Endlich bin ich nicht mehr alleine in dieser für mich noch ungewohnt großen Wohnung. Freitag - und damit Pan-Zeit. Seitdem ich Dienstag vom Jasmins Tod erfahren habe, war er – der Tod – allgegenwärtig. Tagsüber bedingte mein derzeit sehr stressiger Job zwar eine Ablenkung, doch spätestens dann, wenn ich zuhause war, wo mich Jasmins Todesanzeige mit Bild, die ich auch nicht von meinem Schreibtisch weglegen wollte, erwartete, überkamen mich diese bangen Gedanken. So sehr wie die letzten Tage habe ich mich in dieser Wohnung noch nie gefürchtet. Irgendwie ist heute – an dem Tag der Beerdigung - auch wieder ein Stück von mir gegangen. So allmählich zerfalle ich.
Denke ich genau ein Jahr zurück, eigentlich reichen ja schon acht Monate, lebt meine Oma, Sandra und natürlich auch Jasmin noch.
Die Beerdigung. Klar, es waren viele Italiener da. Insgesamt vielleicht 150 Personen. Ehrlich gesagt kann ich das alles noch immer nicht fassen. Ich spürte mich, nahm wahr, dass ich und diese Situation real war und doch schien es mir wie im Film. 1989 haben wir (Jasmin und ich) auf diesem Friedhof unsere gemeinsame große Liebe zu Grabe getragen. Er war damals 18, starb an den Folgen eines Verkehrunfalls. Jetzt liegt Jasmin in Blickweite meiner Oma. Vier Jahre habe sie mit der Krankheit gekämpft, sagte der Pfarrer. Toni, ihr Cousin, der sie zuletzt vor einem Monat sah, meinte, dass sie dann auch nicht mehr gewollt habe. Ihre Eltern saßen schweigend neben dem Grab, während sich die Einzelnen an der Ruhestätte persönlich von Jasmin verabschiedeten. Ihre beide älteren Geschwister standen regungslos und Fassung wahrend daneben. Beerdigungen sind einfach nicht von dieser Welt. Möglicherweise, aber das entzieht sich meiner Kenntnis, sind Menschen nur noch bei einer Geburt so nah an ihrem Gefühl dran, beruflich daran Mitwirkende – für sie ist es ja Routine - natürlich ausgeschlossen.
Meine Schwester meinte, dass sie noch nie einer so schönen Beerdigung beigewohnt habe, was sie vor allen Dingen der Handhabe des Pfarrers, der Jasmins Leben liebevoll nachzeichnete, zuschrieb. Wir, meine Mutter, meine Schwester und ich, waren so ziemlich die letzten, die ans Grab gingen, das heißt, dass wir auf dem Weg dorthin, einen Zwischenstopp einlegten, den Donatella, ihre Tante, dazu nutzte, mich namentlich zu sich zu rufen, um mich zu fragen, ob ich sie denn nicht mehr kennen würde. Toni hatte sie Halt gebend im Arm, weil der Kummer ihre jegliche Kraft nahm. Ich ging auf sie zu, umarmte sie, streichelte ihre Wange, bis es urplötzlich auch aus mir herausbrach, mein Körper zu zittern begann und ich mich nicht mehr halten konnte. Toni und Donatella umarmten mich beide. Donatella sagte „basta“ und Toni meinte, dass ich mich doch an die schönen Erlebnisse mit ihr erinnern solle. Und doch tat es einfach nur noch weh. Unbeschreiblich dieses Gefühl der Ohnmacht, das sich in Tränen reinzuwaschen versuchte. Damals war Toni immer nur „der kleine Toni“, der inzwischen natürlich längst zu einem ausgewachsenen Mann (33 Jahre) heranreifte. Und heute? Heute war er mein Held, in dem er mich an der Hand fasste und mich zum Grab begleitete, um Jasmin „Tschüß“ zu sagen. Ich kann nicht sagen, wie sehr mich diese Geste und zuvor auch die Umarmung von Donatella und Toni rührten. Da steckte so viel Liebe und Fürsorge darin – und das obwohl wir gar keinen Kontakt mehr miteinander haben.
Denke ich genau ein Jahr zurück, eigentlich reichen ja schon acht Monate, lebt meine Oma, Sandra und natürlich auch Jasmin noch.
