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Ich hasse mein Leben!

Was jetzt passiert, geht unter die Gürtellinie, fern ab jeglichen Feingefühls, aber ich erkläre es mir anhand der dramatischen Situation meine Oma betreffend, die emotional sehr aufwühlend ist und einen klaren, sachlichen Blick sicherlich lähmt. Wie gut, dass das meine Oma nicht mehr mitbekommt! Im Laufe des heutigen Abends haben mich meine beiden Onkel, die Söhne meiner Oma, angerufen, um mir ihre Enttäuschung ob des Verhaltens meiner Familie, sprich meinem Vater, meiner Mutter (also ihrer Schwester), meinem Bruder mit seiner Familie sowie meiner Schwester mit der ihrigen, mitzuteilen. Während erster Onkel mich noch bat, vorläufig die Kommunikation mit seinem Freund in Venezuela, den er dieses Jahr noch zu ehelichen gedachte, zu übernehmen, weil er derzeit so durch den Wind sei, verlor der nächste schon recht bald komplett die Selbstkontrolle und wies unserer Familie eine Kollektivschuld zu, weil sich keiner – außer er, sein Bruder (also der andere Onkel) und mein Opa - um meine Oma kümmern würde. Weil wir nicht kämen, würde meine Oma einen qualvollen Tod sterben, da sie spüren würde, dass etwas nicht in Ordnung sei. Meine Schwester habe er im Krankenhaus das letzte Mal vor vier Wochen gesehen, was definitiv nicht wahr ist. Ob ich nicht wisse, was meine Oma alles für uns getan habe. Mein Bruder erdreiste sich in den Urlaub zu fahren, mein arbeitsloser Vater käme gar nicht vorbei und meine Mutter, aber das sagte dann der andere Onkel, würde meiner Oma nur Pseudobesuche abstatten. Die größten Angriffe betrafen jedoch meine Mutter, die ich in Schutz zu nehmen versuchte, was meinen Onkel nur noch wütender und lauter werden ließ, wobei er mir lautstark zu verstehen gab, dass das erst der Anfang sei, ich hätte ihn nämlich noch nie wütend erlebt. Ich will das jetzt alles gar nicht wiederholen, was er in einem dröhnenden und wutentbrannten Ton von sich gab. Die Familie zerfällt ...

Unser ganzes Verhalten hätte meine Oma nicht verdient. Dass meine Mutter derzeit – August ist der Monat, in dem sich die meisten Kollegen frei nehmen, weshalb für die Dagebliebenen viel Arbeit vorhanden ist – besonders viel zu tun hat, so dass sie erst nach der Arbeit ins Krankenhaus kann, interessierte ihn nicht. Dass meine Mutter nach ihrer Totaloperation vor zwei Jahren, ebenfalls wegen Krebs, selbst nicht mehr die ist, die sie einst war (sie hat seitdem auch einen Behindertenausweis), interessierte ihn auch nicht. Ihn interessierte gar nichts. Nach jedem dritten Satz fragte er mich im übrigen, ob ich verstehe, ich sei ja schließlich schon erwachsen, ...

Nein, ich gehe jetzt nicht weiter ins Detail, erwähne vielleicht nur noch den Zustand meiner Oma, der die Ärzte maximal noch einen Monat gegeben haben. Gestern hat sie in dem einen Onkel ihre eigene Mutter gesehen. Heute hat sie noch nicht mal mehr die Augen aufgemacht ... und dass sie seit Tagen nichts mehr isst und trinkt, hatte ich glaube ich auch schon erwähnt. Das Morphium wird derzeit über Pflaster verabreicht. Das Krankenhauspersonal hat gesagt, dass meine Oma stets alle angeschlossenen Schläuche herausreißen würde.
Nächsten Dienstag, sollte sie bis dahin noch leben, kommt meine Oma auf Veranlassung meiner beiden Onkel in eine private Kurzzeitpflege, die Sterbende betreut.

Mir selbst fehlt momentan die Kraft, dazu Stellung zu nehmen, was vielleicht auch daran liegt, dass der Pan und ich eben wieder in telefonischer Disharmonie auseinander gingen. Mag sein, dass ich derzeit überreagiere, aber momentan genügt ein Lufthauch, um mich aus der Bahn zu werfen.

