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Manchmal steht mir das Leben auch gänzlich wohlwollend zur Seite. Beispielsweise heute, als ich im Briefkasten ein Schreiben der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte vorfand, in welchem mir zu meinem „gelungenen Werk“ gratuliert wurde. Man freut sich, mich im Kreise der Autoren begrüßen zu dürfen, heißt es da. Nachdem ich bereits zwei Mal in der Gunst des Glückes stand, ein Gedicht von mir in deren Anthologie zu veröffentlichen, wird auch meine diesjährige Einsendung in einem Lyrik-Sammelband publiziert, was aber nicht bedeutet, dass jeder Versuch automatisch von Erfolg gekrönt ist, denn einmal bin ich auch schon gescheitert, aber vielleicht habe ich das auch gebraucht, um erkennen zu können, dass es tatsächlich eine Auslese gibt.

Einmal mehr dem Tod von der Schippe gesprungen, das heißt vielmehr der Angst davor und dem sicheren Gefühl, dass er mich in der Nacht holen wird. Weshalb sich das Gefühl letztlich mit einer solchen Gewissheit in mir ausbreitet, dass ich wirklich davon ausgehe, den nächsten Tag nicht mehr zu erleben, kann ich gar nicht sagen.

Vielleicht liegt es daran, dass ich mit einer ebensolchen Bestimmtheit davon ausgegangen bin, dass ich gestern seit langem mal wieder eine dieser Riesenspinnen, die sich im Herbst zu uns gesellen, sehen werde, was tatsächlich auch so kam. Und wenn ich in diesem zufällig ersonnen Gedanken Recht haben sollte, wieso dann auch nicht in punkto Tod? Außerdem nährte sich meine Todesangst auch durch die Erinnerung an den plötzlichen Tod einer Mutter von einer Arbeitskollegin, die nur wenig älter war, als ich es heute bin, die über Nacht einfach so verstarb, obwohl sie kerngesund war.

Erkrankungen meinerseits, die auf ein baldiges Ableben schließen ließen, sind mir in dem Sinne zwar nicht bekannt, und doch hat sich heute Nacht dieses entsetzlich beklemmende Empfinden bleiern und siegessicher über mich gelegt. Es war wie sterben müssen, ohne Abschied nehmen zu können, denn wen sollte ich zu Nacht schlafender Stunde um 2 Uhr morgens anrufen, um von einem absurden Gedanken, der mich immer wieder mal heimsucht, zu erzählen? Zudem von einem Gedanken, der mich zum Glück schon oft getrügt hat. Wie sollte ich jemanden behelligen, ohne nachweislich Gründe für diese Vorstellung benennen zu können? Also blieb diese qualvolle Angst, die ich mir selbst nicht zu nehmen vermochte.

Alleine sterben. Das war’s also, dachte ich.

Doch das Leben scheint dem Tod noch einmal vom Gegenteil überzeugt zu haben. Wie sonst sollte ich erklären, dass ich heute Morgen einmal mehr ins Antlitz eines neuen Tages blicken durfte?

OlympiaparkDrei volle Tage habe ich nun gebraucht, um mich hier in Barcelona nicht nur angekommen zu fühlen, sondern mich vielmehr auch noch in die Stadt zu verlieben, trotz aller Widrigkeiten mit meiner Kamera, die sich heute noch zu dem gestrigen Malheur (eine Art Serienfehler, was die Hauptplatine betrifft, wie ich inzwischen herausgefunden habe) gesellten und meine Laune demgemäß eher sinken als haben steigen lassen. Und doch: die Stadt ist grandios. Sie kann ja auch nichts dafür, was meine Stimmungen betrifft, obwohl diese sich natürlich auf mein Erleben auswirken.

Letztlich haben wir uns heute zwar auch „nur“ wieder Sehenswürdigkeiten angesehen, aber - um mal ganz salopp einen von Dieter Bohlens Sprüchen zum Besten zu geben – „das Gesamtpaket stimmt“. Irgendwie passt alles zusammen, auch die Randbegegnungen, die wir vorher nicht einplanen konnten, so zum Beispiel die Straßenmusiker, die die kleinen, engen Gassen genau mit der Musik bespielen, die mit diesem Terrain konveniert. Und die Barcelonesen stimmen gesanglich mit ein. Ja, es scheint so zu sein, als ob die Bewohner der Stadt, denen das entspannte Genießen förmlich ins Gesicht geschrieben steht, für vieles offen sind, auch für überraschende Aktionen, mit denen sie sich ihren Tag versüßen.

