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Omas Krebs

1921-2005: scheinbar lang und doch so kurz ...Bin ich gefühlskalt, viel abgebrühter, als ich mir selbst je eingestehen würde, ja geradezu roh? Wie sonst soll ich mir erklären, dass es mir derzeit, abgesehen, dass ich die beiden vergangenen Nächte im Nachdenken über meine Oma recht schlecht schlafen konnte, so gut geht? Nachts bildete ich mir auch noch ein, dass ich morgens erwachen würde und ganz bestimmt nur schlecht geträumt hätte, was ihren Tod anbelangt.

Und jetzt?

Jetzt weiß ich, dass dieser Gedanke nur ersonnener Wunsch war, die Realität die (für mich) liebste Oma der Welt in einem hellem Eschesarg in der kalten, dunklen Erde vergraben hat. Wieso kann ich damit, wovor ich Zeit meines Lebens so viel Angst hatte, auf einmal so gut umgehen? Ich habe das Gefühl, als fühle ich nichts, dabei habe ich doch noch gestern in der Kirche geweint, auch am Grab ...

Mein Herz wird sie auch über ihren Tod hinaus immer begleitenLiegt es daran, dass ich in der Person, die die letzten Tage im Krankenhaus lag, meine Oma nicht wieder erkennen konnte? Liegt es daran, dass diese leblose Person, die am Freitag Abend aufgebahrt wurde, nicht im entferntesten an meine Oma erinnerte? Liegt es daran, dass meine Oma mein Leben viel zu lang begleitet hat, als dass sie jetzt einfach daraus scheiden kann? Lässt mein Herz nicht zu, was die Sterbeurkunde nachweislich beweist?

Ich weiß es nicht ...

Alex, mein Onkel, steht unter Medikamenten, lebt, seinen eigenen Worten zufolge, derzeit wie in Trance, ist nicht mehr aufnahmefähig, ist zunächst auch erst einmal krank geschrieben, wobei ich nicht weiß, ob ich das für gut heißen soll, wenngleich ich es verstehen kann.

Aber was macht er nächste Woche, wenn alles hektische Treiben, das ihn die vergangenen Wochen in Sorge um meine Oma umgab, wegfällt, langsam Ruhe einkehrt und er plötzlich wieder Zeit für sich hat, vielleicht viel mehr als ihm lieb ist? Dass er Ruhe braucht ist klar, ich kann nur nicht sagen, ob diese Stille, in der ihm soviel Zeit zum Nachdenken bleibt, ihn nicht auffressen wird. Gestern erläuterte er mir, dass er derzeit nach wie vor noch jeden Tag von Wertheim nach Wiesbaden (einfacher Weg 130 Kilometer) fährt, bloß um das Gefühl zu haben, als sei alles noch so wie die Wochen zuvor. Zeit seines Lebens verbrachte er nahezu jedes Wochenende bei seinen Eltern. „Ich weiß nicht, ob ich das schaffe, mein Leben neu zu orientieren“, meinte er gestern Nacht noch zu mir. Klar wird er künftig auch weiterhin meinen Opa, seinen Vater, besuchen, doch das ist etwas anderes, schwierig zu erklären, wenn man meinen Opa, der der Konversation kaum mächtig ist (trotzdem ein herzensguter Mensch ist), nicht kennt. Antrieb war meine Oma. Sie war der Magnet, der die Familie zusammenhielt, meinte meine Mutter.

Morgen,10.30 Uhr, ist die Beerdigung. Heute, 18 Uhr, wird meine Oma – in ihren Lieblingskleidern - noch einmal aufgebahrt. Alex erzählte mir, dass er das mit den Bestattern so arrangiert hat, dass meine Oma mein rotes Steinherz, an das sich meine Oma noch in der Stunde ihres Todes klammerte, mit ihren Händen umschließen wird, während die selbst gebastelte persönliche Sorgen- und Nöte-Schachtel auf ihrem Kopfkissen ruhen wird.

Den Worten meiner Mutter zufolge haben sich die drei Kinder meiner Oma zumindest gestern soweit verstanden, dass sie, alles was die Beerdigung betrifft, eine relativ streitlose – außer den Disharmonien, was die Totenanzeige anbelangt - Übereinkunft fanden: Sie entschieden sich für einen italienischen Sarg mit weißen Satin und einem feinen Kopfkissen. Musikalisch gäbe es neben der gewöhnlichen Orgelmusik auch jemanden, der Geige und Flöte spielt. Das Grab befände sich an so einer aparten und idyllischen Stelle, dass meine Mutter sich dahingehend äußerte, dort auch ihren letzten Frieden finden zu wollen. Bei den Blumenkränzen agierte sowieso jeder einzeln. Soviel zu den mir per Telefon zugetragen Fakten.

