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einsam & verlassen

Die Stunden bis zum wichtigsten Gespräch dieses Jahres sind gezählt (nicht mal mehr 8). Damit einhergehend wächst meine Nervosität ins Unermessliche. Gefühlt geht es diesmal tatsächlich um Leben oder Tod, wobei ich, genau aus diesem Grund gehofft hatte, dass […], aber ich hoffte vergebens, was mich ehrlich gesagt doch sehr enttäuscht.

Und so bestreite ich diesen entscheidenden Kampf alleine.

Eine Frage, die zu Lebzeiten so gut wie nie beantwortet wird, wohl auch weil man das meist unangenehme Thema Tod, sollte es eine unheilbare Krankheit oder eine grundsätzliche Todessehnsucht nicht ins Bewusstsein rücken, weit von sich schiebt, ist die, wer zur eigenen Beerdigung erscheint.

Mit voranschreitendem Alter rückt ungeachtet der obigen Äußerung aber auch zwangsläufig ein biologisches Ende täglich immer näher, weshalb der eine oder andere doch irgendwann damit anfängt, sich damit auseinanderzusetzen.

Natürlich würde auch ich nur zu gerne wissen, wer an meiner Beerdigung erscheint, noch mehr interessiert mich aber die Frage, die noch wesentlich weniger beantwortet werden kann, - noch nicht einmal dann, wenn jene, die mich mögen sollten, diese Zeilen lesen und mir ein positives Feedback geben würden, weil ich es SEHR wahrscheinlich nicht glauben würde - ob und bei wem mein Ableben tatsächlich schmerzliche Spuren im Herzen hinterließe und wenn ja, in welcher Intensität.

Schade, dass der Mensch so konzipiert ist, dass er sein Gegenüber belügen kann – und sei es auch nur eine Notlüge, um den anderen nicht zu verletzen oder als Höflichkeitsgeste, dass das Essen gut war oder das unpassende Weihnachtsgeschenk wunderschön usw. Sicher hätte es auch mich schon etliche Male getroffen und auch ich mit meinen Lügen andere, aber ist das der Weg der Vertrauen schafft?

Aber worüber beklage ich mich eigentlich? Ich kann doch nichts bedauern, dass ich selbst nicht vorzuleben vermag?! Und doch wünschte ich, bis in die Tiefen der Herzen meiner Gegenüber blicken zu können, um an dieser Wahrheit eine Orientierungshilfe für einen gangbaren und glaubhaften Weg mit meinem Sein zu finden.

Manchmal bilde ich mir ein, schon direkt in den Schlund des Teufels geblickt zu haben und frage mich, warum er mich nicht einfach verschluckt hat. Ob es ihm wohl eine Genugtuung ist, mich mit seiner Fratze und der zeitlich offenen Frage, wann er es denn endlich umsetzen wird, stets auf einem hohen Angstlevel zu halten?

Warum ich nicht weglaufe? Wo auch immer ich mich hinbewege – er ist stets vor mir da.

Mangels Möglichkeiten blieb Blut heute außen vor, obwohl nichts mehr in mir wütete als dieses durstende Verlangen nach pulsierendem Lebenssaft, den ich fließend sehen wollte. Ich konnte meinen Zorn kaum zügeln, weinte still vor mich hin, obwohl mir nach einem befreienden und lauten Losschluchzen war. Einmal mehr war ich gefangen, angekettet an äußere Umstände, die mich dort festhielten, wo ich nicht sein wollte, aber doch sein musste.

In den letzten Tagen und Wochen hat sich ein treuer Begleiter namens bittere Erfahrung an meine Seite gesellt, dessen Sinnhaftigkeit sich mir bis jetzt nicht erschließt. Worin mag nur der Reiz liegen, einzutauchen in das Gefühlsbecken seines Gegenübers, wenn dort doch nur der Stöpsel gezogen wird und das Rinnsaal seinen leerenden Lauf nimmt?

