Aeltere Beitraege von blogger de
Aergerlich
Angst
Aus der Welt der Nachrichten
Des Lebens muede
Ein neuer Tag
einsam & verlassen
Familie
Freizeit
Freude
Job
Kaum zu glauben
Kino
Kurioses
Nicht von dieser Welt
Omas Krebs
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 
Wohin mit all den Gedanken, den Gefühlen, die doch so ungeordneter Natur sind, dass ich sie nicht in Worte fassen kann, aber dennoch empfinde?! Saft- und kraftlos begegne ich den sich lose aneinander reihenden Tagen, die ein Sturm wie ein einzelnes, längst ausgetrocknetes Blatt, das selbst schon gefühlte Ewigkeiten die nährende Quelle verließ, an mir vorüberbläst.

Eine Woche noch inklusive des morgigen Samstag und des Sonntags, dann dürfte – aller Voraussicht nach – endlich wieder Ruhe einkehren. Diesen Tag, so ich ihn den tatsächlich erlebe, werde ich huldigen, ihn zu meinem eigenen, kleinen Feiertag 2006 erheben. Vielleicht sollte ich ihn „Tag des Atems“ nennen: der Tag, an dem ich nach Wochen endlich wieder ausatmen kann und damit auch die ganze Anspannung von mir weicht, hoffe ich zumindest, doch noch gilt es durchzuhalten und Stärke zu beweisen. Heute, morgen, übermorgen, ja bis Samstag nächster Woche, dann kehrt bestimmt auch wieder das Leben in meinen ausschließlich auf Funktion bedachten Körper zurück.

Lebe ich noch oder bin ich schon tot? Was heißt eigentlich Leben und woran erkenne ich - neben den physischen Grundfunktionen -, dass ich lebe, dass Leben Sinn macht? Wer schreibt meinem Leben eigentlich Sinn zu? ICH? Ich wüsste nicht wie, wann oder wo. Ich weiß nur, dass es so, wie es jetzt ist, keinen Sinn macht, weil nichts bleibt, was mein Herz beseelt.

Gestern hat Simply Red in Heilbronn gespielt. Eine Band, die ich mir schon seit Jahren live anhören wollte. Karten hätte es zwar auch gegeben, allein die Zeit fehlte, denn statt dass ich mir das Wochenende zur Erholung gönne, sitze ich gestern 15 Stunden im Verlag, um die einzig ungestörte Zeit zu nutzen, so wie auch heute. Unter der Woche ist der mich umgebende Geräuschpegel meist so hoch, dass ich mich nicht konzentrieren kann, ich mich gezwungen sehe, mit zugehobenen Ohren und laut vor mich hinlesend dazusitzen, was letztendlich aber auch nicht zu mehr führt als verzweifelte Tränen darüber, dass ich meist sinnlos Zeit vergeude, weil diese Tatsache mein Vorankommen qualitativ entweder sehr beeinträchtigt oder sich zeitlich betrachtet sehr hinauszögert, was bedingt, dass ich am Wochenende die Sachen nachhole, dann, wenn alle weg sind und einzig Stille mit mir den Raum teilt.

Es gibt nicht viele Schrauben, an denen ich drehen kann, genau genommen fällt mir nur eine ein, die für mich konsequenzlos bleibt, um dem Druck, der Ungerechtigkeit, der Wut, der Geringschätzung, ja vielleicht sogar der Missachtung, zu begegnen.

„Komm lass uns Tic Tac Toe spielen, ich habe zwei Rasierklingen dabei“, war meine Idee, als ich K heute am späten Nachmittag aus einem Zeit und Raum harmonisierenden Augenblick heraus kurz traf. Wir schritten gemeinsam zum Auto, doch dann war er derjenige, der es nach einem anfänglichem Ja doch verneinte, wobei mir das irgendwie auch egal war, weil ich mir ja schon im Vorfeld Erleichterung verschafft hatte (bevor wir uns trafen).