Die Beerdigung. Klar, es waren viele Italiener da. Insgesamt vielleicht 150 Personen. Ehrlich gesagt kann ich das alles noch immer nicht fassen. Ich spürte mich, nahm wahr, dass ich und diese Situation real war und doch schien es mir wie im Film. 1989 haben wir (Jasmin und ich) auf diesem Friedhof unsere gemeinsame große Liebe zu Grabe getragen. Er war damals 18, starb an den Folgen eines Verkehrunfalls. Jetzt liegt Jasmin in Blickweite meiner Oma. Vier Jahre habe sie mit der Krankheit gekämpft, sagte der Pfarrer. Toni, ihr Cousin, der sie zuletzt vor einem Monat sah, meinte, dass sie dann auch nicht mehr gewollt habe. Ihre Eltern saßen schweigend neben dem Grab, während sich die Einzelnen an der Ruhestätte persönlich von Jasmin verabschiedeten. Ihre beide älteren Geschwister standen regungslos und Fassung wahrend daneben. Beerdigungen sind einfach nicht von dieser Welt. Möglicherweise, aber das entzieht sich meiner Kenntnis, sind Menschen nur noch bei einer Geburt so nah an ihrem Gefühl dran, beruflich daran Mitwirkende – für sie ist es ja Routine - natürlich ausgeschlossen.
Meine Schwester meinte, dass sie noch nie einer so schönen Beerdigung beigewohnt habe, was sie vor allen Dingen der Handhabe des Pfarrers, der Jasmins Leben liebevoll nachzeichnete, zuschrieb. Wir, meine Mutter, meine Schwester und ich, waren so ziemlich die letzten, die ans Grab gingen, das heißt, dass wir auf dem Weg dorthin, einen Zwischenstopp einlegten, den Donatella, ihre Tante, dazu nutzte, mich namentlich zu sich zu rufen, um mich zu fragen, ob ich sie denn nicht mehr kennen würde. Toni hatte sie Halt gebend im Arm, weil der Kummer ihre jegliche Kraft nahm. Ich ging auf sie zu, umarmte sie, streichelte ihre Wange, bis es urplötzlich auch aus mir herausbrach, mein Körper zu zittern begann und ich mich nicht mehr halten konnte. Toni und Donatella umarmten mich beide. Donatella sagte „basta“ und Toni meinte, dass ich mich doch an die schönen Erlebnisse mit ihr erinnern solle. Und doch tat es einfach nur noch weh. Unbeschreiblich dieses Gefühl der Ohnmacht, das sich in Tränen reinzuwaschen versuchte. Damals war Toni immer nur „der kleine Toni“, der inzwischen natürlich längst zu einem ausgewachsenen Mann (33 Jahre) heranreifte. Und heute? Heute war er mein Held, in dem er mich an der Hand fasste und mich zum Grab begleitete, um Jasmin „Tschüß“ zu sagen. Ich kann nicht sagen, wie sehr mich diese Geste und zuvor auch die Umarmung von Donatella und Toni rührten. Da steckte so viel Liebe und Fürsorge darin – und das obwohl wir gar keinen Kontakt mehr miteinander haben.
pattyv - am Freitag, 31. März 2006, 23:51 - Rubrik: Nicht von dieser Welt
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Ich fühle mich so alleine gelassen mit diesem Tod, der sich in jüngster Vergangenheit in verschiedenen Rollen bei mir immer wieder ins Bewusstsein schleicht. Auch wenn das Bild vielleicht schief sein mag, für mich ist es gefühlsmäßig dennoch stimmig: mein Leben, anfänglich eine Blume in voller Blüte, die mit jedem menschlichen Verlust ein Blatt, mit jeder Verletzung ein wenig ihrer Farbe, jeder Kränkung die Bodenhaftung zu den stärkenden Wurzeln und jeder Lüge die Stabilität ihres Daseins verliert und damit auch Risse in ihrer Struktur erhält. Wie lange kann so etwas gut gehen?
Und, hat das Alles einen übergeordneten Sinn?
Und, hat das Alles einen übergeordneten Sinn?
pattyv - am Mittwoch, 29. März 2006, 00:42 - Rubrik: einsam & verlassen
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Kann das denn wahr sein? Komme eben nach Hause, wo mich der Anrufbeantworter blinkend erwartet. Unter Tränen – dieser Umstand alleine hat mich schon das Schlimmste befürchten lassen - fragt mich Birgit, meine Schwägerin, ob ich wüsste, wer gestorben sei. Ich vermutetet zunächst meinen Opa, dem es in letzter Zeit auch zunehmend schlechter geht, während ich meine Fassung zu wahren suche. Sie antwortet dann aber recht unmittelbar, dass es Jasmin sei. Jasmin, meine beste und über Jahre lange gehegte Freundin aus den Kindertagen, die bei meinen Eltern wie eine eigene Tochter ein und aus ging. Jasmin, die – wie ich – zum Studieren nach Würzburg zog, wo wir uns dann leider aus den Augen verloren, weil sie zunächst nach München, später nach Italien zog. Jasmin, deren Eltern – wie mein Vater – auch Italiener ist/sind.