Mein anderer Onkel wird meinen Opa am Sonntag vorerst einmal für die nächsten Wochen mit zu sich nehmen, damit er dort vielleicht ein wenig Abstand von dieser traurigen Gewissheit, mit der wir uns nun alle auseinander zu setzen haben, gewinnt.

Meine eigenen Gefühle kann ich derzeit gar nicht beschreiben. Einerseits sagt mir mein Verstand, dass meine Oma tot ist, weshalb ich mich innerlich irgendwie auch so sachlich fühle, ... ich weiß nicht, wie ich es besser formulieren könnte. Andererseits lebt meine Oma in mir aber noch, so dass ich das ganze Sterben und Nichtmehrdasein von seiner Tragweite noch nicht wirklich gefasst habe, deshalb auch nicht wirklich durchdrungen bin von dieser Traurigkeit, die mir bisher einzig meine Ratio aufoktroyiert, wobei ich Mittwochnachts durchaus eine Phase hatte, in der das Bewusstsein über ihren Tod mich auch emotional durchdrang und dieser Heulanfall zunächst auch nicht mehr abebben wollte. Gestern früh trug sich eine ähnliche Begebenheit des Gefühlezulassens zu. Seltsam, wenn ich jetzt daran denke, schwappen diese Emotionen auch wieder hoch. Sei es das riesige Nutellaglas, das meine Oma dem Pan zu Weihnachten schenkte, die vielen Quittengeleegläser, die meine Oma bei meinem Onkel in Auftrag gab, um ihm, dem Pan, eine Freude zu machen (meine Oma selbst ging ja nicht mehr einkaufen), von denen hier noch neun Stück stehen. Seien es die Kissen auf dem Sofa, die Strümpfe und die Unterwäsche, die sie schenkte. In allem sah, spürte und vermisste ich sie. Alles hat sie einmal berührt, was jetzt nicht mehr möglich ist. In all dem steckt ein bisschen von meiner geliebten Oma. Ist das nicht sonderbar?

Und als wir gestern das eine Geleeglas in den Kühlschrank stellten, hatte ich das Gefühl, als würde ich meine Oma dort hinein legen, sah es fast als Äquivalent zum Kühlhaus, in dem sie mein Verstand, aber nicht mein Herz (!) wusste. Ist das nicht alles absurd?!

Jetzt hat er sie sich tatsächlich geholt. Meine Oma ist tot. Ich kann gar nicht sagen, wie ich mich fühle. Es war furchtbar. Ich kam 20 Minuten zu spät, traf meine Patin auf der Treppe des Krankenhauses, die mich zu der Türe des Zimmers führte, in dem bereits meine Mutter, meine beiden Onkel, mein Opa und meine Schwester Abschied nahmen. In meinem 36-jährigen Leben habe ich noch niemals eine toten Menschen gesehen. Ich hatte Angst, die Tür zu öffnen, wusste nicht, wie ich reagieren würde.
Dann ging die Tür plötzlich von innen auf, wobei ich gar nicht mehr sagen kann, wer mir entgegen kam. Ich schritt hinein ...

Es fiel mir schwer, in diesem bleichen Etwas, dessen Mund – fast wie vom Entsetzen durchdrungen - weit geöffnet war, auch wenn sich das grausam anhören mag, meine Oma wieder zu finden. Gütiger Himmel, war das sie? Ihre Hände verloren zunehmend an Farbe, wurden mit bleibender Verweildauer auch immer kälter. Ich bin noch immer ganz durcheinander, kann das alles noch gar nicht realisieren, erfuhr aber von irgendeinem der Anwesenden, dass zum Zeitpunkt ihres Todes alle ihre drei Kinder, sprich meine Mutter und meine beiden Onkel, bei ihr waren. Meine Schwester versuchte zeitgleich noch meinen Opa zu holen (Hin- und Rückweg zum Krankenhaus von ihm nimmt ca. 20 Minuten in Anspruch), doch auch sie kamen zu spät. Meine Schwester rang um Fassung, mein einer Onkel (Alex), der, der meine Oma auch zu Hause pflegen wollte, entwich sie in einem erbitterten Heulkrampf, der nahezu alle Umstehenden auch zwangsläufig dazu brachte, wieder zu weinen. „Tschüss Mamme“, hatte er gesagt und wollte mit einem letzten Abschiedskuss das Zimmer verlassen, bis es aus ihm herausbrach, er meine Oma umarmte und sie nicht mehr zu küssen aufhörte, bis meine Schwester und die später noch dazu gekommene Großnichte ihn von ihr losrissen.

Nicht sehr viel später kam mein Bruder, der froh war, wie so viele andere auch, dass meine Oma nun endlich von ihrem Leiden erlöst ist. Er streichelte ihr über die Wange und sagte leise und unter Tränen „Adieu“, was so rührend war, dass wir, die Umstehenden, ebenfalls wieder zu weinen begannen.