Was daran so aufregend ist?

Es gleicht einem ekstatischen Moment, das kalte, scharfe, dünne Metall mit Druck auf dem Arm entlang zu fahren und der dann aufplatzenden roten Schneise zu folgen, die für einen kurzen Zeithauch Linderung und Genugtuung bringt. Dieser unsagbare süße Augenblick, in dem mein Hass sich in diesem Tun bündelt.

„Ich könnte die ganze Zeit nur heulen und ich weiß noch nicht mal warum“, sagte meine Mutter mir vorhin am Telefon, von der ich auch erfuhr, dass mein Onkel vorgestern einen Autounfall hatte: Totalschaden, den andere verursacht haben, wobei es ihm soweit ganz gut gehe, obwohl er aufgrund dessen derzeit krank geschrieben ist und momentan bei meinem Opa weilt, der gestern aus dem Krankenhaus kam. Der Unfall war aber nicht der einzige diese Woche. Ein Freund verunglückte gestern mit dem Motorrad, was zum Glück noch einigermaßen glimpflich ausgegangen ist. Und während ein weiterer Bekannter nicht nur seinen Job, seinen Status, seine Wohnung und damit insgesamt die Achtung vor sich selbst verlor, hat mein Vater den vergangenen Monat für gerade mal 200 Euro gearbeitet, weil die Pizzeria so schlecht läuft (den Monat zuvor mussten sie sogar noch selbst Geld zuschustern). Auch das erfuhr ich im Telefonat mit meiner Ma.

Bedingt durch das viele Arbeiten derzeit bin ich aber selbst so ausgelaugt, dass ich einfach nur froh bin, wenn ich meine Ruhe habe. Inzwischen kann und will ich einfach niemandem mehr zuhören. Ich kann nichts mehr geben, nichts mehr aufnehmen, bin irgendwie abgefüllt. Davon abgesehen kann ich aufgrund des vielen Sitzens vor der „Kiste“ noch nicht mal mehr unbeschwert meine Arbeit erledigen, weil mich mein Rücken so plagt. Ich hatte schon mit dem Fitnessstudio geliebäugelt, wenn, ja wenn ich etwas mehr Zeit hätte.

Momentan (eigentlich ja schon seit 1,5 Jahren) ist es so, dass ich keinen Tag vor 2 oder 3 Uhr ins Bett komme, um 7 (Di und Fr) oder 8 Uhr aber wieder aufstehen muss. Manchmal schlafe ich auch nur vier Stunden, selten über sechs, was für mich zu wenig ist. Pan weist mich jeden Freitag auf meine viel zu dunklen Augenringe hin, die erst bis zum Sonntag wieder einem relativ erholten Gesichtsausdruck weichen, da ich das Wochenende über fast immer sehr früh zu Bett gehe, was deshalb möglich ist, da ich diese Tage besser strukturieren kann, obwohl Pan sagt, dass ich mit meinem Lebenswandel meine Gesundheit ruiniere. Auf weitere Umstände mag ich auch gar nicht näher eingehen. Es wäre zu bizarr, wobei ich spüre, dass sich so ganz allmählich eine tiefe Wut in mir ausbreitet. 31 Tage zählt der August, von denen ich lediglich zwei frei habe. Ich bin innerlich so kaputt, zerborsten. Manchmal erscheine ich mir selbst wie ein kleines Wunder, weil ich wieder einen Tag überlebt habe. Ich bin mir sicher, dass der Tag kommen wird, an dem ich an meine Grenzen stoße und etwas passieren wird, wobei ich weiß, dass ich mich dann verfluchen werde, weil ich nicht vorher die Notbremse gezogen habe, weil ich mir in diesem Punkt wirklich sicher bin. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Ich bin so müde, richtig müde, ausgepowert, mein Kopf schmerzt, meistens dauerhaft. Selbst K geht es heute so schlecht, dass er inzwischen schon die dritte Valium eingeworfen hat. Ich habe mich vorhin mal ein bisschen eingelesen. Vielleicht sollte ich ihn mal fragen, ob ich auch eine haben kann. An solchen Tagen wie heute kann man sich gar nicht genug zudröhnen.