Verdammt! Sie war zwei Jahre jünger als ich! Die Beerdigung ist am Freitag. Und sie ist sogar hier in Würzburg im Krankenhaus gestorben – an Hautkrebs. Ist Sterben gerade chic?
Der Impuls des Entsetzens war gesetzt, mit einem Mal liefen mir etliche Szenen von einst vor Augen. Ich weiß noch, wie wir zur Dämmerstunde auf dem Spielplatz saßen und Johnny, unserer amerikanischer Kumpel, uns beiden erklärte, was eine „Nutte“ ist, wobei Jasmin sich die Ohren zuhielt und sagte, dass sie das nicht wissen wolle. Auch der über Jahre gemeinsame morgendliche Gang zur Schule, ... unsere stundenlangen Telefonzellenaufenthalte, damals, als man in die 50-Pfennig-Schlitze noch zwei Pfennig-Stücke einwerfen konnte, bei denen sie sich, weil ich mich nicht zu reden getraute, mit meinem damaligen Freund unterhielt (ich ihr immer zuflüsterte, was sie ihm sagen solle), unsere Puffreis-Weberli-Tausch-Aktionen (ihre Eltern kauften regelmäßig Weberli, meine Puffreis, was uns aber nur umgekehrt mundete), ganz zu schweigen von unseren sommerlichen Besuchen auf der Kirschwiese, wo wir uns einerseits die Bäuche mästeten und andererseits noch Tüten voller Kirschen für unsere Eltern mit nach Hause brachten. Ebenso die Aufenthalte auf der Apfelwiese, auf welcher wir einen Phantasiebaum hatten, auf dem wir uns unsere Träume erzählten. Ich erinnere mich auch an die Szene des Abends, als ihr kleiner Hund „Buba“ von einem Auto überfahren wurde, den ihre Mutter so abgöttisch liebte, ... wir fassungslos auf dem warmen Bordstein dieser Straße saßen, während die Nacht schon längst ihre Schatten über uns geworfen hatte. Oder als mein Vater uns erlaubte, bei uns im Garten zu zelten und zu sehr viel späterer Stunde die Nachbarjungs heimlich rüber kamen. Auch an mein erstes Silvester, das ich nicht zu Hause verbrachte, Jasmin sich einen roten Schlüpfer mitnahm, weil sie gehört hatte, dass wenn man jenen in der Neujahrsstunde anziehen würde, das Glück brächte. Ich weiß auch noch, wie ich mit ihr und ihren Eltern zu Insel Mainau gefahren bin, wir beide uns Taucherflossen eingepackt haben, weil wir dachten, wir könnten dort schwimmen, wobei wir alternativ dann aber zumindest frische Zitronen von den Bäumen klauten. Und jetzt ist sie tot. Einfach tot.
Einmal mehr ärgere ich mich über mich selbst. Jasmin lebte schon seit längerer Zeit wieder bei ihren Eltern, die in der Reihenhäuserreihe gerade mal drei Häuser weiter als meine Eltern wohnen. Meine Mutter erzählte mir schon sehr lange, dass es Jasmin, die sehr gebrechlich aussähe, nicht gut gehe, die Eltern aber nicht darüber sprächen. Jasmin selbst hätte immer einen sehr großen Hut auf, den sie sich sehr tief ins Gesicht zöge. Die Spekulationen und Mutmaßungen der Leute, die sie kannten, aber nichts Näheres wussten, will ich hier nicht weiter ausführen, weil sie absurd sind. Ich selbst habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen, schenkte dieses Hypothesen aber keinerlei Glauben. Wie oft hatte ich mir vorgenommen, einfach mal bei ihren Eltern (und damit ja bei ihr) anzurufen, um mal nachzufragen, wie es ihr gehe. Nicht um meine Neugierde zu befriedigen, sondern weil es mich wirklich interessierte. Und dann überkam mich doch immer wieder nur die Angst, dass sie vielleicht denken könnte, ich sei nur neugierig. Ich wollte sie ja auch in keine unangenehme Situation bringen. Und jetzt ist alles dahin. Jetzt ist es zu spät. Hätte ja auch sein können, dass sie sich gefreut hätte. Ein Sehen hätte ich ihr gar nicht aufdrängen wollen, denn das schien ihr, soweit ich das mitbekam, doch unangenehm. Und jetzt ist sie einfach weg.
