zu sparen, weil man, wenn man sich darauf einlässt und mit allem, was man zu bieten hat, mitmacht, ganz schön ins Schwitzen gerät, was besonders diejenigen gut einordnen können, die mich als Frostmaus der Nation kennen. Erheiternd, ja sogar bemerkenswert, finde ich zudem die Tatsache, dass man aufgrund der teilweise ungewohnten Bewegung, die manche Aktionen einfordern, am nächsten Tag, manchmal sogar darüber hinaus, Muskelkater hat. Aber was nicht tötet, härtet bekanntermaßen ab – und der Spaß ist es allemal Wert!

Ich kann ohne zu dramatisieren glaube ich nachweislich objektiv behaupten – vorausgesetzt ich würde Alles erläutern -, dass das die schrecklichsten und unerholsamsten Ferien in meinem Leben waren.

Und trotzdem geht das Leben irgendwie weiter, reiht sich Sekunde an Sekunde, Minute an Minute, Stunde an Stunde und Tag an Tag, um alles Erlebte in zeitlich kleinen Einheiten Vergangenheit werden zu lassen.

Im Moment trage ich ein ähnliches Empfinden in mir wie im August 2005, als meine Oma gestorben ist und ich das Gefühl hatte, dass jetzt alles einfach stehen bleiben oder angehalten werden müsste, um diesen unwiederbringlichen Verlust überhaupt begreifen zu können, aber alles läuft einfach weiter, so als sei dieser Tod etwas völlig Gewöhnliches, was er für die Außenwelt sicherlich auch ist, aber das hat mich in meinem Schmerz nicht gekümmert. Ich sehnte mich nach globaler Anteilnahme, weil meine Oma so ein besonderer Mensch war, der diese Achtung, die in meinen Gedanken über eine ehrerbietende Staatstrauer hinausging, verdient hat. Nichts dergleichen fand statt. Gefühlt hätte die Welt stehen bleiben müssen, aber nein: die Sonne ging weiter auf und unter, Busse und Bahn fuhren (weitestgehend) planmäßig, der TV spielte seine Programme, das Radio trällerte, die Gezeiten wechselten erwartunsgemäß und und und …

Was ich damit sagen will?

Für ein paar wenig Auserlesene, die meine Oma kannten, hat sich mit ihrem Tod tatsächlich das eigene Leben nachhaltig verändert, für die anderen in der Welt da draußen, nicht, was, wenn ich es rational betrachte, aber diese Betrachtungsweise ist ja keine, die der Vernunft innewohnt, verständlich ist, weil wir viel zu tun hätten, wenn wir bei jedem einzelnen Sterbenden mal schnell die Welt anhalten müssten.

Mit den gesammelten Erfahrungen in der Weihnachtszeit hat sich bei mir in meinem kleinen Gefühlskosmos auch etwas verändert, während nahezu der gesamte Rest der Menschheit dieses Planeten keine Notiz davon genommen hat. Ich bin und war wieder an dem Punkt, dass ich glaube, dass man die Welt anhalten müsste. Ich kann das Alles gar nicht so schnell fassen und verarbeiten.

Die Verzweiflung, der Kummer, die Unsicherheit, das auf-sich-selbst-zurückgeworfen-werden und das Alleinsein fühlen sich wie damals an. An was soll, darf und kann ich jetzt noch glauben, wohin soll ich meinen Blick wenden, woher Kraft schöpfen?

Wo gab’s noch mal Strohhalme?

Es scheint wie im Märchenland: bunt, leuchtend, zauberhaft verschleiert durch dicke Nebelschwaden, gerade so, als ob Sterntaler das Funkeln des Himmels einfangen wollte und doch ist heute, nein, gerade jetzt, alles andere als märchenhaft. Ich könnte mich selbst umarmen, mir ein frohes, neues Jahr wünschen, doch wozu? Stehe am Fenster im lichtlosen Zimmer, das Geschehen um mich herum beobachtend, das mir wie eine andere, aber nicht wie meine Welt erscheint. Eine Welt, in der sich Menschen anlächeln, sich freuen, diesen einen kostbaren Moment im Jahr miteinander zu teilen, ja vielleicht sogar Pläne für die kommenden 365 Tage schmieden. Ich kämpfe mit meinen Tränen, kann mich ihrer nicht erwehren, muss ich ja auch nicht, denn hier im Dunkeln sieht mich keiner weinen.