Der einzige, der nicht in der Lage ist, Gefühle zu zeigen, ist mein Opa. Er kann es einfach nicht. Er meint es definitiv nicht böse, weiß aber nicht, wie er damit umgehen soll. Schon von jeher. Er blieb sachlich, zurückhaltend. „Aus der Traum“, war neben der Frage, ob der Schrank im Krankenhaus ausgeräumt sei und Themen, die die Bestattung betreffen, das einzige, was ihm diese Tragödie betreffend, über die Lippen huschte. Und doch wissen wir, die Familie, dass ihm der Tod seiner Frau, sehr nahe geht. In den Arm nehmen lässt er sich aber auch nicht. Dafür ist er zu schüchtern – ganz ehrlich!

Alex erzählte mir auch, dass meine Oma heute den ganzen Nachmittag das kleine, faustgroße, rote Steinherz, das ich ihr vor etlichen Wochen – gleich zu Beginn ihrer Krebsdiagnose – mitbrachte, um ihr damit zu signalisieren, dass ich mit meinem Herzen immer bei ihr sei, auch wenn ich persönlich nicht anwesend sein könne, in der Hand hielt, es auch nicht mehr losließ. Sie hatte es im übrigen immer in ihrer Nähe, nahm es auch jedes Mal mit ins Krankenhaus und selbst als sie schon sehr geschwächt zuhause war, lag es immer nur eine Handlänge von ihr entfernt. Alex fragte mich, ob ich das Herz und meine für sie selbst gebastelte persönliche Sorgen- und Nöte-Schachtel als Andenken an sie haben wollte, was ich natürlich verneinte. Für mich ist klar, dass das Beigaben für den Sarg sind, sofern das die Bestatter erlauben, denn mein Herz soll immer bei sein, auch über den Tod hinaus.

Nächsten Freitag wäre die gütigste Frau, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, 84 Jahre alt geworden. Zu ihrem Glück hat sie ihn nicht mehr erleben müssen. Die Umstände wären alles andere als feierlich gewesen.

Und trotzdem, ... jetzt ist sie einfach weg. Ich habe das Gefühl, als müsste ich mein Leben nun neu ordnen.

Irgendwann kamen die Pfleger, haben uns gebeten, das Zimmer für eine Viertelstunde zu verlassen, damit sie meine Oma „fertig“ machen können. Sie kamen zu dritt ins Zimmer, hatten Handschuhe an.

Im Anschluss nahmen meine Schwester, meine Mutter, meine Großnichte und ich noch einmal persönlich und jeder für sich alleine Abschied von meiner Oma. Den Mund hatten sie ihr inzwischen mit Mullbinden um den Kopf herum zugebunden, was so lange gemacht wird, bis die Totenstarre durchdringend eingetreten ist (dann bleibt der Mund später auch zu). Auf mich wirkte es vom Anblick her ein wenig so, als ob sie Zahnschmerzen hätte. Meine Schwester war die erste, die ein allerletztes Mal persönlichen Abschied von meiner Oma nahm. Als ich in das Zimmer ging, die Türe hinter mir schloss, mit dieser toten Person, die meiner Oma optisch annäherungsweise glich, alleine war, überkam mich Angst. Ich konnte mich nicht dagegen wehren, fand das meiner Oma gegenüber auch unfair, wollte etwas Liebes sagen, doch ich war so durchdrungen von dieser Angst, dass sie mein Herz beengte und mich zum weiteren Weinen veranlasste. Ich versuchte mich zusammenzureißen, erinnerte mich zwanghaft an Worte, die ich ihr einst im wachen Bewusstsein mitteilte, damals, als mein Herz mir die Worte von ganz alleine auftrug. Ich wollte nicht, dass sie die Angst spürte. Das hatte sie nicht verdient, hätte sie traurig gemacht, weil meine Oma mit Sicherheit die allerletzte Person auf Erden ist war, vor der man Angst haben muss.

Wenn ihr Geist, ihre Seele oder wie auch immer man das Verbleibende bezeichnen mag, vorausgesetzt es gibt es, irgendwo noch existieren sollte, hoffe ich, dass es ihr jetzt dort, wo sie ist, besser gehen mag und sie nicht traurig ist, weil sie uns zurückgelassen hat. Ich möchte nur nicht, dass sie sich dort, wo sie ist, alleine fühlt!

Wenn es ihr gut geht, lasse ich sie gerne gehen.

Es scheint soweit zu sein. Eben erhielt ich eine SMS von meiner Mutter: „Hallo Patty, kann Dich telefonisch nicht erreichen. Heute Morgen hat das Krankenhaus angerufen. Oma geht es sehr schlecht ... bald Ende, ist auch so, Atemprobleme, alle sind da. LG Mam“

Habe dann in der ganzen Verwandtschaft nähere Infos zu erhalten versucht, doch ich bekam keinen ans Telefon. Das Handy meiner Mutter klingelt ins Leere. Dann traf ich doch meine Schwägerin an, die aber auch nichts Genaues wusste, außer dass meine Schwester heute früh mit dem Krankenhaus telefoniert hat und die Ärztin ihr mitteilte, dass es Komplikationen gegeben hätte, die Nieren hätten bereits versagt, sie habe zudem sehr lange Atemaussetzer. In den nächsten Stunden, spätestens heute Nacht würde sie sterben.

