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Volokurs in Hagen

Noch sieben Mal schlafen ...

So allmählich füllt tagsüber immer mehr lernender Inhalt die dahin eilende Zeit, so dass jene zu hellen Begebenheiten doch recht zügig verstreicht, während abends doch das vermissende Gefühl des Vertrauten, des Zuhauses, aufkeimt.

Da wir auch am Samstag von morgens bis abends im straffen Plan des von sechs auf vier Wochen gekürzten Kurses, der aber doch alle Details, wenn auch komprimiert, des ursprünglichen Zeitbudgets enthalten soll, eingebunden sind, entweicht allmählich meine - im Vakuum meiner eigenen Angst gefangenen - Sorge ob des Aushaltenkönnens dieser mich neu umgebenden Umstände.

Das restliche Wochenende werde ich mit dem Pan bei seinen Eltern in Münster (ca. eine Stunde Autofahrt von hier entfernt) verbringen, wobei mich mittlerweile genau dieses Aufeinandertreffen, aber auch das Schlafen bei selbigen, beunruhigt. Die Gründe dafür liegen weniger im Persönlichen als vielmehr am Umstand meines sozialen Unvermögens, was bei der Konversation beginnt und sich bis zum "Nicht-auf-die-Toilette-gehen-können-bei-Fremden", selbst bei meiner Oma, durchzieht, was mir das Gefühl der Unfreiheit aufdrängt, obwohl ich jene sehr wahrscheinlich auch wieder selbst kreiere.

Was ich im Moment in Hagen über alle Maßen genieße, ist die Tatsache, dass ich mich morgens, wenn ich zur "Arbeit" (Seminar) gehe, nicht der Kälte aussetzen muss, da sich die Schlaf- und Arbeitsstätte unter einem Dach befinden, was ich in Anbetracht dieser für mich furchtbaren Temperaturen einfach nur als grandios erachte.

Und doch freue ich mich auf die Heimreise.

Noch acht Mal schlafen.

Tagsüber, wenn wir in den Kursen beschäftigt sind, verstreicht die Zeit doch recht zügig, abends weiß ich kaum etwas mit mir anzufangen, was sich sehr wahrscheinlich merkwürdig anhören mag, zumal dann, wenn ich erläutere, dass ich auch hier – wie zuhause – vornehmlich Zeit vor dem PC verbringe.

Und doch ist es gänzlich anders: Hier fällt mein „Sonderling-Status“ viel mehr auf, gerade auch weil ich mich nicht an den abendlichen Treffen im Aufenthaltsraum vor dem Fernseher mit Bierflasche beteilige, was nicht nur darin begründet liegt, dass ich keinen Alkohol konsumiere, sondern mich auch vor der Konversation mit den anderen scheue, weil ich befürchte, genau darin zu versagen oder mit meinem allgemeinen Nichtwissen aufzufallen.

Ich manövriere mich also selbst ins Abseits, dabei wäre es andererseits aber auch wichtig, sich mit den Anderen auszutauschen, weil dabei auch Fachliches erörtert wird, das so ungehört an mir vorübergeht, was ich selbst ein wenig (eigentlich mehr als nur wenig) betrüblich finde.

Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen oder betrübt sein soll, dass man mich hinsichtlich der abendlichen Verabredungen für die zwei Aufenthaltsräumen erst gar nicht anspricht. Einerseits bin ich erleichtert, weil ich nicht in die peinliche Lage komme, mir eine Ausrede überlegen zu müssen, andererseits ein bisschen bekümmert, weil ich – bereits nach dem dritten Tag – schon dermaßen in der bizarren Isolationsecke zu stehen scheine, dass es scheinbar niemand mehr für nötig erachtet, mich Eigenbrötler für ein Miteinander zu begeistern.

Mehr Eigeninitiative?

Der Begriff schreibt sich wesentlich einfacher, als dass er sich real umsetzen lässt.

So, der erste Tag Schreibtraining liegt hinter uns. Ganz so furchtbar wie ich ihn mir ausmalte, ist er dann doch nicht geworden. Nachdem wir heute Morgen noch etwas über Lesererwartung und Leserforschung hörten, durften wir am Vormittag eine mehrspaltige Nachricht zu einer Meldung umschreiben, die wir im Anschluss nach vorgegebenen Kriterien in 15 verschiedenen Varianten diskutiert und darauffolgend gemeinsam die ideale Meldung kreiert haben. Danach sahen wir einen 4-minütigen Fernsehbeitrag, den wir – zum Glück in Gruppenarbeit (alleine hätte ich mich in diesem Belang wirklich überfordert gefühlt) – zu einer Meldung mit maximal fünf Sätzen zusammenfassen sollten, wobei die Umsetzung dieses Vorhabens auch schon das Ende der heutigen Veranstaltung einläutete.

Besprochen wird die Ausbeute unseres in Dreiergruppen erarbeiteten geistigen Ertrags erst morgen früh, doch jetzt geht es erst mal zum Abendessen ...

Noch zehnmal schlafen!