Nationalpalast (Palau Nacional)Natürlich vermag ich nicht zu sagen, inwieweit das Innenleben das widerspiegelt, was es nach Außen hin ausstrahlt, aber alleine davon könnte sich manch anderer, auch ich selbst, eine Scheibe abschneiden. Warum Stress, wenn’s auch gelassener geht?

Doch nun zu unserem Tagesprogramm: Nachdem wir den Palau de la Música Catalana, den Weltkulturerbe-Konzertsaal, den man laut Reiseführer unbedingt gesehen haben sollte, abgestattet hatten, schlenderten wir gemütlich Richtung Strand, um von der Platja de Barceloneta nach geschlagenen 75 Minuten Wartezeit (!) mit der Seilbahn schließlich rüber zum Montjuic, dem Hausberg der Stadt, zu fahren.
An der Station angekommen, haben wir die große Aussichtsplattform, von der man eine beeindruckende und weitflächige Aussicht in fast alle Himmelsrichtungen hat, welche aber noch besser wird, wenn man sich auf den Rundtrip hoch zur Festung macht, genutzt, um ein paar Fotos und Filmszenen hoch über der Stadt einzufangen. Erfreulicherweise lässt sich dieser etwas beschwerliche Weg nach ganz oben zur Festung, in der sich heute ein eher unspektakuläres Militärmuseum befindet, aber mit einer weiteren Gondel (für viel zu teures Geld) vereinfachen.

Auf dem serpentinenmäßigen Rückweg in die Stadt reihen sich etliche hübsche Gärten und ein avantgardistisches Museum des Künstler Joan Miró aneinander, für die uns aber leider die Zeit fehlte, weil wir zum Olympiagelände mit dessen Anlagen aus dem Jahr 1992 wollten. Dieses erreichten wir erfreulicher Weise zu einem Zeitpunkt, als das Gelände gerade in einem strahlenden Gold von der untergehenden Sonne getaucht war, weswegen die dort entstandenen Fotos auch eine unglaubliche Wärme und Kraft ausstrahlen, wobei ich mir diese bisher nur auf dem kleinen Display der Kamera angesehen habe.

Wasserspiele auf der Plaça de EspanyaDer fortgeschrittenen Stunde wegen schritten wir weiter ins Tal hinab, vorbei an dem Nationalpalast, dem Palau Nacional, einem prächtigen Bau mit Türmchen und Kuppeln, der 1929 für die zweite Weltausstellung in Barcelona erbaut wurde und heute das Museum für katalanische Kunst beherbergt, schließlich wollten wir uns die Wasserspiele auf der Plaça de Espanya, die als spektakulär angepriesen worden waren, auf keinen Fall entgehen lassen. Tja, was soll ich sagen? Schon beim wunderschön beleuchteten Nationalpalast, der eine vortreffliche Sicht auf den weiter unten liegenden Brunnen bietet, säumten zahllose Menschen erwartungsvoll die Treppen, auf denen auch wir uns einen Platz suchten, um später immer weiter und näher an das sprühende und musikalisch untermalte Farbenspektakel zu schreiten. Eingebettet in das immer finsterer werdende Dunkel der Nacht wurde dieses Erlebnis für mich zu etwas ganz Besonderem, etwas, das ich in diesem Moment gerne und sofort mit all den Menschen geteilt hätte, die mir lieb sind, obwohl ich es selbst gar nicht so genießen konnte, da ich immer und immer wieder versucht habe, es mit meiner Kamera angemessen einzufangen, aber es war etwas Besonderes. Ein Ereignis in meinem Leben, von dem ich, wenn ich es nicht erlebt hätte, im Nachhinein auf jeden Fall sagen kann, etwas Wertvolles versäumt zu haben, so als würde am Ende ein wichtiges Puzzleteil von meinem Leben fehlen.

Gotteshaus und Großbaustelle: Sagrada FamiliaWährend es in den vergangenen Tagen in Deutschland Sternschnuppen regnete und damit viel Wunschpotenzial eröffnete, scheint unser derzeitiger Kurztrip in die spanische Metropole irgendwie unter keinem guten Stern zu stehen. Erst hatten wir zwei Tage Pech mit dem Wetter, das sich heute wesentlich gebessert hat, schon weist meine Kamera einen Fehlercode auf, der - wie ich eben in diversen Foren erfahren habe – auf alles mögliche hinweisen kann und selbst beim Einschicken in eine Fachwerkstatt nicht zwangsläufig Besserung bringt. Zwei, drei Bilder kann ich machen, dann muss ich die Kamera auschalten, den Akku entnehmen und wieder einsetzen, bevor ich nach den nächsten zwei bis drei Bildern den gleichen Aufwand habe. Ganz ehrlich: so macht Fotografieren kein Spaß! Und dabei trat der Fehler heute völlig willkürlich auf, ohne dass sich vorher etwas Nennenswertes ereignet hat.