Ich versuche mich festzuhalten, ein wenig darauf hoffend, dass das Becken wieder jemand abdichtet, um mir nicht gänzlich die Lebensgrundlage zu entziehen, doch ich spüre die Zugkraft des verschlingenden Sogs, der mich energisch immer weiter in die Tiefe zieht – und das obwohl ich schwimmen kann!

Sind Verstehensdiskrepanzen eigentlich überwindbar? Ich wollte doch nur ein paar kleine, bezaubernde Augenblicke sammeln, so wie Rotkäppchen, das in den Wald zog, um der Großmutter ein paar hübsche Blumen zu pflücken. Und dann kamen sie, die nach Vernunft heischenden Moment-Räuber, entrissen mir den Korb mit den wunderbaren Kostbarkeiten, um mich meiner kleinen Träume beraubt bestohlen zurückzulassen

Verkenne ich die Wirklichkeit? Trügen meine Sinne? Inwieweit kann ich mich auf das, was ich fühle, verlassen? Hat das Misstrauen jetzt schon krankhafte Züge angenommen oder schlage ich mir in selbst verletzender Manier nicht ständig selbst ein Schnippchen, um die Süße der Qual bis zum Exzess zu betreiben?

Wem, wenn nicht mir, soll ich vertrauen? Wo ist die Quelle des Ursprungs, dort, wo Wahrheit sich in purem Vertrauen und Glauben ergießt ?

Ich irre ziellos umher ...

Ich bin einfach nur müde, dauermüde, erschöpft, kraft- und motivationslos. Im Rückblick auf die vergangenen Wochen wird Stagnation laut, so laut, dass sie sich zum schreienden Mittelpunkt meines Daseins katapultiert. Wenn ich nur ein Ziel hätte, auf das ich hinleben könnte, einen Grund fände, für den es sich zu leben lohnt, etwas, das ein wärmendes Feuer in meinem erkalteten Ich entfacht.

Es ist alles so sinnlos, auch das Schreiben dieser Zeilen. Wofür mache ich das? Was erhoffe ich mir dadurch, dass mich jemand rettet? Wovor? Vor mir selbst?

Ich weiß einfach nicht, wie ich mein Leben konkret leben soll, um aus diesem Gefühl der Aussichtslosigkeit herauszukommen. Tagsüber wünsche ich mir manchmal, schon tot zu sein, um diesen Kampf namens Überleben nicht mehr kämpfen zu müssen, während ich nachts aber genau davor Angst habe: plötzlich alleine und geborgenheitslos zu sterben.

Wie soll das alles weitergehen? Und warum?

Wenn ich meinen eigenen Gedanken nachgehe, den Empfindungen, denen ich mich nicht entziehen kann, also den Gefühlen, von denen ich glaube, sie widersprechen jeder Norm, Raum gewähre, weshalb ich annehme, dass sie für das Gros der Masse auch unverständlich sind bzw. mich aus diesem Grund diese Mehrheit an Menschen als absonderlich empfinden muss, obwohl ich andererseits doch glaube, nein, überzeugt bin (aber eben nur ganz heimlich für mich alleine) dass sie, meine Gefühle, – aufgrund ihrer Einfachheit - verständlich sein müssten, erstrebe ich mir eigentlich nichts Weltbewegendes, eher etwas Elementares, sozusagen das Stillen einer Grundsehnsucht des Herzens, das sich jemand Vertrautes an seiner Seite wünscht.

Ein Jemand, der für mich da ist, mir zuhört, meine Hand hält, diese auch nicht mehr loslässt, mich umarmt, nachfragt und mit mir meinen Weg geht. Paradoxerweise bin ich mit einem Mann liiert, der sich für mich, um mal plastisch zu sprechen, „den Arsch aufreißt“, wobei ich einfach nicht in der Lage bin, das zu fühlen. Nein, meistens ist es sogar so, dass ich mich – trotz seiner Anwesenheit – einsam fühle. Ich weiß, dass ich das nicht schreiben sollte, auch weil es ihn sicherlich kränkt, wenn er diese Zeilen liest (und ich denke, das wird er), und doch ist es einfach nur Fakt, obwohl es früher ganz anders war.