Wie sehr wünschte ich, "nur noch einmal schlafen" schreiben zu dürfen.

Die Fülle des Hauses hält sich - entgegen meiner Erwartung - in einer schmalen Besetzung. Außer unserem Seminar mit 15 Personen findet nur noch ein weiteres, mit vielleicht acht Teilnehmern, die sich in der Gesamtanzahl in den vom Haus zur Verfügung stehenden öffentlichen Räumlichkeiten doch recht vorteilhaft verteilen, statt.

Von denen, die an unserem Pilot-Seminar teilnehmem, bin ich mit Abstand diejenige, die am südlichsten angereist ist, was mir vornehmlich am Sprachgebrauch, den jeder für sich als Hochdeutsch interpretiert - ich den meinigen zu nahezu 100% übrigens auch - auffällt.

Meine Sorge, heute möglicherweise nicht mehr online gehen zu können, wurde mir durch das Prinzip der Offenen Türen, auf welches der Dozent heute Morgen gleich zu sprechen kam, weitesgehend genommen. Hatte ich nach dieser Aussage einzig nur noch davor Furcht, dass ggf. nicht genügend Plätze für all diejenigen, die Interesse am Surfen hatten, vorhanden sein. Zu meinem Glück hatte ich mich in diesem Glauben aber getäuscht.


Die kommenden beiden Tage steht Schreibtraining auf dem Plan. Etwas, das mich schon den ganzen Abend (und mit voranschreitender Dauer immer mehr) sehr nervös macht.

Ich fühle mich so unerfahren, kann unter Zeitdruck - und schon gar nicht im Beisammensein anderer, denen die Worte wahrscheinlich nur so entfließen werden, während mein Blatt Papier auch nach einer viel zu langen Sinnierphase noch immer der Unberührtheit frisch gefallenem Schnee gleichen wird - auch nicht arbeiten, dabei fordert der Gedanke daran, dass das Seminar ausgewertet wird und diese Beurteilung an die Verlage gesandt wird, das MUSS ein, was mich nur noch mehr unter Druck setzt.

Wenn ich mich nur nicht immer selbst so hineinsteigern würde in diese Annahmen meiner (abstrusen?) Gedanken!

Da sitz ich nun, ich armer Tor und bin allein gelassen wie nie zuvor.

Während der Pan sich noch mitten auf dem Weg von Hagen nach Hamburg befindet, habe ich hier - im Nirvana Hagens - inzwischen einen leerstehenden Computerraum entdeckt, den ich aufgrund der fehlenden verantwortlichen Personen (außer mir sind zum morgigen Seminar heute nur noch zwei Berlinerinnen angereist, ansonsten ist das Haus unbesetzt) gleich zu nutzen wagte. Den von Jo ausgeliehenen Laptop konnte ich bis dato - ich denke der mangelnden Freischaltung wegen - auch noch nicht internetär anschließen, obwohl eingehende Anrufe auf dem Telefon schon möglich sind.

Ich fürchte mich ein wenig vor morgen, vor den vielen neuen Menschen, vor der Geräuschkulisse, die die selben auslösen. Direkt neben diesem Zimmer ist ein Aufenthaltsraum, den man durch die verglaste Front sehen kann. Ich denke, dass es hier morgen weitaus lebhafter zugehen, der Raum am Abend entweder mit anderen Interessenten besetzt oder ggf. auch abgeschlossen sein wird, während ich jetzt die mich umgebende Stille, die in keinem Widerspruch zum oben erwähnten Alleingelassensein steht, genieße.

Zum Glück habe ich Björn, meinen kleinen Bären, der mich schon in manchen auf mich allein gestellten Situationen begleitete, als Unterstützung mitgenommen.

Noch elfmal schlafen, dann darf ich wieder nach Hause, darf wieder Alltag, den ich derzeit vermisse, leben, obwohl ich das Gefühl habe, das ich jenen dann erst wieder erlernen muss, auch wenn er sich irgendwo im langfristigen Erinnerungsvermögen existent sukzessive abrufbar versteckt hat.

Unter solchen Umständen habe ich die heimatlichen Räumlichkeiten noch nie verlassen. Klar, ich war schon im Urlaub, das aber nie alleine und stets aus eigenem Wollen heraus. Auch der 5-monatige 400 km entfernte stationäre Aufenthalt resultierte aus eigenem Bestreben heraus, während mir dieser Ausbildungskurs, auch wenn er fortbildender Teil des Volontariats ist und mich sicher wissensbezogen weiterbringen wird, "aufgezwungen" wird.

Mag sein, dass ich nach dem Kurs froh bin, hier gewesen zu sein, momentan verursacht er mit seinem jungen und nahezu unberührten Status aber noch beeindruckend lastende Gedanken.

Mal sehen, wie es weitergeht.

Für den Notfall habe ich mir Schlaftabletten mitgenommen, die ich dann einzunehmen gedenke, wenn die Angst (abends nach den Veranstaltungen) Oberhand gewinnt.

 

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