Das ist dann inzwischen schon die vierte mir emotional nah stehende Person, die auf dem Friedhof, auf dem meine geliebte Oma ruht, ihre letzte Ruhestätte findet.
Verdammt! Sie war zwei Jahre jünger als ich! Die Beerdigung ist am Freitag. Und sie ist sogar hier in Würzburg im Krankenhaus gestorben – an Hautkrebs. Ist Sterben gerade chic?
Der Impuls des Entsetzens war gesetzt, mit einem Mal liefen mir etliche Szenen von einst vor Augen. Ich weiß noch, wie wir zur Dämmerstunde auf dem Spielplatz saßen und Johnny, unserer amerikanischer Kumpel, uns beiden erklärte, was eine „Nutte“ ist, wobei Jasmin sich die Ohren zuhielt und sagte, dass sie das nicht wissen wolle. Auch der über Jahre gemeinsame morgendliche Gang zur Schule, ... unsere stundenlangen Telefonzellenaufenthalte, damals, als man in die 50-Pfennig-Schlitze noch zwei Pfennig-Stücke einwerfen konnte, bei denen sie sich, weil ich mich nicht zu reden getraute, mit meinem damaligen Freund unterhielt (ich ihr immer zuflüsterte, was sie ihm sagen solle), unsere Puffreis-Weberli-Tausch-Aktionen (ihre Eltern kauften regelmäßig Weberli, meine Puffreis, was uns aber nur umgekehrt mundete), ganz zu schweigen von unseren sommerlichen Besuchen auf der Kirschwiese, wo wir uns einerseits die Bäuche mästeten und andererseits noch Tüten voller Kirschen für unsere Eltern mit nach Hause brachten. Ebenso die Aufenthalte auf der Apfelwiese, auf welcher wir einen Phantasiebaum hatten, auf dem wir uns unsere Träume erzählten. Ich erinnere mich auch an die Szene des Abends, als ihr kleiner Hund „Buba“ von einem Auto überfahren wurde, den ihre Mutter so abgöttisch liebte, ... wir fassungslos auf dem warmen Bordstein dieser Straße saßen, während die Nacht schon längst ihre Schatten über uns geworfen hatte. Oder als mein Vater uns erlaubte, bei uns im Garten zu zelten und zu sehr viel späterer Stunde die Nachbarjungs heimlich rüber kamen. Auch an mein erstes Silvester, das ich nicht zu Hause verbrachte, Jasmin sich einen roten Schlüpfer mitnahm, weil sie gehört hatte, dass wenn man jenen in der Neujahrsstunde anziehen würde, das Glück brächte. Ich weiß auch noch, wie ich mit ihr und ihren Eltern zu Insel Mainau gefahren bin, wir beide uns Taucherflossen eingepackt haben, weil wir dachten, wir könnten dort schwimmen, wobei wir alternativ dann aber zumindest frische Zitronen von den Bäumen klauten. Und jetzt ist sie tot. Einfach tot.
Einmal mehr ärgere ich mich über mich selbst. Jasmin lebte schon seit längerer Zeit wieder bei ihren Eltern, die in der Reihenhäuserreihe gerade mal drei Häuser weiter als meine Eltern wohnen. Meine Mutter erzählte mir schon sehr lange, dass es Jasmin, die sehr gebrechlich aussähe, nicht gut gehe, die Eltern aber nicht darüber sprächen. Jasmin selbst hätte immer einen sehr großen Hut auf, den sie sich sehr tief ins Gesicht zöge. Die Spekulationen und Mutmaßungen der Leute, die sie kannten, aber nichts Näheres wussten, will ich hier nicht weiter ausführen, weil sie absurd sind. Ich selbst habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen, schenkte dieses Hypothesen aber keinerlei Glauben. Wie oft hatte ich mir vorgenommen, einfach mal bei ihren Eltern (und damit ja bei ihr) anzurufen, um mal nachzufragen, wie es ihr gehe. Nicht um meine Neugierde zu befriedigen, sondern weil es mich wirklich interessierte. Und dann überkam mich doch immer wieder nur die Angst, dass sie vielleicht denken könnte, ich sei nur neugierig. Ich wollte sie ja auch in keine unangenehme Situation bringen. Und jetzt ist alles dahin. Jetzt ist es zu spät. Hätte ja auch sein können, dass sie sich gefreut hätte. Ein Sehen hätte ich ihr gar nicht aufdrängen wollen, denn das schien ihr, soweit ich das mitbekam, doch unangenehm. Und jetzt ist sie einfach weg.
