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"Ich will verbrannt werden, ohne Todesanzeige und an der Seite meiner Mutter beerdigt werden. Das habe ich auch schon beim Bestattungsinstitut geäußert“, sagte gestern Abend mein Onkel zu mir, der seit dem Tod seiner Mutter (meiner Oma) am 17. August nach wie vor noch immer völlig neben sich steht, seitdem auch keinen Lebenswillen mehr aufweist, das Leben hasst, wie er meint.

„Wenn das nicht in Erfüllung geht, bringe ich Dich um“, ergänzte er unter Tränen, die unser ganzes knapp einstündiges Telefonat fortwährend begleiteten.

Das Telefonat war von Sätzen folgender Natur geprägt, die er immer und immer wiederholte:
  • "Ich weiß, meine Mutter holt mich, ich glaube sie ist stark genug, sie will das auch, sie wollte immer, dass die Familie zusammen ist."
  • "sie hat mir schon so viele Zeichen gegeben"
  • „Ich will da hin, wo meine Mutter ist“
  • „Glaub mir, ich bin glücklich, wenn ich zu meiner Mutter kann, erst dann wird es mir wieder gut gehen."
  • „Wenn ich einmal nicht mehr da bin, sei Dir sicher, dass ich glücklich bin, da wo ich bin“
  • „Ich bin krank, ... es wird zwar noch ein wenig dauern, aber dann ist o.k.; sie holt mich, das ist das Schönste, was es gibt.
  • „Ich will es nicht mehr, den ganzen Scheißdreck von Leben, das ist null, nichts, für mich der letzte Scheißdreck“
  • „Ich brauch das Leben nicht, ich will das nicht“
  • „ich könnte genauso gut aufstehen und jetzt aus dem Fenster springen, dann wäre ich genau da, wo ich hin will, aber das gäbe Probleme“ (weiß nicht, was er damit gemeint hat)
  • „Es ist mir alles egal“
  • „Ich will da (zu meiner Mutter) hin“
  • „Mein Wunschtraum ist es zu sterben, das habe ich wirklich, habe ich echt, den lasse ich mir auch nicht nehmen“
  • „Hatte letzten meinen schönsten Traum: jetzt wachst Du nicht mehr auf ... und dann: Scheiße, scheiße, scheiße, ... ne, ... dann muss ich wieder aufwachen“
  • „Das Schönste in meinem Leben ist, bei meiner Mutter zu sein, ... in 5 Minuten, in 4 Minuten, am besten sofort, ... keiner kann mir helfen“
  • „Ich hasse alles!“
Seit dem Tod meiner Oma, seiner Mutter, hat er sich komplett zurückgezogen, isoliert sich von den wenigen Freunden, die er hat, gänzlich. Das einzige, womit er sich überhaupt noch beschäftigt, ist die Grabpflege, die er jedoch nur am Wochenende ausüben kann – das dann aber zwei Stunden täglich, erzählte er mir.

Als ich meinen Opa besuchte – hier schläft mein Onkel am Wochenende – sah ich im Wohnzimmer ein Arsenal an diesen roten Grablichtern, mit denen er ihre Ruhestätte ununterbrochen versorgt. Auch in einem weiteren Zimmer gab es zahllose dieser Kerzen. Für ihn ist das jetzt noch die einzige Verbindung, die er zu seiner Mutter hat.

Ehrlich gesagt wusste ich auch nicht, wie ich mich verhalten soll, zumal ich seit seiner Drohung, gerichtlich gegen mich vorzugehen, keinen Kontakt mehr zu ihm hatte.

Gestern habe ich meine Großeltern besucht. Selbst wenn ich jetzt daran denke, kommen mir wieder die Tränen. Es war das erste Mal seit der Beerdigung. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, zum Friedhof gehen zu müssen, wenn ich meine Oma „sehen“ will. Sie ist einfach unersetzbar. Wer ihre Güte jemals erfuhr, weiß, dass sie mit keinem Wort wiederzugeben ist. Wie ich später erfuhr, wobei ich mir das aber nach Ansicht des Grabes schon dachte, war mein Onkel am Vormittag bereits vor Ort, was daran zu erkennen war, das eine mit Liebe ersonnene, farblich auf den Herbst abgestimmte Komposition aus drei Pflanzen- und zwei Emotionsschalen (ein anderer Begriff fällt mir in diesem Zusammenhang nicht ein), in denen goldene Herzen lagen, die feine schwarze Erde des mit einem Rechen akkurat in Form gebrachte Grab, auf denen auch drei Lichter brannten, schmückte.

