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Japanese Garden in Portland.Heute hat er uns erwischt, mitten in Portland, mitten im japanischen Garten – er war ja auch angekündigt: Regen, der uns schließlich ganz schnell aus der Stadt hat flüchten lassen. Dabei trotzten wir dem ersten Schauer noch zuversichtlich, verloren aber genau jenen Hoffnungsschimmer beim zweiten, nicht enden wollenden Guss, der uns ungewollt immer nasser hat werden und durch den Wind auch frieren lassen. Dabei hatten wir durchaus vor, der größten Stadt des Bundesstaates Oregon, die den Ruf genießt, landschaftlich sehr beeindruckend zu sein und einen guten Lebensstandard zu bieten, ihre schönen Seiten abzugewinnen. Und da hierzu eben auch der viel gepriesene Japanese Garden gehört, der einer der authentischsten japanischen Gärten außerhalb von Japans sein soll, war er auch unsere erste Anlaufstelle. Gleich neben dem ältesten ununterbrochen gepflegten und öffentlichen Rosengarten der Vereinigten Staaten bettet sich in den westlichen Hügeln von Portland der 2,2 Hektar große Japanische Garten ein, der fünf verschiedene Gestaltungsstile umfasst. Angedacht war, beide Gärten zu besuchen, doch der Regen trübte unserem Ausflug leider im höchsten Maße und ließ zeitgleich die Erinnerung an unseren letztjährigen USA-Urlaub wach werden, wo wir gerade mal drei gänzlich regenfreie Tage hatten. Nun gut, mit etwas Phantasie waren wir in der Lage, uns den Ort Ruhe, die er ungeachtet des Regens trotzdem ausstrahlte, bei besserem Wetter in seiner ganzen Pracht vorzustellen. Stattdessen stapften wir mit etwas Missmut an den fernöstlichen Schönheiten des Parks vorbei, der mit dem Slogan „vier Jahreszeiten - fünf Sinne – eine außergewöhnliche Erfahrung“ wirbt.

Aber gut, zu dem Zeitpunkt, als der zweite große Regen kam, hatten wir den Park schon fast ganz gesehen, insofern gibt’s diesbezüglich keinen Grund, Trübsal zu blasen. Besonders traurig fand ich jedoch die Tatsache, den Rosengarten, der mit seinen Farbenvielfalt zu einem Besuch lockte, nicht gesehen zu haben. Aber bei der Nässe hätte das keinerlei Sinn gemacht. So stiegen wir ins Auto und setzten unsere Reise gen Norden fort.

Vormittags haben wir noch einen kleinen, am Wegesrand liegenden Abstecher nach Woodburn gemacht, um dort ein Outletcenter zu durchstreifen, schließlich suche ich seit vergangenem Jahr vergebens nach leuchtend orangenen Turnschuhen, die es damals, als ich sie zum ersten Mal sah und mein Gefallen dafür entdeckte, leider nicht in meiner Größe gab und ich solche seitdem leider nie mehr gesehen habe, gleichwohl der Wunsch danach noch immer in meinem Herzen brennt. Einfach nur lecker, wenn auch nicht ganz günstig.Die passenden Schuhe fanden wir zwar nicht, dafür haben wir aber etwas ganz anderes entdeckt, das unsere Seh-, Geruchs- und Geschmackssinne zutiefst beeindruckte, wobei das sicherlich noch gänzlich untertrieben ist. Wer sich wirklich mal eine ganz besondere, süße und kalte Gaumenfreude, die nachhaltigen Charakter hat, gönnen möchte, sollte, wenn er einen Laden namens „Cold Stone Creamery“ sieht, auf jeden Fall dort einkehren und sich ein Eis nach seinem Geschmack zaubern lassen. Ehrlich gesagt fehlen mir die Worte, um zu beschreiben, wie grandios ich die Idee fand, sich in einer selbst gemachten Spezialwaffel, von der es diverse, vortreffliche Varianten gibt, sein Eis samt anderweitiger Zutaten selbst zusammenzustellen. Der Kreation sind da wirklich kaum Grenzen gesetzt. Man sucht sich eine Eissorte aus, die dann mit – je nach Wunsch – Marshmallows, Gummibärchen, Butterfinger, Nüssen, Krokant, Snickers, weißen oder dunklen Schokosplittern und vielen anderen Möglichkeiten mehr vermengt und in die Eiswaffel gefüllt wird. Für uns wurde diese süße Köstlichkeit wahrlich zu einem Gaumenschmaus der bisher nie zuvor gekosteten Art. Unvergleichlich, um es auf den Punkt zu bringen. Dabei ist alleine schon das Aufsuchen des Ladens einen Besuch wert, weil der Geruch frisch gebackener Waffeln in der Luft liegt und die Zubereitung eines Eises eindrucksvoll ist.