Das ist dann inzwischen schon die vierte mir emotional nah stehende Person, die auf dem Friedhof, auf dem meine geliebte Oma ruht, ihre letzte Ruhestätte findet.
pattyv - am Dienstag, 28. März 2006, 21:44 - Rubrik: einsam & verlassen
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Die Hände zittern, aber es tut so gut, diese Flüssigkeit des Lebens fließen zu sehen, während Lorenzo Giovanotti mich mit seinem „Per te“ tröstet und Sade im Anschluss fragt „is it a crime“?
pattyv - am Samstag, 25. März 2006, 15:52 - Rubrik: Des Lebens muede
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Manchmal – so wie heute - gibt es Themen (nicht beruflich!) in meinem Leben, die so heikel sind, dass ich nicht darüber schreiben kann, obwohl mich das innerliche Gefühl darüber fast zerreist, so als hätte jemand seinen letzten Atemzug genau dosiert, um die Luftmenge eines Luftballons vor dem Platzen zu bewahren. Es scheint, als könnte ein kleiner Windhauch die gummierte Wand zerbersten, so angespannt und ausgereizt ist das Material.
Besagtes Thema habe ich jetzt über eine Woche mit mir herumgeschleppt, es zu ignorieren versucht, um doch nur immer wieder darauf zu stoßen und festzustellen, dass es gärt, in mir arbeitet, mir keine Ruhe lässt, weil es mich als Mensch in Frage stellt.
Tja, und vorhin, ... vorhin reichte der Flügelschlag eines Schmetterlings, um diesen Ballon zum Platzen zu bringen, wobei ich nicht sagen kann, wie und ob dieses zerstörte Etwas, das nun verkümmert am Boden liegt, jemals wieder einen lebenswerten Sinn erhält.
Besagtes Thema habe ich jetzt über eine Woche mit mir herumgeschleppt, es zu ignorieren versucht, um doch nur immer wieder darauf zu stoßen und festzustellen, dass es gärt, in mir arbeitet, mir keine Ruhe lässt, weil es mich als Mensch in Frage stellt.
Tja, und vorhin, ... vorhin reichte der Flügelschlag eines Schmetterlings, um diesen Ballon zum Platzen zu bringen, wobei ich nicht sagen kann, wie und ob dieses zerstörte Etwas, das nun verkümmert am Boden liegt, jemals wieder einen lebenswerten Sinn erhält.
pattyv - am Donnerstag, 23. März 2006, 09:52 - Rubrik: einsam & verlassen
Tja, was soll ich sagen? Der Umzug ist vorbei. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich „ich hasse umziehen“ von mir gegeben habe und wer von uns beiden (Pan und ich) mehr darüber geflucht hat. Heute Morgen habe ich aber endlich die letzte Kiste, deren Inhalt - wie bereits einige zuvor - alte Erinnerungen aufkeimen ließ, ausgeräumt. Mein finanzieller Spielraum ist durch den Umzug aber mittlerweile auch sehr weit nach unten abgesackt, was in Anbetracht meiner beruflicher Zukunft, die bis auf ein Sondierungsgespräch, noch immer nicht geklärt ist, beängstigend ist.
So lange ich zu tun hatte, war dieses Denken daran völlig ausgeschaltet, weil einzig das Vorankommen- und endlich Fertig-werden-wollen im Vordergrund stand. Ich funktionierte, handelte fast mechanisch, griff immer wieder zu einer neuen Kiste und noch einer und noch einer, ... fragte mich, ob ich mir jemals all die neu zugewiesenen Orte für meine Utensilien merken könnte, auch weil ich mir für meinen Wohnraum komplett neue Möbel zulegen musste (vorher hatte ich möbliert gewohnt).
Nein, ich mag nicht mehr zurückblicken, dafür waren die vergangenen Tage zu stressig und nervenaufreibend. Noch funktioniert leider auch nicht alles gänzlich so, wie ich möchte, doch ich hoffe, dass wir – Pan und ich bzw. Freunde, die uns dabei unterstützen - das bis Ende nächster Woche geregelt bekommen. Am kommenden Freitag werde ich um 9 Uhr meine alte Wohnung übergeben, womit dieses 13-jährige Kapitel des Alleinewohnens auch ein Ende hat, wobei ich noch nicht zu sagen vermag, wie ich mich damit arrangieren werde, gleichwohl sich grundsätzlich an der partnerschaftlichen Situation mit Pan und mir erstmal nichts ändert, da wir uns weiterhin nur am Wochenende sehen können. Und doch, es ist anders: Ich habe ab sofort keine eigene Wohnung mehr, in die ich mich schmollend zurückziehen könnte.