Getrennt habe ich meine Großeltern noch niemals besucht. Ehrlich gesagt hatte ich auch Angst davor, in die Wohnung zu gehen, in der alles an meine Oma erinnert. Der Sessel, auf dem sie immer saß, der das Zimmer mit Leben füllte, er war leer und ich wusste, dass sie nicht mehr wiederkommen wird. Sie war nicht einfach bloß unterwegs oder bei den Nachbarn oder vielleicht gerade mal auf der Toilette, nein, ich wusste, dass sie nicht mehr kommen wird. Nicht gestern. Nie mehr. Ich kann das Gefühl einfach nicht beschreiben. Meine Oma ist tot. Meine geliebte Oma ist einfach tot. Irgendjemand hat sie uns einfach genommen. Und mein armer Opa spricht immer noch von „wir“.

Ich habe ins Schlafzimmer gesehen. Alles sah so normal aus, aber die Bett-Seite meiner Oma wird nie mehr von ihr angewärmt werden. Und sie hat mir so oft erzählt, wie froh ist, dass mein Opa noch da ist, weil sie ihre kalten Füße immer an ihm wärmen konnte. Unglaublich, dass mich das so umgehauen hat. Ich konnte mich phasenweise einfach nicht mehr zusammenreißen. Es schmerzte einfach so sehr. Trotzdem habe ich versucht, die Tränen meinen Opa nicht spüren zu lassen, weil ich nicht wollte, dass er durch meine Reaktion zusätzlich runtergezogen wird. Ich will einfach nicht glauben, dass sie nicht mehr da ist. Kann sie denn nicht irgendjemand einfach wiederbringen? Bitte! Kann sie nicht doch einfach bloß unterwegs gewesen sein und mich jemand tröstend in den Arm nehmen, um mir zu sagen, dass das alles bloß ein böser Scherz war?

Am Busen der Liebe möchte ich mich laben, mich baden im Schoße der Hoffnung, der durch die unerfüllte Sehnsucht zu einem großen Wunsch erwuchs. Ach könnt mein Ritter mich bloß beschützen und seine hütende Hand wachend über mir weilen, während die Gunst seines Herzens sich um die Obhut des meinigen sorgt. Wo ist der Keim der Liebe, der dem Gewohnten mit der Urkraft allen Seins die huldigende Stirn bietet? Er scheint dem Trott gewichen ebenso wie der Wille und die Geduld, für seine Kostbarste zu kämpfen, was anfänglich doch so selbstverständlich war.

Sog, der unaufhaltsam nach unten zieht
Heute komme ich irgendwie nicht mehr raus aus diesem Strudel der Selbstzweifel. Lethargisch lasse ich mich hinabziehen in die Tiefe des Sogs, der mich mit meinen quälenden Gedanken immer weiter verschlingt, dabei hatte ich mich anfänglich so sehr über diesen freien Tag gefreut, der nun inhaltsleer an mir vorüberzog.

Nein, heute schaffe ich es nicht mehr mich aufzuraffen. Anfänglich wollte ich mich heute mit einem Freund zum Frühstück treffen, was sich aber aufgrund meiner Apathie im gähnenden Nichts verlor. Der zweite Anlauf, mich mittags mit weiteren Freunden zu treffen, scheiterte ebenfalls an meinem phlegmatischen Verhalten. Genauso wie das abendliche Vorhaben, ins Kino zu gehen, obwohl ich diesem Freund den Korb der absagenden Unhöflichkeit, noch nicht überreicht habe.

Hoffe auf ein Morgen, das besser als das Heute wird ...

Das ist die Temperatur, die man heute morgen bei mir gemessen hatte, als ich, nachdem eine morgendliche Übelkeit, die schon gestern Abend ihre ersten Anzeichen zu erkennen gab, mit einer nicht enden wollenden Brechattacke das Krankenhaus aufsuchte.

Nach einer Infusion, einer Sonografie und einer Blutabnahme durfte ich mit einem Brief für den Hausarzt, den ich gar nicht habe, wieder nach Hause, wo ich mich mit der aufgetragenen Empfehlung, mich zu schonen, für weitere Stunden ins Bett zurückzog, das ich erst jetzt wieder verlassen habe, um den Tag mit einem gänzlich anderen Rhythmus und fern jeglicher geplanter Vorhaben zu beginnen.

Mittlerweile fühle ich mich aber zum Glück wieder bestens, was mich eigentlich auch dazu motiviert, nachher doch noch ins Theater zu gehen, schließlich haben wir ja schon die Karten. Davon abgesehen hat mich gestern der erste Besuch eines Improvisationstheaterstücks dermaßen fasziniert, dass ich es betrüblich fände, wenn ich das Gastspiel des heutigen Abend nicht wahrnehmen könnte.

Eine halbe Stunde Zeit zum Überlegen bleibt mir noch ...