Dabei haben wir heute lohnenswerte Sehenswürdigkeiten besucht, die es natürlich in aller Muse verdient hätten, auf Dauer als Erinnerung gebannt zu werden, was ich trotz des Malheurs zu realisieren versuchte.

Erste Anlaufstätte des Morgens hieß Sagrada Família, sprich Antoni Gaudis unvollendetes Lebenswerk. Man mag es kaum glauben, aber der Bau der großen römisch-katholischen Basilika, dem Wahrzeichen Barcelonas, wurde bereits 1882 begonnen. Die Fertigstellung soll 2030 sein. Grund für die lange Bauzeit ist unter anderem die eigentümliche Konstruktion, die die Arbeit so langsam voranschreiten lässt. Keine Frage: das, was wir in und an dem bizarren Bauwerk gesehen haben, lohnt einen Besuch, vor allen Dingen auch, wenn man sich viel Zeit für die Details nimmt, wobei mich die Massen der Besucher (lange Schlangen vor den Kassen!), von denen wir natürlich selbst ein Teil waren, gestört hat. Nur mal am Rande erwähnt: Im vollendeten Zustand soll die Sagrada Família insgesamt einmal 18 Türme besitzen, von denen bisher gerade mal acht vorhanden sind. Das Modell über die fertige Kirche ist aber der absolute Wahnsinn.

Erfreulich nach diesen vielen Jahrzehnten mühseliger Arbeit ist übrigens die Tatsache, dass Papst Benedikt XVI. dieses Jahr am 7. November den Altar der Basilika weihen wird.

Pavillon am Eingang im Parc GüellNachdem wir die Dauer-Großbaustelle verlassen hatten, machten wir uns zu einer weiteren Touristenattraktion, dem Parc Güell, auf, auf den ich mich der zuvor gesehenen Bilder wegen besonders gefreut habe. Am nördlichen Stadtrand auf einem Hügel gelegen, wollte Antoni Gaudi ursprünglich ein exklusives Wohnviertel für das wohlhabende Bürgertum anlegen, von denen letztlich – mangels Investoren - aber nur drei Häuser gebaut wurden.1926 machte die Stadt den Park dann schließlich der Öffentlichkeit zugänglich, den die Unesco – wie einen Teil der Sagrada Família – zum Weltkulturerbe erklärte. Hätte sich mir heute zufällig die liebe Fee an die Seite gesellt, hätte ich mir neben einer funktionierenden Kamera vor allen Dingen eines gewünscht: weniger Touristen auf diesem traumhaft-verspielten Areal mit seinen runden und geschwungenen Formen, das nicht nur die längste Bank der Welt beherbergt, die sich 150 Meter lang über den Hauptplatz schlängelt, sondern hoch oben zudem mit einem fantastischen Ausblick über die Stadt belohnt, von dem aus alle Landmarken der Stadt zu sehen sind. So hat auch hier, wo Menschen wie Ameisen schienen, vor allen Dingen auf der Doppeltreppe und bei den Eingangspavillons, das Geschiebe und Geschubse genervt. Der Park an sich ist zum Verlieben.

Am späten Nachmittag suchten wir schließlich noch das Gotische Viertel im Herzen Barcelonas auf, in dem diese Woche ein großes Fest mit Live-Musik zelebriert wird. Bedauerlicherweise neigte sich der Akku der Sonne zu dieser Zeit aber schon recht rasch seinem Ende zu und gewährte zunächst der blauen Stunde und kurz darauf der Nacht ihren Einzug, so dass wir zwar sehenden Auges die Schönheiten dieses Viertels genossen, sie aber nicht mehr so einfangen konnten, dass ein Foto einen annährenden Eindruck davon vermitteln könnte. Bietet Einblicke in eine andere architektonische Welt: Casa Batllo - hier bei Nacht.Wer aber jemals in Florenz war, wird sich an die viele kleinen Gassen mit ihren liebenswerten Finessen und die mittelalterlichen Bauten erinnern, die es auch hier gibt und einen zeitweise sogar wie in einer andere Epoche versetzt fühlen lassen. Unaufdringliche - anders als in den Ramblas – Straßenkünstler untermalten diese Szenerien auf angenehme Weise.

Tja, und als sich die Nacht dann gänzlich über Barcelona gelegt hat, sind wir noch einmal kurz zum Casa Batllo, einmal mehr einem Bauwerk von Antoni Gaudi, in welchem er seine Kreativität von Formen und Farben aus der Unterwasserwelt hat inspirieren lassen. „Noch einmal“ deshalb, weil wir es schon gestern kurz von außen betrachtet haben, des teuren Eintrittspreises und der langen Schlange wegen aber nicht von innen, wobei wir das ggf. noch nachholen. Für morgen steht auf jeden Fall eine Fahrt auf den Montjuïc, den Hausberg der Stadt, den man mit einer Seilbahn erreicht, auf dem Programm, und zudem auch noch der Besuch des Olympiageländes von 1992.

Nach anfänglichen Jubelrufen meinerseits und ein paar vorsichtigen Freudensprüngen auf dem Bett, als ich den blauen Himmel heute Morgen sah, besann sich das Wetter aber wieder ganz schnell eines Schlechteren, um uns bei gänzlich bedecktem Himmel – der Luftfeuchtigkeit wegen – gefühlt eher thailändische Bedingungen aufzutischen. Demgemäß wurde der erste Tag Stadtbesichtigung heute auch zu einer echten Herausforderung für unseren Kreislauf, den wir mehr oder minder bravourös und mit kleinen schwächelnden Etappen gut überstanden haben.

Nachdem wir diesmal vergessen haben, in unserem Hotel das Frühstück mitzubuchen, haben wir uns heute Morgen kurzerhand selbst auf dem Weg nach einem Cafe gemacht und strandeten schließlich völlig zufällig bei „Francesco“, einem, wie Pan meinte, gänzlich spanisch sprechendem Lokal, in welchem wir uns – trotz einer missverstandenen Fehlbestellung – köstlich stärkten.

Bevölkern die historischen Ramblas: Maler.Diese Stärke war meines Erachtens aber auch von Nöten, um sich durch die Ramblas, laut Reiseführer dem „pulsierenden Herzen der katalanischen Metropole“ zu quälen. Verdrießlich war an dem Flanieren über die 1,3 Kilometer langen Straße, die sich in mehrere Abschnitte gliedert, vor allen aber Dingen die Fülle an Menschen – etwas, was ich so gar nicht mag. Letztlich, so ausgeprägt ist es mir auch noch nie anderswo aufgefallen, scheint es hier nur darum zu gehen, den Touristen zu bespaßen oder ihm das Geld aus der Tasche zu ziehen, sei es als Hütchenspieler, sei es als lebende Statue, sei es Karikaturist, Blumenverkäufer oder was auch immer. Und genau hier ist auch die Gefahr vor Taschendieben sehr groß. Witzigerweise haben wir heute sogar mitbekommen, wie ein Kleinkrimineller auf dem Placa Reial vor der Polizei Reißaus nahm und diese ihn zu viert verfolgte. Apropos Polizei: eins ist mir heute besonders aufgefallen – in Barcelona trumpft die Polizei mit Omnipräsenz, wobei in diesem Zusammenhang die Frage nach dem Warum bleibt.

Gibt’s so viele Polizisten, weil es so viele Kriminelle gibt? Oder soll mit deren Präsenz lediglich das subjektive Sicherheitsgefühl erhöht werden? Vermutlich vermengt sich beides ein wenig.

Ein wahres Feuerwerk an Gerüchen bot dann aber schließlich der farbenprächtige Mercat de la Boqueria, der sich direkt an der Rambla befindet. Beim größten Markt der Stadt, der rund 800 Stände umfasst, findet man auch nahezu alles – und das frisch - , was das kulinarische Herz begehrt: Seien es Süßigkeiten, Honig, Käse, erlesene Öle, Oliven, einheimisches oder exotisches Obst oder Gemüse, Fleisch, Schinken, Fisch oder Meeresfrüchte. Wir selbst haben uns übrigens mit zwei profan belegten Baguettes zufrieden gegeben.

Im Anschluss daran sind wir über die Klappbrücke Rambla del Mar, die wegen ihrer wellenförmigen Bauweise zu einem Magneten für Besucher geworden ist, zum Hafen gegangen, um ein wenig maritimes Flair zu schnuppern. Von hier aus war es dann auch nicht mehr so weit bis zum Port Olimpic, dem Olympischen Hafen, der 1992 zum Anlass der Olympischen Spiele in Barcelona erbaut wurde und heute zu den beliebtesten Gegenden in der Metropole zählt.
Ein witziges Fotomotiv hier, das sich aber leider nicht so gut einzufangen lässt, ist ein 50 Meter großer, kupfern glänzender Stahlfisch, der zwischen zwei Zwillings-Hochhäusern steht.

Naja, und wo der Hafen ist, ist der Strand natürlich auch nicht mehr weit, insofern haben wir uns noch ein wenig am beliebten Barceloneta aufgehalten, um den Abend allmählich ausklingen zu lassen, bevor wir uns völlig erschöpft auf den Rückweg ins Hotel gemacht haben.