Küste oder Berge? Das war heute die elementare Frage. Wir entschieden uns für die Küste – und es war gut so, wobei mich die Alternative, Crater Lake, auch interessiert hätte, schließlich handelt es sich bei diesem Kratersee des Vulkans Mount Mazama, der sich durch eine ungewöhnlich tiefblaue Farbe auszeichnen soll, um den tiefsten See des Landes, welcher darüber hinaus die beste Wasserqualität in ganz Nordamerika haben soll. Und auf der zweistündigen Route dorthin hätten außerdem diverse sehenswerte Wasserfälle unseren Weg gesäumt, zumindest hat uns dies der nette ältere Herr in der Touristinformation in Roseburg so erzählt.

Der Pan in den Weiten der Dünen der Oregon Dunes National Recreation Area.Da beide Ziele in völlig entgegen gesetzter Richtung lagen, mussten wir uns entscheiden. Laut Wettervorhersage sollte heute der vorerst letzte sonnige Tag sein. Wollten wir diesen in den kühl(er)en Bergen verbringen oder nicht doch an die Küste, die bei Regen viel ihres Flairs einbüßt, fahren? Leicht fiel uns die Entscheidung nicht. Beides hatte seinen Reiz, beides seine Berechtigung, gesehen zu werden. Letztlich entschieden wir uns aber für die Küste, in deren Sanddünen wir mit dem Quad fahren wollten, was wir kurz zuvor in einem Film in der Touristinformation gesehen hatten. O.k., ich gebe zu, dass es mir etwas Angst bereitete und, um es vorweg zu sagen, dann auch viel schlimmer wurde, was meine Angst betrifft, als ich dachte, aber es war soooooo genial. Neben Canyoning und meiner ersten Klettererfahrung mit das Beste, was ich jemals gemacht habe. Einfach atemberaubend. Und was ist schon Angst? Eine warnende Barke, die es sich zu überwinden lohnt, wenn sachliche Fakten ihr widersprechen (Tausende Leute vor uns haben das schon gemacht, Tausende werden es nach uns machen), schließlich kann man sich danach als kleiner Held fühlen, Eroberer des Sandes sozusagen. Und als solche konnten wir uns nach der Tour mit all dem Sand in unseren Schuhen uns unserer Kleidung dann auch wirklich bezeichnen.

Aber zurück zum Anfang.

Und der Pan? Er hatte nicht minder Angst, wäre selbst wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, dieses für uns abenteuerliche Vorhaben umzusetzen. Ganz nach dem Motto, ohne es jedoch explizit auszusprechen, fuhren wir mit den Gedanken „nur sterben ist schlimmer“ gen Westen den Sanddünen entgegen, wobei wir während dieser Fahrt beschlossen, auf unserer Rückreise auf jeden Fall noch einen Abstecher beim Crater Lake zu machen. Schauen wir mal, ob uns das gelingt.

Nach knapp zwei Stunden erreichten wir unser Ziel nahe Florence. Wider Erwarten befand sich die Verleihstation nicht direkt am Strand. Nach den ersten, uns viel zu schnell gesprochenen Formalien, die uns daran hinderten, den jungen Mann hinter dem Tresen im Detail zu verstehen, waren genau jene aufgesammelten Bruchstücke das, was mir Angst bereitete. Oregon Dunes National Recreation Area.Sollten wir mit den Quads, die sich vor der Türe befanden, auf der Landstraße fahren, um in die Dünen zu kommen? Ich selbst bin noch niemals auch nur einen einzigen Meter auf amerikanischen Straßen gefahren, habe mich bisher auch kaum um die Verkehrszeichen oder –regeln bemüht. Fünf bis sieben Minuten würde man bis zu den Dünen brauchen, sagte das amerikanische Dieter Thomas Heck-Double. Man würde uns dorthin begleiten. Aber selbst das beruhigte mich nicht. In einer Gruppe dorthin fahren? Demgemäß in einer Geschwindigkeit, die der erste vorgibt und nicht eine, die ich für meine Möglichkeiten für gut heiße?! Und Quad-Kenntnisse hatte ich zudem keine. Die englische kurze Einweisung in das Gefährt, was man tun und was man lassen sollte, was im Falle eines Unfalls, was im Falle eines Verlassens der nur erdachten Begrenzungen (kein Scherz!) usw. zu tun ist bzw. auch die Regeln, an die man sich beim Fahren halten soll, hätten mich in der Kürze der Zeit auch in deutscher Sprache irritiert. Aber so? Aufgrund meiner Nervosität verstand ich fast nur Bahnhof. Und dann ging’s plötzlich doch ganz schnell. Unsere Gruppe bestand aus fünf Personen, vier Männern und mir. Helm auf, Quad an und los ging’s. Zum Glück nicht auf der Landstraße, dafür aber eine umso hügeligere Strecke, die mir schon zu Beginn alles abverlangte, während sich die drei Männer hinter mir wahrscheinlich zu Tode langweilten, weil ich so langsam fuhr. Diesbezüglich hatte ich übrigens recht: an der erstbesten Stelle rauschten sie an mir vorbei, was mir aber egal war. In den Dünen angekommen hatte ich eigentlich schon genug und hätte das Geländefahrzeug am liebsten wieder zurückgegeben. Nach einem kurzer Nachfrage, ob alles o.k. sei, verschwand unser Guide in halsbrecherischer Manier, die ich gerne fotografiert hätte, doch ans Fotografieren konnte ich zu diesem Zeitpunkt kaum denken.

Vor uns erschloss sich eine riesige, für das Auge nahezu begrenzungslose Weite, die mir wie die Wüste schien. Endlos und lang. Irgendwie auch gänzlich orientierungsarm. Würden wir da jemals wieder raus finden? Fast genauso schnell wie unser Guide machten sich unsere drei Mitfahrer aus dem sandigen Staub, während der Pan und ich alleine zurückblieben. Puhhh. Das brachte mir zumindest ein wenig Erleichterung. Ankommen. In meiner Zeit. Ohne Zeugen, vor denen man sich blamieren könnte.

In der Ferne türmten sich große und steile durch Wellen und Wind geformte Hügel auf, in denen wir andere Fahrer sahen. Ein Blick genügte und dem Pan und mir war klar, dass wir dort auf keinen Fall hochfahren würden. Stattdessen krochen wir wie Schildkröten behutsam durch den flachen Sand, um ein Gefühl für das Fahrzeug und das Fahren auf diesem ungriffigen Terrain zu bekommen. Doch die Zeit wurde uns zum Freund und mit ihr gewannen wir dann auch ein Stückchen Sicherheit und ein ganz klein wenig Mut, dass uns in Folge vielleicht wie kleine Igel über die Fläche hat huschen lassen. Und mit der Zeit kam dann auch der Spaß, wenngleich die Angst blieb, sich sogar wieder steigerte, als wir beide im Sand stecken blieben und die Räder einfach nur noch durchdrehten und sich immer tiefer im Sand vergruben. Aufregend. Wahrlich berauschend kann ich jetzt im Rückblick sagen. Vielleicht wiederholen wir irgendwann dieses motorisierte naturnahe Vergnügen. Ich wäre auf jeden Fall dabei. Und dann auch ganz gewiss nicht mehr so ängstlich. Obwohl? Es käme auf einen Versuch an.

Aufgewühlt und mit einem Adrenalinkick im Blut fuhren wir im Anschluss an unseren Kurztrip an die Küste noch rund 200 Kilometer weiter ins Landesinnere, um in einer der fruchtbarsten Regionen der Erde, nämlich Salem, der Hauptstadt des Bundesstaates Oregon, unseren nächtlichen Zwischenstopp auf unserer Reise nach Kanada einzulegen. Ganz wohl war mit dabei aber nicht, wobei sich meine diesbezüglichen Zweifel aus keiner Realität nähren, sondern sich einfach aus der Erinnerung an einen schrecklichen Horrorfilm namens „Brennen muss Salem“, den ich irgendwann Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre einmal gesehen hatte, bedienen. Seltsam, dass einem so etwas über eine solch lange Zeit haften bleibt. Mittlerweile meide ich dieses Genre übrigens, aber das nur mal nebenbei erwähnt.

Es kam mal wieder anders als gedacht, wobei die Formulierung „anders als gedacht“ letztlich falsch ist, da wir uns in diesem Urlaub doch eher treiben lassen, als ihn restlos durchzuplanen, es aber davon abgesehen natürlich schon ganz grob eine Route gibt, die wir auf unserer langen Rundreise angedacht hatten. Der Trip des Vortages hatte uns abends in Redding, einer unspektakulären mittelgroßen Stadt, die noch nicht einmal im Reiseführer stand, eingespült. Uns sollte sie jedoch nur als Schlafstätte dienen, bevor wir am nächsten Tag die Weiterfahrt gen Norden antreten wollten. Des WiFi-Zugangs im Zimmer wegen habe ich mich dann aber mal ein wenig über die 100.000 Einwohner große Stadt informieren wollen und hierbei erfahren, dass sie sich ausschließlich mit einer Sehenswürdigkeit rühmt, der Sundial Bridge.
Sundial Bridge in Redding.„Die 2004 eröffnete freitragende Schrägseilbrücke überspannt in einer Länge von 213 Metern den Sacramento River“, hieß es dort. Das Bild war verlockend. Und wenn wir schon mal hier sind, können wir uns die Brücke doch auch ansehen, bevor wir weiterfahren, sagten wir uns. Gesagt. Getan. Gestärkt vom landestypischen (meist absolut unspektakulären) Continental Breakfast machten wir uns bereits kurz nach 9 Uhr auf den Weg, um nach wenigen Fahrminuten positiv überrascht zu werden. Die Brücke als solche ist, wenn man denn mal vor Ort sein sollte, auf jeden Fall einen kleinen Abstecher wert. Kurzweilig ist zudem der Turtle Bay Exploration Park, der sich beiderseits des Flusses befindet. Auf Schildern mehrfach vor Klapperschlangen gewarnt haben wir uns dann sogar zwei Stunden in dem Areal, in dem es unter anderem Erdbeerbäume, Schafsohren, Kängurugras, Bärenzungen, Jerusalemsagen, überdimensionierte Kaulquappen und vielerlei Kleintiere zu bestaunen gibt, aufgehalten. Insofern ein echtes Geschenk des Zufalls.

Nach den vielen gefahrenen Kilometern stand heute auch das erste Mal Tanken an, was in jedem Urlaub anfänglich immer ein wenig mit Angst besetzt ist, weil es sich mit dem Tanken in den USA ähnlich wie mit den Duschen verhält. Es gibt viele Möglichkeiten, zumindest befremdliche. Und seltsame Benzinsorten. Nun ja. Um es kurz zu machen: wir standen an der Tankstelle und hatten keine Ahnung. Als wir jemanden zur Hilfe holten, wusste selbst die Fachangestellte nicht weiter. Sie stützte sich auf Vermutungen, riet uns zur Sicherheit aber bei dem Autoverleih anzurufen, damit wir den Motor nicht kaputt machen. Telefonat mit der Verleihfirma über Themen, die wir vermutlich noch nicht einmal in Deutsch verstehen würden? Mit ein wenig Mut überwanden wir uns, die Dame zu fragen, ob sie für uns dort anrufen würde, schließlich war sie vom Fach. Sie tat es. Sie tat es sogar gerne! Rund 10 Minuten dauerte das Gespräch, das für uns den Tag rettete und uns Klärung brachte, schließlich dachten wir noch kurz vorher, dass wir einen ganz seltenen Treibstoff benötigen, den es nur in auserlesenen Tankstellen gibt. Außer einem Danke wollte sie nichts annehmen. Stattdessen sollten wir doch einfach mal wieder vorbeikommen, wenn wir wieder in der Gegend seien, um Hallo zu sagen. Irgendwie waren wir beschämt, weil wir so gar nichts zurückgeben konnten und sie uns doch so sehr geholfen hatte. Also küsste ich sie wenigstens voller Freude und Dankbarkeit auf beide Wangen, was sich lächelnd annahm.

Nach einem kleinen Abstecher in einem Outlet-Center, den sie uns empfahl, ging unsere Reise am Nachmittag dann tatsächlich weiter gen Norden durch eine farbenreiche, manchmal aber auch gänzlich karge und öde Landschaft, die uns aber doch faszinierte, vor allem auch die Bergkulissen, an deren Gipfel Schnee hing, während wir bei über 30 Grad Sommergefühle hatten.

Unsere heutige Rast zur Nacht legen wir in einer Kleinstadt im Südwesten von Oregon ein. Ganze 20.000 Einwohner zählt Roseburg, das sich aber doch mit einem unterhaltsamen Detail zur Sprache bringt, denn von hier stammt der Erfinder des Fliegenden Spaghetti-Monsters.

So sommerlich es gestern war, so erschreckend kalt war es heute. Selbst in Jacke gehüllt wollte es mir einfach nicht warm werden. Unerträglich schneidend blies vor allem der Wind, der die gefühlte Temperatur noch wesentlich kühler erschienen ließ.

Seelöwen am Pier 39.Nachdem wir gestern Abend so erfolglos wenig Seelöwen bei ihrem schlichten, aber dennoch touristisch sehenswerten Dasein beobachten konnten, was wir auf unseren späten Besuch zurückführten, versuchten wir heute Vormittag erneut unser Glück, jedoch ohne selbiges zu haben, was die Vermutung nahe legt, dass auch Seelöwen ein wenig wetterfühlig sind oder schlicht und ergreifend so intelligent, sich ohne Sonne nicht auf den schwimmenden Holzstegen im kalten Pazifik niederzulassen.

Des Rätsels Lösung ist aber doch eine ganz andere! Wie ich mich einmal mehr schwach an einen in der Vergangenheit gelesenen Artikel über das plötzliche Verschwinden tausender Seelöwen am Pier 39 erinnerte, recherchierte ich inzwischen, dass die Meeressäuger Ende November 2009 von der berühmten Touristenattraktion Fisherman’s Wharf in den 800 Kilometer entfernt liegenden Nachbarstaat Oregon ausgewandert sind. Dort sind sie plötzlich und überraschend einfach aufgetaucht. Experten glauben diesbezüglich, dass die Seelöwen einer kalten Wasserströmung mit reichlich Futter nach Norden gefolgt sind, da die ungewöhnlich warmen Strömungen entlang der kalifornischen Küste dort in der Vergangenheit die Fischbestände erheblich reduziert hatte.

Der Kälte wegen besannen wir uns hinsichtlich unserer zunächst geplanten Tagestour doch eines anderen und ließen recht schnell von dem Vorhaben, den Golden Gate Park aufzusuchen, ab. Stattdessen fuhren wir mit unserem schicken roten Leihwagen, der mich vor allem auch mit seinem schmeichelhaften Blinkergeräusch begeistert, die steilen Hänge San Franciscos hinauf, um sie im engen Zickzack der Lombard Street (angeblich die kurvenreichste der Welt), die wir am Tag zuvor noch gelaufen sind, wieder hinunter zu fahren. Herrlich.

Im Anschluss daran fuhren wir über DAS meistfotografierte Wahrzeichen der Stadt, die Golden Gate Bridge, die sich mit dem traurigen Rekord rühmt, die Brücke zu sein, von der sich weltweit am meisten Menschen zu Tode gestürzt haben.Meistfotografierte Sehenswürdigkeit der Welt: die Golde Gate Bridge in San Francisco. Seit ihrer Fertigstellung 1937 über 1200 Personen. Da wir vorteilhafter Weise aus der Stadt herausfuhren, blieben uns auch die 5 Dollar Maut erspart, die wir in knapp zwei Wochen jedoch bei unserer Rückkehr zu zahlen haben. Naja. Dass Toll nicht toll ist, haben wir ja schon letztes Jahr im wahrsten Sinne des Wortes zur Genüge erfahren. Bin gespannt, welche Summe dieses Jahr zusammen kommt. Auf zwei stürmischen Aussichtspunkten haben wir dann noch ein paar obligatorische Fotos gemacht, bevor wir uns kurzerhand zur Weiterfahrt gen Norden entschlossen, für den wesentlich wärmere Temperaturen angesagt waren. Und wahrlich!

Kaum waren wir aus der romantischen Metropole Kaliforniens draußen, stiegen die Temperaturen sichtlich. Auch das hatte ich im Vorfeld gelesen, hielt es aber kaum für möglich. Natürlich mussten wir erst ein paar Meilen fahren, aber der unmittelbare Zusammenhang zwischen steigender Distanz zur Stadt und ansteigenden Temperaturen war unverkennbar. Nach 80 Meilen befanden wir uns plötzlich in sengender Hitze. Atemberaubend, dass so etwas möglich ist. Hätte ich es selbst nicht erlebt, hielte ich es wohl für einen billigen Zaubertrick.

Mittlerweile sind wir in Redding gelandet, wo wir die Nacht verbringen werden, um nach dem Frühstück weiter gen Norden zu fahren.

So ganz scheinen wir den Jetlag noch nicht überwunden zu haben, denn sonst wären wir gestern Abend um 21 Uhr nicht wie müde Krieger nach einem schweren Kampf ins Bett gekippt, wobei der Schlaf als solches gänzlich erholsam war und uns heute Morgen bereits um 5.30 Uhr in den Tag hat starten lassen.

Den gestrigen Tag verbrachten wir fast ausnahmslos am Port of San Francisco, sprich am Hafen. Um den horrenden Tagesparkgebühren von bis zu 48 Dollar (kein Scherz!) ein Schnippchen zu schlagen, haben wir etwas weiter außerhalb geparkt, genauer gesagt in den Nähe der Oakland Bridge, wo wir für akzeptable 6 Dollar eine angenehme Stellfläche fanden.

Dümmlicherweise muss ich zugeben, dass wir uns anfänglich von der Oakland Bridge in die Irre haben leiten lassen, was auch nicht weiter schwierig war, denn sie war die einzige Hängebrücke weit und breit, egal wie fern wir unseren Blick aufs Meer haben schweifen lassen. Und da wir wussten, dass von Fisherman’s Warf, der gefühlt nahen Touristenattraktion, die unseres anvisiertes Ziel des ersten Erkundungsspazierganges war, auf welche mit Schildern immer wieder verwiesen wurde, der Blick auf die Golden Gate Bridge möglich ist, gingen wir fälschlicherweise davon aus, dass die Oakland Bridge vermutlich die Golden Gate Bridge ist. Dies ist insofern peinlich, als dass ich hier vor etlichen Jahren schon einmal zugegen war und mein Erinnerungsvermögen keinerlei Verknüpfungspunkte fand. Das einzige, was mich wirklich wunderte, war die graue Farbe der Oakland Bridge, die im übrigen sogar ein halbes Jahr früher als die Golden Gate Bridge eröffnet wurde. Aber gut. Farben sind vergänglich. Erschwerend kam hinzu, dass ich mich an einen TV-Bericht erinnerte, in welchem es hieß, dass die Golden Gate Bridge quasi immer gestrichen wird, denn kaum wenn die eine Seite fertig sei, würde man an der anderen bereits wieder damit beginnen müssen, um der Erosion Einhalt zu gebieten.

Eine graue Golden Gate Bridge? Vielleicht grundieren sie sie gerade, dachte ich. Hmmmm?!

Klärung brachte schließlich die gezielte Nachfrage bei Passanten, die uns mitteilten, dass die Golden Gate Bridge sich viel weiter westlich befindet, was bei uns für Erleichterung sorgte, denn von ansehnlich in dem Sinne empfand ich diesen grauen Stahltross wirklich nicht.