Manchmal frage ich mich, ob ich einfach nur falsch fühle, obwohl meines Erachtens nichts grundehrlicher sein kann als ein Gefühl oder ob ich abgestumpft bin, weil ich mich an die mir zugetragene Liebe einfach schon so gewöhnt habe, ähnlich wie bei einem neuen Bild, das man, nach dem es Monate an der gleichen Stelle hängt, nicht mehr bewusst wahrnimmt?

Aber was mache ich mit dem Eifersucht ähnelnden Schmerz, der aufkeimt, wenn ich andere im liebevollen Miteinander sehe? Menschen, die einander tatsächlich umarmen, sich streicheln, warme Blicke schenken, kurz ein gelebtes Wir nach Außen verkörpern.

Erwarte ich einfach zu viel?

Soll ich das Gefühl mit dem Verstand bekämpfen und ihm sagen, dass es keinerlei Berechtigung hat?

Klein, aber oho ...Gefangen zwischen Himmel und Erde, nicht wissend, wohin ich gehöre, gesättigt und leer zugleich. Mein Kopf registriert all die Grundfunktionen, die auf Leben schließen lassen, während sich mein Herz inzwischen so verkrampft hat, dass das pulsierende Blut kaum noch Bahnen findet, durch die es sich winden kann und Misstrauen das mich durchdringende Gefühl ist, so als ob ich mich damit schützen könnte. Es, das Herz, will sich nicht mehr entspannen, hat sich verschlossen wie ein vor Angst zusammengerollter Igel, der sich nicht mehr getraut, seine Schutzhaltung aufzugeben, weil er raffinierte Beutefänger in der Nähe befürchtet.

Auf sachliche Argumente, die der Vernunft sicherlich dienlich sind, reagiert es nicht. Ich weiß nicht, wie ich es wieder zum Leben erwecken könnte; jenes Leben, in dem der fließende Saft unseres Seins es einst wie ein warmer und zufriedener Strom, der gemächlich seinen Lauf nimmt, durchfloss und das kleine Trampolin der freudigen Luftsprünge schon sehr ausgeleierte Federn aufwies, da sie den Enthusiasmus kaum zu bremsen vermochten.

Inzwischen bin ich ruhig geworden, habe mich abgewandt, zumindest innerlich, da die Hoffnungslosigkeit mir die Ausdrucksfähigkeit raubt und mir zudem die Einsicht für das Verständnis fehlt. Was sollte ich auch sagen, wenn die mich umgebende Mehrheit das Gras grün sieht – dass ich es rot sehe?

Ich fühle mich wie das Kind, welches seine Mutter mit einem gedeckten Tisch überraschen möchte, und dabei versehentlich eine Tasse fallen lässt – und das täglich aufs Neue. Mag sein, dass das liebenswerte Vorhaben anfänglich noch über die defekte Tasse hinweg tröstet, doch spätestens dann, wenn sich das Porzellan im Schrank langsam lichtet, wird auch die einfühlsamste Mutter ärgerlich.

Mittlerweile sitze ich nur noch verängstigt in einer Ecke, von Verzweiflung gelähmt, weil jedes Agieren nur einen weiteren Misserfolg mit sich bringt. Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun könnte oder warum ich etwas tun sollte, wo doch jedes Handeln eine zusätzliche, ja schmerzliche Havarie mit dem Herzen, dessen offene Türen von einst inzwischen alle verriegelt sind, bedeutet. Und dabei sehnt es sich andererseits so sehr nach einem Besuch; jemanden, der zunächst zaghaft an die Fensterläden klopft, um zu bekunden, dass da tatsächlich jemand ist, jemand, der Zeit hat, zuhört, nachfragt, mitfühlt, versteht und bleibt, auch wenn das Lächeln längst aus dem Raum gewichen ist und nur noch Kummer wie eine feuchte Dunstglocke die trübseligen Quadratmeter des Zimmers durchtränken, um aber vielleicht genau mit diesem Jemand dann doch gemeinsam ein neues Schmunzeln zu entfachen oder auch einfach nur, um gemeinsam zu schweigen oder zu weinen.