Das, was mich jetzt gedanklich wieder völlig vereinnahmt, sind die Sorgen ob meiner jobmäßigen Zukunft, die sich in sechs Wochen so oder so verändern wird. Ich kann kaum beschreiben, wie sehr mich dieses Thema beschäftigt. Meine Gedanken handeln wie eigenmächtige Figuren, die nur ein Ziel haben: mich mit ihrem Pessimismus zu quälen, Tyrannen, die sie sind.
Ich wünschte, auch dieses Kapitel läge bereits hinter mir, zumindest insoweit, als dass ich sagen könnte, wie (und ob) es unter welchen Konditionen weitergeht, denn letztgenannte sind jene, mit denen sehr wahrscheinlich alles stehen und fallen wird.
So lange ich zu tun hatte, war dieses Denken daran völlig ausgeschaltet, weil einzig das Vorankommen- und endlich Fertig-werden-wollen im Vordergrund stand. Ich funktionierte, handelte fast mechanisch, griff immer wieder zu einer neuen Kiste und noch einer und noch einer, ... fragte mich, ob ich mir jemals all die neu zugewiesenen Orte für meine Utensilien merken könnte, auch weil ich mir für meinen Wohnraum komplett neue Möbel zulegen musste (vorher hatte ich möbliert gewohnt).
Nein, ich mag nicht mehr zurückblicken, dafür waren die vergangenen Tage zu stressig und nervenaufreibend. Noch funktioniert leider auch nicht alles gänzlich so, wie ich möchte, doch ich hoffe, dass wir – Pan und ich bzw. Freunde, die uns dabei unterstützen - das bis Ende nächster Woche geregelt bekommen. Am kommenden Freitag werde ich um 9 Uhr meine alte Wohnung übergeben, womit dieses 13-jährige Kapitel des Alleinewohnens auch ein Ende hat, wobei ich noch nicht zu sagen vermag, wie ich mich damit arrangieren werde, gleichwohl sich grundsätzlich an der partnerschaftlichen Situation mit Pan und mir erstmal nichts ändert, da wir uns weiterhin nur am Wochenende sehen können. Und doch, es ist anders: Ich habe ab sofort keine eigene Wohnung mehr, in die ich mich schmollend zurückziehen könnte.Das, was mich jetzt gedanklich wieder völlig vereinnahmt, sind die Sorgen ob meiner jobmäßigen Zukunft, die sich in sechs Wochen so oder so verändern wird. Ich kann kaum beschreiben, wie sehr mich dieses Thema beschäftigt. Meine Gedanken handeln wie eigenmächtige Figuren, die nur ein Ziel haben: mich mit ihrem Pessimismus zu quälen, Tyrannen, die sie sind.
Ich wünschte, auch dieses Kapitel läge bereits hinter mir, zumindest insoweit, als dass ich sagen könnte, wie (und ob) es unter welchen Konditionen weitergeht, denn letztgenannte sind jene, mit denen sehr wahrscheinlich alles stehen und fallen wird.
pattyv - am Sonntag, 19. März 2006, 21:10 - Rubrik: Ein neuer Tag
Was lange währt, wird endlich gut schlecht. Ja, das Gespräch hat stattgefunden, aber es verlief GÄNZLICH anders als gedacht. Wie viel Boden kann man eigentlich (noch) unter den Füßen verlieren? Der Furcht um ungewollt mitlesende Augen wegen kann ich Details auch nicht näher ausführen. Nur so viel: Pan meint, dass es eine Frechheit sei. Ich hingegen bin enttäuscht. Mich traf das Alles dermaßen unvorbereitet (auch wegen dem, was man mir im Vorfeld zu dieser Thematik zutrug), dass ich gar nicht in der Lage war zu reagieren. Soviel dazu.
Sandra wird übrigens am Freitag um 13.30 Uhr beerdigt. Da ich mir diesen und auch den Tag zuvor wegen meines Umzugs frei genommen habe, kann ich wenigstens der Beerdigung beiwohnen.