Schade, dass ich keine Silvesterrakete bin, die es vermag, in Rot, Blau, Gelb, Lila, Grün ein buntes Lichtermeer an den Himmel zu zaubern; die in ihrer Bescheidenheit einfach nur kurz und prachtvoll aufbegehrt, und sich genau damit für einen kostbar erfreuenden Moment in die Herzen aller Sehenden schleicht, bevor das farbige Leben des zischenden Himmelgefährts jedoch schon in Bruchteilen weniger Sekunden einen raschen Tod findet.

O.k., das Leben wäre unter diesen Umständen zwar kurz, dafür aber sinnvoll gewesen. Für einen kleinen, besonderen Augenblick hätte man im Rampenlicht des Interesses gestanden, wäre seiner Zweckbestimmung, dem Leuchtspiel, nachgekommen, bevor der Glimmer schließlich viel zu rasch im Nichts verhallt.

Man weiß nie, was man bekommt ... Schlimmer geht nimmer? Doch! „Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel – man weiß nie, was man bekommt“, wusste Forrest Gump schon 1994. Damals wusste ich natürlich noch nicht, was genau heute, am Tag der Tage, an die Oberfläche gespült wird, alles Bisherige in den Schatten stellt.
Eigentlich wollten wir mit Freunden Silvester feiern, jetzt heult jeder für sich allein, weil der tragende Pfeiler des Vertrauens, an dem der Zahn der Zeit sowieso immer mehr Korrosionsschäden hinterlassen hatte, in sich zusammengestürzt ist.

Der Staub hat mich hüsteln lassen, die Enge in der Brust raubte mir die Luft zum Atmen, während mein Herz so peinigend und rasend zu schlagen begann, als würde ich einen SEHR steilen Berg hinaufjoggen. Der kalte Schweiß lief mir die Stirn hinab, mir war heiß und kalt und meine Hände zitterten.

Was war passiert?

Der Alptraum meiner sonst so kühnen Gedanken hat sich die Bühne der Realität zum Spielen gesucht.

Dass ich genau diese Erfahrung jemals machen müsste, hätte ich NIE, NIE, wirklich NIEMALS gedacht, aber es soll wohl das Sahnehäubchen zum Jahresabschluss sein. Etwas, das Alles kaputt macht. Etwas, das mich noch viel mehr als jemals zuvor die Frage aufwerfen lässt: Wozu das Alles?

Meine Mutter wird einen einsamen Tod sterben.

Ich auch.

Betrüblich, wenn das Licht erlischtFühle mich mit meinen Problemen KOMPLETT alleine gelassen. Bin seit 4 Uhr wach, kann nicht mehr schlafen, weil mich das Thema Trennung meiner Eltern und meine eigene Situation nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. Hätte mir einst, als die Konstruktion meines Ichs zur Planung anstand, jemand vom Leben und seinen Schwierigkeiten erzählt und ich die Wahl gehabt, das Risiko des Daseins auf mich zu nehmen oder nicht, hätte ich dankend abgelehnt.

Sicher gab es in meinem Leben auch viele liebens- und lebenswerte Momente (ich will zumindest daran glauben), doch wenn man mich heute, hier und jetzt fragt, hätte ich wirklich lieber – und das sage ich aufrichtigen Herzens und ohne theatralisch wirken zu wollen – auf mein Erscheinen auf diesem Planeten verzichtet. Im Moment erlischt an meinem einst so strahlenden Baum nach und nach jedes Licht. Ich habe zum Kämpfen keine Kraft mehr, spüre zusehends meine lebenserhaltenden Energien schwinden – und das obwohl ich derzeit gerade Urlaub habe und diese Zeit doch eigentlich auch zur Regeneration da ist.

Wozu das Alles? Wozu?

Gestern Abend habe ich bezüglich der Trennung unserer Eltern auch mit meinen Bruder gesprochen. Mag sein, dass ich mir das einbilde, aber auch er reagierte weitaus weniger erschrocken als ich, was wahrscheinlich daran liegt, dass er meine Eltern zwei Mal die Woche besucht (sie wohnen ca. drei Kilometer auseinander), ich vielleicht zwei, maximal drei Mal im Jahr, weshalb er wesentlich näher am Geschehen ist, als ich. Von ihm erfuhr ich dann auch, dass sich im Vergleich zu früher im Miteinander der beiden wesentlich wenig geändert habe. Schon damals hat mein Vater meine Mutter mit Hure beschimpft, wenn er sie beim Rauchen erwischt hat oder sie sich einmal erdreistet hat, mit Arbeitskollegen auf die Weihnachtsfeier zu gehen – heute tut er das, wenn sie meinen Opa und meinen Onkel (ihren Bruder) am Wochenende besucht (ca. 6-7-Gehminuten von meinen Eltern entfernt), und sogar dann, wenn sie sich mit ihrer Cousine trifft.