Das ist mein aktueller Stand der Dinge.

Werde jetzt gleich losfahren, ... Fahrtdauer ca. 40 Minuten. Ob sie dann noch lebt? Aber selbst wenn, ... habe Angst vor dem Szenario, das mich vor Ort erwartet.

Magensonde oder nicht - das ist eine vieler Fragen, die sich die unmittelbaren Verwandten meiner Oma, ihr Mann, ihre zwei Söhne und meine Mutter, zu stellen haben. Dass diese Frage so viel Unstimmigkeiten aufwirft, dass sich - ob der Entscheidungslosigkeit - selbst das Krankenhauspersonal darüber wundert, finde ich abscheulich.
Fakt ist, meine Oma isst seit einigen Tagen gar nichts mehr, was wohl daran liegt, dass sie so gut wie gar nicht mehr bei Bewusstsein ist. Die Augen sind zumindest immer geschlossen, der Sprache ist sie auch nicht mehr mächtig, wobei wir, die Familie, vermuten, dass sie gelegentlich doch wahrnimmt, dass jemand da ist. Sie wird derzeit mit Medikamenten und Flüssigkeit versorgt, vom Krankenhauspersonal alle zwei Stunden – nach Plan – gewendet. Bedingt durch die fehlende Nahrung nimmt sie natürlich immer weiter ab, was auch die Knochen immer weiter zum Vorschein kommen lässt, so dass das permanente Liegen auf immer weniger Fleisch auch immer schmerzlicher wird. Von meinem Bruder erfuhr ich vorhin, dass die Ärzte meinten, dass eine Magensonde, diese würde zumindest ihr bisheriges Gewicht halten, wenig Sinn macht, da die Metastasen schon so weit in den Magen gestreut hätten, dass sie die zugeführte Nahrung nicht bei sich behalten würde und sie es insofern aus ethischen Gründen ablehnen, um ihr Leid nicht zusätzlich durch Erbrechen zu erschweren. In drei bis vier Wochen wäre sie dann verhungert ...

Mehr Zeit haben ihr die Ärzte aber generell nicht gegeben. Nun haben sie zu entscheiden. Mein einer Onkel ist dafür, meiner Oma eine Magensonde zu verabreichen, damit ihr das Liegen nicht so viel Schmerz bereitet, mein anderer Onkel will die Magensonde nicht, auch weil man meine Oma dann zusätzlich anschnallen müsste, damit sie ruhig liegt, was er seiner Mutter verständlicherweise nicht antun will.

Aber nicht nur das: Der eine Onkel will meine Oma in ein Hospiz (Hospizarbeit ist Sterbebegleitung durch befähigte ehrenamtliche Hospizhelfer, die gemeinsam mit Medizinern, Pflegekräften, Sozialarbeitern und Theologen sterbenskranken Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt zur Seite stehen, wobei die Verwandten jederzeit und so lange sie wollten zu Besuch kommen könnten) geben, der andere Onkel will sie zuhause bei meinem Opa betreuen, sich dafür auch unbezahlten Urlaub nehmen. Beide Onkel, das erfuhr ich zudem von meinem Bruder, erpressen meinen Großvater. Jeder damit, ihn, den 78-jährigen, im tiefsten Leid stehenden Mann, der gerade selbst damit zu tun hat, seine Frau, mit der er 50 Jahre verheiratet war, zu verlieren, in Zukunft alleine zu lassen, wenn deren Wunsch – Pflege zuhause oder im Hospiz - nicht durchgesetzt wird. Ehrlich gesagt fehlen mir die Worte. Wenn das meine Oma, die immer darum bedacht war, dass alle MITEINANDER und nicht gegeneinander agieren, dass Harmonie und nicht Missklang Raum im Leben aller Beteiligen Platz findet, wüsste, würde sie aus Rücksichtnahme wahrscheinlich gleich sterben, das aber zutiefst betroffen.

Die Differenzen gehen aber noch weiter. Geld lautet das Thema, was die Gemüter zusätzlich entfacht. 1500 Euro müssten die oben genannten Beteiligten (Opa, beide Onkel und meine Mutter) zusätzlich monatlich bezahlen, um meine Oma im Hospiz unterzubringen. Ich will da jetzt aber nicht ins Detail gehen ...

Meine Geschwister und ich haben in diesem Belang aber nicht viel mitzureden, sind erst das nächste Glied in der Verwandtschaftskette und sind deshalb gezwungen, uns dieses familiäre Leiden mitanzusehen, obgleich wir nach allen Seiten schlichtend einzuwirken versuchen.

Ich hasse mein Leben!

Was jetzt passiert, geht unter die Gürtellinie, fern ab jeglichen Feingefühls, aber ich erkläre es mir anhand der dramatischen Situation meine Oma betreffend, die emotional sehr aufwühlend ist und einen klaren, sachlichen Blick sicherlich lähmt. Wie gut, dass das meine Oma nicht mehr mitbekommt! Im Laufe des heutigen Abends haben mich meine beiden Onkel, die Söhne meiner Oma, angerufen, um mir ihre Enttäuschung ob des Verhaltens meiner Familie, sprich meinem Vater, meiner Mutter (also ihrer Schwester), meinem Bruder mit seiner Familie sowie meiner Schwester mit der ihrigen, mitzuteilen. Während erster Onkel mich noch bat, vorläufig die Kommunikation mit seinem Freund in Venezuela, den er dieses Jahr noch zu ehelichen gedachte, zu übernehmen, weil er derzeit so durch den Wind sei, verlor der nächste schon recht bald komplett die Selbstkontrolle und wies unserer Familie eine Kollektivschuld zu, weil sich keiner – außer er, sein Bruder (also der andere Onkel) und mein Opa - um meine Oma kümmern würde. Weil wir nicht kämen, würde meine Oma einen qualvollen Tod sterben, da sie spüren würde, dass etwas nicht in Ordnung sei. Meine Schwester habe er im Krankenhaus das letzte Mal vor vier Wochen gesehen, was definitiv nicht wahr ist. Ob ich nicht wisse, was meine Oma alles für uns getan habe. Mein Bruder erdreiste sich in den Urlaub zu fahren, mein arbeitsloser Vater käme gar nicht vorbei und meine Mutter, aber das sagte dann der andere Onkel, würde meiner Oma nur Pseudobesuche abstatten. Die größten Angriffe betrafen jedoch meine Mutter, die ich in Schutz zu nehmen versuchte, was meinen Onkel nur noch wütender und lauter werden ließ, wobei er mir lautstark zu verstehen gab, dass das erst der Anfang sei, ich hätte ihn nämlich noch nie wütend erlebt. Ich will das jetzt alles gar nicht wiederholen, was er in einem dröhnenden und wutentbrannten Ton von sich gab. Die Familie zerfällt ...

Unser ganzes Verhalten hätte meine Oma nicht verdient. Dass meine Mutter derzeit – August ist der Monat, in dem sich die meisten Kollegen frei nehmen, weshalb für die Dagebliebenen viel Arbeit vorhanden ist – besonders viel zu tun hat, so dass sie erst nach der Arbeit ins Krankenhaus kann, interessierte ihn nicht. Dass meine Mutter nach ihrer Totaloperation vor zwei Jahren, ebenfalls wegen Krebs, selbst nicht mehr die ist, die sie einst war (sie hat seitdem auch einen Behindertenausweis), interessierte ihn auch nicht. Ihn interessierte gar nichts. Nach jedem dritten Satz fragte er mich im übrigen, ob ich verstehe, ich sei ja schließlich schon erwachsen, ...

Nein, ich gehe jetzt nicht weiter ins Detail, erwähne vielleicht nur noch den Zustand meiner Oma, der die Ärzte maximal noch einen Monat gegeben haben. Gestern hat sie in dem einen Onkel ihre eigene Mutter gesehen. Heute hat sie noch nicht mal mehr die Augen aufgemacht ... und dass sie seit Tagen nichts mehr isst und trinkt, hatte ich glaube ich auch schon erwähnt. Das Morphium wird derzeit über Pflaster verabreicht. Das Krankenhauspersonal hat gesagt, dass meine Oma stets alle angeschlossenen Schläuche herausreißen würde.
Nächsten Dienstag, sollte sie bis dahin noch leben, kommt meine Oma auf Veranlassung meiner beiden Onkel in eine private Kurzzeitpflege, die Sterbende betreut.

Mir selbst fehlt momentan die Kraft, dazu Stellung zu nehmen, was vielleicht auch daran liegt, dass der Pan und ich eben wieder in telefonischer Disharmonie auseinander gingen. Mag sein, dass ich derzeit überreagiere, aber momentan genügt ein Lufthauch, um mich aus der Bahn zu werfen.

Ich bin heute im übrigen zuhause geblieben, weil die Schwellung meiner Elle sich so sehr intensiviert hat, dass mein ganzer Arm, angefangen von der Achsel bis hinunter zum Handgelenk (eine derart ausgeprägte Reaktion hätte ich bei einem Bienenstich niemals für möglich gehalten), vom Wasser aufgequollen ist. Zuhause konnte ich zumindest die Kühlbeutel wechselweise von meinem Arm ins Gefrierfach legen, wobei mein „Speckarm“ derzeit – nach 53(!) Stunden noch immer extrem geschwollen ist.

Außerdem tätigte ich heute auch den Anruf bei den zwei genannten Therapeutinnen, wobei eine von beiden bis zum 7. September im Urlaub ist und die andere mich bisher leider nicht zurückrief, obwohl ich sie – und das mache ich nun wirklich nicht gerne – auf Band darum gebeten habe (habe auch zweimal meine Telefonnummer gesagt).

Im Moment scheint mein Leben keine Sonne zu kennen. Wann gibt es endlich wieder einen Strohhalm, an den ich mich klammern kann, ein Erlebnis, das zum Lächeln animiert, einen Funken namens Hoffnung, der Mut zum Glauben lässt?

In einem derartigen Zustand wie heute habe ich meine Oma bisher noch nicht gesehen..Das ist von meiner Oma geblieben. Klar gab es mal „Auszeiten“, aber dauerhaft – ich war vier Stunden im Krankenhaus – war sie noch nie (außer unmittelbar während und nach ihrem letzten Schlaganfall) so geschwächt, so wortlos, so „daneben“. Ich kann auch nicht wirklich sagen, wie viel sie mitbekommen hat. Müsste ich schätzen, würde ich 20 Prozent sagen. Nach Auskünften meiner Mutter, die heute Abend auch noch einmal vor Ort war, konnte sich meine Oma aber zumindest an meinen Besuch erinnern. Ansonsten war sie kaum in der Lage zu reden.So sah sie Ende Mai aus Ihre äußerst raren Versuche, überhaupt etwas zu sagen, scheiterten meistens am Verstehen der Zuhörenden, meist meinem Onkel und mir, da meine Oma entweder viel zu leise oder sinnentfremdet sprach, wobei „sprechen“ in diesem Zusammenhang sicherlich der falsche Ausdruck für ihre kargen Worte war. Einmal sagte sie „13 Kuchen“, einfach so. Ich wusste nicht, was sie mir damit mitteilen wollte, fragte, ob sie ein Stück Kuchen haben wolle, was sie aber verneinte. Ich schnitt und feilte ihr die Fingernägel, rasierte ihr ihren Damenbart, cremte sie ein, frisierte und liebkoste sie abermals. Ihre Mimik schien bis auf ganz wenige Ausnahmen eingefroren, steif und leblos, so dass es mir dadurch leider nicht möglich war zu erkennen, ob ich ihr mit meinem Tun einen Gefallen erweise, obwohl sie die meiste Zeit davon sowieso schlief.

Irgendwann gab sie mir und meinem Onkel eine Sitzplatzänderung zu verstehen. Sie wollte aufrecht sitzen, worauf wir sie samt Bett anhoben. Tränen ronnen über ihre Wangen. Sie wollte uns etwas mitteilen, doch wir verstanden zunächst beide nicht. Dann äußerte sie sich dahingehend, dass sie Schmerzen habe. Mein Onkel fragte nach, wo es ihr denn wehtue, doch sie konnte sich nicht artikulieren, weshalb ich sie bat, uns die Stellen mit der Hand zu zeigen. Sie fasste sich, wahrscheinlich suchte sie aber bloß die richtige Stelle, an die Schulter, dann in die Herzgegend, wobei sie im Anschluss gerade dabei war, in Richtung Magen zu wandern, ... dann sagte sie: „da läuft’s“ ...

Ich wusste für einen kurzen Augenblick nicht, was sie meinte, dann sah und roch ich die braungrüne Flüssigkeit, die sich aus der Windel (da sie an einen Katheder angeschlossen ist, ist die Windel, aber das ist jetzt lediglich die Interpretation meines Onkels, nicht wirklich dicht) ins Bett ergoss. Meine Güte, sie tat mir echt so leid. Ich umarmte sie und sagte, dass das überhaupt nicht schlimm sei. Ich kam aus dieser Umarmung zunächst auch überhaupt nicht mehr frei, weil sie mich festhielt, was mir natürlich lieb war. Und doch – mir stieg der Geruch intensiv in die Nase. Ich musste mich zusammenreißen, dass mir nicht schlecht wurde, wobei ich mich in diesem Belang über mich selbst ärgerte, weil ich mir wünschte, dass ich über diesem Geruch stehe. Ich atmete flach. Klar ließ ich meine Oma nichts davon merken. Ich wollte einfach nicht, dass es mir etwas ausmacht, aber es machte mir etwas aus. Ich fühlte mich schwächlich und gemein meiner Oma gegenüber. Um die Details zu komprimieren: Mein Onkel klingelte nach den Schwestern, die das Malheur dann wieder in Ordnung brachten.

Sorgen- und Nöte-Schachtel


Eigentlich hatte ich meiner Oma noch ein Schächtelchen mitgebracht: Eine selbst gebastelte persönliche Sorgen- und Nöte-Schachtel, deren Boden ich mit getrockneten Rosenblättern auslegte. Anbei gab es folgende Anleitung:


  1. Schachtel öffnen
  2. Sorgen und Nöte hinein geben
  3. Schachtel schließen
  4. Sich guten Gewissens zurücklehnen, weil ...
auf Rosen gebettete kleine, aber sehr tapfere Sorgenhelferlein, die nur im Dunkeln arbeiten können (deshalb muss die Schachtel auch immer geschlossen sein!), sich deiner Ängste und Befürchtungen annehmen, um sie mit Sanftmut und liebevoller Fürsorge zu heilen.

Und wenn Du das nächste Mal die Schachtel öffnest, werden die mutigen Helferlein Deine Ängste jedes Mal mit aller Behutsamkeit und Sorgfalt in Obhut nehmen.


Leider bekam sie davon aber nichts mit, obwohl die auf ihrem Nachttisch stehende Schachtel zu einem späteren Zeitpunkt ins Interesse ihres Blickfeldes geriet, sie auch danach griff, wobei sie aber bedauerlicherweise nicht verstehen konnte, was es mit dieser ominösen Schachtel auf sich hat.

Vielleicht krabbeln die kleinen Sorgenhelferlein in Anbetracht der Schwere des Zustands meiner Oma ja vielleicht ausnahmsweise mal von alleine aus ihrem duftenden Terrain, um sie von ihren Sorgen und Nöten zu befreien.

Mein Onkel hätte gestern einen Vortrag halten sollen. Er war auch schon in den örtlichen Medien angekündigt. Nachdem das mit meiner Oma, seiner Mutter, gestern aber so eskaliert ist, sagte er ihn kurzerhand ab.

Den Auskünften meiner Mutter zufolge hat mein Onkel gestern Abend - am Bett meiner Oma - wie ein Schlosshund geweint. Sie sei wieder völlig friedlich und lieb gewesen. Er wollte die ganze Nacht bei ihr bleiben, weil sie sich so alleine fühlte und ängstigte.

Meine Mutter sprach von einer "Vorahnung", Iris, die Tochter einer verstorbenen jüngeren Schwester meiner Oma,die an der gleichen Krankheit verstarb, auch.

Sie solle morgen früh ja wieder aufwachen, habe meine Mutter zu der ihrigen gesagt.

Ist das fair, ihr, meiner Oma, unseren Willen unter diesen lebensunwerten Umständen aufzudrängen?

Ich weiß, dass meine Oma vom Grundtenor nicht gehen möchte, weil sie so sehr an der Familie hängt, aber das bißchen Leben, was man ihr medizinisch noch zugeseteht, ist ohne jegliche Lebensqualität.

Muss jetzt los, habe einen langen Anfahrtsweg zu meinem 9 Uhr-Termin.

Erst danach werde ich mich erkundigen können, wie es meiner Oma heute geht und was es mit der Vorahnung meiner Mutter auf sich hat.

Die Freude währte nur kurz: Von Freitag bis heute, Montag. Jetzt liegt sie wieder im Krankenhaus: meine Oma.

Das Entsetzen scheint kein Ende zu kennen, es malträtiert sie und damit auch uns, die Familie, mittelbar. Als ich heute Mittag mit meiner Mutter telefonierte, erzählte sie mir, dass meine Oma, die Frau, die verletzendes Verhalten höchstens aus schlechten Filmen kennt, meinen Opa während eines Gefechts das Hemd zerrissen habe. Sie habe ihn angeschrieen, zudem auch gespuckt.

Mein armer Opa.

Ich hoffe, er weiß zu differenzieren, dass dieses Verhalten nicht seine Frau ist. Und trotzdem – es muss schockierend sein. Am Nachmittag schrie meine Oma das ganze Haus zusammen. Alle wollen sie umbringen. Sie fragte nach meinem Vater, den mein Opa auch sofort alarmierte. Als er dann da war, flehte sie ihn ca. fünf Minuten an, ihr zu helfen. „Hilf mir, hiiiiiilf mir, kreischte sie, „die wollen mich alle umbringen“. Er wollte ihr etwas zu trinken geben. Sie schlug im das Glas aus der Hand, brüllte: „Du Mörder, Du hast Deine Frau geschlagen, hau ab.“

Dann tobte sie weiter um Hilfe schreiend.

Die Hausärztin kam, wollte ihr eine Beruhigungsspritze geben. Mein Oma bäumte sich jedoch mit aller Macht dagegen auf. Mein Opa und mein Vater mussten sie gewaltsam festhalten, um der Ärztin überhaupt die Möglichkeit zu geben, an ihren Arm zu gelangen. Mein Vater wurde beauftragt, Medikamente zu holen. In einer halben Stunde sei alles vorbei, meinte die Ärztin, die erläuterte, dass diese Reaktionen einerseits von den Medikamenten, andererseits vielleicht auch daher rühren könnten, dass der Tumor ihr schon zu Kopf gestiegen sei, wobei letzteres die Aussage von meinem Onkel war, der diese Information wiederum von meinem Opa hat, was möglicherweise bedeutet, dass sie ein wenig entfremdet ist, was ich deshalb sage, weil es mir unmöglich scheint, dass der Tumor von der Bauchspeicheldrüse in diese Rasanz so gewachsen sein kann. Gestreute Metastasen mögen inzwischen sicherlich auch im Kopfbereich sein, aber gleich der ganze Tumor? Im Mai war er, soweit ich mich entsinne, 7 x 8 cm groß. Wie auch immer, es ändert ja sowieso nichts ...