Einmal mehr etwas Kurioses von der Deutschen Presseagentur:

Ein 59-jähriger Arbeitsloser aus Kalkutta, zeigt seine bemalten Fingernägel, die er seit 1962 nicht mehr geschnitten hat. Zusammen haben seine fünf Fingernägel eine Länge von 317 Zentimetern.Schon bald könnte Wichtiges nicht nur unter den Nägeln brennen, sondern auch auf ihnen eingebrannt und so gespeichert werden. Ein japanischer Forscher hat den menschlichen Fingernagel als Datenspeicher entdeckt. Das berichtet das Magazin «Geo» in seiner Novemberausgabe. Mit einem speziellen Laser wurden kleinste Datenpunkte in das Biomaterial gebrannt. Die Vision des Forschers: Er will mit dieser Methode in mehreren Schichten bis zu 800 Kilobyte Daten speichern. Das würde einem kurzen Roman entsprechen.


Stellt sich mir nebenbei noch die Frage, wie viel Kilobyte Daten nebenstehender Mann aus Kalkutta auf seinen 317 Zentimeter langen Fingernägeln, die er seit 1962 nicht mehr geschnitten hat, speichern könnte? Eine ganze Brockhaus-Sammlung?

Ich las es heute Nacht bereits im Deutsche-Presse-Agentur-Nachrichtenticker, jetzt vernahm ich das Kümmernis auch im Radio:

Die Sorge vor einem Ausbruch der Vogelgrippe in Deutschland wächst weiter. In einem See nahe Neuwied in Rheinland- Pfalz wurden 25 tote Gänse und Enten entdeckt. Bei den Tieren handele es sich vermutlich um Zugvögel, teilte die Polizei mit. Ob sie an der Tierseuche verendeten, soll heute im Labor untersucht werden.

Ich bin gespannt, was die Untersuchung in den nächsten Stunden zu Tage fördern wird und ob ich nach Rückkehr meiner Arbeit in diesem Belang wieder aufatmen darf.

Inzwischen beraten ja auch Fachleute aus mehr als 30 Ländern in der kanadischen Hauptstadt Ottawa weiter über eine globale Strategie gegen die Vogelgrippe.

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Zwischenbericht der Berliner Nachrichtenagentur Reuters um 19:50 Uhr:

Bei den verendeten Wildvögeln im rheinland-pfälzischen Neuwied haben erste Tests keinen direkten Verdacht auf den gefährlichen Vogelgrippe-Erreger ergeben, genauere Ergebnisse sollten aber erst am späteren Abend vorgelegt werden. "Wir haben die Obduktionen durchgeführt und haben keine konkreten Anhaltspunkte dafür finden können, dass es sich um die Vogelgrippe handelt", sagte der Präsident des Landesuntersuchungsamtes in Koblenz.

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21 Uhr:

... und Spiegel Online verkündet: Gänse starben an Rattengift

Die Experten des Landesuntersuchungsamt in Koblenz gaben am Abend bei einer Pressekonferenz "vorsichtige Entwarnung". Ursache des Gänsesterbens in Rheinland-Pfalz sei offenbar eine Phosphid-Vergiftung. Der Präsident der Behörde, Stefan Bent, sagte, man habe in den Mägen von zwölf der 22 Vogelkadaver ein Nagergift festgestellt. Es handele es sich um ein Ratten- und Mäusegift.

Lese gerade online unsere Tageszeitung von morgen, in der ich folgenden Artikel fand:

München - Wegen Mordes an seinem elf Wochen alten Sohn ist ein 36-jähriger Vater am Montag vom Schwurgericht München II zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Seine mitangeklagte 24 Jahre alte Frau muss wegen Mordes durch Unterlassen für zwölf Jahre hinter Gitter. Sie war gegen die wochenlangen Misshandlungen nicht eingeschritten. Der Vorsitzende Richter sprach von "unsäglicher Grausamkeit". Das Gericht sah bei dem Mann eine besondere Schwere der Schuld. Damit kann er bei guter Führung nicht nach 15 Jahren vorzeitig entlassen werden.

Laut Urteil hat der Vater über viele Wochen das schreiende Kind durch Schläge und Tritte, heftiges Schütteln und Hochreißen an den Ärmchen gequält. Er schlug auch den Kopf des Babys gegen das Gitterbett und ließ es vom Wickeltisch fallen. Der Gerichtsmediziner zählte bei der Obduktion 38 Brüche an dem kleinen Körper, darunter Frakturen an Schädelbasis und Schädeldach. Er sagte, so etwas habe er noch nie gesehen. Die Eltern sind nach den Worten des Richters nicht zum Arzt gegangen, "um die Misshandlungen zu vertuschen und das Bild einer heilen Welt aufrecht zu erhalten, dafür wurde das Kind geopfert".


Ist das nicht unglaublich? Wie kann es nur solche grausamen Menschen geben, die einem unschuldigen und wehrlosem Wesen etwas derart Abscheuliches antun, was nicht heißen soll, dass ich dieses verachtenswerte Rohheit unter anderen Umständen als tragbar erachte?

Hätten sie das Kind nicht zumindest in ein Heim geben können? Mag sein, dass das heranwachsende Geschöpf auch dort mit mangelndem Urvertrauen aufgewachsen wäre, aber es hätte zumindest die Chance auf Leben gehabt.

 

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