Nützlichkeit hin oder her, selbst wenn sie mir kleine, eingerollte Geldscheine brächten, ich kann mich gegen dieses angstbesetzte Ekelgefühl einfach nicht wehren, zumindest nicht dann, wenn sie sich in meinen eigenen vier Wänden aufhalten: SPINNEN!

Wie bereits kürzlich vermerkt, es wird Herbst, wodurch auch das Thema Zuflucht suchende Einkehr der krabbelnden Achtbeiner in den ungewollten Vordergrund meines Daseins rückt.

Seit Donnerstag habe ich heute die dritte, wirklich, massige Spinne gesichtet. Zwei habe ich unter Einsatz meines in allen Ecken verkrochenen, aber doch mühselig zusammengekratzten Mutes erlegt, einer schenkte am Wochenende zumindest der furchtlose Pan das Leben. Meine erste war so groß, dass ich mich nicht getraut habe, sie mit dem Schuh zu plätten, so dass ich mich aus lauter Hilflosigkeit heraus gezwungen sah, sie mit Haarlack und Deo tödlich zu vernebeln. Im Anschluss fürchtete ich (kein Scherz!), dass mich Freunde oder Verwandte von eben dieser Spinne gesehen haben könnten, die sich in der Nacht dann bei mir dafür rächen würden. Die zweite von vorhin, auch nicht viel kleiner, musste ich dann aber doch mit dem Schuh erschlagen (ich hatte sie zuvor schon anders zu eliminieren versucht, doch da enthuschte sie mir), als sie auf dem langen Flurteppich ins Wohnzimmer sprintete.

Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich die Tiere nicht aus Vergnügen entsorge, es ist nur so, dass ich innerlich keine Ruhe finde, mich beim Arbeiten nicht konzentrieren kann, wenn ich weiß, dass so ein Monster im Haus ist. Davon abgesehen fürchte ich mich zudem davor, dass sie nachts auf mir herumspazieren.

Tja, und nachdem jetzt seit Donnerstag schon drei dieser Ungeheuer in der Wohnung waren, befürchte ich Schlimmstes. Wer weiß, ob hier nicht schon ein ganzes Arsenal ist? Selbst hier am Rechner sitze ich ziemlich angespannt, mich in unregelmäßig-zeitlichen Abständen umsehend und unter den Schreibtisch blickend, ob nicht wieder eines dieser Viecher einen viel zu großen Schatten auf die helle Tapete wirft.

Letztes Jahr haben wir, Pan und ich, diese Wohnung nur am Wochenende bewohnt, so dass zu jenem Zeitpunkt der tollkühne Held an meiner Seite zumindest immer hier war, wenn einer dieser viel zu wuchtigen Kerle ungebeten in die Wohnung eindrang. Und das geschah doch recht häufig! Seit März wohne ich nun aber hier mit in dieser Wohnung, was ein Alleinsein unter der Woche zur Folge hat.

Früher, ganz früher, als Eduard Zimmermann noch „Aktenzeichen XY“ moderierte, so in den 70er Jahren, löste allein die Stimme dieses Mannes ein Angstgefühl in mir aus. Selbst später, in meinen Teenagerjahren, sah ich nach der Sendung hinter den Türen nach Mördern nach und verschloss mich in meinem Zimmer – so wie ich es heute noch mache, wenn ich schlafen gehe. Damals suchte ich nach Mördern, heute nach Spinnen.

Hoffentlich ist keine im Schlafzimmer (Bettkontrolle!), denn dann kann ich definitiv nicht ruhen. Als ich mir vorhin die Zähne putzte, hatte ich sogar Angst, dass mich eine Spinne aus dem Spiegelschrank anhüpfen könnte, selbst mein eigener Schatten hat mich eben erschreckt. Ein bißchen paranoid (oder sollte ich arachnoid sagen?) bin ich schon.