Ich bin heute im übrigen zuhause geblieben, weil die Schwellung meiner Elle sich so sehr intensiviert hat, dass mein ganzer Arm, angefangen von der Achsel bis hinunter zum Handgelenk (eine derart ausgeprägte Reaktion hätte ich bei einem Bienenstich niemals für möglich gehalten), vom Wasser aufgequollen ist. Zuhause konnte ich zumindest die Kühlbeutel wechselweise von meinem Arm ins Gefrierfach legen, wobei mein „Speckarm“ derzeit – nach 53(!) Stunden noch immer extrem geschwollen ist.

Außerdem tätigte ich heute auch den Anruf bei den zwei genannten Therapeutinnen, wobei eine von beiden bis zum 7. September im Urlaub ist und die andere mich bisher leider nicht zurückrief, obwohl ich sie – und das mache ich nun wirklich nicht gerne – auf Band darum gebeten habe (habe auch zweimal meine Telefonnummer gesagt).

Im Moment scheint mein Leben keine Sonne zu kennen. Wann gibt es endlich wieder einen Strohhalm, an den ich mich klammern kann, ein Erlebnis, das zum Lächeln animiert, einen Funken namens Hoffnung, der Mut zum Glauben lässt?

Kühlungsmaßnahmen im BüroDie Schwellung hat es sich nicht nehmen lassen, weiter an Größe zu gewinnen. Habe eben noch mal den Umfang meiner beiden Arme an den Ellenbogen, dort, wo die Schwellung am größten ist, gemessen. Inzwischen sind es nicht mehr zwei Zentimeter (wie heute Morgen), sondern geschlagene sechs, die meine rechte von der linke Elle unterscheidet – die Haut spannt zum Zerbersten. Die voluminöse Umgebung des Stiches ist – wie erst kürzlich beim Stich in den Fuß - voll mit Wasser gefüllt, kurz ein Ödem. Nachdem ich mittags in der Apotheke war, hat mein Arbeitskollege und ich im Büro den Arm zu kühlen versucht, wobei die Aktion eine recht kurzweilende war, da die hitzigen Temperaturen meiner Haut rund um den Stich die Beutel rasch ins Schwitzen brachten.

Roman RauschDas Interview verlief wider Erwarten – meiner kurzen Vorbereitungszeit wegen - doch sehr gut. Klar hatte ich das Buch nicht gelesen, aber ich ließ Roman, den Autor, auch nicht in dem Glauben, dass ich es getan hätte, denn das wäre nicht fair gewesen. Ich war erstaunt, wie gelöst und ungezwungen (aus meiner Sicht) das Gespräch sich vollzog. Und auch bei den Fotos, die der Autor nicht minder als ich verabscheut (das Photographiertwerden), sind ein paar ganz wenige erlesene dabei, die ich pässlich finde. Witzigerweise habe ich ihn sogar zum Lachen bringen können. Hätte ich nicht mitschreiben müssen, hätte ich fast das Gefühl gehabt, mich mit einem Freund zu unterhalten, was ich als sehr angenehm empfand.

Mittlerweile hat mich auch die Therapeutin von heute früh zurückgerufen und mir auf Band gesprochen, sich auch entschuldigt. Das hat mich doch wieder ein bisschen versöhnlich gestimmt, wenngleich sie derzeit über keine freien Therapieplätze verfügt und ich mit einigen Monaten Wartezeit rechnen müsse, was ich aber nicht möchte, da ich nicht länger warten will, bis mein Leben endlich wieder einen Schub bekommt. Ja, ich will nicht länger untätig rumsitzen, will was tun, was für mich, damit es mir endlich wieder besser geht. Habe heute Nachmittag auch noch mal bei der Krankenkassenärztlichen Vereinigung angerufen und mir noch zwei weitere Telefonnummern von Therapeutinnen geben lassen, die laut Auskunft der Vereinigung auch keine Wartezeit hätten. Angerufen habe ich aber erst bei einer und da stand – wie so oft – nur der Anrufbeantworter zur Verfügung, auf den ich aber nicht sprach. Werde morgen noch mal mein Glück versuchen.

Um 08:01 Uhr habe ich bei der Therapeutin angerufen.

Laut Bandansage,das ich bereits seit letzten Mittwoch Nachmittag kenne, ist sie nur Mittwochs zwischen 8 und 8.30 Uhr persönlich zu erreichen. Ich habe erneut um Rückruf gebeten, habe aber auch gesagt,dass ich noch einmal anrufen würde bis 8.30 Uhr.