Nur mal am Rande erwähnt: Mit ihren vielen Palmen, den kleinen Gassen, den Trinkbrunnen, der Genussfreude beim Essen und der herzlich kommunikativen Art, sprüht die Stadt mit ihren Bewohnern übrigens vor südländischem Flair, was einen ganz besonderen Reiz in sich birgt.

Ja, ja , ich weiß – es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Und doch: es wäre ausnahmslos gelogen, wenn ich abstreiten würde, dass mir die Wettervorhersagen für die nächsten Tage in Barcelona völlig gleichgültig wären.

So wie ich mich in den skandinavischen Ländern eher auf düstere Bedingungen eingestellt hatte, hatte ich mich bezüglich Barcelona auf freundliche Konditionen verlassen, die sich heute aber ganz und gar nicht einstellen wollten und auch für die nächsten Tage nicht sehr vielversprechend sind.

Der Himmel schien wie eine gänzlich verrußtes Handtuch, mit welchem sich ein Schornsteinfeger sein vom Tage gezeichnetes Gesicht zu säubern versucht hat, das jedoch selbst Frau Holle in einem späteren Versuch nicht reinzuwaschen vermochte.

Und als unser abendlicher erster Erkundungsspaziergang (wir waren erst um 20 Uhr im Hotel, was angesichts der Tatsache, dass wir erst um 16 Uhr los flogen, nicht weiter verwundert) dann auch noch einem Gewitter zum Opfer fiel, war es um die ganz gute Laune erstmal dahin, schließlich hatte ich mich im Vorfeld vor allen Dingen auch sehr auf das Herumexperimentieren mit meinen drei neuen Objektiven in einer Stadt, die mit zahllosen Motiven lockt, gefreut.

Aber gut, …

Morgen ist ein neuer Tag, demgemäß auch ein Tag, der neue Chancen birgt, vielleicht auch Chancen auf das, worüber ich mir bisher keine Gedanken gemacht habe.

Ich versuche zuversichtlich zu sein.

Und davon abgesehen: Barcelonas neues, inzwischen ein Jahr altes, Terminal am El Prat, das aus der Luft gesehen einem Flugzeug ähnelt, war in sich auch schon eine kleine, verspielte Sehenswürdigkeit, die ich beim Durchschreiten genossen habe, wenngleich ich der relativen Eile wegen keine Fotos gemacht habe. Ganz ehrlich: das war mit Abstand der edelste und sauberste Flughafen, den ich bisher jemals betreten habe.

Insofern gibt’s auch kein Grund zum Jammern. Ich muss dem Schönen vielleicht auch einfach nur eine Gelegenheit geben, mich zu finden oder sich in mir auszubreiten.

Kaum zu glauben, wie rasant die vergangenen Wochen seit unserer Rückkehr aus Helsinki verstrichen sind. Ich wusste zwar einerseits um die Durststrecke, die sich in puncto Eigenzeit auftun würde, andererseits gab es auch ein paar unvorhergesehene Komponenten, die mein Zeitbudget zusätzlich strapazierten und mich dadurch sehr zart besaiteten. Manchmal erschien es mir auch so, als hätte ich das Grundgefühl fürs Menschsein verloren.
Zum Glück sind die Aussichten für die kommenden Tage, wenn sich nichts Unerwartetes dazu gesellt, aber vielversprechend. Erst seit heute Mittag habe ich das Gefühl, dass alles nach Plan läuft und wir, der Pan und ich, am Donnerstag entspannt nach Barcelona fliegen können.

Ungeachtet dessen haben wir aber nicht zu leben vergessen und demgemäß auch alle anvisierten Freizeitvorhaben umgesetzt – sei es der Hafensommer, sei es das Altstadtfest, sei es unser Kletterkurs oder, um das jüngste Beispiel zu nennen, das Klassik Open Air in Nürnberg, dem wir gestern Abend mit ein paar Freunden in höchst vergnüglicher Weise beiwohnten. Fast scheint es so, als hätte ich nach unsrer Rückkehr aus Helsinki einmal tief Luft geholt und seither immer nur ausgeatmet, wobei ich allmählich den Sauerstoffmangel zu spüren begann, zwischendurch sogar mal kurzzeitig mit einer gänzlich ungesunden blau-violetten Gesichtsfarbe mein Dasein fristete. Aber das ist jetzt vorbei, zumindest für heute, hier und jetzt, wo ich mich zurücklehne und meine Lungen bewusst mit einem frischem Atemzug belohne.

 

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