Sandra wird übrigens am Freitag um 13.30 Uhr beerdigt. Da ich mir diesen und auch den Tag zuvor wegen meines Umzugs frei genommen habe, kann ich wenigstens der Beerdigung beiwohnen.
pattyv - am Montag, 13. März 2006, 21:37 - Rubrik: Ein neuer Tag
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Ich fühle mich krank, ausgelaugt, innerlich so leer, geradezu verbraucht.
Gestern Abend habe ich erfahren, dass ein 15-Jährige Bekannte in der Nacht zuvor nach einem Unfall im Krankenhaus verstarb. Was war geschehen? Sie fuhr mit ihrem Fahrrad die Straße entlang, die Tasche, die sich auf dem Gepäckträger befand, verhedderte sich in den Speichen, sie stürzte und ein Auto überrollte sie.
Ich weiß auch nicht, warum mich dieses tragische Unglück jetzt so zu Boden reißt, zumal sie „nur“ eine weitläufige Bekannte war.
Während meines Studiums - und auch danach - habe ich über zehn Jahre lang auf einem Schiff im Service gearbeitet. Klar, dass es dann nicht ausblieb, dass man die Menschen, die einen festen Job inne hatten (die Servicekräfte fluktuierten zum größten Teil saisonal), zunehmend näher kennenlernt. Sei es der Kapitän, die Matrosen oder auch der Boardchef. Sandra war die Tochter des Boardchefs, die ich über Jahre habe aufwachsen sehen. Er selbst war geschieden, doch Sandra kam jede Sommerferien für sechs Wochen auf das Schiff, um ihren Vater zu besuchen - insofern blieb auch hier ein vertrauteres Kennenlernen nicht aus. Gleichwohl wir 250 Kilometer auseinanderwohnen, brach der Kontakt auch nach meinem Weggang nie ab. Wir hielten relativ lose Verbindung via SMS. Vergangenes Jahr besuchte mich Sandra mit Ina, ihrer 16-Jährigen Cousine, die ihre sechs Wochen Sommerferien meistens ebenfalls auf dem Schiff verbrachte. Soviel mal als Hintergrundinfo ...
Gestern Abend erreichte mich dann eine SMS von einem Matrosen, zu dem ich den Kontakt bis heute pflege: „Hast Du das von Sandra schon gehört?“
Als ich die Zeilen las, überkam mich die Angst. Es wird doch nichts Schlimmes passiert sein, dachte ich mir, was ich sinngemäß auch in die antwortende Kurzmitteilung schrieb. Vielleicht ist sie ja schwanger? Was soll einer 15-Jährigen auch schon passieren, versuchte ich mich selbst mental zu beruhigen. Dann klingelte mein Telefon, im Display erkannte ich den Namen des Matrosen. Ich fürchtete mich, ... er sagte das, was ich nicht hören wollte, ... es sei eben doch etwas Schlimmes passiert. Ich getraute mich aber nicht auszusprechen, was ich nach dieser Aussage von ihm dachte. Seine Stimme war leise, er sprach langsam und bedächtig, erzählte selbst ziemlich mitgenommen von dem Unfall, von dem ihm Ina berichtet hatte.
Ich fragte nach ihrem Vater, dem Boardchef, der nach einem Suizidversuch Ende letzten Jahres gerade erst aus der Psychiatrie entlassen wurde. Und das mit der Auflage, näher zu seiner Familie (Tochter) zu ziehen, was er kürzlich umgesetzt hatte. Und jetzt das! Wie soll er diesen Schlag verkraften? Heute hätte er eigentlich operiert werden sollen – man wollte ihm an seinem gebeuteltem Herzen einen Bypass legen.
Kein Wort dieser Welt kann ihn trösten, keine Umarmung den Schmerz lindern. Er ist herausgerissen aus der Bahn, die sich Leben nennt. Ich fühle mich so ohnmächtig. Was kann ich nur tun? Ich möchte ihm einen Brief schreiben, den er dann lesen kann, wenn er meint, dass er die Kraft dazu hat. Aber was sollte ich schreiben? Wie sehr es mir leid tut? Von meiner Betroffenheit? Wäre nicht alles im Vergleich zu seinem Empfinden schändlich?
Der Gedanke an Sandras Tod hat mich in den unruhigen Schlaf der Nacht begleitet und war der erste, den ich heute Morgen hegte. Das Entsetzen ob dieser Tragödie benebelt meine Sinne.