Lange Rede, kurzer Sinn: Sie kam wieder ins Krankenhaus.

... bin jetzt am Warten auf meine Mutter, die derzeit noch vor Ort ist. Eigentlich muss ich noch einen Artikel schreiben, doch ich kann mich einfach nicht konzentrieren.

Ich kann mich nicht mehr beruhigen, muss ständig an das nicht mehr lebenswerte Sein meiner Oma, die noch vor drei Monaten eine so starke und liebenswerte Persönlichkeit besaß, denken. Was ist von ihr geblieben? Sie kämpft einen Kampf gegen sich selbst, gegen den wütenden Krebs in ihr, gegen die Medikamente, die ihr Verhalten und ihr Bewusstsein beeinflussen. Keine Frage, ich liebe sie natürlich ungemindert, aber was ist das noch für ein Leben?
Durch meinen Fuß des Gehens relativ beeinträchtigt, aber auch wegen eskalierenden partnerschaftlichen Disharmonien haben wir meine Oma dieses Wochenende nicht besucht. Von meiner Mutter erfuhr ich gestern Abend, dass meine Oma sich inzwischen wund gelegen hätte. Da ich den Begriff nur den Namen nach kannte, mir plastisch aber recht wenig darunter vorstellen konnte, habe ich mich eben noch schnell bei google in der Bildersuche unter „Dekubitus“ eingelesen, besser eingeschaut, um mich dann mit Erschaudern und großem Bedauern darüber, dass diese Pein meiner Oma jetzt leider auch nicht erspart bleibt, davon abzuwenden.

Als Erläuterung zum Dekubitus (Wundliegen) fand ich unter anderem Folgendes:

Ein Dekubitus verursacht dem Patienten permanent starke Schmerzen, die oft nur mit entsprechenden Schmerzmitteln zu stillen sind. Jede Bewegung und Aktivität wird zur Qual. Der in der Regel zwei- bis dreimal täglich stattfindende Verbandswechsel stellt sowohl für den Patienten als auch für die entsprechende Pflegekraft eine enorme Belastung dar. Die Therapie eines Druckgeschwürs nimmt häufig Monate in Anspruch. Neben den Schmerzen bewirkt ein Dekubitus eine starke psychische Belastung. Patienten äußern sich oft in der Form, dass sie sich vorkämen, als verfaulten sie am lebendigen Leibe. Der Kontakt zu anderen Menschen, häufig selbst zu nächsten Angehörigen, wird gemieden. Depressionen sind oft die Folge.

Zumindest die monatelange Heilung ihres Druckgeschwürs wird ihr aufgrund der Schwere ihrer Krankheit erspart bleiben. Mein Vater sagte gestern, dass er ihren Tod spüre. Meine Mutter berichtete von einem schlechten Tag gestern, von Depressionen. Nachdem meine Oma am Freitag aus dem Krankenhaus kam, sie über Nacht mehrfach einnässte, was für die Beteiligten insofern anstrengend war, als dass sie das Bett mehrfach be- und meine Oma mehrfach umziehen mussten, hat sie seit Samstag wieder einen Katheder. Trinken täte sie so gut wie nichts, selbst unter größter Mühsal und diverser Bemühungen der unterschiedlichsten Personen würde sie kaum etwas Flüssiges zu sich nehmen, was meine Mutter heute ihrer Hausärztin vortragen möchte, um zu erwirken, dass meine Oma ggf. zuhause an den Tropf gelegt wird.

Wenn ich sie noch einmal sehen wolle, sollte ich mich beeilen, meinte meine Mutter. Gestern hätte meine Oma alle zu sich gerufen, um Abschied zu nehmen ...

Ich habe Angst, will sie nicht gehen lassen, bange, wenn das Telefon klingelt, weil ich mich davor fürchte, DIE unliebsame Nachricht hören zu müssen, weiß, dass sie kommen wird, will sie aber nicht wahrhaben, obwohl das Fürchten davor dann ein Ende hätte.

Ich habe aber auch Angst vor dem, was danach kommt. Die Veränderungen, die damit einhergehen. Mein Opa möchte dann ins Altersheim, erzählte mir meiner Mutter gestern zudem. Weihnachten wird das erste Mal ohne meine Oma stattfinden. Es wird leer sein. Ich könnte bereits jetzt weinen, wenn ich daran denke. Die ganze Familie wird da sein, nur sie nicht. Wenn ich ihr nur helfen könnte.

 

twoday.net AGB

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