Als wir später an einem Markt vorbeischlenderten und ich den Geruch frischen Obstes wahrnahm, erstand ich mir eine köstliche Nektarine für saftige 2 Dollar, die unseren Streifzug dennoch versüßte. Am Fisherman’s Wharf tummelten sich dann wesentlich mehr Leute als mir lieb war und doch wollten auch wir uns die Attraktion am Pier 39, die sich auf schwimmenden Holzbojen zur Schau stellenden Seelöwen, nicht entgehen lassen. Leider war ein Großteil, als wir dort angekommen waren, aber schon weg, so dass wir das nächste Mal vielleicht etwas früher dort vorbeischauen, wenn die Sonne noch höher am Himmel steht. In diesem Belang entsinne ich mich nämlich noch gut an meinen ersten Besuch, als die Masse der Tiere mich grölend und durchaus geruchsintensiv in ihren Bann zogen.

Unserem Vorhaben, mit einem Boot auf die Gefängnisinsel Alcatraz überzusetzen, konnten wir leider nicht nachkommen, da die Touren für die nächsten beiden Tage schon komplett ausgebucht waren, was für das Wochenende wohl üblich zu sein scheint. Insofern setzen wir jetzt all unsere Hoffnungen darauf, dies vielleicht am Ende unserer Rundreise noch realisieren zu können, wenn wir in rund zwei Wochen nach 5000 Kilometer Fahrt wieder hier in San Francisco eintrudeln werden. Mal sehen.

Legendär und kurvenreich: die Lombard Street in San Francisco.Klar, dass wir in der Stadt der Up and Downs mit ihren 40 Hügeln auch die steilen Straßen entlang liefen, wo uns etliche Cable Cars begegneten. Das Gefühl, unbedingt in einer mitfahren zu wollen, hatten wir aber beide nicht, weshalb wir es auch unterließen. Dafür wollten wir uns aber auf keinen Fall die Lombard Street, die sich in engen Nadelkurven von der Hyde St zur Leaveworth Street hinunter schlängelt, entgehen lassen. Andere allerdings auch nicht, so dass hier – wie bei Fisherman’s Wharf - ein großer Menschenauflauf zugegen war. Betrüblicherweise war der Sonnenstand zu unserem Erscheinen so unvorteilhaft, dass man kaum ein passables Foto machen konnte. Naja.

Fakt ist, dass wir am Hafen weitaus mehr Zeit verbracht haben, als wir es jemals für möglich hielten, weshalb sich unser fast stürmisches Zurücklaufen am Abend zum Auto als fröstelnde Herausforderung erwies, um mal tief stapelnd zu sprechen, schließlich sind wir in gänzlicher Sommermontur aufgebrochen.

Da die Golden Gate Bridge bereits am Nachmittag vom Nebel verschlungen war, hoffen wir heute auf einen sichtfreien Besuch samt Überfahrt. Desweiteren wollen wir auch noch unbedingt den Golden Gate Park, der Oase der Stadt, in der sich laut Reiseführer ein wunderschön angelegter Garten im alten japanischen Stil befindet, sehen.

Momentan (08.30 Uhr am Morgen) zeigt sich das Wetter hier heute aber wesentlich unfreundlicher als es uns gestern zu dieser Zeit willkommen hieß. Vielleicht fahren wir aber auch heute Vormittag schon gen Norden, um bei unserer Rückkehr auf sonnigere Umstände zu hoffen.

Endlich: nach 22,5 Stunden haben wir unser erstes Etappenziel, San Francisco, völlig übermüdet erreicht. Dabei hätten wir fast den Anschlussflieger verpasst, weil unsere erste Maschine nach Chicago wegen des vielen Verkehrs mit 40-minütiger Verspätung los flog und die Zeit zwischen den beiden Fliegern sehr knapp bemessen war. Mit etwas Glück, der Hilfe einer amerikanischen jungen Dame, die sich in der gleichen Notlage wie wir befand, und flinken Füßen bekamen wir den Weiterflug nach San Francisco dann aber doch, obwohl man uns nach dem Verlassen der ersten Maschine schon alternative Flugtickets ausgestellt hatte, falls wir den Flug nicht schaffen sollten.

Wie auch immer, jetzt sind wir hier. Ganz in der Nähe des Vororts San Bruno, unweit des Flughafens, wo sich gestern eine riesige Gasexplosion ereignet hat, bei der vier Menschen ums Leben kamen, 53 Häuser zerstört und weitere 123 Gebäude schwer beschädigt wurden. Das Feuer ist seit wenigen Stunden endgültig gelöscht. Strom gibt’s auch wieder.