Übrigens: Der Termin von vergangenem Donnerstag wurde auf heute 12 Uhr verschoben, wobei ich vermute, dass er diesmal wirklich stattfinden wird, gerade auch deshalb, weil ich mich so unvorbereitet und „daneben“ fühle
Gestern Abend habe ich erfahren, dass ein 15-Jährige Bekannte in der Nacht zuvor nach einem Unfall im Krankenhaus verstarb. Was war geschehen? Sie fuhr mit ihrem Fahrrad die Straße entlang, die Tasche, die sich auf dem Gepäckträger befand, verhedderte sich in den Speichen, sie stürzte und ein Auto überrollte sie.
Ich weiß auch nicht, warum mich dieses tragische Unglück jetzt so zu Boden reißt, zumal sie „nur“ eine weitläufige Bekannte war.
Während meines Studiums - und auch danach - habe ich über zehn Jahre lang auf einem Schiff im Service gearbeitet. Klar, dass es dann nicht ausblieb, dass man die Menschen, die einen festen Job inne hatten (die Servicekräfte fluktuierten zum größten Teil saisonal), zunehmend näher kennenlernt. Sei es der Kapitän, die Matrosen oder auch der Boardchef. Sandra war die Tochter des Boardchefs, die ich über Jahre habe aufwachsen sehen. Er selbst war geschieden, doch Sandra kam jede Sommerferien für sechs Wochen auf das Schiff, um ihren Vater zu besuchen - insofern blieb auch hier ein vertrauteres Kennenlernen nicht aus. Gleichwohl wir 250 Kilometer auseinanderwohnen, brach der Kontakt auch nach meinem Weggang nie ab. Wir hielten relativ lose Verbindung via SMS. Vergangenes Jahr besuchte mich Sandra mit Ina, ihrer 16-Jährigen Cousine, die ihre sechs Wochen Sommerferien meistens ebenfalls auf dem Schiff verbrachte. Soviel mal als Hintergrundinfo ...
Gestern Abend erreichte mich dann eine SMS von einem Matrosen, zu dem ich den Kontakt bis heute pflege: „Hast Du das von Sandra schon gehört?“
Als ich die Zeilen las, überkam mich die Angst. Es wird doch nichts Schlimmes passiert sein, dachte ich mir, was ich sinngemäß auch in die antwortende Kurzmitteilung schrieb. Vielleicht ist sie ja schwanger? Was soll einer 15-Jährigen auch schon passieren, versuchte ich mich selbst mental zu beruhigen. Dann klingelte mein Telefon, im Display erkannte ich den Namen des Matrosen. Ich fürchtete mich, ... er sagte das, was ich nicht hören wollte, ... es sei eben doch etwas Schlimmes passiert. Ich getraute mich aber nicht auszusprechen, was ich nach dieser Aussage von ihm dachte. Seine Stimme war leise, er sprach langsam und bedächtig, erzählte selbst ziemlich mitgenommen von dem Unfall, von dem ihm Ina berichtet hatte.
Ich fragte nach ihrem Vater, dem Boardchef, der nach einem Suizidversuch Ende letzten Jahres gerade erst aus der Psychiatrie entlassen wurde. Und das mit der Auflage, näher zu seiner Familie (Tochter) zu ziehen, was er kürzlich umgesetzt hatte. Und jetzt das! Wie soll er diesen Schlag verkraften? Heute hätte er eigentlich operiert werden sollen – man wollte ihm an seinem gebeuteltem Herzen einen Bypass legen.
Kein Wort dieser Welt kann ihn trösten, keine Umarmung den Schmerz lindern. Er ist herausgerissen aus der Bahn, die sich Leben nennt. Ich fühle mich so ohnmächtig. Was kann ich nur tun? Ich möchte ihm einen Brief schreiben, den er dann lesen kann, wenn er meint, dass er die Kraft dazu hat. Aber was sollte ich schreiben? Wie sehr es mir leid tut? Von meiner Betroffenheit? Wäre nicht alles im Vergleich zu seinem Empfinden schändlich?
Der Gedanke an Sandras Tod hat mich in den unruhigen Schlaf der Nacht begleitet und war der erste, den ich heute Morgen hegte. Das Entsetzen ob dieser Tragödie benebelt meine Sinne.
Übrigens: Der Termin von vergangenem Donnerstag wurde auf heute 12 Uhr verschoben, wobei ich vermute, dass er diesmal wirklich stattfinden wird, gerade auch deshalb, weil ich mich so unvorbereitet und „daneben“ fühle
pattyv - am Montag, 13. März 2006, 08:25 - Rubrik: Kaum zu glauben