Um 8.26 Uhr stand nach wie vor nur der Anrufbeantworter bereit, was mich wirklich ärgerlich stimmte. Ehrlich gesagt habe ich ihr dann auch meine Enttäuschung auf Band gesprochen. Irgendwie hatte ich gehofft, dass es dann endlich mal vorwärts ginge.

Ich will einfach zu keinem Mann! Aber die Krankenkassenärztliche Vereinigung hat mir nur EINE Adresse von einer Frau gegeben.

Gestern hat mich schon wieder eine Biene oder eine Wespe gestochen, diesmal in den Oberarm, der mittlerweile auch zu schwellen beginnt (habe gerade eine Vergleichsumfangmessung gemacht: der gestochene Oberarm weist zwei Zentimeter mehr Umfang auf [Bodybuilder wären vielleicht entzückt] und ist zudem brütend warm), was sich seltsamerweise erst nach etlichen Stunden vollzieht. Das war bei meinem Fuß so und ist jetzt gleichermaßen am Arm so.

Das ist erst der AnfangDer Theorie nach müsste es diesmal eine Biene gewesen sein, weil ich auch einen Stachel im Arm, an dem sich ein kleiner, runder weißer Beutel befand, hatte (Wespen verlieren ihren Stachel ja nicht, wäre aber aufgrund des Wespennestes auf meinem Balkon naheliegend). Diesmal habe ich gleich frische Zwiebel darauf, obwohl mich noch ein anderes Etwas am Hals attackierte. Mag sein, dass ich mich täusche, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Schmerz zunimmt. Mein Arm fühlt sich fast ein wenig taub an. Ich glaube übrigens wieder, dass das Lesen und das selbst Empfinden in diesem Belang gravierend ist.

Wenn ich mir vorstelle, dass ich bei jemand anderem über einen Bienen- bzw. Wespenstich lesen würde, würde ich jenen sicherlich als geringfügig abtun. Es wäre zumindest bisher so gewesen. Nachdem ich jetzt aber selbst mitbekommen, dass das – für mich – doch nicht so beschwerdefrei verläuft, habe ich mittlerweile ein ganz anderes Empfinden dafür. Ich weiß nicht, wie lange mein letzter Stich schon her ist, ich würde etliche Jahre behaupten, doch ich kann mich nicht ansatzweise daran erinnern, dass ich jemals solche Schmerzen dabei empfand. Bin ich mit den Jahren empfindlicher geworden?

In einer Stunde kann ich die Therapeutin anrufen. In drei Stunden treffe ich mich mit dem Autor. Von dem 400 Seiten Krimi habe ich gerade mal 30 Seiten gelesen. Mir ist es aber davon abgesehen doch gelungen, einige Fragen zu kreieren, die mir nicht ganz alltäglich und zudem interessant erscheinen. Bisher habe ich sie nur auf Papier geschmiert, insofern ist doch etwas Eile geboten, um das Ganze noch optisch etwas aufzubereiten. Ein wenig hilfreich in diesem Belang war, dass ich vor einiger Zeit schon mal etwas ganz Kurzes über diesen Mann verfasst habe, wobei wir damals Mails ausgetauscht haben, insofern ist er mir nicht gänzlich unbekannt.

So viel mal in aller angebundenen Kürze. Die Zeit drängt ...

Keine Ahnung, wie ich den gestrigen Tag überlebt habe. Zwischendurch dachte ich schon daran, ins Krankenhaus zu gehen, weil ich einfach nicht mehr weiter wusste, ich diese Gleichgültigkeit für mich und mein Leben empfand, alles Erlebte der vergangenen Tage so unaufhörlich weh tat, wobei sich dieses Leiden darüber zwar schnell liest, der Schmerz selbst aber eindringlich und zeitlos unaufhörend peinigt.

Verzweiflung lesen und Verzweiflung fühlen sind zweierlei Welten.

Ich habe einen favorisierten Blog (leftalone), den ich mit aller Anteilnahme täglich lese, obwohl ich erst einmal darin kommentierte. Ich kann natürlich nur aus meiner Empfindung heraus sprechen, aber die Zeilen des Mannes, der vor wenigen Monaten von seiner Frau und den beiden Kindern verlassen wurde, sprechen mir so nachempfindbar aus der Seele, als ob ich es selbst fühlen würde. Und doch bin ich soweit davon entfernt, sein Leid auch nur ähnlich zu fühlen. Das erkenne ich erst jetzt, wo ich mich ihm, aber ich will in diesem Belang nicht auf Details eingehen, so viel näher als jemals zuvor fühle.