Nachdem wir die Nacht komplett durchgemacht haben (an schlafen im Flugzeug ist nicht zu denken), freue ich mich jetzt (hier ist es 23.50 Uhr, in Deutschland bereits 9 Stunden später) einfach nur auf eine ausreichende Portion Schlaf und die sonnigen Temperaturen, die es laut Wettervorhersage morgen geben soll.

Bohlensteg durchs Schwarze Moor.Momentan rauscht das Leben gerade an uns, dem Pan und mir, vorbei. Wobei "vorbeirauschen" die falsche Bezeichnung ist: wir tauchen vielmehr in ihm ab und gewinnen Güte und Bewusstheit selbst aus ihm zurück.

Gestern waren wir beispielsweise im Schwarzen Moor, wo wir eine bizarre Vegetation der Natur bestaunten, die sich in einem sauer- und nährstoffarmen Milieu formierte. Manchmal schien es sogar, als hätten wir den eigenen Planeten verlassen, so obskur erschien mir die Szenerie. Im Anschluss daran besuchten wir völlig verfroren die gerade erstmal seit zwei Wochen eröffnete Therme „Sieben Welten“ in der Nähe Fuldas, die sich uns gänzlich anders offenbarte, als wir es erwartet hatten, schließlich gab es im Vorfeld einen riesigen Medienrummel darum. Kleiner und vor allen Dingen wesentlich kühler, um es auf den Punkt zu bringen. Ja, das Wasser in der Therme war für thermische Verhältnisse wirklich zu kühl. Für ein Sportbecken wäre es passend gewesen, aber nicht zum Relaxen, was meines Erachtens auch erklärte, warum sich so wenig Besucher im Wasser tummelten, obgleich die Besucherzahl ohnehin verwunderlich gering war, was für uns den Besuch aber angenehm gestaltete.

Einblick in die Sieben Welten-Therme in Künzell bei Fulda.„Sieben Welten – Ein einziger Tag wie ein ganzer Urlaub“, heißt es verlockend auf deren Internetseite, die zumindest bei mir hinsichtlich der Welten Asien, Andalusien, Arabien, Mexiko, Afrika, Indien und Japan implizierte, dass es für jeden Bereich auch ein eigenes Schwimmbecken gibt, was aber nicht der Fall ist. Und da die Aufnahmen vorteilhafterweise auch mit einem Weitwinkelobjektiv gemacht wurden, wirken die Flächen der Ressorts auch weitaus größer, als sie in Wirklichkeit sind. Das fand ich schade, obwohl es natürlich ein legitimes Mittel der Darstellung ist. Abraten würde ich deshalb trotzdem niemandem von dem Besuch, da das Interieur sich mit seinen prachtvollen Farben, Mustern und Ornamenten durchaus sehen lassen kann. Und die sich auf acht Metern Höhe befindliche afrikanische Baumhaussauna hätte ich ohnehin gerne mit nach Hause genommen.

Da auch die Heimat verlockend sein kann, verblieben wir heute in den heimischen Gefilden auf den Wegen eines Lehrpfades in den Weinbergen, um anschließend noch auf dem heimischen kleinen Flughafen des Flugsport-Clubs den Segelfliegern beim Starten und Landen zuzusehen.

Segelflieger am Schenkenturm.Morgen Abend steht dann nach der Arbeit wieder Klettern auf dem Programm. Wenn alles gut geht, erhalten wir nach vier Stunden auch unseren zweiten Kletterschein, den für den Vorstieg, so dass wir ab sofort alleine klettern können. Zu der passenden und bereits vorhanden Ausrüstung haben wir uns gestern auch ein 70 Meter-Seil gekauft. Jetzt fehlt uns nur noch ein Sicherungsgerät, das wir bisher immer vom Kletterzentrum während der Kurse gestellt bekamen. Das Tube werden wir uns aber morgen kaufen, kostet ja auch nicht die Welt. Trotzdem muss das Klettern dann aber erstmal warten, weil wir am Freitag ja schon in den USA-Urlaub fliegen und sich bis dahin etliche Termine aneinander reihen.

That’s life!

 

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