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Am Montag habe ich sie – halb bangend, halb voller Vorfreude - schließlich eingetütet und in den großen gelben Kasten geworfen, um die Gunst des Zufalls nicht sich selbst zu überlassen. Vermutlich klingt es völlig irre, doch schon seit gestern warte ich auf ein Feedback, sei es telefonisch oder per E-Mail. Als ob die Verantwortlichen einzig und alleine auf meine Bewerbung warten würden und nichts anderes zu tun haben, als mich nach dem Durchforsten meines ausgefüllten Fragebogens zu kontaktieren.

Und doch: ich erwische mich genau bei diesem Gedanken. Bewerbung Montag abgeschickt, vermutlich Dienstag angekommen und gegebenenfalls sogar schon gelesen, womit man mir gestern auch tatsächlich schon Bescheid hätte sagen können, wenn man denn interessiert wäre. Um mir selbst Mut zuzusprechen und nicht gleich in Schornsteinfegerfarben zu denken, habe ich mich gezwungen, an die Option zu glauben, dass sie das Postfach, an das ich mein Begehr sandte, vielleicht nicht täglich leeren und meine Bewerbung deshalb möglicherweise auch noch nicht auf dem entsprechenden Schreibtisch gelandet ist. Nun, inzwischen hat auch der Mittwoch sein Ende genommen, wodurch mein Hoffen allmählich schwindet. Aber noch schaffe ich es, mich einigermaßen emotional über Wasser zu halten. Mal schauen, wie lange ich noch schwimmen kann, bevor ich (psychisch) untergehe.

Im Moment sitze ich an einer Bewerbung der ganz anderen Art: einem kleinen 15 Seiten Paket, das mir viel Zeit abverlangt. Fragen über Fragen. Eckdaten. Persönliches. Berufliches. Finanzielles. Gesundheitliches. Intimes. Rechtliches. Fragen zur Selbsteinschätzung. Fragen zur Motivation. Fragen zur Familie und Freunden. Fragen, die ich mit einem Zögern und Angst, aber doch auch einem gewissen Stückchen Hoffnung beantworte, wobei ich noch nicht mal sagen kann, ob ich nicht einen Rückzieher machen würde, wenn ich eine der Auserwählten zu einem irrsinnigen Projekt sein sollte. Es ist absurd daran zu glauben, aber nicht grundsätzlich abwegig, wenngleich ich auch hier keine Chance habe.

Eigentlich ist es Wahnsinn, aber wenn es das ist, passt es irgendwie zu mir. Dann bin ich mal kurz lang weg, tauche ab in dem, was ich hier so häufig vermisse. Dort könnten Sehnsüchte wahr werden.

Dass ich das tatsächlich mal mache, hätte ich auch nie gedacht.

Technisch betrachtet ist das Auffinden von materiell Greifbarem eigentlich ganz einfach: Adresse oder Ort eingeben und schon spuckt Googles allseits bekannter Geocoder die Koordinaten aus. Wenn ich mich hingegen selbst zu orten versuche, findet das Referenzsystem jedoch nichts Erkennbares, gerade so, als sei ich ein Staubkorn in der Wüste, das auf keinen Verzeichnis der Welt Beachtung findet. Gefühlt befinde ich mich insofern im kargen Niemandsland, das niemals kartiert wurde, fast so als stünde ich wie ein Scheintoter zwischen Leben und Tod.

Mein Verstand sagt mir natürlich, dass ich real existierend bin, und doch switche ich letztlich nur zwischen dem Schatten der gerade noch erträglichen Wirklichkeit und der mir zurechtgezimmerten Fiktion, die ich mit Freunden aus dem TV lebhaft ausschmücke. So bin ich zumindest nicht mehr alleine.

Nachdem es in den heimatlichen Gefilden, um es mal salopp zu formulieren, nicht mehr so rund läuft, habe ich kurz vor Weihnachten zwei Bewerbungen auf Reisen gesandt: eine nach Berlin, eine andere nach Hamburg. Obwohl mir die Arbeitsstelle in Berlin im Haus der kleinen Forscher vom Aufgabenprofil wesentlich besser gefallen hätte, war ich mich sicher, dass ich auf diese Bewerbung hin eine Absage bekomme, da es sich hierbei um eine Leitungsposition handelt und ich hierin keinerlei Erfahrung habe. Trotzdem wollte ich die Möglichkeit auf diese spannende Tätigkeit nicht ungenutzt an mir vorüberstreichen lassen. Von Berlin habe ich bisher aber keine Nachricht erhalten, außer dass meine Unterlagen eingegangen sind. Ungeachtet dessen sind meine diesbezüglichen Chancen aber wirklich null und nichtig, den beiden abgeschlossenen Studiengängen und dem Volontariat zum Trotz. Es scheint als mache nichts mehr Sinn, wofür ich die Jahre zuvor Zeit und Energie aufgebracht habe. Ich habe etwas, was noch nicht mal das Papier wert zu sein scheint, auf dem es steht. Abschlüsse und Qualifikationen, die durch den Schredder der Zeit gänzlich wertlos geworden sind.