Wieso hält diese Welt solche Grausamkeiten bereit?

Schock schwere Not! Eben habe ich erfahren, dass sich meine Eltern trennen. Wie lange sie genau schon verheiratet sind, weiß ich gar nicht, aber gewiss schon über 41 Jahre, denn damals kam mein Bruder, das älteste von uns drei Kindern, zur Welt.

Früher, als wir, die Kinder, noch zuhause wohnten, sagte mein Vater wortwörtlich, dass er meine Mutter, wenn sie sich einmal von ihm trennen wird, umbringen wird, was er damals – und dafür würde ich beide Hände ins Feuer legen – auch gemacht hätte. Wie das heute ist, kann ich überhaupt nicht sagen. Meine Mutter meinte, dass es für beide unerträglich sei. Sie klang relativ gefasst, als sie das sagte. Im Moment weiß ich gar nicht, was ich denken oder fühlen soll. Klar hat er sie eingeengt – sie durfte nicht rauchen (inzwischen raucht sie zwar freiwillig nicht mehr, weil ihr 2003 der Krebs im Unterleib einen Schlag vor den Bug gegeben hat, aber wenn sie es einst tatsächlich mal getan hat, was vielleicht zwei oder drei Mal in der Woche vorkam, hat er ihr, wenn er sie erwischt hat, die brennende Zigarette am Körper ausgedrückt oder sie gegen die Heizung geworfen oder ihr das schmutzige Autowaschwasser über den Kopf geschüttet und dgl. mehr), nicht mal ein Handy haben, was sie heimlich aber doch hat, nicht mit anderen ausgehen, obwohl sie das wahrscheinlich, weil sie sowieso keine Freunde hat, ehe nicht täte, außer vielleicht mal zur Weihnachtsfeier mit den Arbeitskollegen, aber schon das war meinem Vater nicht Recht, womit er jetzt bei denen, die diesen Text lesen, bestimmt in einem SEHR schlechten Licht steht, obwohl das gar nicht meine Intention ist.

All meine eben gemachten Ausführungen beziehen sich auf meine familiäre Vergangenheit, deren Erfahrungswerte – bis auf die Geschichte mit dem Handy - über 20 Jahre zurückliegen. Wie die beiden das in den letzten Jahren/Jahrzehnten miteinander aushielten, entzieht sich meinem Kenntnisstand, wobei ich aber dachte oder zumindest glauben wollte, dass es vielleicht besser geworden wäre, auch weil wir Kinder als Stressfaktor nicht mehr zuhause wohnen und sich dadurch Vieles entspannt haben könnte.

Warum es ausgerechnet jetzt zum Ausbruch kam?

Bis zum Sommer hat mein Vater noch gearbeitet, war, weil er eine eigene Pizzeria hatte, fast kaum, bis auf Dienstag, dem Ruhetag, zuhause, so dass das Miteinander doch recht kärglich verlief. Inzwischen hat er den Rentner-Status inne, ist quasi immer zuhause, womit persönliche „Kollisionen“ kaum mehr ausbleiben.

Irgendwie dachte ich, dass das, obwohl es statistisch betrachtet, ja nichts Außergewöhnliches ist, immer nur andere Eltern praktizieren, aber die meinigen? Seit dem Tod meiner Oma 2005 ist sowieso sehr vieles zerrüttet, was an Familienbande noch da war; dieses Jahr hat sich meine Schwester erneut – wie schon vor einigen Jahren, wobei meine Oma das damals wieder kittete – mit meiner Mutter, die ganz gewiss alles andere als leicht ist, überworfen. Meine beiden Geschwister, die sich noch bis im Sommer ein gemeinsames Haus teilten, ebenfalls. Meine Schwester zog aus und kaufte sich ein eigenes Haus.