Die bereits gelesenen Worte (bei ihm) von einst erhalten im eigenen Durchleben eine neue, viel leidvollere Qualität. Und ich dachte schon Wochen zuvor, dass ich verstehen oder nachempfinden könne, was in diesem Menschen vorgeht. Weit gefehlt! Ich las und lese den Blog – aus meiner Frauensicht heraus – auch deshalb so gerne, weil es mich berührt, dass ein Mann derart tief empfinden kann. Dass ein Mann, auch wenn das jetzt sehr stereotyp klingt, eine Frau derart intensiv lieben kann. Im Geheimen wünschte ich mir, dass auch ich so sehr geliebt würde. Mein bisheriges, wenn auch nur literarisches, Vorbild (Held will ich nicht sagen, weil das so plakativ und fast abgedroschen klingt) in dieser Hinsicht war bisher Goethes Werther, der mich mit seiner aufrichtigen, selbstlosen und reinen Liebe zu Lotte zumindest träumend daran glauben ließ, dass es real so etwas geben könnte. Bei leftalone spüre ich die Intensität seines Liebens – und das aus der Sicht eines Mannes heraus, also das, was ich mir immer für mich selbst gewünscht habe.

Nein, ich will damit nicht unterstellen, dass andere Männer nicht ebenso intensiv lieben können, aber davon bekomme ich – weder lesend noch selbst fühlend – etwas mit, insofern projeziere ich meine Sehnsucht nach Liebe im Moment gerade dahin, wo ich sie zu fühlen glaube.

Meine derzeitige(?) eigene Ausweglosigkeit erinnert mich an die einstige Butterfahrt, die ich mit meinem Onkel und meiner Oma in den 80er Jahren von Hamburg aus gemeinsam unternahm. Wir waren mitten auf dem Meer, weit abgeschnitten von irgendeinem Festland, als plötzlich Sturm aufkam und unser Schiff zu wogen begann. Es kämpfte mit den Wellen, ritt auf den Fluten der bäumenden Wassermassen. Keine Ahnung, wie stark der Seegang war, aber er war enorm, so enorm, dass nahezu sämtliche Teller, das Besteck und die Gläser von den Tischen fielen. Dass das etlichen auf den Magen schlug, ist mehr als nur nachvollziehbar. Um es mal ein wenig drastisch zu formulieren: Die Reling stand voll von speienden Menschen. Einen Ausweg gab es für sie nicht. Der Magen rebellierte, doch was hätten sie tun können? Der Auslöser des Übels, das Tanzen des Kahns auf den Wellen, war nicht zu eliminieren, insofern mussten sie die qualvollen Stunden ertragen.

Genauso empfinde ich jetzt. Ich fühle mich, als stünde ich auf diesem Schiff, das auf offenem Meer einfach keine Ruhe findet, weil der Sturm des Empfindens, der aus Verletzungen resultiert, nicht aufhören will. Kein Land in Sicht!

Inzwischen bin ich mir darüber klar, dass ich eine Therapie brauche. Morgen zwischen 8 und 8.30 Uhr kann ich eine Frau, die über freie Therapieplätze verfügt, anrufen. Zu diesem Zeitpunkt ist sie persönlich da. Das sagte sie zumindest auf Band, auf welches ich ihr auch sprach und sie um Rückruf bat, doch bisher vergebens. Die Krankenkassenärztliche Vereinigung hatte mir zwar auch noch drei weitere Telefonnummern gegeben, an die ich mich hätte zuversichtlich wenden dürfen, aber da jene von männlichen Kollegen waren, unterließ ich dieses Vorhaben. Mein Vertrauen ins männliche Geschlecht ist, obwohl ich weiß, dass ich damit sicherlich einigen Unrecht tue, momentan doch etwas lädiert, so dass ich, wenn ich schon die Wahl habe, Frauen bevorzuge.

Ich hoffe, ich bekomme noch diese Woche einen Termin, bei dem ich persönlich vorsprechen darf. Alleine schaffe ich mein Leben gerade nicht mehr wirklich. Vielleicht komme ich dann auch irgendwann an den Punkt, wo mir einiges einfach nur noch egal ist, ich mich selbst mehr schätze, achte und respektiere. Wünschen darf ich es mir ja ...

Ich halte das nicht mehr aus. Jetzt fange ich schon nach dem Aufwachen an zu weinen. Ich kann nicht mehr. Inzwischen ist es mir egal, ob sich Leute darüber amüsieren und mich als schwächlich erachten.

Ich bin schwächlich.

Am Mittwoch soll ich einen Autoren interviewen, der einen neuen 400 Seiten Krimi herausgebracht hat. Ich habe noch keinen Buchstaben gelesen, kann mich nicht konzentrieren. Ich habe einfach keine Kraft mehr, keine Zuversicht, kein Vertrauen in diese Welt. Ich bin am Ende.

Bedienungsanleitungen sollen
  • präzise
  • einfach
  • klar und
  • verständlich
sein, um Benutzern Funktionsweisen unkompliziert zu erläutern, doch was, setzen wir das einmal als gegeben voraus, macht man mit jenen, deren Verständnis selbst dann noch nicht greift?

Ich fühle mich so unwohl in meiner Haut. Ich könnte fast die ganze Zeit weinen. Ich kann mich wegen Allem nicht beruhigen. Ich möchte meine Sinne betäuben, um nichts mehr wahrnehmen zu müssen. Ich warte vergebens auf etwas, dass mich einmal wieder fröhlich stimmen könnte. Selbst das Denken, das ich ja sowieso nicht abstellen kann, macht mir Angst. Ja, ich habe auch Angst, mich schlafen zu legen, weil mich dann die Stille beherrscht und ich mich nicht mehr ablenken kann, die Gedanken die Macht über mich bekommen. Manchmal habe ich mich schon gefragt, bis wohin das noch geht, bis wohin dieses schlechte Empfinden noch steigerbar ist. Warum kann ich nicht einfach wieder ICH sein, mich fühlen? Warum kann ich mich nicht selbst achten? Warum beklemmt mich dieses Gefühl im Magen? Was muss ich tun, damit es mir wieder besser geht? Ich will mich geborgen fühlen, fallen lassen, aufgefangen werden.Ich möchte umarmt und nicht mehr losgelassen werden. Ich will mein Misstrauen und alle eingebildeten Ängste,die damit zusätzlich einhergehen, nicht mehr spüren, will unbeschwert sein, ein bisschen Norm leben.

Eben habe ich mit meiner Mutter telefoniert, gefragt, wie es meiner Oma geht. Gestern sagte sie, dass meine Oma wie ein Fleischklumpen daliege. Ist das nicht furchtbar? Sie sei lebendig tot. Heute sei der Zustand unverändert. Mein Bruder, der sich gerade in Italien im Urlaub befindet, habe angerufen und gemeint, dass er schon dreimal davon geträumt habe, dass meine Oma gestorben sei. Er hoffe, dass sie am Samstag, wenn er wiederkäme, noch lebe. Meine Schwester, die heute meine Oma besucht hat, sei mir tränverquollenen Augen bei meinen Eltern aufgetaucht. Wo führt das alles hin?

Vorgestern habe ich mir Bilder von Weihnachten angesehen. Auf einmal schien mir meine Oma auf diesen Bildern so fremd und dabei ist das ja noch nicht mal ein Jahr her. Nahezu alle (bis auf eines) Kissen, die der Pan auf seiner Couch liegen hat, haben wir von meiner Oma geschenkt bekommen. Es mag seltsam klingen, aber ich hatte heute eines in der Hand, habe es umarmt und meine Oma darin gesucht.

Ich vermisse sie so unendlich.

Hab ich eben durch Zufall dort entdeckt.

Ob so

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oder so

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oder auch so

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... es gibt viele Variationsmöglichkeiten und ist ganz einfach

Dieses Wochenende war mit Abstand das Abscheulichste in diesem Jahr, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch das Furchtbarste in der nun schon über zweijährigen Beziehung zwischen dem Pan und mir, wobei ich nicht weiter auf Details eingehen oder die Frage der Schuld erläutern möchte.

Meine Güte, ich kann das immer noch gar nicht fassen, was da gestern an Boshaftigkeit per E-Mail-Austausch beiderseits geflossen ist. Ich erkannte weder mich noch ihn. Ich fühle mich so ausgelaugt davon. Heute Morgen hatte ich – das zweite Mal in meinem Leben – so einen extremen Heulkrampf, wobei ich mit dieser Aussage um kein Mitleid heischen will, dass ich keine Luft mehr bekam. Mitten im Erleben war das einfach nur beängstigend.

Ich würde so gerne einfach alles niederschreiben, um loszulassen, aber ich kann nicht. Ich schaff’s nicht, will keinen Ärger, obwohl es in mir brodelt, raus will.

Ich stelle meinen ganzes Sein in Frage, suche zudem nach den eigenen Grenzen der Selbstachtung. Wie weit darf man gehen? Ab wann hat man sich selbst aufgegeben? Wo ist die Grenze des Leids?

Einmal mehr zieren vorübergehend vier Schnittwunden meinen Arm. Ja, ich hielt diesen inneren Druck nicht mehr aus. Das Schneiden hilft für einen kleinen Augenblick, schafft Erleichterung, öffnet für einen winzigen Moment den Himmel der Genugtuung, so absurd sich das vielleicht auch lesen mag. Eigentlich habe ich es schon eine ganze zeitlang nicht mehr gemacht, heute kam ich aus Selbsthass nicht umhin.

Und meine Oma? Wer weiß, ob ich sie noch einmal sehen werde? Ich hatte mir so fest vorgenommen, sie dieses Wochenende zu besuchen, die Starke zu mimen, doch dieses Wochenende hat an den Grundfesten des Menschlichen gerüttelt. Die Erde der gegenseitigen Achtung bebte, Krater der Respektlosigkeit taten sich auf und verschluckten gemeinsame Erlebnisse, so dass lediglich eine resignierende Verwüstung zurückblieb.

Wie soll ich das Nichtkommen der Familie erklären? Sicherlich nicht mit der Krise.

Ich werde mir etwas einfallen lassen müssen ...

In einem derartigen Zustand wie heute habe ich meine Oma bisher noch nicht gesehen..Das ist von meiner Oma geblieben. Klar gab es mal „Auszeiten“, aber dauerhaft – ich war vier Stunden im Krankenhaus – war sie noch nie (außer unmittelbar während und nach ihrem letzten Schlaganfall) so geschwächt, so wortlos, so „daneben“. Ich kann auch nicht wirklich sagen, wie viel sie mitbekommen hat. Müsste ich schätzen, würde ich 20 Prozent sagen. Nach Auskünften meiner Mutter, die heute Abend auch noch einmal vor Ort war, konnte sich meine Oma aber zumindest an meinen Besuch erinnern. Ansonsten war sie kaum in der Lage zu reden.So sah sie Ende Mai aus Ihre äußerst raren Versuche, überhaupt etwas zu sagen, scheiterten meistens am Verstehen der Zuhörenden, meist meinem Onkel und mir, da meine Oma entweder viel zu leise oder sinnentfremdet sprach, wobei „sprechen“ in diesem Zusammenhang sicherlich der falsche Ausdruck für ihre kargen Worte war. Einmal sagte sie „13 Kuchen“, einfach so. Ich wusste nicht, was sie mir damit mitteilen wollte, fragte, ob sie ein Stück Kuchen haben wolle, was sie aber verneinte. Ich schnitt und feilte ihr die Fingernägel, rasierte ihr ihren Damenbart, cremte sie ein, frisierte und liebkoste sie abermals. Ihre Mimik schien bis auf ganz wenige Ausnahmen eingefroren, steif und leblos, so dass es mir dadurch leider nicht möglich war zu erkennen, ob ich ihr mit meinem Tun einen Gefallen erweise, obwohl sie die meiste Zeit davon sowieso schlief.

Irgendwann gab sie mir und meinem Onkel eine Sitzplatzänderung zu verstehen. Sie wollte aufrecht sitzen, worauf wir sie samt Bett anhoben. Tränen ronnen über ihre Wangen. Sie wollte uns etwas mitteilen, doch wir verstanden zunächst beide nicht. Dann äußerte sie sich dahingehend, dass sie Schmerzen habe. Mein Onkel fragte nach, wo es ihr denn wehtue, doch sie konnte sich nicht artikulieren, weshalb ich sie bat, uns die Stellen mit der Hand zu zeigen. Sie fasste sich, wahrscheinlich suchte sie aber bloß die richtige Stelle, an die Schulter, dann in die Herzgegend, wobei sie im Anschluss gerade dabei war, in Richtung Magen zu wandern, ... dann sagte sie: „da läuft’s“ ...

Ich wusste für einen kurzen Augenblick nicht, was sie meinte, dann sah und roch ich die braungrüne Flüssigkeit, die sich aus der Windel (da sie an einen Katheder angeschlossen ist, ist die Windel, aber das ist jetzt lediglich die Interpretation meines Onkels, nicht wirklich dicht) ins Bett ergoss. Meine Güte, sie tat mir echt so leid. Ich umarmte sie und sagte, dass das überhaupt nicht schlimm sei. Ich kam aus dieser Umarmung zunächst auch überhaupt nicht mehr frei, weil sie mich festhielt, was mir natürlich lieb war. Und doch – mir stieg der Geruch intensiv in die Nase. Ich musste mich zusammenreißen, dass mir nicht schlecht wurde, wobei ich mich in diesem Belang über mich selbst ärgerte, weil ich mir wünschte, dass ich über diesem Geruch stehe. Ich atmete flach. Klar ließ ich meine Oma nichts davon merken. Ich wollte einfach nicht, dass es mir etwas ausmacht, aber es machte mir etwas aus. Ich fühlte mich schwächlich und gemein meiner Oma gegenüber. Um die Details zu komprimieren: Mein Onkel klingelte nach den Schwestern, die das Malheur dann wieder in Ordnung brachten.

Sorgen- und Nöte-Schachtel


Eigentlich hatte ich meiner Oma noch ein Schächtelchen mitgebracht: Eine selbst gebastelte persönliche Sorgen- und Nöte-Schachtel, deren Boden ich mit getrockneten Rosenblättern auslegte. Anbei gab es folgende Anleitung:


  1. Schachtel öffnen
  2. Sorgen und Nöte hinein geben
  3. Schachtel schließen
  4. Sich guten Gewissens zurücklehnen, weil ...
auf Rosen gebettete kleine, aber sehr tapfere Sorgenhelferlein, die nur im Dunkeln arbeiten können (deshalb muss die Schachtel auch immer geschlossen sein!), sich deiner Ängste und Befürchtungen annehmen, um sie mit Sanftmut und liebevoller Fürsorge zu heilen.

Und wenn Du das nächste Mal die Schachtel öffnest, werden die mutigen Helferlein Deine Ängste jedes Mal mit aller Behutsamkeit und Sorgfalt in Obhut nehmen.


Leider bekam sie davon aber nichts mit, obwohl die auf ihrem Nachttisch stehende Schachtel zu einem späteren Zeitpunkt ins Interesse ihres Blickfeldes geriet, sie auch danach griff, wobei sie aber bedauerlicherweise nicht verstehen konnte, was es mit dieser ominösen Schachtel auf sich hat.

Vielleicht krabbeln die kleinen Sorgenhelferlein in Anbetracht der Schwere des Zustands meiner Oma ja vielleicht ausnahmsweise mal von alleine aus ihrem duftenden Terrain, um sie von ihren Sorgen und Nöten zu befreien.

Mein Onkel hätte gestern einen Vortrag halten sollen. Er war auch schon in den örtlichen Medien angekündigt. Nachdem das mit meiner Oma, seiner Mutter, gestern aber so eskaliert ist, sagte er ihn kurzerhand ab.

Den Auskünften meiner Mutter zufolge hat mein Onkel gestern Abend - am Bett meiner Oma - wie ein Schlosshund geweint. Sie sei wieder völlig friedlich und lieb gewesen. Er wollte die ganze Nacht bei ihr bleiben, weil sie sich so alleine fühlte und ängstigte.

Meine Mutter sprach von einer "Vorahnung", Iris, die Tochter einer verstorbenen jüngeren Schwester meiner Oma,die an der gleichen Krankheit verstarb, auch.

Sie solle morgen früh ja wieder aufwachen, habe meine Mutter zu der ihrigen gesagt.

Ist das fair, ihr, meiner Oma, unseren Willen unter diesen lebensunwerten Umständen aufzudrängen?

Ich weiß, dass meine Oma vom Grundtenor nicht gehen möchte, weil sie so sehr an der Familie hängt, aber das bißchen Leben, was man ihr medizinisch noch zugeseteht, ist ohne jegliche Lebensqualität.

Muss jetzt los, habe einen langen Anfahrtsweg zu meinem 9 Uhr-Termin.

Erst danach werde ich mich erkundigen können, wie es meiner Oma heute geht und was es mit der Vorahnung meiner Mutter auf sich hat.

 

twoday.net AGB

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