Vielleicht bin ich größenwahnsinnig, das mag sein, das mag ich mir auch nicht absprechen, aber irgendwie hatte ich tatsächlich geglaubt, dass mich zumindest die Stiftung in Hamburg zu einem Vorstellungsgespräch einladen würde. „Wenigstens das!“, dachte ich. Wie sich gestern herausstellte – die Absage kam wie üblich in einem großen Umschlag mit der Post – habe ich mich völlig selbst überschätzt. Wie maßlos von mir. Ich kann gar nicht mit Worten beschreiben, wie sehr das an meinem Selbstbewusstsein nagt. Ich bin es nicht wert, eingeladen zu werden! Bin stattdessen einfach nur eine zu Papier gebrachte Anhäufung von Informationen, die die Hürde nicht genommen haben. Unterm Strich bleibt für mich insofern die Info: Ich bin ein Nichts! Und genauso fühle ich mich jetzt auch.

Obwohl das neue Jahr dem Kalender bisher lediglich einige wenige Tage abverlangt hat, fühle ich mich in ihm bereits völlig verbraucht, was angesichts der Tatsache, dass ich rückblickend fast vier Wochen Urlaub hatte, kaum zu glauben ist. Momentan fehlt mir der Antrieb für die gängigsten Handgriffe. Und auch Konversation, egal auf welcher Ebene – virtuell oder real –, erscheint mir wie die Teilnahme an einem Marathon, für den mir sowohl die Kondition als auch die (mentale) Kraft fehlt. Ja, selbst das Denken schwächt. Am liebsten würde ich einfach wegfahren, um mich um nichts mehr kümmern zu müssen und alles Belastende hier zu lassen. Irgendwohin, wo es warm ist, wo es aber keine Nachrichten, keine Computer und auch sonstige technischen Spielereien zum Anschluss in die virtuelle Welt gibt. Einfach nur dorthin, wo man sich erholen kann und einen nicht die Realität einholt, sondern nur das zu erkunden wollenden Hier und Jetzt vor Ort zählt.

Nur noch wenige Tage und mein letzter bezahlter Urlaub neigt sich dem Ende entgegen. Künftig heißt die Devise nämlich leider nur noch: bezahlt wird ausnahmslos die Arbeitszeit. Insofern wünschte ich, dass ich einen Sekundenkleber für die Zeit hätte, um diese derzeit gänzlich verpflichtungsfreie Phase nicht enden zu lassen.

Langweilig würde es mir gewiss nicht werden, dafür weiß ich mich einfach zu gut zu beschäftigen oder die Stille zu genießen. Schade, dass Aladin nicht vorübergehend seine Wunderlampe verleiht, um auch anderen Glückssuchern die Möglichkeit zu offerieren, Sehnsüchte wahr werden zu lassen. Bleibt wohl doch nur diese Mini-Chance namens Lotto auf ein Leben in Selbstbestimmtheit.

Aber wer nicht wagt, …

Ich selbst habe ja leider den absolut braunen Daumen - bisher sind mir alle Pflanzen eingegangen, weil ich sie IMMER zu viel bewässert habe. Andere hingegen vergessen das Gießen, weswegen deren Pflanzen vertrocknen. Für all jene, die sich mit der Pflege von Pflanzen schwer tun, gibt's nun aber eine Lösung, wenn auch erst nur sehr kärglich, aber auch jeder Mammutbaum entspringt anfänglich zunächst einem kleinen Samen.

Wovon ich rede?

Von der weltweit ersten "Baby-Klappe" für ungeliebte Pflanzen, die in Deutschland bisher mehr als 170 Bäumchen und Blumen vor einem Ende in der Mülltonne gerettet hat. Wie ich im Nachrichtenticker erfuhr, zog die Mit-Initiatorin Haike Rausch zum diesjährigen Saison-Ende des Kunstprojekts "botanoadopt" eine Erfolgsbilanz. Es gebe einen deutlichen Bedarf an Pflanzenklappen, sagte sie der Deutschen Presse Agentur in Münster. 80 der Findlinge seien bereits adoptiert worden. Die Aktion hatte im Februar im Künstlerdorf Schöppingen begonnen. Inzwischen steht die Klappe in Frankfurt/Main.

 

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