Worüber ich mir jetzt Sorgen mache, ist folgendes: Ich bin mir sicher, SEHR sicher, dass meine Mutter, über die ich definitiv nicht schimpfen möchte, mit ihrer wirklich äußerst seltsamen Art, niemals mehr einen Mann an ihrer Seite finden wird. Kurzfristig vielleicht schon, aber nicht dauerhaft, denn das ist, die Gründe hierfür möchte ich nicht näher erläutern, tatsächlich unerträglich. Insofern wird sie, abgesehen von dem verbliebenen familiären Bund, einen einsamen Tod sterben. Und ihr fällt ja schon jetzt oft die Decke auf den Kopf. Bis zum März kommenden Jahres wird sie noch arbeiten, dann geht sie selbst in Rente. Ab diesem Zeitpunkt wird sich alles, selbst wenn meine Eltern wider Erwarten doch noch zusammenbleiben sollten, verschlimmern. Meine Mutter hat dann nämlich gar keine Abwechslung und Ansprache mehr. Es ist sogar so, dass sie nach, eigentlich auch schon während ihres Urlaubs, froh war, endlich wieder arbeiten zu können, weil ihr das harmonische Arbeitsklima vor Ort sehr gut tat.

Davon abgesehen weiß ich nicht, wie das mein Vater, der eine Trennung wohl selbst gutheißt, heute mit seinem Spruch hält, dass er sie umbringen wird, wenn sie sich von ihm trennt.

Lässt es sein italienischer Stolz zu, dass sich meiner Mutter, wenn vielleicht auch nur kurzfristig, denn langfristig, aber das schrieb ich ja bereits weiter oben, wird es unter den derzeitigen Umständen kein Mensch mit ihr aushalten, ein anderer Mann an ihre Seite gesellt?
Und was ist mit ihrem Krebs? Wird er leichter wiederkehren, wenn sie noch mehr alleine ist?

Vorhin sagte sie, dass es ihren Tod bedeuten würde, wenn sie bei ihm bliebe, andererseits ist Einsamkeit auch ein sehr schmerzliches Gefühl. Meine Mutter meinte, dass sie sich jetzt mehrere Tage angeschwiegen hätten, was ja auch einer zweisamen Einsamkeit gleicht. Ich mache mir einfach Sorgen. Klar möchte ich, dass es beiden gut geht, aber sind sie in der Lage, die Trennung so zu bewerkstelligen, dass keiner mit größeren Verletzungen, um sinnbildlich mal eine sehr geschonte Ausdrucksweise zu gebrauchen, davonkommt?

Inzwischen habe ich meine Schwester angerufen, sie gefragt, ob sie „es“ schon wisse. „Eigentlich“, meinte sie, die diese Tatsache für gutheißt, „hätten die beiden das schon damals tun sollen, als wir noch klein waren“. Sie könne meinen Vater, zu dem sie regelmäßigen Kontakt hält, verstehen. „Früher war er das Schreckgespenst, jetzt ist es Mama“, fügte sie hinzu.

Meine Schwester meinte auch, dass sie sich sicher sei, dass wenn meine Eltern weiter zusammen blieben, es im wahrsten Sinne des Wortes zu Mord und Todschlag komme, spätestens dann, wenn meine Mutter auch Rentnerin ist. Sie erwähnte auch, dass mein Vater ihr gegenüber schon vier Mal von Trennung gesprochen habe, er heute wesentlich ruhiger sei als damals, er sich für damals auch entschuldigt habe und er, wenn er über meine Mutter spricht, sagt, dass er es einfach nicht mehr aushalte, dabei aber nicht bösartig über sie herziehe oder lästere und darüber hinaus auch sagt, dass sie gute Seiten hätte. Ich selbst kann dazu nichts sagen, da mein Vater für mich die Person ist, mit der ich, ohne dass es einen konkreten Anlass dazu gibt, am schlechtesten reden kann. Wir sind nicht verstritten, nein, gar nicht, ich kann einfach nur nicht mit ihm reden, weshalb ich über ihn auch kaum etwas weiß, was seine Gefühls- und Denkwelt betrifft, und meiner Schwester insofern einfach Glauben schenke.

Seltsam, habe das Gefühl, mich im freien Fall zu befinden – keiner da, der mich auffängt. Wird wohl ziemlich knallen, wenn ich auf der harten Boden der Realität lande. Klänge es nicht so dramatisch, würde ich sogar behaupten, dass es sich ein bisschen wie Sterben anfühlt, obwohl ich dazu ja eigentlich nichts sagen kann.

 

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