Exakt ein Jahr ist es nun her, dass die weltbeste Oma – gezeichnet und kaum mehr wieder zu erkennen vom Krebs – den Boden der Realität verlassen hat, während ihr der feste Platz in meinem Herzen von niemand streitig gemacht werden kann.

Eben erreichte mich folgende SMS: „Hatte ganz vergessen, wie süß der Kuss meines Taschenmessers schmeckt. Hab mir den ganzen Unterarm versaut, aber ich fürchte das reicht heute noch nicht ...“

Nein, heute bin nicht ich es, heute ist es K., den ich vor gut zwei Wochen im Schwimmbad per Zufall (Wespenattacke) kennengelernt habe. Er lag recht nah, so dass ich nicht umhin kam, seinen Arm zu sehen, der von zahllosen striemenartigen Narben zerfurcht war – und das in ganzer Länge. Eine Tatsache, die mich schon gleich zu vertrauten Vermutungen veranlasste, welche sich, wie sich später im Gespräch herausstellte, als richtig erwiesen, wobei ich gar nicht weiter auf Details eingehen möchte.

Ich weiß nur eines. Ich mag ihn und genau deshalb macht es mich jetzt auch so traurig, zu wissen, was er tut. Nicht weil seine Schnitte so viel tiefer als die meinigen sind, sondern weil ich ihn nicht aufhalten kann. Zu groß ist die Verzweiflung, zu klein die Hoffnung, um einen anderen Weg der Lösung zu suchen, dabei war er so tapfer. Seit Januar hatte er es nicht mehr getan. Und jetzt das. Ich fühle mich selbst so hilflos, weiß nicht, was ich tun kann, weil ich mich in dieser Situation, in der ich mich von nichts und niemanden aufhalten lasse, selbst kenne. Ich habe ihm zurückgeschrieben, doch meine Worte scheinen an seinem Selbsthass zerschellt zu sein. Ich darf mir das blutige Szenario gar nicht vorstellen. Was kann ich tun? Anrufen? Hinfahren? Ich gehe in diesen Phasen weder ans Telefon noch öffne ich die Türen.

Was ist das Richtige? Wie unterstütze ich jemanden, den ich mag? Was kann ich überhaupt tun, um sein Leid zu mindern? Ich habe Angst vor einem Telefonat, fürchte, die falschen Worte zu wählen, die ihn möglicherweise noch weiter quälen und möchte doch einfach nur da sein, weil ich weiß, wie grausam Einsamkeit ist.

Erneut umhüllt mich der Schatten der wiederkehrenden Nacht, der einzig in trauter Zweisamkeit seinen Schrecken verlieren könnte und unter dieser Prämisse darüber hinaus ein seliges Entgleiten in andere Sphären des liebevollen Miteinanders in sich trägt. Jene Zweisamkeit, die aber nicht gegeben ist.

Nicht heute, nicht morgen, nicht übermorgen, frühestens am Freitag, wobei mir aufgefallen ist, dass ich diesbezüglich (sehr wahrscheinlich) eine unstillbare Sehnsucht in mir trage, nämlich die, mich – befreit von jeglicher Verantwortung - ganz im Partner aufzulösen, ummantelt zu sein von einer Umarmung, die mich beschützt und nicht mehr loslässt, in der ich mich fallen lassen kann, weil ich weiß, dass ich, wenn ich die Augen wieder öffne, immer noch behütet bin.

Meine Wirklichkeit nehme ich jedoch anders, unerfüllter wahr (sie scheitert wohl an meinen zu hohen Ansprüchen), weshalb ich - der Glorifizierung eines Wohlgefühls wegen – mir meine kleine, idealisierte Welt meistens erträume, bevor mich ab und zu mal tatsächlich diese eine spezielle Umarmung real ins Traumland switchen lässt.

 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma