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Pan

Von der Narkose noch völlig benommen hat mich eben der Pan aus der Notaufnahme angerufen. Diagnose Magengeschwür. Inwieweit dieses fortgeschritten ist und welche Bakterien sie bei ihm noch gefunden haben, wusste er nicht. Er hörte sich relativ schwach an, meinte auch, dass es ihm nicht gut gehe, aber es sei heilbar. Wenigstens das!

Das letzte, was ich heute vom Pan hörte, war „Ich melde mich später“, wobei dieses „später“ gefühlt schon ewig her ist. Irgendwann habe ihm zunächst eine SMS geschickt, wollte ja nicht stören, doch nachdem darauf nicht minder ewig keine Antwort kam, habe ich mir erlaubt, ihn auf seinem Handy anzurufen, wobei selbiges aber ausgeschaltet war. Ich versuchte mich mit Arbeit abzulenken, aber wie soll das gehen, wenn der Liebste in Not ist? Tja, und so rief ich in immer kürzeren Zeitabständen immer wieder auf dem Handy an, um mir in genau diesen kürzeren Zeitabständen immer mehr Sorgen zu machen.

Eben läutete mein Handy: Als ich eine unbekannte Hamburger Rufnummer im Display sah, wurde mir schon mulmig. Als sich dann auch noch ein Arzt der Notaufnahme meldete, dachte ich, mir sackt mein Puls weg. Völlig unbeholfen fragte ich, ob etwas Schlimmes passiert sei und fügte hinzu, dass er mir nichts Unheilvolles sagen dürfe.

Der Arzt am anderen Ende blieb erstaunlich gelassen und freundlich, trotz meiner Aufgewühltheit – klar, ist ja auch sein Job und persönlich nah steht ihm der Pan natürlich auch nicht. Seine klare, hilfsbereit-galante Stimme vermochte es ein Stückchen weit, mich zu beruhigen, obwohl ich innerlich zappelte wie ein frisch gefangener Fisch an der Angel.

Der Arzt rief im Auftrag des Pan an und sagte mir, dass er sich jetzt erst einmal einer Magenspiegelung unterziehen müsse. Aufgrund dieses Ergebnisses würde dann auch weiter über seinen Aufenthalt entschieden. Er solle mir auftragen, dass sich der Pan - und da war es dann wieder, dieses zeitlich nicht greifbare – „später“ bei mir melden würde, wobei der Mediziner noch ergänzte, dass sich das hinziehen könne, da er eine Narkose erhalten würde. Ich könne „später“ aber auch gerne im Krankenhaus anrufen.

Ehrlich gesagt bin ich jetzt ein wenig erleichtert. Habe ich doch zumindest ein indirektes Lebenszeichen von ihm erhalten. Mit meinem Hang zur Dramatik hätte er ja auch Tod sein können – das sagte ich dem Arzt übrigens genauso.

Finde es nur schade, dass ich nicht bei ihm sein kann, um ihm seine Hand zu halten, ihm beizustehen. Hamburg – Würzburg, über 500 Kilometer trennen uns und momentan sitze ich ja auch noch im Büro. Im Geiste und im Herzen bin ich bei ihm. Ob er das spürt, weiß ich natürlich nicht, aber auch diesbezüglich hoffe ich!

Bin gerade völlig verwirrt. Eben rief mich der Pan an und meinte, dass er ins Krankenhaus kommt, jetzt noch beim Arzt sitzt, dort aber schon an einen Tropf angeschlossen wurde. Meine Hände zittern noch.

Vielleicht ist ja alles ganz harmlos?! Ich hoffe es!

Sorgen mache ich mir natürlich trotzdem. Nicht zuletzt, weil ich weiß, wie viel er in den letzten Wochen und Monaten gearbeitet hat – immer unter Strom stand, wie er selbst sagte, um Überstunden aufzutürmen, dass man ganze Städte mit Vororten aus diesen Zeitklötzen hätte bauen können..

Gestern sollte mit der Publikation des Relaunches, an dem er schon seit November intensiv arbeitet, alles vorbei sein, doch aufgrund technischer Probleme wurde der Relaunch auf den 1. August verschoben. Also weiter Stress!

Heute Morgen erzählte er mir, dass er schlecht geschlafen habe und dass ihm übel sei, dann ging er zum Arzt, wo man ihn nicht mehr wegließ.

Hoffentlich ist es nichts Schlimmes!

Welcher Zauber wohnt einer harmonischen Beziehung inne? Ich habe mir diese Frage schon unendliche Mal gestellt, sie mir letztendlich, vielleicht auch mangels vorgelebter Beispiele, was nicht heißen soll, dass sich mein Umfeld aus lauter Beziehungskrüppeln zusammensetzt, aber nicht beantworten können.

Dem Grundsatz meiner Vorstellung nach müsste eine Wochenendbeziehung theoretisch doch noch besser gelingen, als eine Partnerschaft, die Tisch und Bett täglich teilt, was ich damit begründe, dass ein sich-überdrüssig-sein aufgrund der Rarheit des persönlichen Kontakts selten Gelegenheit zum Durchbruch finden dürfte. Ungeachtet dieser Tatsache gestaltet sich meine bzw. unsere (des Pans und die meinige) Wirklichkeit aber schon seit Wochen und Monaten anders. Schmerzlich – und das für beide Seiten, wobei wir es vermögen, Konflikte, die tief im Inneren brodeln, auszublenden, uns zudem mit Aktionismus zuzudröhnen, der es für diesen Moment zwar vermag uns den Glauben an eine heile Welt vorzugaukeln, obwohl jene aber doch nur ein Scheinparadies ist.

Bisher dachte ich, dass am Wochenende die Zeit ist, in der man sich von den beruflichen Strapazen/Ereignissen erholt, einfach mal abschaltet und die weitestgehend selbst bestimmte Zeit dazu nutzt, sich mit den Dingen zu beschäftigen, die die eigenen Kraftquellen mobilisieren. In unserem Fall habe ich aber genau die gegenteilige Meinung: das Zusammensein raubt Kräfte, Regeneration ist nicht wirklich möglich, wodurch wir wahrscheinlich beide kraft-, mut- und zuversichtslos in die neue Woche starten. Es war zudem nie schwieriger. „Leicht war es ohnehin nie“, meinte der Pan, der meine Liebe an gelebter Sexualität, die bei uns schon seit längerer Zeit ihren Dornröschenschlaf hält, festzumachen glaubt, gestern. Vielleicht würde ich umgekehrt genauso empfinden, mir einbilden, dass ich unattraktiv oder nicht liebenswert sei, schließlich muss es doch irgendeinen Grund haben, dass sich der Partner verwehrt. „Ich weiß nicht, wie wir da rauskommen, doch noch ein Jahr geht das nicht.“, teilte mir Pan, der deswegen ziemlich frustriert ist, mit. Doch wo sollen wir ansetzen?

Ich weiß nicht, wie es passiert ist, wahrscheinlich so schleichend, dass wir es gar nicht mitbekommen haben, vielleicht auch gar nicht mitbekommen wollten, weil das Bewusstsein eines immer mehr in den Dreck fahrenden Karrens, der inzwischen so aussichtslos tief im Morast versunken ist, nur betrüblich gewesen wäre – und wir wollten das Wochenende, die kurze Zeit, die uns miteinander bleibt, ja alles andere als mit Beziehungsproblemen verbringen. Und so geschah das, was vermutlich geschehen musste: die Karre versank immer mehr im Schlamm. Ob und wie wir aus diesem Sumpf wieder herauskommen scheint fraglich, wenngleich wir es beide wollen.

Gestern führten wir das erste Mal seit Langem ein Gespräch über all das, was sich in den vergangenen Monaten angestaut hatte. Nein, wir stritten nicht, das tun wir meines Erachtens sowieso nie, weil wir irgendwann damit begonnen haben, Alles zu schlucken, und doch flogen Wortfetzen und Gefühle, die unkontrolliert an die Oberfläche kamen, durch die wenigen Kubikmeter Luft, die einem im Auto zum Atmen bleiben. Ich fühlte mich verletzt, gekränkt, unverstanden, mein Magen rebellierte. Wie sehr hatte ich mich genau vor diesem Augenblick gefürchtet. Am liebsten hätte ich mich übergeben wollen, so sehr peinigte mich das Unbehagen. Wie es dem Pan ging, kann ich nicht sagen, dafür war ich viel zu sehr mit meinen eigenen Gefühlen beschäftigt, die ich unter Kontrolle halten wollte, aber wohl war es ihm sicherlich auch nicht.

Nein, wir wollen einander nicht verlassen und doch kann es so nicht weitergehen.

Gestern habe ich ihm auch mitgeteilt, dass ich nur dann mit jemanden schlafen kann, wenn ich das Gefühl habe, dass emotional Harmonie besteht, was ich bei uns nicht so empfinde, gleichwohl wir an den Wochenenden, wenn wir mit Freunden unterwegs waren, auch Spaß miteinander hatten, aber eben auf einer anderen Ebene, auf der unsere Probleme für diesen Zeitraum in Vergessenheit gerieten. Seltsamer Weise schien der Pan das ganz anders zu empfinden. Es schien mir fast so, als falle er aus allen Wolken, als ich ihm das mitteilte, dabei konnte ihm doch unser stummes Miteinander zuhause, das zwei lebenden Toten glich, nicht entgangen sein?!

Zweisame Intimsphäre hat für mich etwas mit Offenbarung seines tiefsten Innern zu tun, bei dem ich mein Gegenüber Einblick in diese verletzliche Welt gewähre. Vertrauen und Offenheit sind zwei Komponenten, die ich dafür – eingebettet in ein riesiges Kontinuum Zeit, in der Zärtlichkeit zu etwas im Vorfeld Ungeplanten führt - als notwendig erachte; jene, die ich bei uns aber nicht mehr gegeben sah. Mich aus reiner Fleischeslust hingeben kann ich nicht (mehr), muss es den Worten vom Pan zufolge aber einmal so praktiziert haben, weshalb seine Zweifel an meiner Zuneigung nur noch stärker wurden.

Dieses Empfinden, dass bei uns Vieles im Argen ist, hat auch dazu beigetragen, dass ich mich dem liebenslebenslänglichen Vorhaben Heirat, das ganz gewiss seine Zuneigung beweist, in diesem Sommer entzogen habe, was ihn um so mehr verletzt haben muss. Ich kann aber unter diesen Umständen nicht heiraten und dann darauf hoffen, dass sich dadurch die Schwierigkeiten lösen, wobei ich hiermit nicht unterstellen möchte, dass das die Intention des Pans war. Meines Erachtens sollte man erst versuchen, die Probleme in den Griff zu bekommen und dann diesen lebenseinschneidenden Schritt wagen. Ähnlich sehe ich es auch in Bezug zum Thema Sexualität. Für gewöhnlich ergibt diese sich ganz alleine aus einem Gefühl füreinander heraus, ohne dass auch nur einmal der Verstand danach befragt werden müsste, wobei wir diesbezüglich inzwischen völlig kopfblockiert sind und mich inzwischen sogar schon Berührungen erschrecken.

Paartherapie?

Auch das war bereits im Gespräch, habe auch erste Telefonate deswegen geführt, doch sollten das beide wollen.

Wie „funktioniert“ Partnerschaft? Was darf man sich von seinem Gegenüber erhoffen? Was, wenn man teilhaben möchte an seinem Leben, das sich unter der Woche anderswo abspielt? Ich fühle mich ausgegrenzt, bekomme ein „ich erlebe doch nichts“ oder „wir haben uns gut unterhalten“, wenn er sich mit Freunden trifft.

Verlange ich zu viel?

Ich verhalte mich sicherlich auch oftmals fehlerhaft, aber ich lasse ihn zumindest an meinem Leben teilhaben, erzähle von Telefonaten, Ereignissen aus dem Alltag, Begebenheiten von der Arbeit, Details aus Treffen mit Freunden. Wenn ich nichts berichte, gestalten sich die Telefonate zäh und wortkarg. Ja, ich habe das Thema ihm gegenüber schon angesprochen, aber es hat sich nichts geändert. Seit drei Tagen ist Pan bei seinen Eltern, aber auch hiervon gibt es – aus seiner Sicht - so gut wie nichts (die Anwesenden zum Osterfest und dass seine Mutter ihm einen Kuchen gebacken hätte) zu erwähnen. Wenn ich nicht nachfrage, erfahre ich nichts. Das schmerzt. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr, zumal ich Freunde habe, von deren Privatleben ich mehr mitbekomme und weiß als vom eigenen Partner.

Ob es an mir liegt?

Was mache ich falsch?

Vielleicht bin ich ja grundsätzlich nicht beziehungsfähig, gewähre ihm keinen Freiraum?!

Vielleicht ist sein Schweigen und Nichterzählen, ja dieses „mich auf Abstand halten“ ein Hinweis darauf, dass er mehr Freiheit braucht? Vielleicht bin ich zu beengend?

Irgendwie habe ich mir Partnerschaft ganz anders vorgestellt, aber sicher hat er eine andere Sichtweise dazu, die mit meiner nicht kongruent ist.

Am Montag habe ich mir „Handbuch der Liebe“ angesehen. Ein Film, den ich mir eigentlich mit ihm anschauen wollte, was er aber verneinte, da er jenen, nachdem er den Trailer und die Infos zum Film gesehen hatte, langweilig fand. In diesem Film, der anhand von vier Paaren die typischen Stationen einer Beziehung - von der Liebe auf den ersten Blick über Krisen und Seitensprünge bis zum eiskalten Abservieren – aufzeigt, wurde mir einmal mehr klar, wie wichtig Beziehung ist und dass man daran arbeiten muss, wenn sie nicht dahin plätschern oder vom Alltag aufgefressen werden soll, wobei ich, wenn ich rational darüber nachzudenken versuche, (fast) an den Punkt komme, dass wir uns genau darin verloren haben: in diesem Einerlei des Alltags. Und das obwohl wir uns nur am Wochenende sehen.

21:24 Uhr: Mag sein, dass ich undankbar bin, zu hohe Anforderungen an den Pan stelle, den ich die ganze Woche über nicht sehe, aber ich bin traurig. Traurig, weil er Fußball sieht. Vielleicht habe ich als Frau ja auch kein Verständnis dafür, vielleicht bin ich zu vereinnahmend, obgleich ich es – aus meiner Sicht – nicht ungewöhnlich finde, wenn ich mit ihm Zeit verbringen möchte. Zeit, in der der Fernseher nicht läuft. Zeit, die wir uns widmen, weil wir uns nur am Wochenende sehen.

Vielleicht muss ich dankbarer sein, schließlich hat er es – nach anfänglichem Hin und Her - bis eben rausgezögert: Der Fernseher läuft.

Nachdem er sich letzte Woche einen DVD-Rekorder mit digitaler Festplatte zulegte, meinte er vorhin noch, dass er das Spiel (ich weiß gar nicht, wer da bei der ARD oder im ZDF gegen wen spielt) ja aufzeichnen könne. Gesagt, getan. TV aus. Ich wollte nur mit ihm alleine zusammen sein. Pan pur, auch kein Radiogedudel, das mir sonst sehr willkommen ist. Nichts, was unsere Zweisamkeit auch nur irgendwie hätte stören können.

Bei einer heißen Schokolade und einer Tasse Tee spielten wir eine Runde Carcassonne, ein wirklich fabelhaftes Spiel, das wir in mehreren Versionen besitzen.

Danach schwappte dann leider doch wieder sein Verlangen nach Fußball hoch. „Wenn ich das Spiel jetzt live sehe, muss ich mir nachher auch gar nicht so lange Aufgezeichnetes anschauen“. Sachlich hatte er natürlich Recht, aber es stimmte mich dennoch traurig, dass ihm Fußball so wichtig war, dass er unsere stille Zweisamkeit nach so kurzer Zeit (wir trafen uns um kurz vor 20 Uhr am Bahnhof) dafür zu opfern bereit war. Aber ich wollte – mit einem möglichen Widerspruch - auch keine Disharmonie erzeugen, also sagte ich, dass ich an den PC gehen würde, schließlich kann ich mich hier bestens beschäftigen (das meine ich auch nicht ironisch).

21:40 Uhr: Eben kam er überraschend zu mir, nahm mich in den Arm. Pause, ich meine Spielpause (erfuhr ich auf Anfrage). Ich liebe diese Umarmung. Seine Umarmung, dieses Eintauchen in das Gefühl der Geborgenheit, die mich dann just in diesem Augenblick wie eine warme Woge erfasst. Da könnte ich die ganze Welt vergessen. In dieser Umarmung fühle ich mich zuhause, wie nach einer langen Reise endlich angekommen; so als ob ich die schweren Koffer der Woche, die ich von Montag bis Freitag durch die einzelnen Tage geschleift habe, endlich abstellen kann, um Luft zu holen, um einzuatmen, zu spüren, wie die Atmosphäre, die diesen wunderbaren Ort auszeichnet, aufzusaugen, um aus ihr Kraft zu schöpfen. Kraft, die nach der Trennung am Montagmorgen wieder bis Freitag reichen muss. Kraft, die ich einzuteilen versuche, um die Hürden meines Daseins für fünf weitere, lange Tage zu überwinden, bis wir uns wieder sehen und die Einsamkeit für einen viel zu kurz gelebten Moment sich jemand anderen zum quälen sucht.

Ehrlich gesagt fürchte ich mich ein wenig davor, diesen Beitrag zu veröffentlichen, weil es so viele Fußballfans gibt, die sicherlich allesamt des Pans Handeln verstehen, während ich mich mit der für mich total langweiligen Materie überhaupt nicht beschäftigen möchte.

22:16 Uhr: So wichtig scheint ihm der heutige Fußball wohl doch nicht mehr zu sein. Er suchte mich eben erneut auf, meinte, dass Bayern mit drei Toren führen würde und es für ihn insofern langweilig sei, weshalb er sich eben sogar geduscht hat.

Ich glaube, ich hole mir jetzt noch eine von diesen herrlichen Umarmungen ab ...

Es war einer dieser heißen Tage des tropisch anmutenden Sommers 2003. Damals, als ich noch im Außendienst unterwegs war, mein gebräuntes Gesicht zudem noch ein paar Falten weniger aufwies, die Sorgen des Heute auch noch in weiter Ferne standen. Seinerzeit, als ich mich wegen der Hitze fast schon ein wenig ärgerte, nicht ins Schwimmbad gegangen zu sein, bloß um dieser Verabredung, auf die ich mich zwar freute, zu schweißtreibender Stunde am frühen Nachmittag nachzukommen.

Das Vorhaben, sich einmal auf einen belanglosen Kaffee zu treffen, hegten wir schon seit 2001, das Jahr, in dem wir uns im Internet kennenlernten, wobei es bis zu jenem Tage, den 29. Juni 2003, bei der losen Absichtserklärung blieb.

Aus heutiger Sicht bin ich natürlich überglücklich, dass leidliche Schwitzen von einst im Vorfeld nicht gegen die Alternative eines erfrischenden Bads eingetauscht zu haben, denn dadurch konnten der Pan und ich unser erstes Treffen realisieren.

Ja, das war heute vor zwei Jahren ...

Um es zu vervollständigen: Sympathie empfanden wir beide, so glaube ich zumindest, schon an diesem Tag füreinander. Ich entsinne mich auch noch an die vornehme Blässe, die mich an ihm verwunderte, weil ich mir nicht vorzustellen vermochte, wie man in Anbetracht dieser zahllosen sonnigen Tage noch so hellhäutig sein konnte, obwohl ich es später, als ich erfuhr, wie sehr er sein Leben der Arbeit (und Firma) unterordnete, verstehen konnte. Zwei Wochen später – wir verabredeten uns nach täglichen Telefonaten erneut – entflammte bei den „Nürnberger Stadt(ver)führungen“, die wir im übrigen vergangenes Wochenende auch wieder besuchten, ein intensiveres Gefühl, das sich zunächst beim Pan und schließlich auch bei mir in Liebe verwandelte.

Was die Zukunft bringt, wird sich weisen ...

Wir – der Pan und ich - drehen uns schon seit Monaten im Kreis, wenn es darum geht, Probleme zu bewältigen oder im Miteinander gemeinsam ein Stück weiter zu gehen. Wir kommen immer wieder an den gleichen Punkt, an dem sich ein neuer Streit oder Disharmonie entfacht. Das zermürbt allmählich. Ihn wie auch mich. Die Hoffnung auf ein glückliches Miteinander schwindet zunehmend, raubt Kräfte, obwohl das nicht heißen soll, dass wir fortwährend streiten. So lange wir nur mit uns beschäftigt sind und das Außen des Alltags ignorieren, verläuft meinem Empfinden nach alles friedlich, doch das Leben hat nur selten Zeit für diese ersonnene Variante. Viel öfter ist es eben gerade doch durch diesen Alltag bestimmt.

Was einst als etwas Wunderbares begann (die Erinnerungen daran hege ich wie einen kostbaren Schatz, den ich mir durch die Erfahrungen der Gegenwart nicht nehmen lasse) scheitert heute ans unseren gegenseitigen Widerständen, die durch die Erlebnisse miteinander wuchsen..

Seinen Worten nach hat sich von seinen Empfindungen mir gegenüber nichts verändert, meinem inneren Gefühl nach schon, womit ich aber nicht andeuten möchte, dass der Pan mich beschwindelt. Scheinbar nehmen wir unterschiedlich wahr.

Inzwischen negieren wir beide kittende Möglichkeiten, was zusätzlich bremst.

Der Gedanke, ohne ihn sein zu müssen, zernagt mein Herz. Kann sein, dass ich inzwischen schon emotional von ihm abhängig bin?! Ich kann das nicht genau nachfühlen. Vielleicht sind es Borderline-Anteile? Ich glaube, ohne ihm etwas Böses unterstellen zu wollen, dass er damit viel besser umgehen kann. Sachlicher. Inzwischen hat er, wenn auch nur anfänglich, auch schon nach größeren Wohnungen in Hamburg gesucht.

Wie viel Leid kann und darf eine Liebe tragen? Wo sind die Grenzen, die den Kampf füreinander noch lohnenswert erscheinen lassen?

Im Moment fehlt uns beide der Glaube daran, dass wir, auch wenn wir uns lieben, eine Lösung finden, mit der wir uns beide wohlfühlen.

Mein Herz ist schwer, kalt, blutleer. Der Sinn, für den es sich zu schlagen lohnte, schmerzt so sehr, dass ich aus eigener Rücksichtnahme die „Reißleine“ gezogen habe.

Ich fühle mich durch Taten, die wider besseren Wissens geschahen, verletzt und verlassen zugleich. Es scheint, als würde sich alle gegen mich aufbäumen. Vielleicht ist es so, wie man weit geläufig annimmt, dass die, die dem Volksmund nach verrückt sind, sich für normal und alle anderen als verrückt erachten – vielleicht bin ich ja diese Verrückte? Ich fühle mich von allen Seiten unverstanden und empfinde doch klar, was ich spüre.

Der Sturz ins bekannte schwarze Loch all derer, die von ihren depressiven Emotionen eingesogen darin landen, war tiefer als bisher. Kein Licht am Ende des schwarzen Tunnels. Einfach nur schwarz. Dunkles, sattes schwarz. So als hätte sich alle Schwarze dieser Welt zu einem schmerzlichen Treffen in meiner Seele vereinigt. Ich kann nicht mehr. Ich bin krank. Im Kopf.

Ich hinterfrage jeden weiteren Atemzug.

Ich habe verloren.

Meine Liebe verlassen.

Er ist jetzt wieder frei. Muss nichts mehr aus Rücksichtnahme verheimlichen oder vorenthalten.

Vielleicht findet er sein Lachen und seine Gelassenheit wieder, die ich ihm im Laufe der Zeit gestohlen habe.

Ich will nicht, dass es reißt, dieses kostbare Band, das mich mit dem Mann meines Herzens, dem Pan, verbindet - und doch unterliegt es nun schon seit Wochen einer für uns beide Kräfte sehr vereinnahmenden, ja strapaziösen Zerreißprobe.

Dieses Wochenende war erneut einmal mehr nicht das, wozu es eigentlich dienen sollte: zur Erholung, weshalb sich zu meiner Traurigkeit ob der Beziehungsdisharmonie ein träges, und lustloses Gefühl hinzugesellt, das mich bereits am ersten Tag dieser neuen Arbeitswoche krank fühlen lässt.

Ralf, dem unser Wohlergehen scheinbar am Herzen liegt, hat gestern als neutraler Mittelsmann versucht, die verhärteten Fronten auf einen gemeinsamen Nenner des gegenseitigen Verständnisses zu bringen, wobei dieses Bemühen meines Erachtens aber auf keinen fruchtbaren Boden fiel. Andererseits könnte ich des Pans Worte „Ich will nicht so tun, als sei jetzt alles in Ordnung und ich muss auch erst alles sortieren ...“, die mich vorhin per SMS erreichten, aber auch dahingehend deuten, dass sich der eben erwähnte fruchtbare Boden temporär vielleicht auch nur unter einer zugefrorenen Eisschicht befindet, die sich aber erst zu schmelzen getraut, wenn sie einen erwärmenden Hoffnungsschimmer auf ein zukünftiges Wir in Erwägung zieht.

 

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