Ich brauche die Hand nur auszustrecken, um mich an den feinsten Speisen zu laben. Ein Griff und der Gaumen fände lukullische Erquickung von den Tellern, die mit appetitlichen Delikatessen meine kulinarische Sinne umschmeicheln. Ich sehe, rieche und atme schmackhafte Köstlichkeiten, die mich – am reich gedeckten Tisch – aber doch nur verhungern lassen, egal wie groß die Portionen auch sein mögen.

Manchmal habe ich das Gefühl, ich gleiche einer Pfütze, einer künstlich geschaffenen Lache, in die ein einzelner, aber steter Wassertropfen perlt. Ein kleines, zuweilen nervendes, ja pochendes Etwas, dem die Aufgabe zugrunde liegt, alle Weltmeere dieser Erde zu füllen, kurzum ein nahezu aussichtsloses Unterfangen für diese begrenzte Möglichkeit meiner Lebensphase.

Irgendwie ist es einfach nie genug.

Zu keinem Zeitpunkt.

Nie!

Wie verschafft man sich Respekt ohne dominant zu sein, ohne zu verletzen, ohne Gefühlskälte auszustrahlen?. Mir gelingt es einfach nicht, die nötige Achtung zu erhalten, um mich selbst als Mensch anerkennen zu können, denn inzwischen zieht mich das Ganze dermaßen in die Tiefe, dass ich am liebsten nur noch stumm oder unsichtbar wäre, um mein Selbstwertgefühl nicht noch weiter ins Bodenlose stürzen zu lassen.

Ich habe das Gefühl, dass mir Desinteresse noch niemals so wutentbrannt ins Gesicht geschlagen wurde wie derzeit. Aber nicht nur mir. Ich weiß nicht, ob es an mir, an der Stadt oder sogar an unserer Nationalität liegt, wobei ich ja eigentlich Pauschalierungen verabscheue. Jeder Mensch ist ein Individuum und genauso individuell sind seine Verhaltensweisen und Eigenschaften und doch muss es ein übergeordnetes Ganzes geben, was diese – für mich – scheinbar homogene Masse prägt. Oberflächlichkeit. Anders kann ich es mit meinem subjektiven Empfinden einfach nicht bezeichnen, auch wenn sich manche jetzt vielleicht vor den Kopf gestoßen fühlen.

Möglicherweise ist es aber auch so, um mal bei mir zu bleiben, dass ich mit meinem menschlichen Sein etwas ausstrahle, dass Oberflächlichkeit als Reaktion erzeugt. Kann ja sein ...

Ungeachtet dessen nehme ich diese aber auch in meinem Umfeld wahr, wenn ich Dialogen oder Unterhaltungen ungewollt beiwohne (im Cafe, öffentlichen Verkehrsmitteln, in der Kantine, etc.). Die Gespräche kratzen an der Oberfläche. Manchmal habe ich das Gefühl, dass Einschusslöcher einfach zugepflastert werden, ohne die Kugel im Inneren zu entfernen. Ja, vielleicht muss die eine oder andere auch tatsächlich im Inneren verwahrt bleiben, um nicht noch größeren, möglicherweise lebensbedrohlichen Schaden anzurichten, aber bestimmt nicht alle. Aber genau dieses Gefühl brennt sich bei MIR allmählich als Gewissheit ein. Manchmal komme ich mir vor ein Wellensittich im Hühnerstall – völlig deplatziert, obwohl ich auf den ersten Blick auch Gefieder vorweisen kann, aber das war’s dann auch schon.

Ich bin anders, womit ich weder ein besser noch ein schlechter meine, einfach nur anders, aber damit auch ausgegrenzt, wobei ich noch nicht mal sagen könnte, dass ich Teil dieser homogenen Masse sein möchte. Das, was ich mir eigentlich wünsche, ist menschliche Nähe, ehrliches Interesse und Tiefgang.

 

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